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„… geboren am 4. Januar 1870 in Schwandorf; † 26. August 1941 in München) war ein deutscher Förster, Politiker und Forschungsreisender. Bekannt wurde er 1920/21 als Gründer der „Organisation Escherich“ im Gefolge der Novemberrevolution und der Münchner Räterepublik. Die „Orgesch“ war einer der einflussreichsten republikfeindlichen Selbstschutzverbände im Deutschen Reich. Daneben gilt Escherich aber auch als Kolonialfachmann und fähiger forst- und holzwirtschaftlicher Organisator in der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Georg Escherich kam als Sohn des Tonwarenfabrikanten Hermann Nikolaus Escherich – der Erfinder der Gasringöfen – und dessen Frau Katharina geborene Freiin von Stengel in Schwandorf zur Welt. Er war der ältere Bruder des späteren Forstentomologen Karl Escherich. Der Vater seiner Mutter, Karl Freiherr von Stengel, war königlich-bayerischer Forstmeister und ihr Vetter, Fritz Freiherr von Stengel, königlich-bayerischer Forstrat. Schon früh verlor Georg Escherich den Vater und die Mutter verkaufte ihre Geschäftsanteile an der Schwandorfer Tonwarenfabrik.
Nach dem Besuch des Alten Gymnasiums in Regensburg schlug Georg Escherich die forstliche Laufbahn ein und studierte Forstwissenschaften in Aschaffenburg (Grundstudium) und München. Beide Studienabschnitte schloss er mit der Hauptnote II ab. (…) Als Einjährig-Freiwilliger diente er bei der Feldartillerie. Sein Referendariat in der bayerischen Staatsforstverwaltung, währenddessen er auch Kontakte zum Fürstenhaus Thurn und Taxis knüpfte, bestand er als zehnter von 17 Kandidaten. (…)Innerhalb der bayerischen Staatsforstverwaltung leistete er zunächst ein Jahr lang Assistentendienst in dem im Bayerischen Wald gelegenen Forstamt Neureichenau und unterrichtete dann fünf Jahre lang als Lehrer an der Waldbauschule in Kaufbeuren.
In dieser Kaufbeurener Zeit begann er mit seinen zahlreichen Jagdreisen, die ihn zunächst nach Bosnien-Herzegowina führten. Daneben betätigte sich Escherich aber auch als wissenschaftlicher Forschungsreisender. Während seiner ersten Reise nach Äthiopien 1907 lernte er bei einer Audienz Negus Menelik II. kennen, der ihn für 1909 offiziell einlud. Bei diesem zweiten Besuch wurde unter Escherichs Leitung ein Forstgarten in Addis Abeba angelegt und unter großen Strapazen ein neuer Weg zum Rudolfsee erkundet. (…)1913/14 erforschte Georg Escherich dann im Auftrag der Kolonialverwaltung die ausgedehnten Waldgebiete Neukameruns im Hinblick auf Möglichkeiten der Holzgewinnung. Während dieser Reisen entstanden umfangreiche Holzsammlungen. Nunmehr als Kolonialfachmann anerkannt, erstattete er sowohl bei Kaiser Wilhelm II. als auch vor der Budgetkommission des Deutschen Reichstages Bericht.
Der Beginn des Ersten Weltkriegs zerschlug Escherichs Vorhaben, als Reichskommissar in besonderer Verwendung den Kameruner Urwald zu erschließen. Stattdessen zog er am 16. August 1914 als Hauptmann der Landwehr und Batterieführer der 2. Ersatzbatterie des bayerischen 1. Feldartillerieregiments an die Westfront. Sieben Tage später wurde er am Col de Sainte-Marie bei Wissembach durch einen Querschläger am linken Bein verwundet und frontdienstuntauglich. Als nunmehr Schwerkriegsbeschädigter gelang es ihm nach zehnmonatigem Krankenhausaufenthalt in Karlsruhe unter Umgehung des Dienstweges und immer noch an zwei Krücken humpelnd, eine Schreiberstelle in Łódź zu erhalten. Von dort wurde er schon einen Monat später als Leiter der Passabteilung an das Gouvernement Warschau versetzt und wiederum einen Monat später zum Leiter der Passzentrale am Generalgouvernement bestellt.
