Soldatenlieder

Die erste Auflage erschien 1914 im Erich Reiß-Verlag Berlin.

In diese „Gedichtsammlung“ – „Kriegsgedichte“ – eingefügt Berichte und Bilder zu Kriegshandlungen. Damals fanden diese und andere Gedichte begeisterte Aufnahme, oder wie Klabund schrieb:

„Ich habe im vorliegenden Buch ausschließlich meine – zum Teil schon vor dem Kriege entstandenen – Soldatenlieder zusammengefasst. Diese Soldatenlieder sind (ich darf einen Rezensenten zitieren:) keine Zeitgedichte im strengen Sinn des Wortes. Sie gelten für alle Zeiten, solang es Soldaten gibt. Es ist mir eine Freude, dass viele der Lieder bereits in den Reihen der Soldaten umgehen und von ihnen gesagt und gesungen werden.“

Bei Klabund hat es immerhin fast drei Jahre gedauert, bis ihm das „sagen“ und „singen“ vergangen ist. Die Bevölkerung im Reich litt noch Jahre nach dem Krieg unter den Folgen und letztendlich war er der Auftakt für eine weitere Katastrophe – den II. Weltkrieg.

Lied der Kriegsfreiwilligen

Meinem Bruder Hans

Brand der Tuchhallen von Ypern, November 1914 Quelle: Wikipedia

Brüder, laßt uns Arm in Arm
In den Kampf marschieren!
Schlägt der Trommler schon Alarm
Fremdesten Quartieren.
West- und östlich glüht der Brand,
Sternenschrift im Dunkeln
Läßt die Worte funkeln:
Freies deutsches Land!
Hebt die Hand empor:
Kriegsfreiwillige vor!

Schwestern, denkt an uns zurück,
Wie wir selig waren
Und der Jugend leichtes Glück
Träumerisch erfahren.
Wenn sich’s nun zum Kampf gewandt:
Mädchen, eure Ehre
Schützen die Gewehre
Hoch in unsrer Hand!
Hebt das Herz empor:
Kriegsfreiwillige vor!

Brüder, schlägt dann früh genug
Meine graue Stunde,
Deckt mir deutsches Fahnentuch
Auf die Todeswunde.
Gebt mir einmal noch die Hand –
Letzter Schrei im Dunkeln
Soll wie Sonne funkeln:
Freies deutsches Land!
Hebt das Schwert empor:
Kriegsfreiwillige vor!

Das Massaker von Tamines

Tamines, die Sambre und das Denkmal Von Jean-Pol GRANDMONT – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4258040

Wikipedia:

„… Das Massaker von Tamines war ein Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg. Es wurde in der Zeit vom 21. bis 23. August 1914 in Tamines, heute Sambreville, in der belgischen Region Wallonien begangen. Deutsche Truppen erschossen 384 Zivilisten.“

(…) Am Morgen des 4. August 1914 waren deutsche Kavallerieverbände zur Aufklärung auf belgisches Territorium – unter Missachtung der belgischen Neutralität – vorgerückt. Der deutsche Schlachtplan, der 1905 von General Alfred von Schlieffen (1833–1913) konzipiert und von seinem Nachfolger Helmuth von Moltke modifiziert worden war („Schlieffen-Plan“), sah einen Durchmarsch durch Belgien vor, um Frankreich von Norden her anzugreifen.

Die Neutralität Belgiens, die im Protokoll der Londoner Konferenz von 1831 besiegelt worden war, war durch den Einmarsch der deutschen Truppen verletzt worden und der Krieg damit erklärt.

