Am 11. Januar 1869 in Rielingshausen geboren bezeichnet ihn Wikipedia als Theologen und Politiker und Mitglied der Parteien NSV, FVg, FVP, DNVP.
Übrigens, der Geburtsort Rielingshausen ist heute ein Ortsteil der Stadt Marbach – dem Schiller-Marbach und nicht dem Pferde-Marbach.
Ein Blick auf diese Parteien lohnt durchaus, denn sie haben eines gemeinsam, sie waren alle in irgendeiner Form Vorläufer der heutigen FDP.
Aus Wikipedia:
„… Der Nationalsoziale Verein (NSV) war eine politische Partei im „Deutschen Kaiserreich“. Er wurde 1896 von Friedrich Naumann gegründet und verband nationalistische, sozialreformerische und liberale Ziele. Nach der Reichstagswahl von 1903 löste er sich auf.
Der evangelische Pfarrer Friedrich Naumann war politisch zunächst ein Anhänger der christlich-sozialen Bewegung um den Hofprediger Adolf Stoecker, wenngleich er nie dessen konservativ-antisemitischen Christlich-sozialen Partei angehörte.“
Aus der gleichen Quelle:
„… Adolf Stoecker (geboren am 11. Dezember 1835 in Halberstadt, Provinz Sachsen, Preußen; † 2. Februar 1909 in Gries bei Bozen, Grafschaft Tirol, Österreich) war ein evangelischer deutscher Theologe und Politiker.
Stoecker begründete mit den Christlich-Sozialen die so genannte Berliner Bewegung, die rückwärtsgewandte mit modernen Elementen vereinte. Programmatisch trat sie auf einer protestantischen Grundlage antikapitalistisch, antiliberal und antisozialistisch auf, verknüpft durch einen scharfen Antisemitismus, der sich gegen den „verjudeten“ Großkapitalismus wie gegen die „verjudete“ Linke richtete. Das politische Fernziel Stoeckers war ein christlich-deutscher Gottesstaat als Ständestaat. Stoecker repräsentierte eine politische Splittergruppe.“
Wikipedia:
„… Die Freisinnige Vereinigung (FVg, auch FrVgg) war eine liberale Partei im „Deutschen Kaiserreich“, die 1893 aus einer Abspaltung von der Deutsch-freisinnigen Partei hervorgegangen war und 1910 in der Fortschrittlichen Volkspartei aufging. Personell stand sie in der Tradition der Liberalen Vereinigung, die sich ihrerseits 1880 von der Nationalliberalen Partei abgespalten hatte. Die FVg war zunächst eine klassische Honoratiorenpartei, wandelte sich jedoch spätestens mit der Aufnahme des Nationalsozialen Vereins 1903 zu einer Mitgliederpartei.
„… Die fortschrittliche Partei (FVP) war eine linksliberale und bürgerlich-demokratische Partei im „Deutschen Kaiserreich“, die am 6. März 1910 aus dem Zusammenschluss der Freisinnigen Volkspartei, der Freisinnigen Vereinigung und der Deutschen Volkspartei entstand. Die Partei setzte sich für eine Parlamentarisierung des Reiches ein und nahm auch sozialpolitische Forderungen in ihr Programm auf. Punktuell kam es vor dem Ersten Weltkrieg zu einer Zusammenarbeit mit der SPD. Gegen Ende des Krieges gehörte sie seit 1917 dem interfraktionellen Ausschuss an und unterstützte 1918 die Oktoberreformen. Sie ging in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) der Weimarer Republik auf.
Otto Fischbeck war zeitweise Vorsitzender der Partei.
Das linksliberale-demokratische Lager war während des Kaiserreichs von Spaltungen und Zusammenschlüssen geprägt. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts bestanden die Deutsche Volkspartei, die Freisinnige Volkspartei und die Freisinnige Vereinigung nebeneinander.“
die deutschnationale Volkspartei (DNVP) war eine nationalkonservative Partei in der Weimarer Republik, deren Programmatik Nationalismus, Nationalliberalismus, Antisemitismus, kaiserlich-monarchistischen Konservatismus sowie völkische Elemente enthielt. Nachdem sie anfänglich eindeutig republikfeindlich gesinnt gewesen war und beispielsweise den Kapp-Putsch von 1920 unterstützt hatte, beteiligte sie sich ab Mitte der 1920er Jahre zunehmend an Reichs- und Landesregierungen. Nach der Wahlniederlage von 1928 und der Wahl des Verlegers Alfred Hugenberg zum Parteivorsitzenden vertrat die Partei jedoch wieder extreme nationalistische Ansichten und Forderungen. Infolge der Kooperation mit der NSDAP verlor die DNVP ab 1930 zunehmend an Bedeutung. Nach der Selbstauflösung im Juni 1933 schlossen sich ihre Reichstagsabgeordneten der NSDAP-Fraktion an.
