Geboren am 1. Mai 1905 in Meiningen – einer Kreisstadt und Kulturstadt im fränkisch geprägten Süden Thüringens – war Oberländer Agrarwissenschaftler, Nationalsozialist und betrieb Ostforschung.
„Ostforschung bezeichnete bis in die 1990er Jahre die Erforschung des deutschen Volkstums und der Kulturleistungen Deutscher in Ostmitteleuropa. Forschungsgegenstände waren Geschichte, Sprache, Migration, Recht, Religion und Geographie.
Unter dem Begriff „Ostforschung“ als zentralem Bestandteil der völkischen Wissenschaften wird heute dieser Teil deutscher Wissenschaft geschichtlich hinsichtlich Verlauf und Kontinuitäten bis in die 1990er Jahre erforscht und von einigen der betroffenen Institutionen selbstkritisch aufgearbeitet. Besonders diese Selbstreflexion bezeichnet einen Paradigmenwechsel und führt unter anderem zur Umbenennung von Instituten. So wurde beispielsweise die „Zeitschrift für Ostforschung“ in „Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“ umbenannt“, schreibt Wikipedia.
Was also Ostforschung während des Studiums uns während seiner Berufsausübung bedeutete, muss wohl kaum näher erläutert werden, zumal dann nicht, wenn der Werdegang Oberländers in diesem Portrait beschrieben worden ist.
Oder anders ausgedrückt, auch er reihte sich nahtlos in die Reihe der CDU-Politiker ein, die nach dem III. Reich nichts mit Nationalsozialismus zu tun hatten.
Als Politiker des GB/BHE und der CDU war er „1953–1960 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Er trat am 4. Mai 1960 zurück. Vorangegangen war eine seit 1959 heftig geführte Auseinandersetzung über seine Rolle in der NS-Zeit. 1953–1961 und 1963–1965 war er Mitglied des Deutschen Bundestages“, so Wikipedia.
Über den GB/BHE schreibt Wikipedia:
„… Der Gesamtdeutsche Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (kurz GB/BHE) war eine von 1950 bis 1961 aktive politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland. Sie richtete sich an die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen und betrieb eine entsprechende Klientelpolitik.
Im November 1952 benannte sich der BHE in Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten um und versuchte damit breitere Wählerschichten anzusprechen. Bei der Bundestagswahl 1953 erreichte er 5,9 Prozent der Zweitstimmen, zog in den Deutschen Bundestag ein und wurde von Konrad Adenauer an der Regierung beteiligt.
Im Kabinett Adenauer II war (…) Theodor Oberländer wiederum Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Nach internen Streitigkeiten, welche vordergründig um die Saar-Frage geführt wurden, (…) traten Oberländer und weitere Anhänger des Bürgerblock-Flügels 1955 aus der Partei aus und 1956 der CDU bei. Mit dieser Spaltung begann der Niedergang des GB/BHE.
Das Parteiprogramm konzentrierte sich anfangs hauptsächlich auf zwei Forderungen: „Lebensrecht im Westen“ und „Heimatrecht im Osten“. Unter dem ersten Begriff wurden ein gerechter Lastenausgleich und die Wohnungsbauförderung für Vertriebene verstanden. Unter dem „Heimatrecht“ verstand man die Wiederherstellung des Reiches in den Grenzen von 1937 mit friedlichen Mitteln. Die Partei beschwor das Bild des christlichen Abendlands und bezog klar Stellung gegen den Kommunismus.
Der BHE wandte sich auch an die Opfer des Bombenkrieges, Geschädigte der Währungsreform und ehemalige Beamte, welche nach 1945 im Rahmen der Entnazifizierung entlassen worden waren. Der BHE spielte eine zentrale Rolle bei der Beendigung der Entnazifizierung und der beruflichen Wiedereingliederung ehemaliger Nationalsozialisten, welche aufgrund ihrer Vergangenheit berufliche Probleme bekommen hatten. Er war ein Sammelbecken für antikommunistische und revanchistische Kräfte in der jungen Bundesrepublik. In seinen Reihen fanden sich viele ehemalige NSDAP-Mitglieder, darunter auch Kraft und Oberländer. Kraft legte deswegen bereits 1952 Wert auf die Feststellung, dass der BHE zwar die Partei „auch der ehemaligen Nazis, aber nicht derjenigen, die heute noch Nazis sind“, sei.
