Zeitschrift Die Dame

Klabund – Kind in der Wiege

Dies weiß ich: Dass ich mich gegen das Erwachen wehrte. Mit Händen und Füßen sträubte ich mich gegen das Geborenwerden. Wenn die Inder verkünden, dass die Seelen sich zur Geburt drängen, so kann ich von mir das Gegenteil beschwören. Ich spielte mit vielen und guten Wesen auf der Lotoswiese. Es war ein ewiges Hin- und Widerneigen von uns wie von Blumen im Winde. Eine sanfte rosa Dämmerung umhüllte uns: Nicht Tag, nicht Nacht. Unendliche Wohlgerüche fluteten.

Jede war jedem gut. Und keine Seele ahnte auch nur von Bosheit oder Tücke.

Nun, da ich am Leben bin, in weißer Wiege liege, fühle ich im tiefsten Herzen, dass mit dem Nabelstrang auch das gleichsam seidene Band riss, dass mich mit der Seligkeit verknüpfte.

Mit schmerzlich großen Augen sehe ich nur manchmal meine Mutter, welche sich blond und lächelnd über mich neigt.

Und wie ein Schwalbenfittich rauscht kaum hörbar durch mein kleines Hirn die Erkenntnis: In jenem Blick der Mutter, mit dem sie mich abends bettet, ist ein Strahl der verlorenen Paradieses eingefangen.

Und leise hebe ich die Hände, den Strahl zu halten.

Erschienen in der Zeitschrift „Die Dame“

Zeitschrift „Die Dame“

Aus Wikipedia:

Die Berliner Zeitschrift „Die Dame erschien als „Illustrierte Mode-Zeitschrift“ (Untertitel) in den Jahren von 1911 bis 1943.

Geschichte

„Die Dame“ führte die Tradition der „Illustrierten Frauenzeitung“ weiter, die seit Januar 1874 im Lipperheide-Verlag (Berlin) veröffentlicht worden war. Deren Übernahme durch den Ullstein Verlag und ihre Neubenennung erfolgte im Dezember 1911. In den 20er Jahren etablierte sich die wöchentlich erscheinende „Die Dame“ als mondäne Zeitschrift für Kultur, Mode und Gesellschaft. Die Moderedakteurinnen, wie Elsa Herzog, Johanna Thal, Stephanie Kaul und die Wienerin Lily von Nagy, führten einen edlen Stil ein, der nicht auf Herkunft oder Reichtum beruhte, sondern individueller Eleganz und erlesenem Geschmack und der die „Neue Frau“ der Weimarer Republik repräsentierte. Halbmonatlich bzw. monatlich lag ihr das Literaturmagazin „Die losen Blätter“ bei. Künstler und Literaten wie George Grosz, Bertolt Brecht, Hannah Höch und Max Pechstein arbeiteten mit der Illustrierten zusammen; Texte von Kurt Tucholsky , Carl Zuckmayer, Ringelnatz und Klabund erschienen in „Die Dame“. Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ wurde hier erstmals veröffentlicht und die Schriftstellerin Vicki Baum arbeitete bis zu ihrer Emigration in der Dame-Redaktion. „Die Dame“ war ein anspruchsvolles, freigeistiges, fast schon protofeministisches Magazin. Ihr Frauenbild war fortschrittlich, emanzipiert, elegant und extravagant.

Aufgrund der Enteignung und „Arisierung“ des Verlages erschien die Zeitschrift seit 1937 im „Deutschen Verlag“. 1943 musste das Erscheinen kriegsbedingt eingestellt werden.

Künstler der Titelblätter

Eine Besonderheit von „Die Dame“ waren ihre von namhaften Künstlern und Künstlerinnen gestalteten Titelblätter. Wie beim „New Yorker“ wurden die Cover von den besten Illustratoren ihrer Zeit gezeichnet und gemalt. Zu den Dame-Illustratoren gehörten beispielsweise Tamara de Lempicka, Hans Ibe, Otto Nebel und Walter Trier.

Neubeginn

Im März 2017 ist „die Dame“ erstmals als Neuauflage des historischen Magazins vom Axel Springer Mediahouse Berlin veröffentlicht worden und erscheint seitdem zweimal jährlich. Ihr Herausgeber ist der Unternehmer und Kunstsammler Christian Boros. In jeder Ausgabe gibt es Kollaborationen mit Künstlern wie Thomas Ruff, Martin Eder, Elizabeth Peyton, Tracey Emin, Zanele Muholi, Alicja Kwade, Patti Smith und Jenny Holzer.