Kronprinz Wilhelm von Preußen

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Friedrich Wilhelm Victor August Ernst, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, ab 1919 Wilhelm Prinz von Preußen – geboren am 6. Mai 1882 im Marmorpalais in Potsdam; gestorben am 20. Juli 1951 in Hechingen – war in den Jahren der Regierung seines Vaters Wilhelms II. von 1888 bis zur Abschaffung der Monarchie in der Novemberrevolution von 1918 preußischer und deutscher Kronprinz. Durch den Tod Wilhelms II. wurde er 1941 Chef des Hauses Hohenzollern.

Leben

Als Kronprinz

Wilhelm war der erste Sohn des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm, der im Dreikaiserjahr 1888 als Wilhelm II. deutscher Kaiser wurde, und der Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Seine Schulzeit verbrachte er im Plöner Prinzenhaus. Anschließend studierte er von 1901 bis 1903 an der Universität Bonn Staats- und Verwaltungsrecht sowie Jura. Wilhelm wohnte in der für das Studium der sechs Kaisersöhne eigens gekauften Kronprinzenvilla und wurde wie sein Vater Mitglied des Corps Borussia.

Am 6. Juni 1905 heiratete er in der Schlosskapelle des Berliner Schlosses Cecilie, Herzogin zu Mecklenburg. Anders als sein Vater war der Kronprinz immer ein vorzüglicher Reiter, der viele Reitwettbewerbe bestritt.

„Viele Remonten hat er selbst eingeritten. (…) Seine Begeisterung ging so weit, dass er einmal, trotz ausdrücklichen kaiserlichen Verbots, ein öffentliches Rennen im Berlin-Potsdamer Reiterverein mitritt.“

– Cecilie

Am 15. September 1911 übernahm er das Kommando über die 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 in Danzig und bewohnte bis Anfang 1914 mit seiner Familie die Villa Seehaus in Zoppot, während im Potsdamer Neuen Garten von 1913 bis 1917 als zukünftiger Dauerwohnsitz Schloss Cecilienhof entstand.

Im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg kommandierte Wilhelm lange Zeit nominell die 5. Armee, unter anderem in der Schlacht um Verdun. Die tatsächliche operative Führung lag indessen bei seinem Stabschef, bis 21. August 1916 General Konstantin Schmidt von Knobelsdorf, danach General Walther Freiherr von Lüttwitz. Diese machtlose Repräsentativ-Stellung war Folge eines direkten Befehls seines Vaters:

„Ich habe Dir das Oberkommando der 5. Armee anvertraut. Du bekommst Generalleutnant Schmidt v. Knobelsdorf als Chef des Generalstabes. Was er Dir rät, musst Du tun.“

Seine streng soldatische, auf Korpsgeist und Pflichterfüllung ausgelegte Erziehung, mehr aber noch die persönliche Anhänglichkeit an Arthur von Falkenhayn, den er als ehemaligen Erzieher im höchsten Maße schätzte, verbot es zunächst dem Kronprinzen, in offene Opposition zu den „Ausblutungsplänen“ General Erich von Falkenhayns und Schmidts von Knobelsdorf zu treten. Diesen stand er jedoch, seinem eigenen, 1923 verfassten Rückblick zufolge, von Anfang an skeptisch gegenüber. Wie er dort weiter berichtet, überzeugte ihn Falkenhayn, nachdem die Offensive bald an Schwung verloren hatte, darin, dass die Einstellung der Angriffe geboten sei. Während dieser jedoch – unter dem Einfluss Schmidts von Knobelsdorf – seine Meinung wieder änderte und die Fortsetzung der Schlacht um Verdun befahl, blieb der Kronprinz bei seiner Überzeugung. Da er in General Schmidt von Knobelsdorf den eigentlichen Betreiber des Angriffs sah und dessen Einfluss auf den schwankenden Willen Falkenhayns missbilligte, konnte er schließlich im August 1916 dessen Versetzung erreichen. Ab Ende November 1916 war Wilhelm Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“. Chef seines Stabes war Generalleutnant Friedrich Graf von der Schulenburg.