Wikipedia bietet eine Mitgliederliste der „Ehemaligen“ dieser Partei an und beim Lesen ist es mir ziemlich schlecht geworden.
Leben und Beruf vor 1945
Aus Wikipedia:
„… Oberländer, der evangelischen Glaubens war, wurde bereits 1920 Mitglied der völkischen Jugendorganisation Adler und Falken (auf einen kurzen Nenner gebracht, nach heutigen Kriterien eine rechtsradikale Organisation) und erlangte 1923 das Abitur auf dem humanistischen Bernhardinum in Meiningen.
Von 1923 bis 1927 studierte er Agrarwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität Hamburg und der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin mit einem Abschluss als Diplomlandwirt. (…) 1928 folgte ein halbjähriger Aufenthalt in der Sowjetunion als Mitarbeiter der DRUSAG (Deutsch-russische Saatbau AG). ] Am 2. März 1929 wurde er in Berlin zum Dr. agr. promoviert.
Oberländer ging danach als Volontär an das Institut für Ostdeutsche Wirtschaft (…) an der Albertus-Universität Königsberg. (…) Dort wurde er am 8. Februar 1930 auch zum Doktor der Staats- und Wirtschaftswissenschaften promoviert.
1930 bis 1931 folgte ein Eineinhalbjähriger landwirtschaftlicher Aufenthalt in der Sowjetunion, in der Republik China, Kanada und in den Vereinigten Staaten, wo er bei Ford arbeitete.
Anfang Oktober 1931 kehrte er als Assistent an das Institut für „Ostdeutsche Wirtschaft“ in Königsberg zurück. (…) In Königsberg machte er schnell akademische Karriere bis zum Zerwürfnis mit Gauleiter Erich Koch im Jahr 1937. Am 1. März 1933 wurde er zum Direktor des Instituts für Osteuropäische Wirtschaft. Am 17. Dezember 1933 folgte die Habilitation, am 1. April 1937 erhielt er die Professur für osteuropäische Wirtschaft in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät in Königsberg. (…)
Im September 1937 musste Oberländer auf Betreiben der ostpreußischen Gauleitung die Königsberger Universität verlassen, wogegen er ohne Erfolg gerichtlich vorging In einem Schreiben vom 22. Dezember 1937 meldete das Reichserziehungsministerium an Rudolf Heß, Oberländers Professur in Königsberg habe „in weitgehendem Umfange“ lediglich politischen statt wissenschaftlichen Charakter gehabt und man habe ihn an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald versetzt, wo er in Zukunft mit Ostforschung nichts mehr zu tun haben werde. (…)
Forschungstätigkeit
Oberländer widmete sich vor dem Hintergrund seiner agrarwissenschaftlichen Tätigkeit vor allem der Ostforschung, die sich zum Ziel gesetzt hatte, den deutschen Herrschaftsanspruch über den osteuropäischen Raum wissenschaftlich zu untermauern. Zu diesem Zweck gründeten sich 1931 in der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften. (…) Oberländer wurde am 19. Dezember 1933 zunächst Geschäftsführer, am 27. März 1934 aber durch Emil Meynen abgelöst. Oberländer blieb jedoch Vorstandsmitglied in der ebenfalls am 19. Dezember 1933 gegründeten Unterorganisation Nordostdeutsche Forschungsgemeinschaft (NODFG) in Berlin.
In seinen Publikationen behauptete Oberländer, dass „für ganz Europa (…) das Anschwellen der gesamtslawischen Bevölkerung zu einer ernsten Gefahr werden“ könne. Eine weitere Gefahr stelle das Judentum dar, das in Osteuropa den Kommunismus verbreite. Vor allem sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Peter Heinz Seraphim veröffentlichte dazu mehrere antisemitische Schriften, von denen einige unter Oberländers Mitwirkung herausgegeben wurden.
