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Erich Bernhard Gustav Weinert – geboren am 4. August 1890 in Magdeburg; gestorben am 20. April 1953 in Berlin – war ein deutscher Schriftsteller und ab 1943 Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland.
Leben
Weinert wurde schon früh durch seinen sozialdemokratisch eingestellten Vater politisch geprägt. Nach dem Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg wurde Weinert Lehrling im Lokomobilbau in der Buckauer Maschinenfabrik Rudolf Wolf. Das Abitur hatte ihm sein Vater verweigert, weil er Standesdünkel befürchtete. Weinert erhielt 1904 die Jugendweihe. Im Zeitraum von 1908 bis 1910 besuchte er die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. 1912 schloss er sein Studium an der Königlichen Kunstschule Berlin mit einem Staatsexamen als akademischer Zeichenlehrer ab. Weinert wurde, nach einer kurzen freiberuflichen Tätigkeit, zum Militär eingezogen, wo er als Offizier am Ersten Weltkrieg teilnahm.
Mit anderen jungen Künstlern gründete Weinert die Künstlergemeinschaft „Die Kugel“. In den Jahren 1919 und 1920 war er als Lehrer an der von ihm schon als Schüler besuchten Magdeburger Kunstgewerbeschule tätig. Anfang 1920 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Gemeinschaft erste Gedichte. In Leipzig wirkte er als Schauspieler und Vortragskünstler. Ab Mai 1921 hatte er im Leipziger Kabarett „Retorte“ mit seinen Kabarett-Texten großen Erfolg. Die Texte wurden unter dem Titel „Der verbogene Zeitspiegel“ und „Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle“ publiziert. Ab 1923 trat Weinert in Berlin im Künstlercafé „Küka“ auf. Weinert veröffentlichte seine Texte in vielen kommunistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften, erhielt jedoch in Preußen Redeverbot. Weinert gehörte zu den Mitbegründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1929 trat er der KPD bei. Er war Mitarbeiter der „Roten Fahne“. 1930 begann seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch. Bekannt wurden seine Lieder „Der heimliche Aufmarsch“ und „Lied der Pflastersteine“, die beide von Eisler vertont und von Busch gesungen wurden; letzteres später auch von Gisela May.
Von 1933 bis 1935 ging Weinert mit seiner 2. Ehefrau Elisabeth und seiner Tochter aus erster Ehe mit Umweg über die Schweiz und Paris ins Exil in das Saargebiet, wo er 1934 steckbrieflich gesucht wurde. Nach dem Saar-Plebiszit 1935 kehrte er nach Paris zurück, um gleich wieder in die Sowjetunion auszureisen, wo er u. a. für Radio Moskau arbeitete. Er gehörte hier zur Moskauer Parteigruppe der KPD, die von stalinistischen Säuberungsaktionen betroffen war, und war an der geschlossenen Parteiversammlung der deutschen Kommission des Schriftstellerverbandes der UdSSR im September 1936 mit ihrer „entblößenden Selbstkritik und wechselseitigen Denunziation“ (Reinhard Müller) beteiligt. Seine vernichtende Kritik am jungen Kollegen Samuel Glesel in der „Deutschen Zentralzeitung“ war einer der Gründe für dessen 1936 erfolgten Ausschluss aus dem Schriftstellerverband und der Partei. Glesel wurde 1937 verhaftet und im Rahmen der „Deutschen Operation“ erschossen. Weinert wusste, dass auch der im Moskauer Exil lebende Erfurter Kommunist Paul Schäfer 1938 dort durch die sowjetische Geheimpolizei erschossen worden war, trug jedoch die Legende mit, dass er 1937 in Spanien gefallen wäre. Weinert wurde von 1937 bis 1939 Mitglied der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, wo er als Frontberichterstatter tätig war und das „Lied der Internationalen Brigaden“ verfasste. Anschließend war er von Februar bis Herbst 1939 im Lager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, wo er schwer lungenkrank wurde.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion war Weinert auf sowjetischer Seite als Propagandist tätig. Mit seinen Gedichten bedruckte Flugblätter wurden in hoher Auflage hinter den deutschen Linien abgeworfen. 1943 wurde er zum Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland gewählt.
1946 kehrte Weinert nach Deutschland zurück und wurde, bereits schwer erkrankt, als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) tätig. Wie viele Künstler und Wissenschaftler wohnte er in der Straße 201. Er veröffentlichte, kurz vor seinem Tode, noch ein Erinnerungsbuch des mit ihm im sowjetischen Exil befreundeten Malers Heinrich Vogeler.
Volker Koepp porträtierte 1975 in dem DEFA-Dokumentarfilm „Er könnte ja heute nicht schweigen“ sein Leben und Werk.
Sonstiges
Seine Tochter Marianne Lange-Weinert veröffentlichte 1958 im Kinderbuchverlag Berlin eine romanhafte Autobiografie über ihre Kindertage und das Leben mit ihrem Vater und der Stiefmutter unter dem Titel „Mädchenjahre“.