Zwischen der Obersten Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff einerseits und der Reichsregierung andererseits spitzte sich der Machtkampf im Jahresverlauf 1917 zu. Während sich die Regierung, zunächst mit der Rückendeckung des Kaisers, um eine Mäßigung in der deutschen Kriegszielpolitik bemühte und nach Ansicht ihrer Gegner einem Verständigungsfrieden zuneigte, nahm Kronprinz Wilhelm sehr entschieden Partei für die Militärführung und schwächte durch vehemente Äußerungen und interne Kritik die Stellung der zivilen Berater seines Vaters. Den Rücktritt des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg am 13. Juli 1917 bezeichnete er als den „schönsten Tag seines Lebens“. Auch zum Sturz des Leiters des Kaiserlichen Zivilkabinetts, Rudolf von Valentini, der im Januar 1918 von den Militärs aus dem Amt gedrängt wurde, trug er durch nachdrückliches Auftreten bei. All dies schwächte die politische Position Kaiser Wilhelms II., der seinen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte verlor und die Kontrolle der Geschicke Deutschlands vollends der Heeresleitung überließ.

Weimarer Republik

Während der Novemberrevolution 1918 meuterte Wilhelms Bedeckungstruppe bei der 5. Armee. Wilhelm fand Aufnahme beim AOK 3 unter Generaloberst Karl von Einem. Wilhelms Generalstabschef Schulenburg sowie Einem rieten ihm, nicht seinem Vater ins Exil zu folgen. Deshalb ersuchte er den am 10. November gebildeten Rat der Volksbeauftragten darum, seine Heeresgruppe geordnet in die Heimat zurückführen zu dürfen. Dieses Ersuchen wurde abgelehnt, und Wilhelm wurde seiner militärischen Stellung enthoben. Paul von Hindenburg legte dem Kronprinzen nahe, seinem Vater ins niederländische Exil zu folgen. Um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, gab Wilhelm dieser Forderung zur großen Enttäuschung Schulenburgs nach. Die niederländische Regierung brachte ihn in einem ehemaligen Pfarrhaus auf der Insel Wieringen unter, die er nur zu Besuchen der Eltern in Doorn verlassen durfte. Am 1. Dezember 1918 unterschrieb Wilhelm seine Abdankungserklärung und verzichtete damit auf den deutschen Thron.

Wilhelm stand auf der Liste von 895 echten und vermeintlichen Kriegsverbrechern, deren Auslieferung die Siegermächte des Ersten Weltkriegs im Friedensvertrag von Versailles verlangten. Deutschland kam dieser Forderung nicht nach, erst im Februar 1920 erklärten die Siegermächte, sich mit einer Aburteilung vor einem deutschen Gericht zu begnügen. Auch dazu kam es nicht. Ende 1923 kehrte Wilhelm nach Deutschland zurück, was ihm unter Mitwirkung des Reichskanzlers Gustav Stresemann ermöglicht wurde.

Wenige Tage nach der Novemberrevolution im Jahr 1918 war das Vermögen der Hohenzollern beschlagnahmt und danach vom preußischen Finanzministerium verwaltet worden. In der Auseinandersetzung um die Fürstenenteignung verhandelte Wilhelm über seine Anwälte bis 1926 mit dem Freistaat Preußen. Am 26. Oktober 1926 wurde das „Gesetz über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und den Mitgliedern des vormals regierenden preußischen Königshauses“ verabschiedet. Weiterhin erfolgte 1927 die Gründung der „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten“. An den Staat Preußen gingen 75 Schlösser, den Hohenzollern blieben 39 Gebäude und etliche landwirtschaftliche Güter, darunter Cecilienhof und das Schloss Oels in Niederschlesien, das Wilhelms Familie als Landsitz nutzte, ferner das Kaiser-Wilhelm-Palais und Schloss Monbijou in Berlin sowie das Schloss Rheinsberg, die der Öffentlichkeit als Museen zugänglich gemacht wurden. Das frühere königliche Hausministerium amtierte als private Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses im Niederländischen Palais in Berlin.

