Freie Ukraine

Aus Wikipedia:

„… Der Verband Freie Ukraine, vollständig: „Verband deutscher Förderer der ukrainischen Freiheitsbestrebungen“, war ein deutscher Verein zur Förderung der Lostrennung der Ukraine von Russland, der am 11. Dezember 1915 gegründet wurde.

Zu den Gründungsmitgliedern zählten Emil Kirdorf, Alfred Hugenberg, Konstantin Freiherr von Gebsattel und Falk Schupp, der von 1915 bis 1918 Generalsekretär des Verbandes war.

Die ideologische Basis stammte von Paul Rohrbach, der mit einer „Dekompositionstheorie“ die russische Macht durch Entwicklung des Nationalismus der russischen Fremdvölker brechen wollte.

1916 zählte der Verein 125 Mitglieder. Der Verband gab eine Zeitschrift „Osteuropäische Zukunft“ heraus.

Mit der Oktoberrevolution und der späteren Gründung der Sowjetunion waren die Ziele des Verbands vorläufig auf Eis gelegt und er stellte seine Tätigkeit ein.

Ein Mitteleuropäischer Wirtschaftstag ist seit Mitte der 1920er Jahre als Fortsetzung des Verbands, jedoch mit beabsichtigt größerer Reichweite, anzusehen.

Aus Wikipedia:

„… Karl Albert Paul Rohrbach , geboren am 29. Juni 1869 auf dem Gut Irgen bei Goldingen in Kurland, damals Russisches Kaiserreich, heute Lettland, gestorben am 19. Juli 1956 in Langenburg in Württemberg) war evangelischer Theologe, politischer Publizist, Kolonialbeamter und Reiseschriftsteller.

Rohrbachs Eltern waren Friedrich Albert Rohrbach, Gutspächter und Gemeindebeamter, und Emilie, geb. Kogge. Er studierte in Dorpat (…) Geschichte und in Berlin Geschichte, Geographie, Volkswirtschaft und Theologie. Im August 1891 wurde er in Berlin promoviert.

Anschließend studierte Rohrbach bis 1898 Theologie in Berlin und Straßburg. Im gleichen Jahr heiratete er die Lehrerin Clara Müller. (…) Er unternahm zahlreiche Reisen, etwa 1896/97 nach Russland, Turkestan und Armenien, 1898 nach Palästina, 1900 nach Turkestan, Armenien, Mesopotamien und Persien. Insbesondere die Palästinareise bewirkte in seinem theologischen Denken den Wechsel von einem statisch-passiven, geschichtlich geprägten hin zu einem dynamischen, sozial- und weltpolitisch ausgerichteten Christentum.

1901 veröffentlichte er sein theologisches Hauptwerk „Im Lande Jahwes und Jesu“, in dem er eine Lehre vom Gottesreich auf Erden vertrat. Die daraufhin entstehenden wissenschaftlichen Differenzen mit seinem akademischen Lehrer Adolf von Harnack, einem protestantischen Theologen führten zum Ende seiner theologischen Karriere.

Rohrbach, der sich bis 1911 der Fortschrittlichen Partei angeschlossen hatte, verband den Fortschrittsoptimismus seiner Zeit mit deutschem Nationalismus und einem protestantisch gefärbten Kulturchauvinismus (Überlegenheit der eigenen Gruppe – häufig aggressiver Nationalismus, bei dem sich Angehörige einer Nation aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser gegenüber Menschen anderer Nationen überlegen fühlen und sie abwerten) zu einem „ethischen Imperialismus“ als Maxime der deutschen Außenpolitik. Das schloss einen entschiedenen Rassismus mit ein, wie Horst Gründer bemerkt. Rohrbach habe einen Rassismus vertreten, „der geradezu präfaschistisch zu nennen“ sei. Seine Ideen propagierte er in zahlreichen Buchveröffentlichungen, Zeitschriftenartikeln und Leitartikeln in führenden deutschen Tageszeitungen. In der Berichterstattung auf dem Gebiet der Kolonial- und Außenpolitik hatte Rohrbach in der Zeit von etwa 1900 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine bedeutende Stellung inne.