Schriften (Auswahl)
Affentheater. Gedichte. Leon Hirsch Verlag, Berlin 1925
Rufe in die Nacht. Gedichte aus der Fremde 1933–1943.
Volk und Welt, Berlin 1950.
Memento Stalingrad. Ein Frontnotizbuch. Volk und Welt, Berlin 1951.
Camaradas. Ein Spanienbuch. Volk und Welt, Berlin 1952
Gesammelte Werke. (9 Bände), herausgegeben 1955–1960.
Gesammelte Gedichte. (7 Bände), herausgegeben 1970–1987.
Der verbogene Zeitspiegel.
Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle.
Der heimliche Aufmarsch.
Der unzüchtige Zille.
Des reichen Mannes Frühlingstag.
John Schehr und Genossen.
Das Nationalkomitee Freies Deutschland 1943–1945. Rütten & Loening, Berlin 1957.
Poesiealbum 5. Verlag Neues Leben, Berlin 1968.
Ehrungen
Nach seinem Tode wurde am 25. Juni 1953 durch den Generalsekretär der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Gottfried Grünberg, das Haus der Kultur in Magdeburg in „Erich-Weinert-Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ umbenannt. Gleichzeitig wurde eine Erich-Weinert-Ausstellung eröffnet.
In Weinerts Heimatstadt Magdeburg wurde eine Straße nach ihm benannt.
Ein auf der Schiffswerft „Edgar André“ in Magdeburg erbautes Fahrgastschiff der Dichter-Klasse wurde von Li Weinert auf den Namen Erich Weinert getauft. Am 21. Dezember 1961 wurde es der Weißen Flotte in Magdeburg übergeben und unternahm am 14. Januar 1962 seine Jungfernfahrt.
Sein Geburtshaus in der Thiemstraße 7 in Magdeburg-Buckau wird heute als Literaturhaus Magdeburg genutzt. Im Hinterhof des Hauses steht eine Skulptur des Schriftstellers, welche zu DDR-Zeiten in der Magdeburger Innenstadt (vor dem heutigen Ratswaagehotel) zu finden war.
An der ehemaligen Kunstgewerbeschule in der Brandenburger Straße in Magdeburg befindet sich eine an sein Wirken erinnernde Gedenktafel. Diese wurde schon vor 1990 angebracht.
Die Pädagogische Hochschule Magdeburg trug, bis sie in der Otto-von-Guericke-Universität aufging, den Namen „Erich Weinert“.
Das VEB Braunkohlenwerk Deuben trug ab 1953 Weinerts Namen.
Der VEB Messgerätewerk „Erich Weinert“ in Magdeburg war ein wichtiger Produzent für Mess- und Regelanlagen in der DDR.
In Arendsee erhielt ein Pionierlager den Namen „Erich Weinert“, Träger war das VEB Messgerätewerk „Erich Weinert“ in Magdeburg.
Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) verlieh bis 1989 einen Kunstpreis: die Erich-Weinert-Medaille.
Die Musik-, Tanz- und Theatergruppe der Nationalen Volksarmee der DDR hatte den Namen Erich-Weinert-Ensemble.
Die NVA benannte die 43. Fla-Raketenbrigade (43. FRBr) nach Erich Weinert.
In Berlin-Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg, ist eine Straße nach ihm benannt. Unweit der Kreuzung Ostseestraße/Prenzlauer Allee im Erich-Weinert-Park steht eine von Anna Franziska Schwarzbach geschaffene Porträt-Büste.
In Oebisfelde (Sachsen-Anhalt) gibt es eine Erich-Weinert-Straße.
In Halberstadt (Sachsen-Anhalt) gibt es eine Erich-Weinert-Straße.
In Berlin Marzahn-Hellersdorf, Ortsteil Marzahn, ist eine Stadtteilbibliothek nach ihm benannt.
In Frankfurt (Oder) wurde ihm ein Denkmal errichtet und die Freilichtbühne nach ihm benannt.
In Friedrichsbrunn bei Thale gab es das Pionierferienlager „Erich Weinert“.
In Johanngeorgenstadt wurde eine in den 1950er Jahren errichtete Polytechnische Oberschule nach ihm benannt.
Als ehemaligem Bewohner in der Künstlerkolonie Berlin ist ihm eine Gedenktafel gewidmet.
1951 wurde die ehemalige Pension Sasse, von 1945 bis 1950 Unterkunft und Zentralküche des sowjetischen Armee-Sanatoriums Heringsdorf, dem FDGB übergeben und als Objekt „Erich Weinert“ des FDGB-Feriendienstes genutzt.
1952 wurde das „Kulturhaus Erich Weinert“ des VEB Kabelwerks „Wilhelm Pieck“ in Berlin-Köpenick eingeweiht.
1959 wurde das „Kulturhaus Erich Weinert“ in Pritzwalk eingeweiht.
Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.