Die Eheleute (Eltern von sechs Kindern) entfremdeten sich während der 1920er Jahre endgültig; Wilhelm hatte neben seiner Ehe viele Liebschaften gehabt, Cecilie war aus Kummer an den Alkohol geraten. Im Mai 1928 schrieb er seinem Vater aus Rom: „Sozialismus, Kommunismus, Demokratie und Freimaurerei sind ausgerottet, und zwar mit Stumpf und Stiel; eine geniale Brutalität hat dies zuwege gebracht.“ Der italienische Faschismus sei eine „fabelhafte Einrichtung“. Nach der Wahl des vormaligen Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik 1925 erhofften sich der Ex-Kaiser und seine Familie von ihm vergeblich Initiativen zur Wiederherstellung der Monarchie. 1930 trat Wilhelm dem Stahlhelm bei.

Auf die Verständigungspolitik, die sein Freund Stresemann gegenüber Frankreich trieb, und den von ihm angestrebten Beitritt des Deutschen Reichs zum Völkerbund, reagierte Wilhelm enttäuscht. Stresemann erläuterte ihm daraufhin im später so genannten Kronprinzenbrief vom 7. September 1925 seine Außenpolitik und stellte sie als Mittel dar, die Revision des Versailler Vertrages und namentlich des Polnischen Korridors zu erreichen. Beim Sturz der Großen Koalition, der letzten parlamentarischen Regierung der Weimarer Republik, arbeitete Wilhelm 1929/30 gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Kurt von Schleicher, einem überzeugten Monarchisten, und ihrem Verbindungsmann Friedrich Graf von der Schulenburg hinter den Kulissen aktiv mit. Von der nachfolgenden Regierung Brüning erwartete er „rücksichtslose Maßregeln“, um ihren „Kredit in nationalen und gut bürgerlichen Kreisen“ zu heben. Doch vergebens: Brüning ließ sich ab Herbst 1930 von der SPD tolerieren.

Im Herbst 1930 fürchtete man im nationalsozialistischen Lager, dass der Kronprinz an einer sich gegen die Machtansprüche der NSDAP richtenden Militärdiktatur beteiligen würde. Goebbels notierte am 17. November 1930 in seinem Tagebuch: „Eine Reichswehrdiktatur Schleicher – Seeckt – Kronprinz steht vor der Türe. Wir müssen auf der Hut sein (…). Das geht alles gegen uns und für die Tributpolitik (…) Was will dieser Affe (der Kronprinz) überhaupt in der Politik? Soll bei seinen Judenweibern bleiben.“

Anlässlich der Reichspräsidentenwahl 1932 erwog die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), ob Wilhelm als Kandidat der Einheit im Lager der Nationalisten antreten solle, um zu verhindern, dass es zu einem Wahlkampf zwischen Amtsinhaber Hindenburg und dem Herausforderer Adolf Hitler käme – vorausgesetzt, dass sich beide in dem Fall zurückziehen würden. Wilhelm lud Hitler dazu auf Schloss Cecilienhof, um eine Machtteilung zwischen ihm als Präsidenten und Hitler als Kanzler zu erörtern. Hitler stimmte dem Plan zu, jedoch scheiterte er am Einspruch von Wilhelm II. Dieser schrieb in seinem Brief aus dem Exil unter anderem:

Wenn Du diesen Posten übernimmst, so musst Du den Eid auf die Republik schwören. Tust Du das und hältst ihn, so bist Du für mich erledigt. Ich enterbe Dich und schließe Dich aus meinem Hause aus. Schwörst Du nur, um den Eid bei Gelegenheit zu brechen, so wirst Du meineidig, bist kein Gentleman mehr und für mich auch erledigt. Hohenzollern brechen ihren Eid nicht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Hohenzollern über den republikanischen, roten Ebertschen Präsidentenstuhl wieder zur Macht gelangen.“

Hitler machte sich Wilhelm in den Jahren bis 1933 geschickt zu Nutze. Bereits 1926 hatte Hitler Kronprinz Wilhelm bei einem Besuch auf Schloss Cecilienhof in Begleitung von Göring und Röhm nach Darstellung von Kronprinzessin Cecilie versichert, politisch allein die Wiederherstellung der Monarchie und der Herrschaft des Hauses Hohenzollern zu verfolgen. Im Dezember 1931 protestierte der ehemalige Kronprinz bei Schleicher und Kurt von Hammerstein-Equord brieflich gegen das Uniformverbot, das die Regierung Brüning gegen die SA und alle anderen Wehrverbände erlassen hatte. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 unterstützte Wilhelm die Kandidatur Hitlers, der jedoch gegen Hindenburg unterlag. Am 14. April 1932 protestierte er bei Reichsinnenminister Wilhelm Groener gegen das am Tag zuvor ergangene Verbot der SA und SS mit den Worten:

