Ruhrlade

Aus Wikipedia:

„… Die Ruhrlade war eine Interessenvereinigung der zwölf einflussreichsten Ruhrindustriellen. Sie existierte von 1928 bis 1939.

Dieser informelle und hoch exklusive Zirkel wurde im Januar 1928 von Paul Reusch gegründet, der in vielen Vorständen und Aufsichtsräten der rheinischen Schwerindustrie saß. Alle Großunternehmen des Ruhrgebiets waren durch ein oder zwei Mitglieder vertreten. Sprachrohr war die Deutsche Allgemeine Zeitung, die von der Ruhrlade finanziert wurde. Als Mittelsmann zu den politischen Parteien fungierte Martin Blank, Politiker der FDP, FVP, DP.

Die Existenz der Ruhrlade wurde geheim gehalten. Man traf sich einmal monatlich zum wirtschaftlichen und politischen Meinungsaustausch in geselliger Runde und organisierte Spenden in Höhe von jährlich bis zu 1,5 Millionen Reichsmark, die an die bürgerlichen Parteien gingen (DDP, Zentrumspartei, DVP und DNVP). Die Ruhrlade versuchte mehrfach, diese Parteien in einer bürgerlichen Sammlungsbewegung zu vereinen, was aber scheiterte.

Die Haltung zur NSDAP war in der Ruhrlade umstritten. Fritz Thyssen unterstützte die Nationalsozialisten bereits seit 1923, während Paul Reusch und Paul Silverberg, der jüdischer Abstammung war, den Nationalsozialisten kritisch gegenüberstanden. Während des Wahlkampfs vor der Reichstagswahl im September 1930 agitierten einige Mitglieder der Ruhrlade gegen die vermeintlich „sozialistischen“ Parolen der NSDAP. Sie befürchteten sogar, die NSDAP würde eine Koalition mit SPD und KPD eingehen, und verlangten deshalb für ihre finanzielle Unterstützung für Alfred Hugenbergs DNVP dessen Zusage, nicht mit den Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten.

Spenden der Ruhrlade flossen ab 1931 an einzelne Nationalsozialisten, namentlich Hermann Göring, Walther Funk und Gregor Strasser. Diese persönlichen Spenden an vermeintlich „vernünftigere“ und „gemäßigtere“ Parteimitglieder sollten eine Rückversicherung gegen die weiterhin bestehenden sozialrevolutionären und radikalantisemitischen Strömungen in der Partei darstellen, wie sie sich etwa in der SA und in der NSBO zeigten. Groß war die Sympathie für Franz von Papen, den Reichspräsident Paul von Hindenburg im Juli 1932 überraschend zum Reichskanzler ernannte und den die Ruhrlade schon vorher subventioniert hatte. Vor allem Papens Putsch gegen die preußische Staatsregierung (Preußenschlag) erfreute die Industriellen. Bis in den Januar 1933 hinein hoffte man, dass es Papen gelingen würde, die Nationalsozialisten zu „zähmen“ und in eine Koalition unter seiner Führung zu zwingen. Großen Einfluss konnte die Ruhrlade in diesen entscheidenden Monaten vor der Machtübergabe aber nicht mehr nehmen, da sie aufgrund der durch die Gelsenkirchenaffäre (bezeichnet den heimlichen und überteuerten Kauf eines Aktienpakets der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (und somit zugleich der Aktiensperrminorität für die Vereinigte Stahlwerke AG) am 6. Mai 1932 aus dem Eigentum Friedrich Flicks durch die damals weitgehend staatseigene Dresdner Bank unter der damaligen Reichsregierung unter Heinrich Brüning) verursachten internen Konflikte seit Sommer 1932 nicht mehr regelmäßig zusammentraf.

Mitte 1939 kapitulierten die Vertreter der Ruhrlade dann endgültig vor dem übermächtig gewordenen Einfluss des NS-Regimes auf die Wirtschaft (Reichswerke Hermann Göring, 2. Vierjahresplan) und lösten ihre Vereinigung aus Misstrauen gegenüber NSDAP und Gestapo auf. Fritz Thyssen war zwar der anfänglich stärkste Befürworter einer Diktatur in der Ruhrlade, wandte sich aber im August 1939 gegen Hitlers Kriegskurs, vor allem den sich abzeichnenden Krieg gegen Frankreich und gegen England, und musste deshalb emigrieren. Er wurde Ende 1940 in Frankreich verhaftet und in mehreren KZs interniert.