Schlacht um den Hartmannswillerkopf

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Der 957 Meter hohe Hartmannswillerkopf (frz. Vieil Armand, dt. ursprünglich Hartmannsweiler Kopf) ist eine Bergkuppe in den Südvogesen im Département Haut-Rhin im Elsass, nahe den Orten Hartmannsweiler und Berrweiler.

Geographie

Der Hartmannswillerkopf liegt etwa in der Mitte zwischen Colmar und Belfort und von der Autoroute A 35 gesehen genau westlich von Ensisheim. An seiner Nordwestseite entspringt der Gutenbach. An der Südseite haben zum Molkenrain hin das Siehlbaechle und der Silberlochrunz ihre Quellgebiete.

Von Süden erreicht man den Hartmannswillerkopf vom Ausgangspunkt Cernay und von Norden über die Vogesenkammstraße Route des Crêtes (D 431). Diese verläuft über den Bergsattel, durch den der Hartmannswillerkopf von der höheren Bergkuppe Molkenrain getrennt ist.

Der Gipfelbereich liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Hartmannswiller, Wuenheim, Wattwiller und Uffholtz.

Geschichte

Der Hartmannswillerkopf war im Ersten Weltkrieg wegen seiner exponierten und strategisch günstigen Lage mit Ausblick in die elsässische und die Oberrhein-Ebene zwischen Deutschen und Franzosen erbittert umkämpft.

Der Kampf um den Gipfel begann am 31. Dezember 1914. Die schwersten Kämpfe gab es am 19./20. Januar, 26. März, 25./26. April und 21./22. Dezember 1915. In den vier Kriegsjahren wechselte die Bergkuppe vier Mal ihren Besitzer. Ab etwa Mitte 1916 reduzierten beide Seiten ihre Truppen dort; intensivere Kämpfe fanden in nördlicheren Frontabschnitten statt.  Ab 1916 fanden im Wesentlichen nur noch Artillerieduelle statt. Beide Seiten beschränkten sich darauf, ihre Linien zu halten.

In den Schanzenkämpfen am Hartmannswillerkopf starben 30.000 französische und deutsche Soldaten; etwa doppelt so viele wurden verletzt. Sie führten für keine Seite zu einem Ergebnis und stehen heute für die Sinnlosigkeit des Krieges. Der Hartmannswillerkopf ist gelegentlich „Berg des Todes“ genannt worden.

Am 3. August 2014, dem 100. Jahrestag der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich (Erster Weltkrieg), trafen sich Bundespräsident Joachim Gauck und der französische Staatspräsident François Hollande am Hartmannswillerkopf. Am 10. November 2017 weihten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatspräsident Emmanuel Macron ein gemeinsames deutsch-französisches Museum zum Gedenken an die Gefechte ein.

Relikte

Die vier Kriegsjahre hinterließen bis heute noch sichtbare Spuren und Relikte am Hartmannswillerkopf. Ursprünglich bewaldet, zeigt sich die Bergkuppe heute grasüberwachsen mit spärlichem Baumbewuchs. Vor allem in den ersten beiden Kriegsjahren ist der Wald durch die Angriffe vollkommen verschwunden. Von dem erstarrten Stellungskrieg zeugen heute noch ein gut erhaltenes System von ungefähr 6000 Stollen und Unterständen und 90 Kilometern Schützengräben, Drahtverhaue und Granattrichter.

Das Schlachtfeld einschließlich der Befestigungsanlagen steht seit 1921 als Monument historique unter Denkmalschutz.

Gedenkstätte

Die Krypta

Die an der Zufahrtsstraße liegende Gedenkstätte Hartmannswillerkopf erinnert an die gefallenen Soldaten: Sie besteht aus dem französischen Nationalfriedhof Nécropole nationale du Silberloch – Hartmannswillerkopf und einer Krypta mit je einem katholischen, evangelischen und jüdischen Altar und wurde als eines von vier französischen Denkmälern nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 errichtet sowie 1921 unter Denkmalschutz gestellt. Mit (2009) ca. 250.000 Besuchern auf der frei zugänglichen Plattform des Soldatenfriedhofs und ca. 20.000 zahlenden Besuchern in der Krypta gehört die Gedenkstätte zu den meistbesuchten Tourismuszielen des Elsass.

Im November 2017 wurde das deutsch-französische Museum (Historial), ein Symbol für die Aussöhnung, von den Präsidenten beider Länder, Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier, eröffnet.

Und in einer anderen Quelle:

Die Bergkuppe Hartmannsweilerkopf, 956 Meter hoch, war ein Nebenkriegsschauplatz. Dennoch starben hier 30.000 Soldaten. „Menschenfresserberg“ wird der Berg deshalb fälschlicherweise genannt. Doch nicht der Hartmannweilerkopf tötete die Menschen. Sie töteten sich gegenseitig, Deutsche wie Franzosen, weil ihre Oberen es befahlen.

Der Schriftsteller Wolfgang Borchert – geboren am 20. Mai 1921 in Hamburg-Eppendorf; gestorben am 20. November 1947 in Basel – Autor des Theaterstückes “Draußen vor der Tür“ schreibt:

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen
kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter
in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter
in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo – Mütter in allen Erdtei-
len, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder ge-
bären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für
neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Am 04. November 1918 wird bei einem Patrouillengang der letzte Tote am Hartmannswillerkopf verzeichnet, ein deutscher Soldat des Landwehr-Infanterieregiments 124. Die Verluste der gesamten Kämpfe werden auf französischer Seite auf 14 500 Männer geschätzt, darunter 4 500 Tote und 10 000 Verletzte. Die deutschen Verluste belaufen sich auf schätzungsweise 12 000 Tote und Verletzte, was für beide Seiten insgesamt rund 10 000 Tote und 20 000 Verletzte bedeutet, unter Berücksichtigung der Todesfälle in den Ambulanzen und Krankenhäusern.