Klabund kannte M. Calvary – Besuche in Lagow uns Spiegelberg – Noch eine Weihmann-Anekdote
Der Aufsatz über den Pädagogen Moses Calvary (Nr. 4/95, Seiten 15 und 16) sowie der Leserbrief von Frau Anneliese Lommatzsch zum Thema „Lehrerinnen-Seminar“ (Nr. 4/1995. Seite 33) veranlassten Frau Hannelore Kolbe (Mellener Str. 6 b in 12305 Berlin)zu folgenden Mitteilungen:
..Mein Vater. Dr. Theodor Kolbe, kam im Herbst 1913 als Studienreferendar nach Crossen, wurde dort 1914 Studienassessor (damals wissenschaftlicher Hilfslehrer), und da beide Stellen besoldet waren, heiratete er im Sommer 1914 meine Mutter Else, geb. Heller, aus Mannheim. Als Herr Calvary 1914 nach Palästina aufbrach, stellte er dem jungen Kollegen seine Wohnung auf dem Berg zur Verfügung, in der meine Eltern ihre ersten Ehemonate verbrachten. Ferner übernahm mein Vater von Herrn Calvary die Leitung der Volksbücherei. Dort hatte er übrigens eine Begegnung mit Klabund. der eines Tages aufkreuzte und nach Calvary fragte, von dessen Palästina-Reise er nichts gewusst hatte. Also gab es doch eine Beziehung zwischen den beiden, obwohl Klabund nicht Calvarys Schüler gewesen war.'“
„Meine Eltern verließen Crossen 1917, weil für meinen Vater dort keine Studienratsstelle zur Verfügung stand – übrigens ungern, weil sie sich in Crossen sehr wohl gefühlt hatten. Verbindung mit Crossen blieb aber, und so erfuhr mein Vater auch von der Übersiedlung Calvarys nach Litauen, mehr wurde ja in Crossen nicht bekannt.“
„Zur Leitung der Wandervogelgruppe ist mir aus den Erzählungen meines Vaters bekannt, dass das Crossener Gymnasium eine wohlwollende Haltung zu den aufbegehrenden Jugendlichen einnahm. Die jüngeren Lehrer waren öfter die Leiter der Fahrten. So erinnerten sich meine Eltern gern an eine Fahrt nach, Lagow. an der auch Mädchen teilnahmen: als deren notwendige weibliche Betreuerin fungierte meine Mutter. Ein andermal fand mein Vater mit seiner Gruppe freundliche Aufnahme auf dem Gut der Zobeltitz (Anmerkung des Redakteurs: also in Spiegelberg), wo vor allem die Begegnung und das Gespräch mit Fedorvon Zobellitz meinem Vater in guter Erinnerung geblieben war.“
„Zu dem Bericht über das Lehrerinnen-Seminar im Schloss möchte ich zu der Persönlichkeit der Direktorin Helene Weidmann auch noch eine kleine Begebenheit erzählen, die mir von der 1974 verstorbenen Frau Charlotte Schmäh, der jüngsten Tochter des Steinmetzmeisters Rudolf Schmäh, mitgeteilt worden ist. Charlotte Schmäh war wohl 1913/14 Seminaristin. Sie halle braunes, naturkrauses Haar, das sie natürlich streng gescheitelt und hinten als Knoten aufgesteckt trug, aber ein kleiner Kranz von feinen Löckchen um das Gesicht herum ließ sich nicht vollständig bändigen Frau Weihmann schien dies anstößig, sie ordnete an, Lotte Schmäh habe sich am anderen Morgen ordentlich frisiert hei ihr vor dem Unterricht zu melden Lotte ging ratlos und Hilfe suchend zu Papa Schmäh. Auf seinen Rat ging sie am nächsten morgen früh, wie immer gekämmt, zu der gestrengen Direktorin, natürlich mit mächtigem Herzklopfen. Die schaute sie an, sagte: So ist es recht. Charlotte!“ und entließ sie mit gnädigem Kopfnicken.“