(…) Am Freitag gegen 6 Uhr morgens war eine deutsche Reiterpatrouille, bestehend aus fünf Ulanen, auf dem Weg von Velaine-sur-Sambre nach Ligny. Als sie gerade das Rathaus der Stadt Tamines (sie gehört zu Sambreville) erreicht hatte, eröffneten etwa dreißig französische Soldaten und einige Artillerieschützen der Garde civique das Feuer und verwundeten einen der Kavalleristen. Die übrigen vier flohen in Richtung des Waldes von Velaine. (…)Dorfbewohner kamen aus ihren Häusern und riefen „Vive la Belgique!“ und „Vive la France!“ Diese Vorfälle gelten als Initialzündung für das folgende Massaker der Deutschen an der Zivilbevölkerung.“

Altes Reiterlied

Der Mond steht in den Gassen,
Ade, mein Schatz, ade!
Da die Trompeten blasen,
So muß ich dich verlassen,
Und tut mir doch so weh!

Du sollst dein Herz mir schenken,
Daß ich es immer hab.
Wenn ich den Säbel schwenke,
Auf daß ich an dich denke –
Daß ich ein Mädchen hab.

Der Wind weht in der Linde –
Wie ein Spion, der schlich.
Wenn ich dich wiederfinde,
Hast du ein kleines Kinde,
Das ist so blond als ich.

Es fiel ein Stern

Ein Soldat voll Mut und Kraft
Hat sich ein Mädchen angeschafft.

Er geht mit ihr so ganz allein
Des Nachts im goldnen Sternenschein.

Er küsset ihren Nelkenmund,
Er streichelt ihre Wangen rund.

„O Liebster, was ich gesehen hab!
Es fiel ein Stern vom Himmel ab!“

„Und fällt ein Stern vom Himmel hoch,
Ich liebe dich nur heißer noch…“

„Es fiel der Stern grad in dein Herz,
Das macht mir bitter Schmerz und Schmerz…“

Am Morgen zog er in die Schlacht.
Sie haben ihn tot zurückgebracht.

Es floß das Blut aus seiner Brust
Wie Gold so gelb aus seiner Brust.

Auf seinem Grabe leuchtend steht
Von Sternenblumen gelb ein Beet.

Zerstörung Löwens im Ersten Weltkrieg

Die zerstörte Stadt Löwen Quelle: Wikipedia

Wikipedia:

„… Die Zerstörung Löwens im Ersten Weltkrieg durch deutsche Truppen dauerte vom 25. bis 28. August – 1914 ereignete sich nach damaligen deutschen Angaben in Folge der Bekämpfung von belgischen Heckenschützen. Rund ein Sechstel aller Gebäude wurden zerstört, darunter die Universitätsbibliothek Löwen mit ihrem großen und unersetzlichen Buch- und Handschriftenbestand. 248 Zivilisten wurden getötet.

(…) Die deutschen Truppen marschierten am 19. August 1914 in Löwen ein, aus der alle Soldaten der belgischen Armee am Morgen abgezogen waren. (…)Nach der Besetzung der Stadt warnten die Deutschen die Bevölkerung: Wer mit einer Waffe angetroffen werde, müsse mit seiner sofortigen Erschießung rechnen. Die Deutschen sorgten durch tägliche Geiselnahmen dafür, dass die Bewohner der Stadt sich ruhig verhielten. In der Zeit vom 19. bis zum 22. August diente Löwen als Hauptquartier der 1. Armee.

(…) Nach deutschen Angaben wurden ca. 40 deutsche Soldaten aus Hinterhalten erschossen und 190 verletzt. Die deutschen Soldaten drangen darauf in die Häuser ein, töteten Zivilisten und steckten Gebäude in Brand. Diese Handlungen dauerten einige Tage an, bis am 29. August die Bevölkerung Löwen verlassen musste und die ganze Stadt in Brand gesteckt wurde. Große Teile des Stadtkerns wurden vollständig zerstört. Insgesamt brannten 1081 Häuser nieder, und 248 Bürger starben in den Flammen oder wurden füsiliert. Weitere 1500 Bürger, darunter Frauen und Kinder, wurden in einem Lager bei Munster bis 1915 interniert.