Durch diese Parteien zieht sich ein „Grundfaden“: Nationalismus und Antisemitismus, Und wer Gottfried Traub war, erschließt sich mir immer noch nicht.
Leben
Aus Wikipedia:
„… Traub, Sohn eines evangelischen Pastors, besuchte nach der Lateinschule in Göppingen die theologischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren. Von 1887 bis 1891 studierte er am evangelischen „Stift“ in Tübingen Theologie und Philosophie. Nach seiner ersten theologischen Prüfung 1892 hatte er seine Vikariate in Wendlingen und Ebingen und war nach 1895 Repetent am Tübinger „Stift“. Daneben studierte er ab 1897 an der Universität Tübingen Nationalökonomie, was damals für einen Pfarrer eher als „etwas Unerhörtes“ und „Unerlaubtes“ galt. In dieser Zeit hielt er an der theologischen Fakultät auch eine Vorlesung über „Die materialistische Geschichtsauffassung“. Später brach er das Studium der Nationalökonomie ab und promovierte 1899 mit einer Arbeit über „Jesus und die Eigentumsverhältnisse seiner Zeit“ zum Licentiaten (Ein Lizenziat (auch Lizentiat; von lateinischen licentiatus abgeleitet) ist der Inhaber einer akademischen Licentia docendi (Erlaubnis zu lehren), der Theologie.
1892–1912: Sozialliberaler Theologe und Pfarrer
Traub war Teil der damaligen sozialliberalen Bewegung. Angeregt durch das Buch „3 Monate Fabrikarbeiter“ von Paul Göhre, unternahm Traub 1895 eine mehrmonatige Studienreise, um die wirklichen sozialen Verhältnisse kennenzulernen. Diese Studienreise gab seinem Leben eine bleibende innere Richtung, wie er in seinen Erinnerungen schrieb.
Auf dieser Studienreise lernte er Friedrich Naumann kennen, mit dem ihn bis 1917 eine 20-jährige Zusammenarbeit und Freundschaft verband. Traub war führendes Mitglied im „linksliberalen Nationalsozialen Verein“ von Naumann und arbeitete in dessen Zeitschrift „Die Hilfe“ mit. Naumann bat Traub 1904, die regelmäßigen religiösen Betrachtungen für „Die Hilfe“ zu schreiben. Von 1904 bis 1917 schrieb Traub diese wöchentlichen Betrachtungen, die Andachten in der „Hilfe“.
Seine Zeit in der Universitätsstadt Tübingen und am dortigen „Stift“ endete 1900, als er zum 3. Stadtpfarrer nach Schwäbisch Hall berufen wurde.
1901, also schon ein Jahr später, zog er ins Ruhrgebiet nach Dortmund, wo er als Pfarrer an die Reinoldikirche gewählt worden war.
Im selben Jahr, 1901, wurde Traub Vorstandsmitglied im linksliberalen „Nationalsozialen Verein“. Er arbeitete im liberalen „Protestantenverein“ und im Evangelisch-Sozialen Kongress (ESK) mit. Von 1902 bis 1918 gehörte Traub zur Kongressführung des Evangelisch-Sozialen Kongresses. Weiter war er Vertrauensmann der „Vereinigung der Freunde der christlichen Welt“. 1905 übernahm Traub die Schriftleitung des Gemeindeblatts für Rheinland und Westfalen, benannte es um in „Christliche Freiheit“ und machte die Zeitschrift zu einem wichtigen Sprachrohr des liberalen Protestantismus vor dem Ersten Weltkrieg.
