Der Schnellmaler

Auch eine Charakterposse in 4 Bildern

1. Bild
(Dachkammer Klappfenster. (Nordlicht.) Junger Mann, mit schwarzer Samtbluse und schwarzen wehenden Haaren, ist mit dem Malen eines Gemäldes beschäftigt. Infolge allgemeiner Entkräftung schreitet dasselbe nur langsam fort)

2. Bild
(Es tritt auf: der Mäzen: kahler Kopf. Smoking. Antrittslied:)
Schockschwerenot
Ihr habt ja keenen Dunst:
Es jeht – vadammt – die Kunst nach Brot,
Das Brot jeht nach der Kunst

Vaehrter Meister – Scherz beiseite, Rembrandt beiseite – Sie malen zu langsam, viel zu langsam Das is der janze Haken. Sie müssen der Kunst um den Franz Hals fallen: immer fix, immer dalli, dalli Kunst is weglassen. Lassen Se alles weg: was übrig bleibt: das is das wahre! Extrakt, mein Täubchen, Extrakt! (Er legt einen Zehnmarkschein auf den nich! vorhandenen Tisch Der Maler beginnt merklich schneller zu malen)

3. Bild
(Amor erscheint, als roter Radler verkleidet; er hat, in einem Hutkarton, eine junge Dame aus dem ersten Kreise der Gesellschaft bei sich. Er reicht dem Maler einen rotversiegelten Brief. Der erbricht ihn, liest:)
Heute Wechsel fällig über 1000 Mk.
Venus und Kompanie
Bankgeschäft

(Der Maler erbleicht, wirft einen Blick auf den Hutkarton, aus dem es wie Nachtigallgezwit-scher tönt, ergreift den Pinsel und beginnt, rasend drauflos zu malen. Amor lächelt und denkt: Pinsel! – denn er allein weiß, was Mk. bedeutet. Es bedeutet nicht Mark, sondern … Mädchenküsse …)

4. Bild
(Apotheose des Kunsthandels: der Schnellmaler sitzt schnaufend an der Staffelei und malt und malt: jedes Gemälde wird ihm noch warm aus den Händen gerissen. Die Tausendmark-scheine fliegen wie gebratene Tauben durch das prunkvoll ausgestattete Parterreatelier. Zwischen jedem Bild erscheint eine Frau, jung, schön, alt, häßlich, schlank, dick. Zwischen-aktsmusik. Verwandlung. Es erscheint, gramgebeugt, die Zeit, welche mit dem Schnellmaler nicht mehr mit kann. Indem sie unter Verwesungserscheinungen langsam vergeht, fällt der Vorhang)