Klabund gehörte nicht zur Calvary-Klasse

In der Februar-Nummer 1973 veröffent­lichten die „Heimatgrüße“ ab Illustration der Besprechung des Buches „Brennendes Herz Klabund“ von G. v. Kau 11a das Foto einer Klasse des Crossener Real-Gymnasiums mit dem Oberlehrer Moses Calvary. Das Fo­to, das hiermit noch einmal abgedruckt wird, stammte aus dem besprochenen Buch, und die Legende dazu sagte aus, das der Junge in der hinteren Reihe links Alfred Henschke, der spätere Klabund, wäre.

Diese Behauptung, die die „HG“ in der Februar-Nummer übernahmen, bezweifelten mehrere Landsleute in Briefen an die Redak­tion. Es waren dies vor allem Frau E. Liebig, jetzt in Hannover, ferner eine einstige An­wohnerin der Crossener Schlossstraße {zwi­schen Druckerei Schmidt und Kirchgasse), die jetzt in der DDR wohnt, und schließlich Landsmann Ernst Zimmermann, Berlin. Insbesondere die beiden Damen berichteten un­abhängig voneinander und teilweise überein­stimmend, dass sie einzelne der Jungen er­kannt hätten und dass diese wesentlich jün­ger seien als der 1890 geborene Alfred Henschke. So wurden identifiziert: in der hinteren Reihe in der Mitte Gerhard Gloege, der 1901 geborene und am 14. April 1970 in Bonn verstorbene Theologie Professor; in der mittleren Reihe als 1. von links Bruno Schulz, ältester Sohn von Bürovorsteher Schulz, als 4. von rechts Georg Degenhardt, Sohn des Katasteramtsleiters, als 3, von rechts Fritz Mühlmann, ältester Sohn von Rendant M. von der Stadtkasse, und als 2. von rechts – in diesem Falle aber nicht mit Gewissheit – Walter Rothe; in der vorderen Reihe als 1. von links der 2. Sohn der Fami­lie Micktoy (Wildhandlung am unteren Stadt­berg) und als 2. von rechts – wiederum nicht mit Gewissheit – Gerhard Klauschke. Da der spätere Professor Gloege völlig zweifelsfrei erkannt wurde, da dieser 1901 geboren ist und das Foto eine Klasse der Unterstufe (vermutlich eine Sexta), also Zehn- bis Elfjährige zeigt, kann die Auf­nahme frühestens 1911 gemacht worden sein. Weiter ist der „Festschrift zur 400-jahrigen Feier des Realgymnasiums Crossen an der Oder“ zu entnehmen, dass Moses Calvary als wissenschaftlicher Hilfslehrer 1907 zu wirken begann. Der 1890 geborene Alfred Henschke Klabund ist bei Beginn der Lehrtätigkeit Moses Calvarys am Realgym­nasium also 17 und zum Zeitpunkt der Auf- nähme mindestens 21 Jahre alt gewesen. Er kann nicht unter den abgebildeten Unterstuflern sein.

Somit dürften sich der Sohn des ein­stigen Crossener Pädagogen, der jetzt in Israel lebende Gideon Calvary, mit dem Landsmann Ernst Zimmermann übrigens im geschilderten Zusammenhang einen Briefwechsel führte, und mit ihm der Klabund-Biograph geirrt haben. Guido von Kaulla hat sich der Beweiskraft der Fakten bereits gebeugt. Er will das Bild aus seinem Klabund Buch nehmen, sofern es zu einer 2. Auflage kommt.