1904 verfasste Traub sein Buch „Ethik und Kapitalismus. Grundzüge einer Sozialethik“ (2. Aufl. 1909). „Dieses Werk, das vor 1914 breit rezipiert, in der weiteren Wirkungsgeschichte jedoch weitgehend vergessen wurde, ist als erste evangelische Wirtschaftsethik unter den Bedingungen industrialisierter Gesellschaften zu würdigen.“ „… es ist nach Günter Brakelmann ‚das progressivste (Buch) eines sozialliberalen Theologen aus der Vorkriegszeit“ “vor dem Ersten Weltkrieg. Eine der Forderungen Traubs aus seinen Vorträgen und Schriften, die manchmal zitiert wurde, lautet:
„Man muss von der Arbeit und in der Arbeit leben können“
– Gottfried Traub
Anhand der Beschreibung von Traubs sozialliberaler Grundposition zeigt Günter Brakelmann, dass das Geschichtsklischee vom nur sozialreaktionären Protestantismus in keiner Weise stimmt.
1905 unterstützte Traub die Arbeiter beim großen Bergarbeiterstreik, dem bis dahin größten Arbeiterausstand der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Wegen seines liberalen theologischen Standpunkts geriet Traub immer wieder in Auseinandersetzungen mit seiner vorgesetzten Behörde.
In seiner Schrift „Die Wunder im Neuen Testament“ (1905) setzte er sich mit dem weit verbreiteten Wunderglauben im Christentum auseinander. Er bezeichnete diese Wunder als „Kinderglauben“ und gab ihnen die Bezeichnung „Mirakel“, im Unterschied zu dem wahren Wunder, der Wirklichkeit des Lebens. „Jesus ist kein Wundermann, sondern der Heiland. … Er ist Führer für alle, die ihre Seele führen lassen wollen zu Gott. Hier erleben sie dann das Wunder.“
1911 verteidigte er gemeinsam mit dem Kieler Theologieprofessor Otto Baumgarten den Kölner Pfarrer Carl Jatho in einem Irrlehreprozess. Nachdem das Urteil der Amtsenthebung gegen Jatho ergangen war, kritisierte Traub dieses und den federführenden altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrat unter anderem in seiner Schrift „Staatschristentum oder Volkskirche“. Nun wurde 1912 ein Disziplinarverfahren gegen Traub eingeleitet. Theodor Heuss unterstützte Traub dabei publizistisch. Heuss: „Es war damals eine Ehren- und Freundschaftspflicht, heftig für ihn einzutreten.“ Das Disziplinarverfahren gegen Traub endete mit dem Urteil der Amtsenthebung und zusätzlich der Aberkennung der Pension und auch seines Pfarrertitels. Damit erhielt Traub eine härtere Strafe als Jatho selbst. Auch der Protest des liberalen bildungsbürgerlichen Protestantismus und seiner Gemeinde konnten dies nicht ändern. Adolf von Harnack kritisierte das Urteil des Oberkirchenrats und unterstützte Traub mit seiner Schrift „Die Dienstentlassung des Pfarrers Lic. Gottfried Traub.“ Erst 1918, nach dem Ersten Weltkrieg, wurde Traub schließlich rehabilitiert und wieder in den geistlichen Stand aufgenommen.
Nach seiner Amtsenthebung als Pfarrer wurde Traub 1912 Direktor des liberalen „Bundes Deutscher Protestanten“.
1914 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Zürich die Ehrendoktorwürde.
1913–1933: Politiker, zuerst linksliberal, dann deutschnational
Nach seiner Dienstentlassung als Pfarrer suchte Traub ein neues Betätigungsfeld, um weiter für seine sozialliberalen Gedanken wirken zu können. Er ging in die Politik und trat der linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) bei. 1913 wurde er für die FVP im Wahlkreis Berlin-Teltow als Abgeordneter ins Preußische Abgeordnetenhaus gewählt.
Zum Ersten Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner 1913, dem ersten großen Treffen einer sich emanzipierenden Jugend in Deutschland, war Gottfried Traub als Redner eingeladen. Er hielt die einleitende Rede. (…)
1914 begann der Erste Weltkrieg. Wie für alle Liberalen galt es für Traub nun zuerst, das Vaterland zu retten. Die Innenpolitik und das Sozialliberale traten zurück. Im Lauf des Ersten Weltkriegs und bis zu seinem Ende trat Traub für einen Siegfrieden ein. Im Juli 1917 stimmte die Mehrheit des Reichstags unter Beteiligung von Traubs Fraktion der FVP für einen Verständigungsfrieden. Darauf gründeten Wolfgang Kapp und Alfred von Tirpitz im September 1917 die Deutsche Vaterlandspartei (DVaP), die weiter einen Siegfrieden anstrebte und der sich Traub sofort anschloss. Da Traubs Position und die Position seiner Fraktion der FVP nun nicht mehr zusammenpassten, musste er sich im Oktober 1917 von der FVP trennen. 1918 war er bis Kriegsende Vorstandsmitglied der Deutschen Vaterlandspartei.
