Toleranz vor Augen

Die Wernerkapelle kann getrost neben anderen Orten als Symbol des Antisemitismus betrachtet werden. So sah es auch der Künstler Karl-Martin Hartmann und verwirklichte zusammen mit dem Bauverein Wernerkapelle seine Installation „Das Fenster – Wernerkapelle Bacharach“.

Das Fenster – Wernerkapelle Bacharach Quelle: Von Berthold Werner – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7331638

Das Vorwort des gleichnamigen Buches zu dieser Installation füge ich hier ein:

„ Kunst bewegt zu Toleranz“

In die Ruine der Wernerkapelle stellt der Künstler Karl-Martin Hartmann seine temporäre Installation „Das Fenster – Wernerkapelle Bacharach“. Der Ort ist wohl gewählt, denn beladen und wechselvoll ist seine Geschichte: Nachdem hier die falsche Legende vom jüdischen Ritualmord inszeniert und Jahrhunderte lang zu Ausschreitungen missbraucht wurde, dient die Wernerkapelle heute als Mahnmal eines geschwisterlichen Umgangs der Religionen. „Das Fenster“ will am historischen Ort zu wahrhaftigem Erinnern aufrufen. Auf­ragend die Form, glühend rot das Licht des Glases und beziehungsreich die Schrift – als künstlerisches Zeichen der Toleranz soll die Installation weithin wirken und auf eine gemeinsame Zeit im Geist der Versöhnung verweisen. Zum Dialog mit dem Fremden will sie ermutigen. Mit der ebenfalls in der Wernerkapelle von Karl-Martin Hartmann konzipierten Veranstaltungsreihe „Das Forum“ 2008-2009 wurde dieser Dialog vertieft. Veranstaltet vom Bauverein Wernerkapelle brachte diese Reihe renommierte Referenten zum Thema Toleranz und Freiheit nach Bacharach. Vor der eindrucksvollen Kulisse von Ruine und Installation und eingefasst durch ein anspruchsvolles Musikprogramm, stifteten diese Vorträge nachhaltige Impulse der Reflexion und Diskussion.

Dieses Buch dokumentiert in Bild und Wort den Werdegang – Blüte, Reife und Frucht – des Projektes von Karl-Martin Hartmann. Es skizziert die künstlerische Idee und zeigt Bilder ihrer Umsetzung. Es gibt den intellektuellen Ertrag der Vorträge der Jahre 2008 und 2009 wieder. Und es fängt Impressionen vom Leben mit dem Fenster in Bacharach ein. Das Buch erhält so nach besten Kräften etwas vom Geist der temporären Installation.

Denjenigen, die in Bacharach dabei waren, mag es die Erinnerung an eindringliche Momente der Sinnlichkeit und Reflexion stützen. Allen Lesern mag es ein lebendiges Zeugnis sein dafür, wozu Kunst bewegen kann.

Christian Johann Heinrich Heine, als Harry Heine am 13.12.1797 in Düsseldorf geboren und am 17.2.1856 in Paris gestorben, war einer der bedeutendsten Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts.

Er verarbeitete die Legende vom „Rabbi von Bacharach“ und der Anfang seiner fragmentarischen Erzählung wird in der künstlerischen Installation von Karl Martin Hartmann in der Wernerkapelle wiedergegeben. Und der Schriftsteller Lion Feuchtwanger machte die Geschichte Heines zum Thema seiner 1907 verfassten Doktorarbeit. Das Buch wurde 1985 in einer Neuauflage im Verlag S. Fischer in Frankfurt herausgegeben.“

Quelle: Wikipedia

Über die Eröffnung heißt es im Buch:

„Am Pfingstmontag, dem 28. Mai 2007 wurde die Glasinstallation „Das Fenster -Wernerkapelle Bacharach“ des Wiesbadener Künstlers Karl-Martin Hartmann mit einem Festakt eingeweiht. Das in die Ruine der Wernerkapelle für die geplante Dauer von zwei Jahren eingestellte Glas-Kunstwerk will am geschichtsträchtigen Ort für einen friedlichen Dialog der Religionen werben.“ So berichteten Ende Mai 2007 die Mainzer und Koblenzer Zeitungen von den Feierlichkeiten, mit denen das rote Fenster unter Schirmherrschaft von Karl Peter Bruch, Minister des Inneren des Landes Rheinland-Pfalz, der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Denkwürdig war der Tag: Zu sagen, dass es geregnet hätte, wäre immer noch beschö­nigend. Es schüttete, es goss in Strömen. Und dennoch strömte nicht nur Regen, sondern eine überwältigende Zahl von Besuchern zum festlichen Akt. Kunst zieht an, überwindet Hindernisse und bringt Bewegung in die Köpfe und Herzen.

Angefüllt mit weit über hundert regenbeschirmten Gästen bot die Wernerkapelle, bereichert um den neuen künstlerischen und thematischen Blickfang, eine imposante Kulisse für das Festprogramm. Als Veranstalter eröffnete und moderierte Peter Keber, der Vorsitzende des Bauvereins Wernerkapelle, die Feier. „Die Installation des Glasfensters von Karl-Martin Hartmann setzt ein zentrales Anliegen der Arbeit des Bauvereins fort.“ So beschrieb Peter Keber die gute Zusammenarbeit von Künstler und Verein in der Planungs- und Realisierungsphase des Projektes. „Wir fühlten uns von Anfang an nicht nur der baulichen Restaurierung, sondern auch der geschichtlichen Aufarbeitung verantwortlich. Und genau dies tut auch die Glasinstallation von Karl-Martin Hartmann. In 16 der insgesamt 53 Scheiben ist nämlich der Beginn von Heinrich Heines „Der Rabbi von Bacharach“ aufgedruckt, in dem das Pogrom von Bacharach thematisiert wird.“

Dieses Buch habe ich mir gekauft, es hat mich sehr beeindruckt.