„Ich kann diesen Erlass nur als schweren Fehler bezeichnen. Es ist mir auch unverständlich, wie gerade Sie als Reichswehrminister das wunderbare Menschenmaterial, das in der SA und SS vereinigt ist und das dort eine wertvolle Erziehung genießt, zerschlagen helfen.“

Groener stürzte am 12. Mai 1932 über das SA-Verbot, was auch den Sturz der Regierung Brüning einleitete. Der neue Reichskanzler Franz von Papen ließ SA und SS sofort wieder zu. Im Januar 1933 setzte sich Wilhelm mit Elard von Oldenburg-Januschau und anderen bei Hindenburg für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein, da die Kanzlerschaft Schleichers als gescheitert galt.

Seit 1931 erhielt Wilhelm von dem Münchener Privatbankier Heinrich Martin, der zum Kreis um Gregor Strasser gehörte, etwa alle zwei Monate vertrauliche Berichte und Analysen über die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Situation im Land. Insbesondere versorgte Martin ihn mit vertraulichen Informationen über die Pläne der Führungsgruppe der NSDAP und den inneren Zustand der Partei. Diese Berichte vernichtete Wilhelm im Frühjahr 1933 aus Furcht, dass sie bei einer Hausdurchsuchung entdeckt werden könnten. Eine Abschrift eines dieser Berichte, den Wilhelm an Kurt von Schleicher weiterreichte, hat sich in dessen Nachlass erhalten. Auch von führenden Funktionären der NSDAP, wie dem ihm aus Kriegstagen bekannten Leiter der Aufmarschabteilung im SA-Oberkommando, Franz von Hörauf, und dem Pressemanager Rolf Rienhard wurde Wilhelm mit Insiderinformationen aus der Parteizentrale der NSDAP beliefert, die er seinem Freund Schleicher zur Verfügung stellte, um diesen bei den machtpolitischen Auseinandersetzungen die während Schleichers Regierungszeit zum Jahreswechsel 1932/1933 hinter den Kulissen ausgetragen wurden, im Kampf mit seinen Kontrahenten mit einem Informationsvorteil auszustatten. Nachdem Wilhelms Informant Hein Martin bei einem Besuch im Münchener Haus des Bankiers Wilhelm Keppler von diesem über das bevorstehende, von Keppler mitarrangierte, Geheimtreffen von Hitler und Franz von Papen im Haus des Kölner Bankiers Kurt von Schröder am 4. Januar 1933 informiert wurde, gab er diese Information nach Absprache mit Strasser in einem Eilbrief an Wilhelm weiter. Wilhelm suchte daraufhin Schleicher am Neujahrestag 1933 auf und setzten diesen über das bevorstehende Treffen von Hitler und Papen und der sich in Gestalt dieses Treffens anbahnenden Gefahr, dass die beiden Männer versuchen würden, sich zusammenzutun, um Schleichers Regierung zu stürzen, in Kenntnis.

In der Zeit des Nationalsozialismus

Bei Beginn der Kanzlerschaft Hitlers äußerte Wilhelm freudig die Erwartung, dass dieser Mann für Deutschland schaffen könnte, was Mussolini in Italien gelungen sei (der dem Land einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert hatte und seine Diktatur nominell unter dem Monarchen Viktor Emanuel III. ausübte). Im selben Jahr trat er der Motor-SA bei, die im Folgejahr in das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) übernommen wurde. Am 21. März 1933 beteiligte er sich werbewirksam am Tag von Potsdam, mit dem Hitler anlässlich der Eröffnung des neuen Reichstags die gegenseitige Anerkennung der „alten“ und der „neuen nationalen Kräfte“ inszenierte.