Nach Kriegsende, im November 1918, beteiligte Traub sich an der Gründung der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), in deren Vorstand er gewählt wurde. Für die DNVP wurde er von seinem alten Wahlkreis Berlin-Teltow als Abgeordneter in die Weimarer Nationalversammlung gewählt (1919–1920).
Ebenfalls im November 1918 wurde Traub, noch auf Anregung des Kaisers, vom evangelischen Oberkirchenrat rehabilitiert und wieder in die Rechte des geistlichen Standes eingesetzt. Er wurde in das Vertrauensmännerkollegium des evangelischen Oberkirchenrats berufen. Traub trat für eine Urwahl der verfassungsgebenden Kirchenversammlung ein, was jedoch wegen der konservativen Mehrheit nicht mehrheitsfähig war.
Im März 1920 nahm Traub am Kapp-Putsch teil. Kapp wünschte Traub als Kultusminister, Traub hatte jedoch Bedenken. Die Entscheidung wurde zurückgestellt, da die Kabinettsbildung erst später stattfinden sollte. Zeitungen meldeten jedoch schon eine Kabinettsliste mit Traub als Kultusminister. Nach dem Scheitern des Putsches flüchtete Traub nach Österreich. Im Oktober 1920 kehrte er nach der Amnestie nach Deutschland zurück.
1921 übernahm Traub im Auftrag Alfred Hugenbergs die Leitung der „München-Augsburger Abendzeitung“, die er bis zum Ende der Zeitung 1934 innehatte.
Von 1919 bis zum Verbot 1939 gab er außerdem die christlich-nationale Zeitschrift „Eiserne Blätter“ heraus.
In seiner Schrift „Recht auf Obrigkeit“ (1924) wendete sich Traub gegen die damals im Christentum verbreitete Auffassung, dass nach der Bibel (Römer 13) jeder Obrigkeit Gehorsam zu leisten sei. In der Luther-Übersetzung heißt es in Römer 13: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat.“ Traub schrieb, dies gelte nur für eine Regierung, die „das Recht auf Obrigkeit“ hat. Dagegen müsse einer Regierung oder Macht, die kein Recht hat, Obrigkeit zu sein, kein Gehorsam geleistet werden, zum Beispiel einer fremden Besatzungsmacht wie einst Napoleon in Preußen. Das Buch wurde in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt
Nach 1933: Gegner des Nationalsozialismus
Nach 1933 war Traub entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und stellte sich in seiner Zeitschrift „Eiserne Blätter“ gegen dessen antichristliche Strömungen. Dies führte zunächst zum Verbot einzelner Hefte und schließlich 1939 der ganzen Zeitschrift durch die Gestapo.
Traub schrieb am 11. Juni 1933 einen „Offenen Brief an Prof D. E. Hirsch“ in Göttingen, der durch die Presse lief. Darin schrieb er, dass innerhalb der Kirche politische Parteigruppen nichts zu suchen hätten, und zitierte: „Die evangelische Kirche ist die Kirche Christi und der Reformation – nicht der nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. – Der Christusglaube redet nicht von Politik,(…) sondern vom Reich Gottes.“
Nach 1933 unterstützte er Karl Barth, und er gehörte trotz einiger theologischer Bedenken zur Bekennenden Kirche in Bayern. (…)
Im Herbst 1935 warf Traub dem Reichstagsabgeordneten Axel von Freytagh-Loringhoven vor, er habe „ohne Vorwissen des Parteiführers Hugenberg die entscheidende Verhandlung geführt“, die die Selbstauflösung der DNVP am 27. Juni 1933 einleitete. Freytagh-Loringhoven war von der Parteileitung beauftragt worden, bei Reichsinnenminister Wilhelm Frick (NSDAP) in Erfahrung zu bringen, „welche Absichten der DNVP gegenüber bei der Reichsregierung bestünden“. Stattdessen hatte er dann jedoch mit Frick über die Bedingungen der Selbstauflösung verhandelt. Traubs Vorwurf zeigt, dass er zu denjenigen zählte, die auf rechtzeitige Hilfe des Reichspräsidenten oder der Reichswehr (gegen eine Alleinherrschaft Hitlers) hofften oder auch nur die Ungleichheit des deutschnationalen und des nationalsozialistischen Denkens und Wollens geschichtlich deutlicher hätten klarstellen wollen.
