KZ Börgermoor

aus Wikipedia:

Das KZ Börgermoor bei der heutigen Gemeinde Surwold, Ortsteil Börgermoor, war eines der ersten Konzentrationslager, geplant für zunächst 1.000 „Schutzhäftlinge“. Im Juni 1933 wurde es mit den ersten Häftlingen belegt. Es ist eines der Emslandlager, die von den Nationalsozialisten errichtet wurden. Ab April 1934 war es ein Strafgefangenenlager des Reichsministeriums der Justiz.

1933/34

1933 wurden politische Häftlinge vor allem aus den Industriegebieten an Rhein und Ruhr nach Börgermoor verschleppt. Das Lager befand sich im Norden von Surwold, etwas oberhalb der heutigen Bundesstraße 401 und war das erste der späteren Emslandlager. Die Bewachung wurde in der ersten Zeit noch von Osnabrücker Schutzpolizisten durchgeführt, ab Juli 1933 wurden sie jedoch von Wachmannschaften der SS-Gruppe West abgelöst. Die SS führte im Lager ein striktes Regime durch, und Beschwerden aus der Bevölkerung bewirkten, dass die Bewachung ab Ende Oktober 1933 wieder durch die Polizei erfolgte, die die Wachmannschaften zum großen Teil aus SA-Angehörigen rekrutierte. Die Häftlinge bauten das Lager Börgermoor und KZ Esterwegen auf und waren bei der Moorkultivierung eingesetzt.

Kurz vor Weihnachten 1933 wurden viele Gefangene wieder entlassen, nachdem sie unterschreiben mussten, über das Leben im Lager Stillschweigen zu bewahren.

1934 bis 1945

Im Mai 1934 wurde Börgermoor als „Strafgefangenenlager“ dem Reichsministerium der Justiz unterstellt.
Die Zusammensetzung der Häftlinge änderte sich; den Strafgefangenen wurden Delikte wie „schwerer Diebstahl“, „Unterschlagung“ und „Betrug“ vorgeworfen. Dazu gehörten auch Homosexuelle. Die politischen Häftlinge wurden ab 1937 auf das Lager II Aschendorfermoor konzentriert. Ab 1940 kamen zunehmend wehrmachtgerichtlich verurteilte Soldaten hinzu. Der Anteil der überwiegend militärgerichtlich Verurteilten lag spätestens nach 1942 deutlich über 50 %.

Im Mai 1937 erfolgte der Ausbau der Aufnahmekapazität auf 1.500 Gefangene. Mit Kriegsbeginn wurde Börgermoor außerdem Strafvollzugsort für „Militärstrafgefangene“, die wegen Fahnenflucht, „unerlaubter Entfernung“ oder „Wehrkraftzersetzung“ inhaftiert waren. Die Häftlinge wurden in der Landwirtschaft und Rüstungsindustrie eingesetzt und mussten Altmaterialien sortieren.

An Deportationen aus Börgermoor sind bekannt:

1941 überstellte das Lager Gefangene für Arbeitskommandos in Norwegen;

im Oktober 1943 für das „Kdo X“ in Calais, Frankreich;

im Januar und April 1944 ebenfalls für das „Kdo X“ in Samer, Frankreich.

An Deportationen nach Börgermoor sind bekannt:

am 20. Mai 1944 1.300 überwiegend deutsche Häftlinge, davon waren fast 600 „Militärstrafgefangene“;

im März/April 1944: vorübergehende Überstellung von 920 „NN“-Häftlingen aus dem Strafgefangenenlager Esterwegen (NN: „Nacht und Nebel“, Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien und aus den Niederlanden, die Spionage- und Sabotagehandlungen, Streiks und andere Aktionen organisiert und durchgeführt hatten, siehe auch Nacht-und-Nebel-Erlass);

ab Spätsommer 1944 einige luxemburgische „Kriegstäter“;

seit Januar 1945 zusätzlich etwa 400 Untersuchungshäftlinge von Militärgerichten.

Am 10. April 1945 trieb die Lagerleitung die Gefangenen zusammen mit Häftlingen aus dem Lager Esterwegen auf einen Todesmarsch. Etwa 700 Häftlinge und 400 Untersuchungshäftlinge mussten nach Collinghorst marschieren. Nach einer Übernachtung in Völlenerkönigsfehn erreichten die Überlebenden am 11. April 1945 Aschendorfermoor. Über die Zahl der Todesopfer im Lager und während des Todesmarsches ist nur sehr wenig bekannt. Die standesamtlich registrierte Zahl der Todesfälle beläuft sich auf 237.

Nach 1945

Der KZ-Lagerleiter Wilhelm Rohde für die Zeit zwischen April 1938 und Februar 1941 wurde 1950 vom Landgericht Berlin zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt, das Urteil wurde 1959 aufgehoben

Bis Mitte der 60er Jahre wurde das Lager unter der Bezeichnung „Strafanstalten Emsland, Abteilung Börgermoor“ als Gefängnis genutzt. Später wurde es abgerissen. Informationstafeln an der Stelle erinnern heute an die dortige Vergangenheit.

Bekannte Häftlinge

Julius Adler, 1928–1933 Reichstagsabgeordneter, KPD
Adolf Bender, Maler
Willi Dickhut, KPD-Mitglied, Mitbegründer der MLPD
Friedrich Ebert junior, 1933
Johann Esser
Rudi Goguel
Hans Hackmack
Ernst Heilmann
Heinrich Hirtsiefer, 1921–1933 preuß. Minister, Zentrum
Alfred Kantorowicz, Professor der Zahnmedizin der Universität Bonn
Hanns Kralik, Maler und Grafiker
August Landmesser, verurteilt wegen „Rassenschande“
Wolfgang Langhoff
Alfred Lemmnitz
Wilhelm Leuschner
Dagobert Lubinski, 1933 Lager 03
Carlo Mierendorff
Leonhard Oesterle
Wilhelm Pfannmüller (1904-?), Arbeitersportler
Karl Schröder
Erwin Schulz, letzter überlebender „Moorsoldat“
Alexander Schwab
Nikolaus Wasser
Armin T. Wegner
Raimund Zimpernik