Von 1914 bis 1918 war Rohrbach Mitarbeiter im Reichsmarineamt, dann im Auswärtigen Amt, wo er sich als Wortführer einer antirussischen Politik hervortat. Rohrbach war gemeinsam mit Theodor Schiemann der führende Kopf der „Osteuropäischen Schule“, die im Ersten Weltkrieg durch die „Randstaatenpolitik“ eine Auflösung des multinationalen Russlands anstrebte. Baltendeutsche Publizisten wie Rohrbach beeinflussten die überwiegend antirussisch und ukrainophil eingestellte öffentliche Meinung in Deutschland nachhaltig und begünstigten dadurch die Politik der deutschen Regierung der Revolutionierung oder „Befreiung“ der Ukraine.

Trotz ihrer Germanisierungstendenzen, durch Russlanddeutsche im Baltikum, waren die „Osteuropäer“ Rohrbachs und Schiemanns erbitterte Gegner der Alldeutschen und gehörten zu deren schärfsten propagandistischen Gegnern. Sie wollten im Gegensatz zur alldeutschen „Herrenvolkattitüde“, den osteuropäischen „Randvölkern“ Autonomie gewähren. Aber auch Rohrbach plante ein „subgermanisches Gebiet“ rund um die Ostsee. Das Baltikum könne leicht durch Erhöhung der Einwohnerzahl von 6 Millionen auf 10–15 Millionen germanisiert werden. Die russische Februarrevolution 1917 brachte der „Schiemannschule“ und den ukrainischen Publizisten erheblichen Aufwind, weil ihre Pläne realer wurden. Sie versuchten, mehr Einfluss auf die zivile und militärische Führung des Reiches zu gewinnen.

Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Rohrbach weiterhin für großdeutsch-nationale und koloniale Interessen:

durch Mitarbeit in der Heidelberger Vereinigung zur wissenschaftlichen Klärung der Kriegsschuldfrage.

in parteipolitischer Arbeit, zuerst in der Deutschen Demokratischen Partei (1920–1926), dann in der Konservativen Volkspartei (1930),

durch Gründung der Zeitschrift „Der Deutsche Gedanke“ (1924),

als geschäftsführendes Präsidialmitglied der Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und Pflege des Deutschtums (1927–1929).

Rohrbach hatte auch in der Weimarer Republik großen Einfluss auf die politische Meinungsbildung in der Außenpolitik und veröffentlichte insbesondere Leitartikel in führenden konservativen Tageszeitungen. Er unterstützte die Propaganda für die Wiedererlangung der nach dem Ersten Weltkrieg verlorenen deutschen Kolonien und vertrat spätestens seit Ende der 1920er Jahre Auffassungen, die ihn für die rassistische Politik des Nationalsozialismus Sympathien entwickeln ließen.

In der Zeit des Nationalsozialismus veröffentlichte Rohrbach weiterhin Publikationen zum Kolonialgedanken und Reiseberichte, zog sich allerdings von seiner aktiven politischen Tätigkeit zurück. Zwar biederte er sich dem Regime nicht an, „stand aber Teilen seiner Ideologie und Politik durchaus nahe: Volksgemeinschaft, Führerstaat, Untermenschenthese, Ostpolitik, Antibolschewismus, „Wehrhoheit“, Rheinlandbesetzung, Rückkehr des Saargebietes, Anschluß Österreichs, Beendigung der Reparationsleistungen, Kampf gegen Polen.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zurückgezogen in Langenburg.

Für sein beharrliches Eintreten für eine unabhängige Ukraine wurde er 1949 mit der Ehrendoktorwürde der Ukrainischen Freien Universität München ausgezeichnet und 1952 zum Ehrenpräsidenten der „Deutsch-ukrainischen Gesellschaft“ ernannt. Außerdem hatte er zusammen mit Johannes Lepsius und Avetik Issahakyan 1914 die Deutsch-Armenische Gesellschaft (DAG) in Berlin mit dem Ziel der Unabhängigkeit und Autonomie des armenischen Volkes gegründet.