Die Zerstörung Löwens und die massenhafte Erschießung von Zivilisten gelten als eines der schlimmsten deutschen Kriegsverbrechen des Ersten Weltkriegs. Auch wenn beim Massaker von Dinant mehr Menschen getötet wurden, löste der Fall Löwen als „Kulturgreuel“ im Ausland ein großes Echo aus.“

Die zerstörte Universitätsbibliothek (1915) Quelle: Wikipedia

Der Flieger

Es bebt der silberne Drache,
Schwankt, hüpft und steigt –
Nun sei der Windgott dir geneigt!
Der Motor schreit.
He, auf der Hut! und wache!
Daß nicht der Lüfte und der Kugeln Rache
Dich nieder auf die Erde speit…

Es sinkt das Land,
Die Stadt Ist wo?
Verweht, verweht,
Ein braunes Blatt.
Es böet…
Jetzt fest die Kurbel in die Hand…
So…

Der Motor singt…
Den Hebel hoch! daß eine Bombe
In feiger Feinde Katakombe
Verheerend springt.

Jedjede Muskel spannt sich straff wie eine Sehne.
Qualmgrauer Nebel überrußt den Raum.
Du steigst aus seinem Schaum
Ins Licht wie Anadyomene.

Dreitausend Meter…
Die Welt vergeht…
Nun ziehst du groß im Äther
Als goldener Planet.
Du ziehst im Zug der Sterne
Gehoben aus der Zeit,
Und fliegst in alle Ferne
Und alle Ewigkeit.

Landsturm ohne Waffe

Als die Kriegstrompeten bliesen,
Fuhr’s in mich wie Teufelsweh.
Und ich dachte: Körner! Friesen!
Freund – geselle dich zu diesen
Als ein Chevauleger.

Führe wacker deine Lanze,
Daß ein jeder seh:
Nicht als lyrischfeige Wanze –
Nein, im rechten Schwertertanze
Als ein rechter Chevauleger.

Doch ein Stabsarzt untersuchte
Mich bis auf ein Z und T.
Schwache Lunge … und er buchte
Meine Leiden. Und ich fluchte
Wie ein Chevauleger.

Brüder, könnt ich mit euch schäumen
In des Kampfes wilder See!
Niemals werd mein Pferd ich zäumen…
Ach, der Landsturm darf nur träumen
Von den Chevaulegers…

Im Morgenrot

Fass fest dein Roß am Zügel,
Der Morgen ist erwacht!
Stumm hinter jenem Hügel
Entgleitet schon die Nacht.
Sie läßt noch einmal dunkel
Die blauen Schleier wehn –
Bald wird des Tags Gefunkel
In Blut und Rosen stehn.

Wem pflücke ich die Blüten,
Die mir der Tag verspricht?
O mag uns Gott hehüten
Vor allzuvielem Licht!
Dies Herz, dem Feind geboten,
Dies Herz kennt keinen Tod –
Da es in ewig roten
Unendlichkeiten loht.

Noch glühen allenthalben
Die Rosen rot und tief!
Noch flattern hoch die Schwalben,
Da kein Gewitter rief.
Wir jubeln und wir hoffen
Und haben festen Stand –
Weit steht der Himmel offen:
Freiheit und Vaterland!

Erste Flandernschlacht – oder Schlacht bei Ypern

Langemarck im Oktober 1914 Quelle: Wikipedia

Wikipedia:

„… Die Erste Flandernschlacht oder Ypernschlacht fand gegen Ende der ersten Phase des Ersten Weltkrieges vom 20. Oktober bis zum 18. November 1914 zwischen deutschen und alliierten Truppen im Raum der belgischen Kanalküste in Westflandern statt. Trotz schwerster Verluste an Menschenleben konnte die Absicht der deutschen Führung, durch einen Angriff der 4. Armee entlang der Kanalküste das britische Expeditionskorps (British Expeditionary Force) von seinen Versorgungslinien abzuschneiden, nicht verwirklicht werden. Die Auseinandersetzung wird zu den vier Flandernschlachten gezählt.

