Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein

Aus Wikipedia:

Die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein war eine Tötungsanstalt der Nationalsozialisten in der ehemaligen Festung Schloss Sonnenstein auf dem Sonnenstein bei Pirna, in der 1811 eine Krankenanstalt eingerichtet worden war. Die Gedenkstätte Pirna Sonnenstein erinnert an die dortigen Ereignisse.

In den Räumen der Festung wurden in den Jahren 1940 und 1941 durch Nationalsozialisten mindestens 14.751 Menschen umgebracht. Dabei handelte es sich vorwiegend um psychisch Kranke und geistig Behinderte, aber auch um Häftlinge aus Konzentrationslagern. Dies geschah nach Beginn des Zweiten Weltkrieges unter dem euphemistischen Namen „Euthanasie“ im Rahmen der reichsweit zentral koordinierten und weitgehend geheim gehaltenen „Aktion T4“ der Nationalsozialisten zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ bzw. Tötung sogenannter „Ballastexistenzen“.

Die NS-Tötungsanstalt diente damit auch der personellen, organisatorischen und technischen Vorbereitung des Holocaust. Diese Vernichtungsanstalt (eine von insgesamt sechs) ist, nicht zuletzt wegen der Zahl ihrer Opfer, einer der schlimmsten Orte nationalsozialistischer Verbrechen in Sachsen.

Vorgeschichte

Die frühere Burganlage und Festung wurde 1811 zur Anstalt für als potentiell heilbar angesehene Geisteskranke mit einem wegen ihres reformpsychiatrischen Konzepts guten Ruf umgebaut. Hausarzt und Direktor dieser Heilanstalt war damals Ernst Gottlob Pienitz. Zwischen 1855 und 1914 wurde die Anstalt durch zahlreiche Neubauten erweitert. Von 1922 bis 1939 wurde die staatliche Pflegerschule auf den Sonnenstein verlegt.

1928 wurde Hermann Paul Nitsche zum Direktor der auf über 700 Patienten angewachsenen Heilanstalt Sonnenstein berufen. Mit seinem Amtsantritt begann ein neuer Zeitabschnitt: Nitsche, der als Reformpsychiater der 1920er Jahre profiliert war, setzte nach der Zäsur von 1933 auf die systematische Ausgrenzung der chronisch psychisch Kranken und Behinderten. Als Befürworter der „Rassenhygiene“ und „Euthanasie“ ließ er, der zugleich maßgeblicher Psychiater in Sachsen war und im Land Sachsen zugleich als beratender Psychiater der Landesregierung fungierte, Zwangssterilisationen und „Verpflegungssparrationierungen“ gegenüber den „erbkranken“ Patienten in „seiner“ Heilanstalt durchsetzen. Im Dezember 1939 wurde die Anstalt durch einen Erlass des sächsischen Innenministers aufgelöst und als Reservelazarett und Umsiedlerlager eingerichtet.

Die NS-Tötungsanstalt diente damit auch der personellen, organisatorischen und technischen Vorbereitung des Holocaust. Diese Vernichtungsanstalt (eine von insgesamt sechs) ist, nicht zuletzt wegen der Zahl ihrer Opfer, einer der schlimmsten Orte nationalsozialistischer Verbrechen in Sachsen.

Vorgeschichte

Die frühere Burganlage und Festung wurde 1811 zur Anstalt für als potentiell heilbar angesehene Geisteskranke mit einem wegen ihres reformpsychiatrischen Konzepts guten Ruf umgebaut. Hausarzt und Direktor dieser Heilanstalt war damals Ernst Gottlob Pienitz. Zwischen 1855 und 1914 wurde die Anstalt durch zahlreiche Neubauten erweitert. Von 1922 bis 1939 wurde die staatliche Pflegerschule auf den Sonnenstein verlegt.

1928 wurde Hermann Paul Nitsche zum Direktor der auf über 700 Patienten angewachsenen Heilanstalt Sonnenstein berufen. Mit seinem Amtsantritt begann ein neuer Zeitabschnitt: Nitsche, der als Reformpsychiater der 1920er Jahre profiliert war, setzte nach der Zäsur von 1933 auf die systematische Ausgrenzung der chronisch psychisch Kranken und Behinderten. Als Befürworter der „Rassenhygiene“ und „Euthanasie“ ließ er, der zugleich maßgeblicher Psychiater in Sachsen war und im Land Sachsen zugleich als beratender Psychiater der Landesregierung fungierte, Zwangssterilisationen und „Verpflegungssparrationierungen“ gegenüber den „erbkranken“ Patienten in „seiner“ Heilanstalt durchsetzen. Im Dezember 1939 wurde die Anstalt durch einen Erlass des sächsischen Innenministers aufgelöst und als Reservelazarett und Umsiedlerlager eingerichtet.

Verwischte Spuren

Im Laufe des Sommers 1942 wurde die „Euthanasie“-Anstalt Sonnenstein aufgelöst. Die Gaskammer und das Krematorium wurden abgebaut. Nach sorgsamer Verwischung der Spuren der Verbrechen wurden die Gebäude seit Ende 1942 als Wehrmachtlazarett genutzt. Im so genannten Dresdner Ärzteprozess im Sommer 1947 wurden einige der an der Mordaktion Beteiligten zur Verantwortung gezogen. Das Dresdner Schwurgericht verurteilte Hermann Paul Nitsche, der seit Frühjahr 1940 einer der medizinischen Leiter der Krankenmordaktion im Deutschen Reich gewesen war, sowie zwei Sonnensteiner Pfleger zum Tode.

