Helmuth Paul Gustav Adolf Klotz

Aber es geht auch anders: Helmuth Paul Gustav Adolf Klotz wird am 30. Oktober 1894 in Freiburg geboren,

Aus Wikipedia:

„…Der Vater von Klotz war Jurist im badischen Staatsdienst. Bedingt durch Versetzungen zog die Familie innerhalb des Großherzogtums Baden mehrfach um, ehe sie ab 1909 in Karlsruhe wohnte. Dort legte Klotz am 22. März 1912 an der Helmholtz-Oberrealschule vorzeitig die Reifeprüfung ab und wurde Seekadett bei der Kaiserlichen Marine und der Marineschule Mürwik.

Im ersten Weltkrieg wird er Offizier in verschiedenen Marineeinheiten, wird mehrfach ausgezeichnet und als Oberleutnant nimmt er am 24. November 1919 den Abschied aus der Marine. (…)

Ab dem Wintersemester 1918/1919 studierte Klotz an den Universitäten Rostock, Freiburg und Frankfurt am Main Rechtswissenschaften. Dort promovierte er am 13. Januar 1921 in Staatswissenschaften. (…)

Während des Studiums in Frankfurt schloss sich Klotz der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVFP) an. Klotz betätigte sich als Redner und war zeitweise Zweiter Vorsitzender der Frankfurter Ortsgruppe. Nach eigenen späteren Angaben von 1934 lernte er Hitler im Dezember 1922 kennen. Hitler machte auf Klotz „einen durchaus günstigen, wenn auch keineswegs, wie ich erwartet und erhofft hatte, einen imponierenden Eindruck; eher war ich, der ich Gewaltiges gesucht hatte und Linkisches vorfand, enttäuscht.“

Wegen seiner politischen Aktivitäten im Februar 1923 in Frankfurt kurzzeitig verhaftet, floh Klotz nach dem Verbot der DVFP in Preußen am 23. März 1923 nach Bayern. Dort schloss er sich der NSDAP an und trat zunächst als Redner für die Partei auf. Ende Juni wurde Klotz vom damaligen SA-Führer, Hermann Göring, nach Nürnberg entsandt. Zusammen mit dem späteren Parteirichter Walter Buch sollte Klotz dort ein Gegengewicht zu Julius Streicher bilden. (…) Klotz trat am 1. und 2. September beim Deutschen Tag in Nürnberg, einer Großkundgebung mit 100.000 Teilnehmern völkischer und vaterländischer Verbände, als Redner auf. Seine Tätigkeit als Schriftleiter der Nürnberger NSDAP-Zeitung „Die weiße Fahne“ führte im Oktober 1924 zu einer Verurteilung wegen Beleidigung, verbunden mit einer Geldstrafe von 500 Mark.

Am 8. und 9. November 1923 war Klotz am Hitlerputsch in München beteiligt. Nach eigenen – um sich nicht selbst zu belasten, wahrscheinlich unvollständigen – Angaben hielt er sich am 8. November im Bürgerbräukeller auf. In der Nacht zum 9. November gehörte er zu einer Gruppe um Max Amann, die in Hitlers Auftrag ein Bankgebäude besetzte, um dort Büros der Putschregierung einzurichten. (…)Am 9. November forderte Klotz eine Menschenmenge vor dem Münchner Rathaus zum Sturm auf das Gebäude auf. Im Gebäude wurden Bürgermeister Eduard Schmid und weitere sozialdemokratische Stadträte das Ziel von Beschimpfungen und Tätlichkeiten. (…)

Bei der Reichstagswahl im Mai 1924 trat Klotz als Spitzenkandidat des Völkisch-Sozialen Blocks – einer Vereinigung unter anderem von NSDAP und DVFP – in Baden an. Mit 45.049 Stimmen erhielt Klotz kein Reichstagsmandat. Begleitet von internen Auseinandersetzungen und gestützt auf die Zustimmung Hitlers, den er am 4. Juni in seiner Landsberger Haft besuchte, übte Klotz Parteifunktionen auf Landesebene aus. (…)

Über den Lebensweg von Klotz in den 1920er Jahren ist nur Bruchstückhaftes bekannt. (…)

Nach eigenen Angaben lernte Klotz den SPD-Reichstagsabgeordneten Wilhelm Sollmann während einer Zugfahrt kennen. (…) Sollmann verwies ihn an Karl Höltermann, den stellvertretenden Vorsitzenden des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Anfang 1929 trat Klotz zuerst dem Reichsbanner und kurz später der SPD bei. Für die im Dezember 1931 gegründete Eiserne Front – ein Zusammenschluss von SPD, Reichsbanner, der Gewerkschaft ADGB und dem Arbeiter-Turn- und Sportbund – trat Klotz als Redner auf; eine Mitgliedschaft lässt sich nicht gesichert nachweisen.

