Der arme Kaspar

Ein Volksstück in zwölf Bildern

Personen des Spiels:

Der Bauer – Die Bäuerin – Beider Tochter, genannt das Fräulein – Kaspar – Die Magd – Der Küster – Der Doktor – Eine Magd – Eine andere Magd – Knechte und Mägde – Die lichte Gestalt – Die dunkle Gestalt – Der Richter – Ein Zeuge – Erster + Zweiter + und Dritter Angeklagter – Der Gefängniswärter – Eine Dirne – Ein Gefangener – Eine junge Gefangene.

Spielt zu irgend einer Zeit.

Schauplätze der Handlung:

1. Bild: Auf dem Acker
2. Bild: Bauernstube
3. Bild: Auf dem Feld
4. Bild: Am Bach
5. Bild: Auf dem Feld
6. Bild: Dorfkirche
7. Bild: Johannisnacht auf dem Feld
8. Bild: Bauernstube
9. Bild: Totenkammer
10. Bild: Gerichtssaal
11. Bild: Gefängniszelle
12. Bild; Vor dem Bauernhaus

Erstes Bild: Auf dem Acker

BAUER Feierabend, Kaspar.
KASPAR Ja, Herr.
BAUER Worauf wartest du?
KASPAR Ich weiß nit, Herr. Der Abendstern duftet wie eine Holunderblüte.
BAUER Hab’s nit gewußt, daß man Sonn‘ und Mond und Stern riechen und schmecken kann wie Rhabarbermus und Apfelkraut.
KASPAR Die Sterne sind Blüten am Himmelsbaum. Darum strahlen’s bei Tag und Nacht. Denn die Sterne strahlen auch am Tag, wenn wir sie auch nit sehen mit unsren geringen Augen. Ich hab’s gelesen, in einem Buch.
BAUER Bist gescheit, Kaspar.
KASPAR Aber die Erde kann aus sich heraus nit mehr leuchten. Sie ist erloschen. Borgt all ihr Licht von Sonn und Mond. Sie ist eine wurmstichige faule Frucht, die in einer Septembernacht vom Himmelsbaum fiel.
BAUER Willst mit oder bleibst noch auf dem Acker, Kaspar?
KASPAR Ich bleib noch, Herr.
BAUER Milch und Brot stellt die Bäuerin dir in den Schrank.
KASPAR Ja, Herr.
BAUER Gute Nacht, Kaspar.
KASPAR Gute Nacht, Herr.
(Bauer ab)
KASPAR Die Sonne ging. Mir wird kühl um die Stirn. Weiß nichts. Kann nichts. O ich.
(Magd kommt)
MAGD Wüßt, daß du noch auf dem Acker bleibst, zu sinnieren. Leist dir Gesell¬schaft. Es wird eine heiße Nacht. Es wetterleuchtet allenthalb.
KASPAR Was denn willst von mir?
MAGD Dich – dich!
KASPAR Hast nit viel, wann du mich hast.
MAGD Viel – viel – alles!
KASPAR Glaub’s nit.
MAGD Ich schwör’s.
KASPAR Verbrenn dir den Finger nit beim Schwur. Es hat geblitzt.
MAGD Mein Eichkatzel.
KASPAR Machst dich lustig über mein rot Haar!
MAGD Feuerkopf
KASPAR Mir ist wohl wann du mich küßt. Ich lieg ganz still bei dir. Reg mich nit auf.
MAGD Kaspar – hast du die Sternschnuppe gesehn? Hast dir was gewünscht? Was denn?
KASPAR Es war keine Sternschnuppe. Es war ein Blitz, der zuckte grad durch mein Herz.
MAGD Du – liebst das Fräulein, Kaspar. Ist’s wahr oder nit?
KASPAR Ich lieb niemand. Keinen Menschen und kein Tier.
MAGD Sell ist nit wahr. So gottlos bist nit. Machst dich ärger als du bist. Gehst doch heimlich, ich hab’s oft gesehn, in die Kirche.
KASPAR: Es ist still in der Kirche. Und duft‘ anders als im Ziegenstall. Und die Fenster sind bunt bemalt. Und die Heiligen, die an die Fenster gemalt sind, sind durchsichtig ganz und gar. Sie sind rot und blau und gold. Das Licht geht durch sie hindurch und sie können kein Versteck spielen mit Seel und Leib. Sie können nit lügen und heucheln wie wir Dunkelwesen, um die das Licht herumgeht: aber es geht nit in uns ein. Sie sind klar und wahr. Wir aber dämmern.
MAGD Du bist fromm, Kaspar. Vor jedem Kruzifix nimmst deine Mütze ab.
KASPAR Weil dort am Holz ein armer Mensch hängt, dem man Nägel durch Hände und Füße geschlagen und der schwer leid’t Ich nehm vor jedem die Mütze ab, der Schmerz trägt. Vor jeder Frau, die ein Kind trägt. Sie trägt doppelten Schmerz.
MAGD Kaspar?! ich krieg ein Kind von dir: du weißt’s. Bin im dritten Monat.
KASPAR Wer ein Kind erzeugt, ist ein Mörder.
MAGD Du hast mich verführt im Heu.
KASPAR Das ist nit wahr. Ich hab dich nit verfuhrt. Du hast mich nit verführt. Es war die Nacht.
MAGD Vergiß nit, das Aufgebot zu bestellen. Ich wart‘ nit länger als bis zum fünften Monat mit der Hochzeit. Es war‘ eine Schande.
KASPAR Jetzt – blitzt es wieder. Und jetzt donnert es. Das Gewitter rückt näher. Wie eine heiße Frau, die an einen heranrückt. Küsse mich. Laß den Himmel über uns zusammenstürzen. Jetzt regnet’s Schloßen. Es wird eine wilde Nacht.
MAGD O du!