In Pirna wurde nach dem Ärzteprozess kaum noch über die hier verübten Verbrechen gesprochen. Diese wurden über vier Jahrzehnte verdrängt und weitgehend verschwiegen. Auf dem Gelände des Sonnensteins wurde ein von der Öffentlichkeit abgeschirmter Großbetrieb errichtet, der auch die Gebäudeteile der Tötungsanstalt nutzte.

Opferzahlen

Nach der Hartheimer Statistik wurden in der Tötungsanstalt Sonnenstein in 15 Monaten zwischen Juni 1940 und dem 1. September 1941 insgesamt 13.720 Menschen in der dortigen Gaskammer ermordet.

Diese Statistik umfasst lediglich die erste Mordphase der Aktion T4, die auf eine Anordnung Hitlers hin mit dem Datum 24. August 1941 abgeschlossen wurde.

Während der „Aktion T4“ wurden unter der Tarnbezeichnung „Sonderbehandlung 14f13“ – beginnend ab Sommer 1941 – zudem mindestens 1031 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Sachsenhausen und Auschwitz in Sonnenstein ermordet.

Zu den bekanntesten Opfern der Aktion T4 in Sonnenstein gehören die Dresdner Malerin Elfriede Lohse-Wächtler sowie der Schriftsteller und Dramaturg Hermann von Boetticher. Zu den Opfern der Aktion 14f13 gehört der Kirchenjurist Martin Gauger, der aus dem Konzentrationslager Buchenwald nach Sonnenstein gebracht wurde.

Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte

Nach dem Ende der Krankenmorde 1941 wurden auf dem Gelände des Sonnensteins die „Adolf-Hitler-Schule Gau Sachsen“, die Reichsverwaltungsschule und ein Wehrmachtslazarett eingerichtet, die bis 1945 existierte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren hier bis 1949 ein Flüchtlingslager, ein Quarantänelager für entlassene Wehrmachtsangehörige, Teile des Landratsamts und eine Polizeischule (bis 1954) untergebracht.

Von 1954 bis 1991 wurde ein großer Teil des Geländes überwiegend betrieblich vom Strömungsmaschinenwerk zum Bau von Flugzeugturbinen genutzt. 1977 wurde das „Kreisrehabilitationszentrum Pirna“ im Schlossbereich eingerichtet. 1991 ging daraus die Werkstatt für behinderte Menschen in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt hervor.

Seit Herbst 1989 wurde die Geschichte des Ortes in der Stadtöffentlichkeit verstärkt thematisiert. Am 1. September 1989 zeigte das Evangelische Gemeindezentrum Pirna-Sonnenstein anlässlich des 50. Jahrestages des Beginns der nationalsozialistischen Krankenmordaktionen eine kleine Ausstellung des Historikers Götz Aly zur „Aktion T4“. Diese Ausstellung, die auf Initiative einiger, an der Aufklärung interessierter Bürger zurückging, fand in der Öffentlichkeit viel Beachtung. In der Folge entstand eine Bürgerinitiative zur Schaffung einer würdigen Gedenkstätte für die Opfer der „Euthanasie“-Verbrechen auf dem Sonnenstein. Im Juni 1991 konstituierte sich das Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e. V.

Nach archivalischen und bauarchäologischen Untersuchungen von 1992 bis 1994 wurden die Kellerräume des Hauses C 16 seit 1995 rekonstruiert und als Gedenkstätte hergerichtet (heute: Gebäude Schlosspark 11). Die heutige ständige Ausstellung zur Dokumentation der Verbrechen befindet sich im Dachgeschoss desselben Gebäudes. Sie entstand im Auftrag der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft und wurde der Öffentlichkeit am 9. Juni 2000 übergeben.

Gestaltung der Gedenkstätte

Ein aus 16 Tafeln bestehendes Wegweisersystem führt vom Pirnaer Bahnhof über das Stadtzentrum hinauf zur Gedenkstätte Sonnenstein. Die Wegweiser wurden von der Berliner Künstlerin Heike Ponwitz gestaltet und sind Teil des Denkzeichens „Vergangenheit ist Gegenwart“. Alle Tafeln tragen ein Motiv der Festung Sonnenstein, das von dem kursächsischen Hofmaler Bernardo Bellotto (1722–1780) stammt. Jede Tafel trägt jeweils einen Begriff aus dem Zusammenhang der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen, zum Beispiel: Sammeltransport, Trostbrief, Sonderbehandlung, Baderaum.

Das Projekt von Heike Ponwitz ist aus einem Wettbewerb zur Errichtung eines Mahnmals für die 15.000 Menschen hervorgegangen.

Ferner verbindet eine Gedenkspur bunter Kreuze den Ort Pirna mit dem Ort der NS-Verbrechen. Jedes Kreuz erinnert an ein Opfer.

Im Jahr 2013 zählte die Gedenkstätte 10.927 Besucher.