Vom Oberkommando der 9. Armee, die mittlerweile das Gebiet der „Bialowieser Heide“ („Puszcza Białowieska“) erobert hatte, kam dann die Anfrage, ob Escherich nicht als Leiter der Militärforstverwaltung die Erschließung des berühmten Białowieża-Urwaldes (heute Białowieża-Nationalpark) in die Hand nehmen wolle. Allein dieses kaiserlich-russische Jagdgut („Udiel“), das nicht zuletzt dank seiner Wisent-Population das vielleicht berühmteste Jagdrevier seiner Zeit war, hatte eine Größe von 128.000 Hektar, auf der 35 Millionen Festmeter Derbholz stockten, davon rund 24 Millionen Festmeter Nutzholz, die für Front und Etappe bedeutsame Rohstoffe darstellten. Escherich sagte zu und traf am 18. September 1915 in Bialowies ein. (…)
Die „Organisation Escherich (Orgesch)“
Zurück in seiner bayerischen Heimat erhielt der nunmehr zum Oberst und Forstrat beförderte Escherich die Leitung des Forstamtes Isen. Nun begann auch seine politische Betätigung gegen den „Roten Terror“, die ihn reichsweit bekannt machen sollte. Als Widerstand gegen die Einrichtung unter anderem der Münchner Räterepublik im Zuge der Novemberrevolution hatte der Volksbeauftragte für Heer und Marine und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) am 25. April 1919 die Bildung von so genannten „Einwohnerwehren“ angeordnet. Georg Escherich wurde im August von der nach Bamberg geflohenen bayerischen Regierung (Kabinett Hoffmann I) mit der Zusammenfassung bereits entstandener örtlicher Einwohnerwehren beauftragt. Für diese „Einwohnerwehr Bayern“ stellte der Landtag Geld zur Verfügung, und ab Dezember 1919 fungierte Escherich als deren Landeshauptmann. Da er die Restauration der Monarchie befürwortete, war er zudem der neu gegründeten Bayerischen Volkspartei (BVP) beigetreten. Deren rechtem Flügel gelang es im März 1920, die Koalition mit der SPD aus dem Amt zu drängen. Escherich soll dann versucht haben, selbst bayerischer Ministerpräsident zu werden, was der linke BVP-Flügel unter Führung des Regensburger Journalisten Heinrich Held allerdings verhinderte. Stattdessen wurde der parteilose Regierungspräsident von Oberbayern, Gustav Ritter von Kahr, vorgeschlagen und vom Landtag bestätigt. Er bildete das Kabinett von Kahr I; dieses amtierte bis zum 16. Juli 1920.
Escherich gründete daraufhin mit Unterstützung durch General Franz Ritter von Epp und Hauptmann Ernst Röhm am 9. Mai 1920 in Regensburg die so genannte „Organisation Escherich“, kurz „Orgesch“ genannt. Escherich wurde ihr Reichshauptmann. (…)Als paramilitärische Organisation verfügte die Orgesch über Waffen und entsprechende Logistik. Als sich nach dem Kapp-Putsch der Stahlhelm als die führende paramilitärische Kraft im norddeutschen Raum der Orgesch anschloss, konnte sie sich über das ganze Deutsche Reich ausbreiten. Auf dem Höhepunkt ihres Einflusses hatte die extrem rechtsorientierte Organisation Schätzungen zufolge etwa eine Million Mitglieder, darunter 300.000 in Bayern, und zählte damit zu den einflussreichsten und aufgrund ihrer Republikfeindlichkeit umstrittensten Selbstschutzverbänden der 1920er-Jahre. Um ihre politische Bedeutung zu dokumentieren, veranstalteten die bayerischen Einwohnerwehren vom 26. August bis zum 2. Oktober 1920 das erste Landesschießen. An dem Begrüßungsakt in München nahm neben Escherich auch der bayerische Ministerpräsident Gustav Ritter von Kahr teil.