In der Folgezeit warb er für das junge Regime und verteidigte es mit offenen Briefen gegenüber der Weltöffentlichkeit. An Geraldine Farrar schrieb er im April 1933, die Juden hätten christliche Eliten vertrieben und seien verantwortlich für die Wirtschaftskrise. Dem „genialen Führer Adolf Hitler“ müsse man die notwendige Zeit für „gewisse Aufräumarbeiten“ lassen, sein Kampf gegen den Kommunismus werde „für die ganze Welt“ geführt, die ihm noch danken werde. Gedankt wurde es ihm intern von den Nationalsozialisten nicht. Bereits am 10. Februar kommentierte Joseph Goebbels einen freundlichen Brief, den er von Wilhelm erhalten hatte, in seinem Tagebuch: „Ein Anschmeißer! Brechreiz!“

Versuchen, den ihm aufgrund seines Namens und seiner Abstammung sowie aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung als legitimistischer Thronanwärter verbliebenen Einfluss zugunsten von Opfern des Regimes einzusetzen, war zumeist kein Erfolg beschieden: Als Wilhelm auf Bitten der Mutter des 1933 ins KZ verschleppten Rechtsanwaltes Hans Litten, der den Machthabern als Verteidiger von Kommunisten verhasst war, sich bei Hitler für diesen zu verwenden versuchte, kanzelte der Diktator ihn barsch ab und erklärte ihm: „Wer für Litten eintritt, fliegt ins Lager, selbst wenn Sie es sind.“

Nach der Ermordung seines Freundes Schleicher am 30. Juni 1934 und der Festnahme seines Adjutanten Major a. D. Louis Müldner von Mülnheim am 1. Juli 1934 während des „Röhm-Putschs“ bestimmten das Bestreben nach Existenzsicherung und der Drang zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Wilhelms Haltung. In der knapp vierwöchigen Gestapo-Haft, „einer herben Zeit körperlicher und seelischer Strapazen“, war Müldner klargemacht worden, dass er sich in Zukunft „monarchischer Umtriebe“ zu enthalten habe. Als 1936 ein privates Glückwunschtelegramm von Wilhelm von Preußen an den erfolgreichen Kriegsherrn Benito Mussolini durch die Weltpresse ging und dabei als unerwünschte politische Stellungnahme zu einem Konflikt mit der NS-Führung führte, trat Wilhelm aus dem NSKK aus. Seiner Unterstützung für Hitler tat dies jedoch keinen Abbruch. Nach der Eroberung der Niederlande und Belgiens gratulierte Wilhelm Hitler am 26. Juni 1940 per Telegramm mit den Worten: „Gott schütze Sie und unser deutsches Vaterland!“

1941 unterhielt er lose Verbindungen zum Widerstandskreis um den preußischen Finanzminister Johannes Popitz, der nach einem erfolgreichen Putsch gegen Hitler den Kronprinzen oder seinen zweiten Sohn Louis Ferdinand als neuen Repräsentanten Deutschlands einsetzen wollte. Dem Staatsstreich vom 20. Juli entzog Wilhelm von Preußen sich jedoch und wies auch Louis Ferdinand an, sich davon fernzuhalten.

Letzte Jahre

Bei Kriegsende befand sich Wilhelm in Vorarlberg, wo ihn Zuaven der 1. Französischen Armee gefangen nahmen. General Jean de Lattre de Tassigny ließ ihn in Lindau inhaftieren. Aus dieser Gefangenschaft kam Wilhelm nach drei Wochen laut Aussage seiner Frau als gebrochener Mann zurück. Anschließend wurde er am selbstgewählten Wohnort Hechingen, der nun in der französischen Besatzungszone lag, mehrere Jahre unter Arrest gestellt. Er durfte sich in einem Umkreis von 25 km frei bewegen. Dort lebte er bis Oktober 1945 auf der für Wohnzwecke kaum geeigneten Burg Hohenzollern, dann in einer geräumigen Villa. Von 1946 bis zum Tod bewohnte Wilhelm ein kleineres 5-Zimmer-Haus und lebte von Wertpapieren. Im selben Jahr enteignete die sowjetische Besatzungsmacht die Familie Hohenzollern entschädigungslos. Im Cecilienhof teilten die Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 das Deutsche Reich in Besatzungszonen auf und verfügten im Potsdamer Abkommen, die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie bis zur endgültigen Regelung durch eine künftige Friedenskonferenz unter polnische Verwaltung zu stellen, mit Ausnahme der Nordhälfte Ostpreußens, die an die Sowjetunion fiel.