Dem Weltkriegswerk des Reichsarchivs ist zu entnehmen, dass für die etwa einen Monat dauernde Erste Flandernschlacht nur unvollständige Verlustangaben vorliegen. Danach haben die beiden beteiligten deutschen Armeen, die 4. und 6. Armee, in diesem Zeitraum mindestens 100.000 Mann verloren. 

Die in aller Eile, ohne genügende Ausbildung und mit mangelhafter Ausrüstung und Führung aufgestellten und an die Front geworfenen Korps erlitten bei Ypern verheerende Verluste. Tausende Soldaten fielen, die als kurz ausgebildete Rekruten erst Ende Oktober an die Front gekommen waren. (…)

Besondere Bedeutung erlangten die Flandernschlachten aufgrund zahlreicher toter Schüler, Abiturienten und Studenten die in den Reservekorps des Deutschen Heeres, schlecht ausgebildet, oftmals freiwillig, ohne zu wissen worauf sie sich einließen, in den Krieg geschickt wurden. Zwischen den Weltkriegen sowie in der Zeit des Nazi Regimes entstand ein Opfer- oder Heldenmythos der die gefallenen sowie den schrecklichen Krieg verherrlichte.“

Abschied

Sonnabend ist’s, der tulpenfarbne Westen
Weiß einen Sonntag rechter Art zu künden,
Der enge Sorgen, leichtgeschürzte Sünden
Uns mildert mit den kindlichfrommen Gesten.

Zum Himmel auf führt mehr als eine Leiter.
Trällernd fegt Lisa Flur und Korridore.
Sie weiß, am dunklen Hintertreppentore
Lauert verliebt ihr lieber schwerer Reiter.

Zum letzten Mal ihr lieber schwerer Reiter…

Wir Pioniere

Wir Pioniere bauen schön die Brücken,
Damit Soldate und Kanone drüberrücken.
Wir schleppen Balken viel und haben großen Schweiß.
Des Kaisers Dank ist unser Preis. – Valleri.

Doch nach der Arbeit wriggeln wir,
Vertrinken manchen Nickel Bier.
Das Mädchen stehet nachts am Zaun,
Damit wir ihr ne Brücke baun – Valleri.

Doch wenn der Feind uns überfällt,
Dann lebe wohl, du schöne Welt!
Eh er die Flinte losgemacht,
Hat es bei uns schon längst gekracht. – Valleri.

Ja Treue wird auf Erden

Ja Treue wird auf Erden
Wohl nimmermehr, wohl nimmermehr, wohl nimmermehr gefunden.
Willst du mein Schätzigen werden,
So sei’s denn schon, so sei’s denn schon für vierundzwanzig Stunden.

Denn später muß ich mit Hurra
Wohl in den Krieg, wohl in den Krieg, gen Frankreich tapfer streiten.
Was brauche ich die Mädchens da?
Muß auf dem Roß, muß auf dem Roß, muß auf dem Schlachtroß reiten.

Und geh ich vor dem Feinde drauf
Blutend aus tausend Wunden –
Ein andrer pflanzt die Fahne auf
Wohl vor Paris – und sei’s denn schon in vierundzwanzig Stunden.

Ulanen

Die Kanone schießt von weiten,
Wenn sie die Ulanen sicht.
Es ist des Ulanen Pflicht,
Daß er muß Attacke reiten.

Fest die Lanze eingelegt!
Die Kanone blitzt.
Mancher rutscht vom Sattelsitz
Wie ein Baum, der abgesägt.

Aber wenn die Schlacht geschlagen,
Die Kanon in unsrer Hand,
Wird sie nach Berlin gesandt
Auf bekränztem Wagen.

Steht vorm Schloß als wie im Traum,
Und sie schießt nicht mehr.
Nur die Kinder um sie her
Schießen Purzelbaum.

Eines Tages in der Früh
Wird der Kaiser kommen:
Habts ihr die Kanon genommen?
Hoch die Kavallerie!

