Klabund und Carolas Neher

Eine Geschichte von Liebe und Tod

Matthias Wegner – Herausgegeben von Claudia Schmölders

Erste Auflage September 1996 – Copyright © 1996 by Rowohlt Berlin Verlag GmbH, Berlin – Alle Rechte vorbehalten – Umschlaggestaltung Walter Hellmann

ISBN 3 87134 266 1

Matthias Wegner schreibt:

Glaubt man der schönen Münchnerin Karoline Neher, so überfiel sie die Liebe in der Straßenbahn im Jahr 1924. In diesem Sommer ist Klabund, eigentlich Alfred Henschke aus Crossen an der Oder, schon ein bekannter Autor, schreibt romanti­sche Gedichte, freche Brettl-Lyrik, aufsässige Prosa, Nachdichtungen aus dem Chinesi­schen – und ein märchenhaft-poetisches Theaterstück, „Der Kreidekreis“, das zum größten Bühnenerfolg der Weimarer Republik werden wird. Die kapriziöse Schauspielerin Neher, die sich bald mit Vornamen Carola nennen wird, steht am Beginn einer glanzvollen Bühnenkarriere. Die Männer, darunter Lion Feuchtwanger und Bert Brecht, liegen ihr zu Füßen.

1925 heiraten die beiden – aber Kla­bund, durch seine Lungenkrankheit zuneh­mend geschwächt, kämpft einen dramatischen Kampf um seine ehrgeizige Frau. Er stirbt im Sommer 1928 in einem Davoser Sanatorium in ihren Armen. Danach stürzt sich Carola Neher erneut ins Berliner Theaterleben. Sie ist die umjubelte Polly in Brechts „Dreigroschen­oper“; eine „hinreißend-liebe, zaubersüße, Volks-einfache Menschenblume“ nennt sie Berlins Kritiker-Papst Alfred Kerr.

Wieder verliebt sie sich, diesmal in einen jungen Kommunisten. Mit ihm muss sie bei Hitlers Machtergreifung nach Moskau fliehen – es wird ihr zum Verhängnis. 1942 stirbt sie unter erst vor kurzem geklärten Um­ständen in einem sowjetischen Gefängnis – aus dem umschwärmten Berliner Star ist ein Opfer mörderischer Politik geworden.

Matthias Wegner erzählt diese Paargeschichte von zwei höchst ehrgeizigen, aber auch lebenssüchtigen Künstlern auf der Grund­lage umfangreichen Quellenmaterials vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, des heraufziehenden Nationalsozialismus, der leichtsinnigen „goldenen“ zwanziger Jahre und des immer längeren Schattens Stalins.

Matthias Wegner 

geboren 1927 in Hamburg, wo er auch heute lebt, studierte in Göttingen, Berlin, Basel und Hamburg Literatur- und Kunstgeschichte und promovierte mit einem Buch zum Thema „Exil und Literatur“. 25 Jahre lang war er Verlagsleiter. Seit 1990 schreibt er vorwie­gend für Zeitungen – vor allem für die „Frankfurter Allgemeine“ – und arbeitet für verschiedene Verlage.