Nach dem Polenfeldzug setzte er sich für die kompromisslose ethnische Säuberung des von Deutschland annektierten Westpolens ein. Er hielt sie für „eine absolute Notwendigkeit, wenn die Reinerhaltung der Rasse gewährleistet sein soll. Am 27. Juni 1940 begann im besetzten Polen die erste Arbeitstagung des Instituts für Deutsche Ostarbeit Krakau, die von Generalgouverneur Frank persönlich eröffnet wurde und bei der NODFG-Vorstandsmitglied Oberländer als einer von elf geladenen NS-Hochschuldozenten referierte.
Im Oktober 1944 wurde er Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der bolschewistischen Weltgefahr“ im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg der NSDAP, die jedoch bis Kriegsende nur eine einzige Fachtagung abhielt (Prag, 31. Oktober bis 2. November 1944).
Nationalsozialistische Tätigkeit
Nach dem Ersten Weltkrieg war Oberländer Mitglied der Gilde Greif, einer aus der Jugendbewegung hervorgegangenen Studentenverbindung. Im Rahmen einer Wehrsportübung in Forstenried nahmen er und weitere Mitglieder der Gilde am 9. November 1923 am Hitlerputsch in München teil, nach eigenem Bekunden „eher zufällig“. Für die Teilnahme am Hitlerputsch saß er vier Tage in Haft.
Oberländer wurde danach vorübergehend Mitglied der rechtsextremen paramilitärischen Vereinigung Bund Oberland und des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes.
Am 1. Mai 1933 trat Oberländer in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.331.552) ein. Ebenfalls 1933 wurde er im Range eines Obersturmführers Mitglied der SA. Vom 1. Juli 1933 bis zum 1. Juni 1937 war er in leitender Position (Gauamtsleiter des Gau-Grenzlandamtes) Mitglied der NS-Gauleitung von Ostpreußen.
Am 26. Mai 1933 wurde Oberländer Leiter der Landesgruppe Ostpreußen des neugegründeten nationalsozialistischen Bundes Deutscher Osten, auf persönlichen Vorschlag von Rudolf Heß wurde er am 8. Oktober 1934 dann zum Leiter dieser Organisation. Auf einer BDO-Tagung in Bochum unter Oberländers Vorsitz, bei der auch Hitler zugegen war, kam es zu derart wüsten antipolnischen Ausfälligkeiten einiger Redner, dass darüber dem polnischen Außenministerium berichtet wurde BDO-Chef Oberländer war federführend an den Germanisierungsmaßnahmen der ostpreußischen Gauleitung in Masuren beteiligt.
Im Januar 1934 wurde Oberländer „Dozent für Ostfragen“ beim Außenpolitischen Amt der NSDAP und hielt Vorträge vor NS-Funktionären.
1934 wurde Oberländer Leiter des Landesverbandes Ostpreußen des nationalsozialistischen Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA).
Am 13. Juli 1934 wurden im litauischen Memelgebiet die beiden örtlichen Naziparteien wegen Hochverrates verboten. Ihren Führern wurde in Kaunas der Neumann-Sass-Prozess (14. Dezember 1934 bis 26. März 1935) gemacht, der für internationales Aufsehen sorgte. In der Anklageschrift wurde Oberländer als „Berater für Ostfragen“ der NSDAP identifiziert, der von Ostpreußen und Berlin aus auf zahlreiche Personal- und Sachentscheidungen Einfluss nahm und im Memelland einen Putsch nach dem Muster Österreichs mit vorbereitet hatte. Für Oberländers Mitwirkung am Fememord an dem memelländischen NS-Funktionär Georg Jesuttis, wie 1935 von Emigranten behauptet, gibt es keine Belege. Nach Verkündung der Urteile hielt Oberländer auf einer VDA-Veranstaltung eine Drohrede gegen Litauen.
Am 31. März 1936 stellte Oberländer bei der Reichsleitung der NSDAP wegen seiner Teilnahme am Hitlerputsch den Antrag auf Verleihung des Blutordens. Der Antrag wurde abgelehnt, weil Oberländer sich nach 1923 nicht weiter in der NSDAP engagiert hatte.