„Gaskrieg“

Darstellung von Opfern eines Gasangriffs von John Singer Sargent, 1918 Quelle: Wikipedia

 Wikipedia:

„… Beim Gaskrieg während des Ersten Weltkrieges wurden rund 120.000 Tonnen Kampfstoffe 38 verschiedener Typen eingesetzt, wobei ca. 100.000 Soldaten starben und 1,2 Millionen Soldaten verwundet wurden. Als Beginn des Gaskrieges während des Ersten Weltkrieges und damit des systematischen Einsatzes von Giftgasen als chemische Waffen gilt der Einsatz von Chlorgas durch deutsche Truppen am 22. April 1915.

Die Haager Landkriegsordnung von 1907 war noch vor Beginn des Ersten Weltkriegs sowohl von den Mittelmächten als auch von den Staaten der Entente und den USA ratifiziert worden und daher für diese Staaten bereits zu Kriegsbeginn bindend. (…)

Nachdem die deutschen Truppen mit diesem Gasangriff einen kleinen militärischen Erfolg errungen hatten, waren nun einige der Bedenken gegen Giftgas vom Tisch. Gegen die Briten erfolgten bei Loos-en-Gohelle am 1., 6., 10. und 24. Mai weitere Blasangriffe.

Während des Ersten Weltkrieges wurden ca. 50 Blasangriffe von den Deutschen geführt, bei denen durch wechselnde Windrichtung teilweise auch eigene Truppen gefährdet wurden. Den mengenmäßigen Höhepunkt der Blasangriffe stellen der 19. und 20. Januar 1916 dar. Bei diesem Angriff wurden 500 Tonnen Chlor bei Reims abgeblasen. Nach dem wohl effektivsten Blasangriff der k.u.k. Armee gegen die Italiener waren am 29. Juni 1916 bei St. Michelle del Carso ca. 5000–8000 Tote zu beklagen. (…)

Das Jahr 1918 stellte auf beiden Seiten den Höhepunkt des Gaskrieges dar. In diesem Jahr war durchschnittlich jede dritte Granate mit Kampfstoff gefüllt. Anders als in den Vorjahren war allerdings die Verfügbarkeit der Gaskampfstoffe auf Seiten der Deutschen erschöpft.“

Von Tränengas geblendete Angehörige der britischen 55. Division während der Vierten Flandernschlacht am 10. April 1918 Quelle: Wikipedia

Dragoner und Husaren

Dragoner und Husaren,
Ist jeder seines Lohnes wert,
Reit jeder stolz auf stolzem Pferd,
Dragoner und Husaren.

Dragoner und Husaren,
Ist jeder seiner Mutter Sohn,
Hat jeder auch ein Mädchen schon,
Dragoner und Husaren.

Dragoner und Husaren,
Die Sonne blinkt im Osten auf:
O Blut! O Sonne! Drauf und drauf!
Dragoner und Husaren!

Dragoner und Husaren,
Ist jeder eine Kugel wert…
Zerschossen fallen dumpf vom Pferd
Dragoner und Husaren…

Dragoner und Husaren,
Sankt Petrus steht am Himmelstor:
Laßt mir die Reiter ein zuvor,
Dragoner und Husaren!

Dragoner und Husaren!
Läßt sich der Teufel mit uns ein,
Sollt Ihr des Herrgotts Leibwach sein,
Dragoner und Husaren!