Im Dezember 1929 setzte sich Klotz in der SPD-Diskussionszeitschrift das „Freie Wort“ unter dem Titel „Die nationalsozialistische Seuche“ für eine verstärkte Gegenpropaganda der SPD ein. Die Zurückhaltung gegenüber der NSDAP wirke „nicht wie es gemeint war, als Zeichen der Abscheu vor dem nationalsozialistischen Sumpf, sondern, oft genug, als Zeichen angeblicher Schwäche, als Zeichen angeblicher Furcht vor der Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten!“

Ab Januar 1931 veröffentlichte Klotz diverse Broschüren, ein zu dieser Zeit von der SPD als sehr wirkungsvoll angesehenes Propagandamittel (…)und kam zu dem Schluss, dass „ein Deutschland Hitlers der Untergang des neuen Deutschlands, die Katastrophe Europas und der Welt“ bedeute. (…)

Reichstagsabgeordnete der NSDAP schlugen am 12. Mai 1932 auf Klotz ein, als dieser mit Otto Wels (SPD-Vorsitzender) im Restaurant des Reichstages saß. Klotz wurde verletzt.

(…) „Wir erheben unsere Stimme, um die beinahe schon zwangsläufig gewordene Entwicklung in letzter Stunde zu durchkreuzen. Und wir wollen verhindern, daß – wieder einmal an einem Wendepunkt der Geschichte – die deutsche Armee blind und unwissend ins Verderben und in die Schande rennt, daß sie, als gehorsames Werkzeug in Verbrecher-Händen, sich zum Henkersdienst an der eigenen Nation und am Abendland erniedrigen und missbrauchen lässt.“

– Helmuth Klotz: Militärische Lehren des Bürgerkriegs in Spanien (1938)

Am 15. März 1933 flüchtete Klotz nach Prag. Kurz zuvor hatte ein SA-Kommando die Wohnung von Klotz überfallen, seine Frau und seine Sekretärin mit Pistolen bedroht und die Wohnungseinrichtung verwüstet. In Prag gab Klotz vorübergehend den täglich erscheinenden Pressedienst 99 zur Lage in Deutschland heraus.

Am 1. Mai 1933 wechselte Klotz nach Paris. Er gehörte zunächst zum Vorstand der dortigen SPD-Gruppe, wurde jedoch am 4. März 1934 ausgeschlossen, da er dem „Weltkomitee gegen den imperialistischen Krieg und den Faschismus angehörte“. Dieses Komitee (…) wurde von der SPD der Dritten Internationalen zugerechnet. (…) Am 29. März 1934 wurde Klotz die deutsche Staatsbürgerschaft unter Berufung auf das Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit aberkannt. Die Frankfurter Universität entzog ihm am 25. März 1937 die Doktorwürde.

Im Exil setzte Klotz seine publizistische Tätigkeit fort in der New Yorker Exilzeitung „Neue Volks-Zeitung“. (…)Ebenfalls 1933 gab er „Von Weimar über Potsdam nach … Politisches Tagebuch eines unpolitischen Reichswehrgenerals 1932–1933“ heraus. Dem Vorwort zufolge wollte Klotz mit der Veröffentlichung des Tagebuchs die Hintergründe des Regierungswechsels von Brüning über von Papen zu von Schleicher aufzeigen. Der Autor des Tagebuches muss Schleicher nahegestanden haben, als wahrscheinlich gilt die Autorenschaft des Generalmajors Ferdinand von Bredow, der 1934 den Röhm-Morden zum Opfer fiel. (…) „Der neue deutsche Krieg“, 1937 im Selbstverlag erschienen, hatte die Aufrüstung der Wehrmacht zum Thema. Klotz bedauerte, dass der Versailler Vertrag und die dort festgelegte einseitige Abrüstung Deutschlands nicht zu einer allgemeinen Abrüstung in Europa geführt habe. Hitler, so Klotz, wolle Krieg und betreibe eine planmäßige Aufrüstung: „Der Aufmarsch zum Neuen Deutschen Krieg hat mit dem 30. Januar 1933 begonnen. Heute nähert sich dieser Aufmarsch der Vollendung. (…) Die Maschine läuft. Niemand und nichts wird sie aufhalten. Ihre Tourenzahl ist ins kritische Stadium getreten.“ (…)