Im November 1936 lehrte Oberländer als Gastdozent an der NS-Ordensburg Vogelsang. Am 1. Februar 1937 wurden VDA und BDO der neugegründeten Volksdeutschen Mittelstelle der SS unterstellt, die nunmehr die gesamte politische Arbeit unter den Volksdeutschen bündeln sollte. Da Oberländer der SS zu eigenwillig und nicht linientreu genug erschien, beendete im Frühjahr 1937 eine innerparteiliche Intrige zwischen SS und Ostpreußens Gauleiter Koch seine Karriere. Koch behauptete, Oberländer habe streng vertrauliche Parteischreiben verschwinden lassen, und entband ihn zum 1. Juni 1937 sämtlicher Funktionen in der Gauleitung Ostpreußens. Verhöre und Haussuchungen erbrachten zwar keine Beweise für diese Behauptung, Oberländer musste aber auf Anweisung Kochs den Gau verlassen.
Am 31. Juli 1937 entband der Leiter der Volksdeutschen Mittelstelle, Werner Lorenz, nach entsprechenden Eingaben durch Gauleiter Koch Oberländer außerdem von sämtlichen Funktionen in VDA und BDO.
Oberländers Partei- und Verbandskarriere war damit beendet, er stand bis Kriegsende unter Beobachtung des SD und galt offiziell als politisch „etwas zweifelhaft“.
Karriere in Armee und Geheimdienst
1923 und 1924 leistete Oberländer je fünf Monate als Zeitfreiwilliger bei einem Infanterieregiment der Reichswehr ab und nahm regelmäßig an Reserveübungen teil. 1933 war er Feldwebel der Reserve, 1937 Leutnant der Reserve. (…)
Von 1933 bis 1937 war Oberländer als Leiter des Gaugrenzlandamtes für die Überwachung der nationalen Minderheiten in Ostpreußen zuständig und organisierte durch BDO und VDA im angrenzenden Ausland ein Netzwerk aus Informanten (Bund heimattreuer Posener, Bund heimattreuer Ost- und Westpreußen und andere), das allein in Polen aus 300 Personen bestanden haben soll. Bereits in dieser Zeit arbeitete Oberländer mit der Abwehr und dessen Abteilung II (Sabotage und Sonderaufgaben) zusammen. Oberländer: „Zwischen Abwehr II und den volksdeutschen Verbänden kam es zu einer engeren Zusammenarbeit. Es gab keine Tagung, an der nicht Offiziere von Abwehr II teilnahmen.“ Nach dem Ende seiner Partei- und Verbandskarriere wurde Oberländer 1937 von der Abwehr angeworben. Bis 1943 war er für die Abteilung II (Sabotage und Sonderaufgaben) tätig.
Am 2. Oktober 1937 beorderte das Reichskriegsministerium Oberländer zur Verwendung als Osteuropaexperte nach Berlin, wo er sich bis zum 31. Januar 1938 aufhielt, während dieser Zeit war er formal wegen zweier „Reserveübungen“ von seiner Lehrtätigkeit beurlaubt.
Von Ende Mai bis Mitte August 1939 folgten erneute Beurlaubungen zu „Reserveübungen“, diesmal zur Abwehrstelle II in Schlesien „zur Durchführung besonderer Aufgaben, verbunden mit einer Auslandsreise“ Diese Geheimdienstfiliale bildete zu dieser Zeit Einheiten in Zivil aus, die während des Überfalls auf Polen unter anderem im Oberschlesischen Industriegebiet Objekte besetzten. Ebenso lieferte sie die polnischen Uniformen und Ausrüstungsgegenstände, die beim Überfall auf den Sender Gleiwitz verwendet wurden. Konkrete Belege zu Oberländers Tätigkeit in diesem Zusammenhang fehlen bislang.
Anfang 1941 war Oberländer, jetzt Oberleutnant der Reserve, bei der Abwehrstelle II in Krakau als „Sachverständiger für ukrainische Fragen“ tätig. In dieser Eigenschaft war er im Auftrag des OKW an Verhandlungen mit den ukrainischen Nationalisten unter Stepan Bandera beteiligt.