Wilhelm, der ein starker Raucher war, starb 1951 an den Folgen eines Herzinfarkts. Er liegt auf dem kleinen Familienfriedhof im Offiziersgärtchen der St.-Michaels-Bastei innerhalb der Burg Hohenzollern begraben, wo sich auch die Grabstätten seiner Frau und mehrerer ihrer Kinder befinden.

Kontroverse um die Bewertung

Seit 2014 ist der Kronprinz Gegenstand eingehender Betrachtungen durch die historische Forschung, veranlasst durch Entschädigungsforderungen der Hohenzollern an die Öffentliche Hand aufgrund des 1994 verabschiedeten Gesetzes „über staatliche Ausgleichsleistungen für Enteignungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können“ (Ausgleichsleistungsgesetz – AusglLeistG) (EALG). Es sah neben geringen Zahlungen an die durch entschädigungslose Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR Geschädigten die „Rückgabe beweglicher Sachen“ vor, nämlich des gesamten Inventars der enteigneten Immobilien.

Als es nach Ablauf der im Gesetz vorgeschriebenen 20-Jahre-Frist im Jahr 2014 zu keiner Rückerstattung gekommen war, stand Georg Friedrich Prinz von Preußen, der 1994 seinem Großvater als Chef der Hohenzollern gefolgt war, in diskreten Verhandlungen um Rückgabe oder Entschädigung für bedeutende Kunstwerke, die sich nun ohne gesetzliche Grundlage in Museen befinden. Nach Bekanntwerden der Forderungen gewann die Bestimmung des Ausgleichsleistungsgesetzes besondere Bedeutung, wonach keine Entschädigung möglich ist, wenn der Enteignete oder der, von dem die Rechte abgeleitet werden, hier also Wilhelm von Preußen, dem nationalsozialistischen System „erheblichen Vorschub“ geleistet hat. Die Folge war eine Reihe fachwissenschaftlicher Gutachten und Aufsätze von Historikern zur Untersuchung der Frage, welche Rolle der Kronprinz in den 1920er und 1930er Jahren gespielt hatte und ob diese als „erheblicher Vorschub“ einzuschätzen sei. Sie widersprechen einander deutlich.

Auf der einen Seite stehen zwei Gutachten, die Nachfahren Wilhelms in Auftrag gaben,[35] eines von Christopher Clark und eines von Wolfram Pyta und Rainer Orth. Ersterer kam in seinem Gutachten zunächst zu dem Urteil, dass der Kronprinz eine bedeutungslose Figur („eine Flasche“) und somit nicht in der Lage gewesen sei, in nennenswerter Weise zur Errichtung der NS-Diktatur beizutragen, die also keinen „erheblichen Vorschub“ geleistet habe. Er merkt an, dass die Nachfahren des Kronprinzen auf die Stellung der an sich berechtigten Restitutionsansprüche aus optischen Gründen besser verzichtet hätten. Die Historiker Wolfram Pyta und Rainer Orth gelangten zu der Auffassung, dass der Kronprinz in entscheidender Weise in die komplizierte Strategie des damaligen politischen Strippenziehers, des Generals Kurt von Schleicher in den Jahren 1931 bis 1933, involviert gewesen sei, die darauf abzielte, eine Übertragung der Staatsmacht an Hitler und seine Nationalsozialisten zu verhindern.

Auf der anderen Seite stehen die von staatlicher Seite in Auftrag gegebenen Gutachten von Stephan Malinowski und Peter Brandt. Beide befanden, dass der Kronprinz durch seine Wirksamkeit, insbesondere in den Jahren 1932 und 1933, einen gewichtigen Beitrag zur Etablierung der NS-Diktatur geleistet habe.

Christopher Clark hat sein Ergebnis Ende September 2020 unter Verweis auf neues von Malinowski und Lothar Machtan ausgewertetes Material widerrufen.