Emslandlager

aus Wikipedia:

Die Emslandlager sind eine Gruppe von Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlagern in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim, im Westen Niedersachsens. Es gab insgesamt 15 errichtete Gefangenenlager. Sie dienten den Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 als Haftstätten mit wechselnden Funktionen mit zentraler Verwaltung in Papenburg. Ihre Geschichte wurde von 1985 bis 2011 unter anderem durch eine Dauerausstellung im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager in Papenburg und seit November 2011 in der neuen Gedenkstätte Esterwegen dargestellt.

Geschichte bis 1945

Die drei ersten Lager KZ Neusustrum, KZ Börgermoor und KZ Esterwegen wurden 1933 für politische „Schutzhäftlinge“ errichtet. Nach der Auflösung der ersten beiden Lager als KZ im April 1934 und des Lagers Esterwegen im August/September 1936 dienten sie und vier inzwischen neu errichtete Lager von 1934 bis 1945 als Strafgefangenenlager der Reichsjustizverwaltung. Erster Lagerleiter der Strafgefangenenlager war von 1934 bis 1942 Werner Schäfer. In die sechs nördlich gelegenen Lager wurden von 1939 bis 1945 zunehmend mehr Wehrmachtsangehörige eingeliefert, die von Militärgerichten verurteilt worden waren. In den neun südlichen im September 1939 vom Oberkommando der Wehrmacht als Kriegsgefangenenlager übernommenen Lagern wurden Angehörige verschiedener Nationen untergebracht. 1943/1944 wurden in Esterwegen Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden festgesetzt. Von 1944 bis 1945 waren die Emslandlager Dalum und Versen zusätzlich Außenlager des KZ Neuengamme.

Insgesamt wurden etwa 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene sowie 100.000 bis 180.000 Kriegsgefangene in den Lagern inhaftiert. Bis zu 30.000 Menschen, überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, starben.

1942 wurden etwa zweitausend Häftlinge zur Zwangsarbeit ans Nordkap verfrachtet, um für die Organisation Todt unter menschenunwürdigen Bedingungen Verteidigungsanlagen und Straßen zu bauen und diese im Winter schneefrei zu halten.

Kurz vor der Befreiung wurden vom 12. bis 19. April 1945 im Lager Aschendorfermoor ungefähr 150 Häftlinge aus den Emslandlagern von einer Truppe um Willi Herold, der sich fälschlicherweise als Offizier ausgab, erschossen. Zudem kamen bei Kriegsende Häftlinge durch alliierte Bombardierungen sowie durch unmenschliche Behandlung bei den Evakuierungsmärschen, die bis nach Ostfriesland führten, um.

Nach der Befreiung

Die Emslandlager wurden von britischen, kanadischen und polnischen Einheiten befreit. Die befreiten Lagerinsassen wurden zunächst in DP-Lagern untergebracht. Zu diesem Zweck evakuierte die britische Militäradministration einige Weiler im Emsland und requirierte geeignete Gebäude. Die Gemeinde Haren (Ems) wurde unter polnische Verwaltung gestellt und dadurch als Ganzes zu einem DP-Lager. Im Januar 1946 existierten 15 DP-Lager für polnische Displaced Persons (DP) sowie ein Lager für solche aus dem Baltikum. Die Lager wurden bis Juni 1947 durch die Hilfsorganisation UNRRA betreut und standen anschließend unter der Obhut der IRO. 1951 ging die Verantwortung der DP-Lager an eine deutsche Verwaltung über. Die verbliebenen DPs erhielten den Rechtsstatus Heimatlose Ausländer. Das DP-Lager Lingen wurde erst 1957 aufgelöst.

Im November 2004 wurde auf der Begräbnisstätte Bockhorst/Esterwegen (Friedhof für die in den nördlichen Emslandlagern Umgekommenen) ein Denkmal für die belgische Freimaurerloge Liberté chérie eingeweiht. Sie war die einzige Loge, die sich innerhalb eines Lagers gegründet hat.

Gliederung

Zu den Emslandlagern gehörten die folgenden Konzentrationslager:

das KZ Börgermoor 1933/34, anschließend Strafgefangenenlager bis 1945
das KZ Neusustrum 1933/34, anschließend Strafgefangenenlager bis 1945
das KZ Esterwegen 1933–1936, ab Januar 1937 Strafgefangenenlager bis 1945

Weiterhin werden zu den Emslandlagern gezählt:

II Aschendorfermoor
III Brual-Rhede
IV Walchum
VI Oberlangen
VIII Wesuwe
IX Versen
X Fullen
XI Groß Hesepe
XII Dalum
XIII Wietmarschen
XIV Bathorn
XV Alexisdorf