Von Dr. Alfred Henschke und seiner Familie

Apotheker war Ehrenbürger – Sohn Hans wirkte bis 1947 in Crossen/Krosno

Kürzlich entdeckte ich in Archiven von Berlin und Fürstenwalde interessante, alte Fotos. Sie zeigen den Oberführer Dr. Alfred Henschke der Crossener Feuerwehr und de­ren Gerätehäuser sowie das Innere der Ad­ler-Apotheke. Ich habe deshalb die Henschke-Geschichte zusammengestellt, auch ei­nige Details eingefügt, die im Heimatblatt bereits berichtet worden sind. Der Großvater von KLABUND, Hermann Henschke, betrieb zuletzt in Frankfurt (Oder) bis zum Ruhestand die Adler-Apotheke.

Sein Sohn, Dr. Alfred Henschke (1858 -1936), kam von Frankfurt (Oder) 1888. als 30-jähriger Apotheker nach Crossen/Oder und übernahm dort die Adler-Apotheke. Sie befand sich damals in der Dammstr. 344/45; dort zog danach das Geschäft des Fleischer­meisters Wilhelm Büttner ein. Der erste Sohn des Apothekers Georg Hermann. Alfred Henschke (1890- 1928), der sich 1913 KLABUND nannte, wurde am 4. Novem­ber 1890 noch in der Dammstraße geboren. Der Vater verlegte 1892 die Adler-Apothe­ke in das günstiger in Marktnähe gelegene Eckhaus Schloß-Roßstraße, seit 1922 Schaede-/Dr.-Henschke-Straße genannt. Hier wurde der zweite Sohn Dr. Johannes (Hans) Henschke geboren (t 1952). – Der Großvater Hermann war Sohn eines Pas­tors. Vorfahren stammten aus Cottbus und Muskau. KLABUND gibt hier slawische Vorfahren an.

Dr. Alfred Henschke war seit 1884 Assis­tent am Pharmakologischen Institut der Universität Marburg. In Marburg lernte er Antonie (1867 – 1945) kennen, die jüngste Tochter des Gymnasialdirektors Dr. Georg Buchenau. Sie heirateten am 30.09.1887. In der Familie Buchenau finden sich hugenot­tische Ahnen (Petitjean oder verdeutscht Kleinhans und Villains).

KLABUND zeigte wie der Vater musische Begabung am Klavier, die von den Eltern gefördert wurde. Dagegen hatten beide El­tern kein Verständnis für seine Dichtungen. Dr. Alfred Henschke entfaltete in Crossen eine umfangreiche, öffentliche Tätigkeit. 1893 wurde er in den Magistrat berufen, dem er über 36 Jahre angehörte. 1907 wur­de er zum unbesoldeten Beigeordneten und Stellvertreter des Bürgermeisters gewählt. Er leitete die Stadtverwaltung im 1. Welt­krieg und nach dem Abgang des Bürger­meisters Dr. Strauss. Er blieb Beigeordneter bis 1930. In der Kreisverwaltung wirkte Dr. Henschke von 1919 bis 1925 als Mit­glied des Kreisausschusses. Der Kirchenvertretung St. Marien gehörte er rund zwan­zig Jahre an.

Dr. Henschkes Willenskraft, Pflichtauffas­sung und Selbstlosigkeit waren Antrieb bei zahlreichen Planungen: Ausbau des Rusdorfer Wasserwerkes, Modernisierung des Gaswerkes, Bau des Schlachthofes und der Knabenvolksschule. Auch die Straßenpflasterung, die Volksbücherei und das Heimat­museum hat er gefördert. Verdienste erwarb er sich als Oberführer (Branddirektor) der Freiwilligen Feuerwehr, die durch mo­dernste Ausrüstung glänzte. Das Geräte­haus ist heute in Krosno bewohnt; der Mit­telteil ist Zugang zum Königreichssaal der Zeugen Jehovas: Dr. Henschkes Funktion als Meister vom Stuhl (Vorsitzender) der Crossener Loge „Zur festen Burg“ und als Kommandeur der „Schwarzen Schützen“ runden seine Aktivitäten ab. Die Stadt Crossen verlieh Dr. Alfred Henschke 1922 das Ehrenbürgerrecht. 1930 wurde ein Teil der Roßstraße in Dr. Henschke-Straße benannt.

Als Dr. Alfred Henschke am 24, November 1936 im Alter von 78 Jahren starb, wurde er neben dem Ehrengrab KLABUNDs, seines Sohnes, bestattet. Anfang Februar 1945 starb seine Frau Antonie. Weil der Bergfriedhof schon unter sowjetischem Granat­feuer lag, musste Frau Henschke in Bober­höh beerdigt werden.

Dr. Johannes Henschke, der die Adler-Apo­theke seines Vaters fortführte, blieb mit sei­ner Familie bis 1947 in Crossen/Krosno. Er bewahrte das Krankenhaus vor Schaden und behandelte als Medizinkundiger viele polnische Menschen, denen ein Arzt fehlte. Er starb am 27.12.1952 in Basel.

Wilfried Reinicke