Am 8. Mai 1941 trat Oberländer seinen Dienst beim Bataillon Nachtigall an, einer Einheit aus polnischen und französischen Kriegsgefangenen ukrainischer Nationalität, die der Abwehr unterstand. Oberländer fungierte als Ausbilder, Dolmetscher und „Sachverständiger für die Behandlung fremden Volkstums“ und stand dem Befehlshaber der Einheit, Oberleutnant Albrecht Herzner, als Verbindungsoffizier zur Seite.
Am 18. Juni 1941 wurde „Nachtigall“ in Richtung sowjetischer Grenze in Marsch gesetzt und erhielt am 29. Juni den Befehl, bei der Besetzung von Lemberg mitzuwirken. Die Einheit drang noch vor der Wehrmacht nachts in die Stadt ein und besetzte unter anderem den Radiosender, über den am 30. Juni 1941 die Unabhängigkeit der Westukraine verkündet wurde. Erst am Nachmittag machten reguläre Einheiten der Wehrmacht dem ein Ende, und der verantwortliche Nationalistenführer Stepan Bandera wurde am 5. Juli verhaftet.
Oberländer befand sich bis zum 6. Juli 1941 in Lemberg, in dieser Zeit beteiligten sich Angehörige seiner Einheit zusammen mit ortsansässigen Kollaborateuren an systematischen Massenmorden an der Zivilbevölkerung, dem sogenannten Massaker von Lemberg. Ein schriftlicher Befehl Oberländers hierzu hat sich im Nachhinein nicht gefunden, er selbst hat jede Beteiligung an dem Massaker geleugnet. Unter den jüdischen Zivilisten, die von Nachtigall-Angehörigen misshandelt wurden, befand sich auch der junge Simon Wiesenthal, der deshalb nach dem Krieg jeden persönlichen Kontakt zu Oberländer strikt ablehnte.
Nachdem bekannt wurde, dass die Westukraine nicht unabhängig, sondern ab 1. August 1941 Teil des deutschen Generalgouvernements werden sollte, wurde die Einheit unzuverlässig, und Desertionen häuften sich. Am 25. Juli 1941 inspizierte Admiral Canaris die Einheit in der Nähe von Winniza und befahl am 30. Juli ihre Auflösung. Oberländer begleitete die Einheit zurück nach Krakau, wo sie am 15. August entwaffnet und interniert wurde.
Oberländer blieb als Verbindungsoffizier der Abwehr II beim AOK XVII der Heeresgruppe Süd in Poltawa, in dieser Zeit soll er auch die Bildung der Sabotageeinheit Tamara II betreut haben.
Am 14. Oktober 1941 erhielt Oberländer den Befehl zur Aufstellung und Ausbildung einer weiteren Geheimdienst-Einheit, des Sonderverbandes Bergmann, deren Kommandeur er bis 1943 war. Die Einheit wurde aus sowjetischen und französischen Kriegsgefangenen kaukasischer Herkunft rekrutiert und sollte durch Eroberung des Kreuzpasses die Besetzung Georgiens sichern, wozu es aber nicht kam.
„Bergmann“ wurde von November 1941 bis Juli 1942 in Neuhammer und Mittenwald (Gebirgs- und Winterkampfschule) ausgebildet, erreichte am 25. August 1942 Pjatigorsk und war dann bis zum 11. Januar 1943 im Nordkaukasus eingesetzt. Oberländer wurde ein Frontabschnitt bei Naltschik zugeteilt, von wo aus er außerdem Widerstandsgruppen bekämpfte und Anschläge und Sabotageaktionen hinter den feindlichen Linien durchführte. Anfang Oktober 1942 wurde Oberländer durch General von Kleist mit der Kontrolle der Kriegsgefangenenlager im Nordkaukasus beauftragt, in die er Beobachter entsandte. Sowjetische Quellen beschuldigten Oberländer später, sich persönlich für eine Verschlechterung der Haftbedingungen sowjetischer Kriegsgefangener eingesetzt zu haben, um sie zur Kollaboration zu zwingen.
Oberländer stritt die Anschuldigungen ab und behauptete, er habe sich im Gegenteil für die Verbesserung der Haftbedingungen eingesetzt, an denen fast 50 % aller kaukasischen Kriegsgefangenen starben.