Im Hochsommer 1920 erzwang der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) die „freiwillige Entwaffnung“ der Orgesch, 1921 wurde sie von der Reichsregierung verboten, und am 5. Mai 1921 erging ein Ultimatum der Entente bezüglich ihrer endgültigen Auflösung. Danach zerfiel die Orgesch in verschiedene kleine Gruppierungen, die sich als reaktionäre Bünde vor allem in Bayern noch einige Zeit hielten. Die Waffenbestände der Orgesch übernahm die Untergrundorganisation „Schwarze Reichswehr“ unter der Leitung von Major Bruno Ernst Buchrucker.
Escherich selbst hat in der Folge noch weitere paramilitärische Verbände ins Leben gerufen oder unterstützt. Er versuchte den Hitlerputsch möglichst zu verhindern, musste dann am Tag des Putsches bei einem Besuch bei Kronprinz Rupprecht in Berchtesgaden erfahren, dass der Chef des Hauses Wittelsbach auf der Seite seines Konkurrenten von Kahr stand. Am 2. Dezember 1928 in Ebersberg gründete er als Konkurrenz zum „Stahlhelm“ noch den „Bayerischen Heimatschutz“, der vor allem in Oberbayern Zulauf hatte. Der Bund stand dem Haus Wittelsbach freundlich gegenüber und suchte auch den Kontakt zu kirchlichen Kreisen. Nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers musste sich der „Bayerische Heimatschutz“ entwaffnen lassen und schließlich selbst auflösen.
Ansonsten konzentrierte sich der zwischenzeitlich zum Oberforstrat beförderte Escherich auf seine Forstamtsleitertätigkeit und pflegte seine Mitgliedschaft im Deutschen Forstwirtschaftsrat sowie seine Kontakte zu Reichspräsident Paul von Hindenburg, Außenminister Gustav Stresemann und einer Reihe von Industriellen.
Aufgrund seiner starken Gehbeschwerden, die dem Kriegsbeschädigten immer mehr zusetzten, ließ sich Escherich 1931 vorzeitig pensionieren und baute sich in Isen ein Landhaus, das sich bald zum Treffpunkt zahlreicher Gäste aus der ganzen Welt und aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen – darunter alte Freunde wie Oswald Spengler oder Robert Bosch – entwickelte. Ohnehin war Escherich eine zu seiner Zeit weit bekannte und beliebte Persönlichkeit, was sich auch am großen Erfolg seiner Memoiren „Der alte Jäger“ (1934) und „Der alte Forstmann“ (1935) zeigte, die mehrere Auflagen erlebten.
Den neuen Machthabern der NSDAP stand Escherich als ehemaliges BVP-Mitglied indes nicht nahe. Als der Chef der Ministerialforstabteilung, Theodor Mantel, sich im März 1933 telefonisch bei ihm über die Verhaftung der BVP-Minister – vor allem seines Vorgesetzten, Finanzminister Schäffer – beklagte und Escherich um Unterstützung ersuchte, wurde dieses Gespräch abgehört. Der Polizeipräsident von München, Heinrich Himmler, ließ Mantel daraufhin sogar kurzzeitig verhaften.
Georg Escherich war mit Gabriele geborene von Hößle – ihr Vater war der Oberforstrat Albert von Hößle – verheiratet. Das Ehepaar blieb kinderlos. Zu der Zeit, als Reichsforst- und Reichsjägermeister Hermann Göring die im Zuge des Überfalls auf Polen erneut von deutschen Truppen besetzte Bialowieser Heide wiederum in ein gewaltiges Staatsjagdrevier umwandeln ließ, starb Georg Escherich am 26. August 1941 nach kurzer Krankheit an einem Herzleiden in der Münchener Klinik Neuwittelsbach, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Villa seines Bruders Karl befand.
Zur Erinnerung an den bekannten Forstmann benannte die Marktgemeinde Isen später die Georg-Escherich-Straße nach ihm.