Ein vierwöchiger Aufenthalt von Klotz in Spanien zur Zeit des Bürgerkrieges führte zur Veröffentlichung „Militärische Lehren des Bürgerkrieges in Spanien“, 1938 ebenfalls im Selbstverlag erschienen. Klotz war auf Einladung der republikanischen Regierung als Kriegskorrespondent nach Spanien gereist. (…) Für Klotz war der spanische Bürgerkrieg der Auftakt für einen näherrückenden europäischen Krieg, die deutschen Interventionstruppen seien zum „Lernen“ in Spanien gewesen. (…)

Nach eigenen späteren Angaben bot Klotz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges an, im französischen Heer zu dienen. Seinen Angaben zufolge wurde ihm am 2. Mai 1940 mitgeteilt, dass seine Verwendung im britischen Generalstab endgültig feststehe. Mitte Mai habe er ein vom britischen Militärattaché beauftragtes Gutachten über die Erfolgschancen einer deutschen Operation gegen England und Irland abgeliefert. (…)

Wenige Tage nach dem Waffenstillstand von Compiègne, der den deutschen Angriff auf Frankreich beendete, wurde Klotz am 8. Juli 1940 in Suresnes bei Paris von der Geheimen Feldpolizei verhaftet. (…) Einer Zusammenfassung von Verhörprotokollen aus dem Januar 1941 zufolge wollte Klotz „den endgültigen Strich unter eine Vergangenheit ziehen, die man selbst durchlebt haben muss, um ihre Härte und Zerrissenheit würdigen zu können. Ich wollte und brauchte meinen Frieden mit dem alten Vaterland und mit seinem staatlichen System, für das ich schon im November 1923 an die Feldherrnhalle marschiert bin.“

Ab September 1941 wurde das Ermittlungsverfahren gegen Klotz beim Volksgerichtshof geführt. Der Oberreichsanwalt ließ unter anderem vom Oberkommando der Wehrmacht Gutachten zu den Veröffentlichungen von Klotz anfertigen. Die Angaben von Klotz seien im Kern zutreffend gewesen, auch wenn Zahlenangaben überhöht gewesen seien, so die Gutachten. Am 8. September 1942 erhob der Oberreichsanwalt gegen Klotz Anklage wegen Hochverrats und Landesverrats. Am 27. November wurde Klotz vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Vorsitzender Richter war Roland Freisler. (…) In der Begründung des Todesurteils führte Freisler unter anderem zu Klotz aus:

„Sein von Hass zerfressenes Gehirn befasste sich mit Gedanken, wie man den Einfluss des Führers auf das deutsche Volk verringern könne. So schlug er dem Fregattenkapitän Bonneau des französischen Generalstabes einmal vor, die nächste Führerrede dadurch zu stören, daß in der Nähe der deutschen Funkstationen der Führerrede möglichst viele französische Flugzeuge kreuzten, oder daß auf gleichen Wellen wie denen der deutschen Sender störweise auf Schallplatten Reden des Führers gegen den Kommunismus in einer Zeit des Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und der Sowjet-Russland gesendet werden sollten.“

Derartige Überlegungen von Klotz lassen sich weder in den Verhörprotokollen, den gefertigten Gutachten noch in seinen Briefen nachweisen. Walter Renken, im RSHA für die Ermittlungen gegen Klotz zuständig, fertigte am 5. Januar 1943, einen internen Vermerk, wonach das Urteil „offenbar vom neuen Präsidenten des Volksgerichtshofs, Dr. Freisler, persönlich verfasst und als Muster für den neuen Stil gedacht“ sei.

Ab dem 28. November 1942 in der Strafanstalt Plötzensee festgehalten, lehnte Klotz ein Gnadengesuch ab: „Daß ich selbst kein Gnadengesuch einreichen konnte, wirst Du begreifen und billigen, denn von den irdischen Richtern wollte ich ja Gerechtigkeit und nicht Gnade“, so Klotz in einem Brief an seine Frau in der Nacht vor seiner Hinrichtung. Zwei von Verwandten eingereichte Gnadengesuche wurden abgelehnt; Klotz wurde am 3. Februar 1943 in Plötzensee hingerichtet.

Das Todesurteil gegen Klotz wurde durch das 1998 vom Deutschen Bundestag verabschiedete Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege aufgehoben.

Ehrungen

„Die Initiative Stolpersteine an der B 96“ verlegte 2009 einen Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus von Klotz im Hohenzollernkorso 38a (heute Manfred-von-Richthofen-Straße 221) in Berlin-Tempelhof.

Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg erinnert im Rahmen der Ausstellung „Anständig gehandelt. Widerstand und Volksgemeinschaft 1933–1945“ 2012/2013 an Helmuth Klotz.