In Oberländers Einsatzbereich führte die SS-Einsatzgruppe D unter Walther Bierkamp Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung durch. Am 19. August und am 20. September 1942 wurden bereits 850 Bergjuden in der Nähe von Mosdok (Kolchosen Bogdanovka und Menžinskoe) ermordet, weitere 1000 fielen den Deutschen im Oktober 1942 in Naltschik in die Hände, die zum Tragen des Judensterns und zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Oberländer, der von der SS als Sachverständiger hinzugezogen wurde, bezeugte, dass die Bergjuden rassisch gesehen keine wirklichen Juden, sondern lediglich konvertierte Kaukasier seien, so dass die SS auf ihre Ermordung bis zum deutschen Rückzug verzichtete.
Da Oberländers Einheit mittlerweile nicht mehr „Abwehrmäßig eingesetzt“ war, gab die Abwehr sie Mitte Dezember 1942 an das Oberkommando des Heeres (OKH) ab. Nach dem Rückzug der Wehrmacht aus dem Kaukasus wurde sie auf die Krim verlegt, wo sie nordöstlich von Sewastopol zur Bekämpfung von Widerstandsgruppen eingesetzt wurde.
An dieser Stelle will ich den Wikipedia-Artikel unterbrechen und etwas aus meiner Familienchronik einfügen, um diese „Bekämpfung von Widerstandsgruppen“ zu erklären.
„nordöstlich von Sewastopol“ heißt im Gebiet des unwegsamen Jaila – Gebirges gab es eine starke Partisanenbewegung, die von den deutschen Besatzern nie unter Kontrolle gebracht werden konnte.
Laut der Genfer Konvention und der Haager Landkriegsordnung war die Partisanenbekämpfung vom Kriegsrecht gedeckt, jedoch nicht die Ermordung von Zivilisten auf einen bloßen Verdacht hin, den Partisanen anzugehören und schon gar nicht das Niederbrennen ganzer Dörfer und Regionen, also die Taktik der so genannten verbrannten Erde.
Wenn in der Militärakte meines „Vaters Also stand: „Säuberung von Partisanen“, hieß das noch lange nicht, man bekämpfte diese, sondern auf der Krim war das eine unübersichtliche Mischung, ermordet wurde bei diesen Aktionen alles, was den Angehörigen der Einsatzgruppe D, den Orts – und Feldkommandanturen und den Befehlshabern der Kampftruppen suspekt war.
Der Historiker Manfred Oldenburg schreibt:
„… Der bloße Verdacht tatsächlicher oder potentieller deutschfeindlicher Aktivitäten genügte zur Erschießung von Zivilisten. Dabei wurde in Kauf genommen, dass Unschuldige getötet wurden. Das brutale Vorgehen war jedoch keine Reaktion auf eine tatsächlich vorhandene starke zivile Widerstandsbewegung gegen die deutschen Okkupanten. Anlässlich einer Besprechung über den Krieg im Osten bemerkte Hitler am 16. Juli 1941: „Dieser Partisanenkrieg hat auch wieder seinen Vorteil: Er gibt uns die Möglichkeit auszurotten, was sich gegen uns stellt.“ Nach Ansicht des Diktators war es nun erlaubt, dass „man jeden, der nur schief schaut, totschießt.“
Das OKW (Oberkommando der Wehrmacht) wies die Truppe am 23. Juli 1941 daraufhin, dass sie den Widerstand nicht nur durch Verfolgung einzelner Partisanen bekämpfen solle, sondern als Besatzungsmacht einen solchen Schrecken verbreiten müsse, dass der Bevölkerung die Lust am Widerstand genommen würde. Ganz im Sinne von Hitler forderte Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, das jeder erschossen werde solle, „der nicht funktioniere.“
Eine der Leitlinien des OKW lautete: „Wo der Partisan ist, ist der Jude, und wo der Jude ist, ist der Partisan.“
Das Ergebnis ist zu erahnen und Wikipedia schreibt über das brutalste Massaker auf der Krim, einem Massaker also, über das auch Oberländer informiert war und das nach seinen Äußerungen von ihm gut geheißen wurde:
„… Als Simferopol-Massaker (auch Weihnachts-Massaker oder Massenmord von Simferopol) wird der Massenmord an den aschkenasischen Juden, Krimtschaken (turksprachige Krim-Juden) und „Zigeunern“ bezeichnet, den das Sonderkommando 11b und die Stabseinheit der Einsatzgruppe D des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS mit Unterstützung der Wehrmacht im Dezember 1941 in Simferopol auf der besetzten Krim verübte. Dem Massenmord fielen ungefähr 13.000 Menschen zum Opfer, darunter wahrscheinlich etwa 10.600 Juden, 1.500 Krimtschaken und 600 bis 1.000 Roma. Das Massaker gilt als herausragendes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen militärischen Befehlshabern und Verantwortlichen des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) beim Völkermord an Juden und an „Zigeunern“ (Porajmos).