Traubs Schrift „Christentum und Germanentum“ (1936), in der er den nationalsozialistischen Anschauungen entgegentrat, wurde von der Gestapo größtenteils beschlagnahmt und eine zweite Auflage verboten. In dieser Schrift schrieb er:
„Die christliche Religion hat nichts mit der Welt und dem Staat, nichts mit Rasse und Volk, nichts mit Philosophie oder Weltanschauung zu tun. (S. 7)“
„Luther war ein deutscher Mann. (…) Nur bedeutet das keineswegs eine Beschränkung auf das deutsche Volk. Er hat das Evangelium überall hin verbreitet, wo es irgendwie begehrt wurde. … Es ist eine Verzerrung des Bildes Luthers, wenn man meint, Luther als einen Mann verstehen zu können, der sein Deutschtum über seinen christlichen Glauben gestellt hätte. (S. 61)“
„Hier liegt der Punkt, wo über den Streit der Konfessionen hinaus Protestant und Katholik die gemeinsame Aufgabe haben: gegen alle gottlosen Strömungen das christliche Erbe zu verteidigen … (S. 63)“
1940 wurde Traub dem kirchlichen Widerstand in München zugerechnet.
Familie
Gottfried Traub, Heirat mit Elma Heinersdorff am 1. Februar 1900. Sie hatten 3 Söhne, Hans, Hellmut und Eberhardt.
Ihr ältester Sohn Hans Traub (1901–1943) war ein Zeitungs- und Filmwissenschaftler. Ihr Sohn Hellmut Traub (1904–1994) studierte Theologie bei Karl Barth, arbeitete in der Bekennenden Kirche, verweigerte den Eid auf den Führer, hatte mehrere Redeverbote, wurde von der Geheimen Staatspolizei mehrfach verhaftet mit Gefängnis- und KZ-Aufenthalten, davon ab August 1935 drei Monate im KZ-Dachau, und war im Widerstand. Nach 1945 engagierte er sich u. a. in der damaligen Friedensbewegung. Ihr jüngster Sohn Eberhardt Traub (geb. 1906) war Physiker.
Man möge mir verzeihen, wenn ich die Zusammenhänge innerhalb der Kirche nicht erkläre. Aber aufgrund meiner eigenen, negativen Erfahrungen mit dieser oder diesen kann ich das nicht. Hier hilft nur eines, selber „googeln“.
Eigene negative Erfahrungen heißt übrigens, Schläge, Heimaufenthalt in einem Heim der evangelischen Kirche und die Vergangenheit meines Großvaters.
Gottfried Traub war ein „zwielichtiger Zeitgenosse“ und Kurt Tucholsky veröffentlichte unter dem Pseudonym Theobald Tiger in der Satirezeitschrift „Ulk“ – Jahrgang 48, Nr. 42, Erscheinungsdatum 17. Oktober 1919 – dieses Gedicht:
Saurer Traub
Jener Gottfried, der zu wiederholten Malen,
gleichend einem Erzchamäleon,
Farbe wechselnd sprach in Bierlokalen:
„England stirbt!“ – (es wußt nur nichts davon),
jener Gottfried, dessen sanfter Speichel
vorne über seine Bäffchen rann,
der die deutsche Eichel mit Geschmeichel
lobte als ein haussekundiger Mann …
Dieser Gottfried stund im Reichstagssaale
auf – gebügelt, platt und glatt,
und er donnert nun mit einem Male
von dem Bild, das er gesehen hat.
Hat dies Bild nicht einst im „Ulk“ gestanden?
Sah man drauf nicht Seine Majestät?
Der Respekt kommt leider ganz abhanden,
wenn heut so was in der Zeitung steht.
Und er räkelt sich aus dem Gestühle,
und er sagt es brav ins Stenogramm,
und er spricht von seinem Zartgefühle,
und er steht vor seinem Fürsten stramm.
Gottfried, hast du mal in langen Jahren
an die Krüppel, die jetzt blind und taub,
an die Mütter nur gedacht in grauen Haaren,
deren Söhne in den Krieg gezogen waren?
Und sie wurden deines Krieges Raub …
Deutschland ist nicht Wilhelm. –
Mahlzeit, Traub!
Gottfried Traub starb am 22. September 1956 in München.