Bei Hausbrot und Bier

Die englisch Armee ist geschlagen
Mit Rösser und Wagen
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

Mit fünfzig Kanonen seins kommen,
Achtundvierzig hamm mer g’nommen
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir …

Ihr Bazi warts noch a weng,
Wir wölln a nach Saint Quentin
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

Von da is gewiß
A Viertelstund nach Paris
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

In Paris ob der Au
Da weht es weiß-blau
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir …

In Paris hats schöne Madeln
Mit spindeldürre Wadeln
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

Die scherens mich den Teisi,
Ich lieb meine Resi
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

Die sitzet in Minka
Und strickt wollne Strümpfa
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

Liabs Madel, sollst net weinen,
Findst scho wieder einen
Bei Hausbrot und Bier
Lustige Bayern sein mir…

Kosakenlied

Väterchen braucht die Kosaken,
Zu Attacken;
Schabernacken –
Hei, wir wölln dem Feind es gönnen,
Wie Kosaken fiedeln können:
Fi…..fi…..

Väterchen macht aus Soldaten
Hackebraten.
Fort mit Schaden!
Hei, die Preußen wern uns fassen
Und wie Bären tanzen lassen:
Fi…..fi…..

Väterchen braucht seine Reiter
Als Begleiter
Und so weiter
Seiner Generäle Huren,
Welche in Karossen fuhren…
Fi…..fi…..

Väterchen verbeut den Schnaps uns.
Doch wer gabs uns
Und wer grabt uns
Unser Grab?… Schnapsumstunken
Er, der selber stets betrunken.
Fi…..fi…..

Wenn im Westen glüht der Freiheit
Goldne Neuheit –
Rußlands Dreiheit:
Wodka, Zar und Knute bleibt –
Bis der Deutsche sie vertreibt.
Fi…..fi…..

Zarenlied

Nikolaus II. (1917) Quelle: Wikipedia

von Adam Mickiewicz

Wenn ich nach Sibirien trotte,
Muß ich schwer in Ketten karren.
Doch mit der versoffnen Rotte
Will ich schuften… für den Zaren.

In den Minen will ich denken:
Dieses Erz, das wir hier fahren,
Dieses Eisen, das wir schwenken,
Wird zum Beil einst…für den Zaren.

Wähl ein Weib ich zur Genossin,
Wähl ich sie aus den Tataren,
Daß aus meinem Stamm entsprosse
Einst ein Henker…für den Zaren.

Bin ich dann ein freier Siedler,
Säe ich mit grauen Haaren
(Geigt schon nah der graue Fiedler…)
Grauen Hanf…nur für den Zaren.

Silbergraue Fäden rinnen
Fest durch meine Hand… In Jahren
Wird mein Sohn zum Strick sie spinnen…
Für den Zaren…für den Zaren.

Freie Übertragung von Klabund

Die Schlacht

Es blühten die Raden,
Es reifte das Korn –
Donnernd aus Wolkenschwaden
Brach Gottes Zorn.
Tiger, Tiger brüllt übers Feld…

Bajonette blinken.
Mädchen, sei gut!
Herzen ertrinken
In Blut.
Krieger, Krieger kämpft auf dem Feld…

Über Pulverdämpfen
Sonne mich entrückt;
Fliegend zu kämpfen,
Bin ich beglückt.
Flieger, Flieger fliegt überm Feld…

Gestürzte Lafetten;
Die Nacht ist wie Wein.
Wir beten und betten
Ins Dunkel uns ein…
Sieger, Sieger ruht unterm Feld…

Siegeslied

Brüder, laßt im frohen Kreis
Herz und Becher klingen!
Was das goldne Leben weiß,
Soll die Freude zwingen.
Und im selbstgeformten Bild
Mag es sich entfalten –
Was in tiefster Seele quillt,
Will zum Lichte walten.

Grauer Tag versank in Nacht,
Und die Kerzen sprühen.
Dunkel ist allein gemacht
Um der Seele Glühen.
Herrlich fühle ich mich nah
Größesten Bezirken –
Was ich einst im Gotte sah,
Wird im Freunde wirken.

Bruder, halte deine Hand
Fest auf meinem Herzen.
Ist’s erst in Kristall gebannt,
Wird es nicht mehr schmerzen.
In der Erde braunen Schacht
Mag’s geruhig sinken –
Bis die Sonne sich entfacht,
Und die Tiefen blinken.