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Aus der „Todesfuge“ von Paul Celan
Zurück zu Oberländer und dem Artikel aus Wikipedia:
„… Oberländers Denkschriften
An seine Vorgesetzten verfasste Oberländer als Abwehr-Offizier fünf Denkschriften (Oktober 1941 bis November 1942) bzw. als Offizier der Wehrmacht drei weitere (März bis Juni 1943). (…) In ihnen bekannte er sich ausdrücklich zu Hitlers Kriegszielen: Trennung der eroberten Gebiete von der Sowjetunion unter Ausschaltung des Judentums und Schaffung eines von Deutschland geführten Großraums Europa, Die Deutschen seien das „zur Führung berufene Volk“. Zudem müsse der Kaukasus von Deutschland erobert werden, um diesen Großraum „im Kampf gegen Bolschewismus und Amerikanismus“ blockadefest zu machen. Deutsche „Siedlungsziele“ seien am besten „so zu stecken, daß bei einem Optimum an neuem Volksboden möglichst wenige Völker von ihnen betroffen werden und dadurch in Gegensatz zu uns geraten“. (…)
Leben und Karriere nach 1945
Aufruf zur Anklage Theodor Oberländers von Vertretern aus Kultur und Wissenschaft der DDR
Von 1945 bis 1946 befand sich Oberländer in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Danach war er zunächst als Landarbeiter im Kreis Uelzen und später als Geschäftsführer der Samenzuchtfirma TERRA in Bayern tätig. Aus amerikanischen Akten geht hervor, dass er bis 1949 für US-Geheimdienste Nachrichten aus Osteuropa auswertete und selbst noch bis mindestens 1954 überwacht wurde. Im Zuge der Entnazifizierungsverfahren wurde er als „entlastet“ eingestuft. (…)
Noch eine Unterbrechung zur Erklärung, wie in den Entnazifizierungsverfahren vorgegangen wurde (Wikipedia):
„… Zur Beurteilung der Verantwortlichkeit und zur Heranziehung zu Sühnemaßnahmen wurden folgende Personengruppen gebildet:
Hauptschuldige (Kriegsverbrecher)
Belastete / Schuldige (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer)
Minderbelastete (Bewährungsgruppe)
Mitläufer
Entlastete, die vom Gesetz nicht betroffen waren.
Wie Oberländer in die Gruppe der „Entlasteten gekommen ist, bleibt unverständlich.
Aus Wikipedia:
„… 1948 wurde er zunächst Mitglied der FDP. 1950 gehörte er zu den Mitbegründern des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) und wurde sogleich Landesvorsitzender des BHE in Bayern. Von 1951 bis 1955 gehörte Oberländer dem GB/BHE-Bundesvorstand an und war zuletzt von 1954 bis 1955 dessen Bundesvorsitzender.
Von 1950 bis 1953 gehörte Oberländer über die Liste des BHE dem Bayerischen Landtag an. Vom 3. Januar 1951 bis zum 24. Februar 1953 war Oberländer Staatssekretär für Flüchtlingsfragen im bayerischen Staatsministerium des Innern.
Bundespolitik
Oberländer wurde 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages, dem er bis 1961 angehörte. Bei der Bundestagswahl 1953 zog er über die bayerische Landesliste des BHE ins Parlament ein, bei der Bundestagswahl 1957 als direkt gewählter CDU-Abgeordneter des Wahlkreises Hildesheim.
Am 20. Oktober 1953 wurde er als Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Am 1. Februar 1954 wurde das von ihm geleitete Ministerium in Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte umbenannt. Als Minister förderte er entscheidend die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge in die Bundesrepublik, trat aber zugleich für die Wiederherstellung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 ein.
Am 12. Juli 1955 verließ er gemeinsam mit Waldemar Kraft und anderen (Gruppe Kraft/Oberländer) die GB/BHE-Bundestagsfraktion. Am 15. Juli 1955 schloss er sich gemeinsam mit dieser Gruppe als Gast der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an. 1956 traten die Mitglieder der Gruppe Kraft/Oberländer der CDU bei und wurden am 20. März 1956 auch Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Bei den Christdemokraten bekleidete Oberländer von 1958 bis 1964 die Funktion als Vorsitzender des Landesverbandes Oder-Neiße.
Rücktritt
Urteilsverkündung gegen Oberländer vor dem Obersten Gericht der DDR am 29. April 1960
Das Politbüro des ZK der SED wollte am Beispiel Oberländers die „Wesensgleichheit des Bonner Systems mit dem Hitlerfaschismus beweisen“. Am 29. April 1960 wurde Oberländer in der DDR in einem Schauprozess in Abwesenheit wegen der Erschießung von mehreren tausend Juden und Polen in Lemberg zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Der Journalist und Autor Bernt Engelmann, späterer Prozess-Gegner Oberländers, wie auch andere wurden dabei in der Kampagne gegen Oberländer von der DDR-Administration juristisch wie geheimdienstlich unterstützt. Akten des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen belegen mittlerweile, dass dabei Zeugenaussagen gefälscht und Verteidigerrechte beschnitten bzw. Dokumente gefälscht wurden. Die Bonner Staatsanwaltschaft kam daher bereits im April 1961 zum Schluss, dass es für die Anschuldigungen keinerlei Basis gibt. Sein Verteidiger Friedrich Wolff gab erfolglos zu bedenken, Oberländer sei lediglich ein „ungeheuer agiler und geltungsbedürftiger Mitläufer“ gewesen und „habe das Rechtswidrige seines Tuns nicht zu erkennen brauchen.“
Nach der Verurteilung lehnte Bundeskanzler Adenauer ein Rücktrittsangebot Oberländers zunächst noch ab. Nachdem die SPD aber einen Untersuchungsausschuss über die Vergangenheit Oberländers beantragt hatte, trat er schließlich am 4. Mai 1960 nach Erreichen der Pensionsberechtigung unter Zurückweisung der Vorwürfe zurück. Zuvor hatte er zahlreiche Prozesse gegen seine Gegner angestrengt, denen er sich auch als Pensionär weiterhin widmete.
Späteres Leben
Bei der Bundestagswahl 1961 verfehlte Oberländer als Kandidat auf der niedersächsischen Landesliste der CDU den Wiedereinzug in den Bundestag, rückte jedoch am 9. Mai 1963 für die verstorbene Abgeordnete Elisabeth Vietje nach und gehörte dem Parlament bis zum Ende der Wahlperiode 1965 an.
In den 1970er Jahren engagierte sich Oberländer in der Gesellschaft für freie Publizistik und im Verein für das Deutschtum im Ausland. 1981 trat er als Mitunterzeichner des Heidelberger Manifestes in Erscheinung, das sich gegen eine weitere Zuwanderung nach Deutschland aussprach.
Nach der Wiedervereinigung hob das Landgericht Berlin am 24. November 1993 das 1960 ergangene DDR-Urteil gegen Oberländer nach dem StrRehaG auf (552 Rh 3 Js 66/90), weil „die Hauptverhandlung gesetzwidrig in Abwesenheit des Betroffenen geführt“ worden war. Nach seinem Tod am 4. Mai 1998 stellte die Kölner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Oberländer wegen angeblicher Beteiligung an Kriegsverbrechen in Lemberg und im Kaukasus ein.
Theodor Oberländer ist ein typischer Fall dafür, wie zahlreiche „Nazis“ in der Bundesrepublik unbehelligt wieder „Fuß“ fassen konnten. Denn natürlich hätte er nach der Gründung der BRD nicht in die Politik gehört, sondern vor ein Gericht und natürlich hätte ein Gericht ihn für seine Taten verurteilen müssen.