2. Bild: Bauernstube

BAUER Holla!
MAGD Laßt mich zufrieden, Bauer.
BAUER Nun: nicht gar so spröd. Sind Menschen alle beide: du und ich.
MAGD Legt Euch zur Bäuerin ins Bett. Tut ihr’s.
BAUER Mag’s aber grad einmal dir tun. Hast feste Schenkel und feste Brüste. Die Bäuerin geht auseinander wie ein Pfannenkuchen.
MAGD (lachend) Hättst ihr halt nit die Eier zerschlagen sollen.
BAUER Weibstück!
MAGD Still: das Fräulein kommt.
(Magd ab)
FRÄULEIN Vater!
BAUER Kind!
FRÄULEIN Ich bin so unruhig den ganzen Tag. All die Tage schon. Geh hierhin und dorthin. Finde keine Ruhe.
BAUER Soll ich den Doktor –
FRÄULEIN (lächelnd) Ach, der Doktor, was soll der Doktor. Ich weiß schon früher als er, was er sagen wird. Die schwache Brust halt Und Ruhe muß das Fräulein ha¬ben, und Milch soll es trinken und Eier essen. Und schlafen, viel schlafen. Vor dem Essen, nach dem Essen: immer schlafen. – (Pause) Ich schlaf so gern. – Wo ist Kaspar? Er hat mir gestern ein Waldkraut in die Suppe getan, davon schlief ich schön wie im Märchen.
BAUER Der Kaspar ist auf dem Feld.
FRÄULEIN Er ist stark. Er gräbt die ganze Erde um und um.
BAUER Ich hab viel Freud und Stütze an ihm, er dankt mir’s, daß ich ihn von der Straße auflas.
FRÄULEIN Er ist ein Waisenkind. Aber ich glaube: er hat nie Vater oder Mutter gehabt. Er ist von einem Stern herunter auf die Erde gefallen.
BAUER Sieht nit gar so himmlisch aus, so sternmäßig, der Kaspar. Hat Pranken wie ein Tiger. Und fällt dir den dicksten Baum im Revier wohl ganz allein.
FRÄULEIN Wo ist die Mutter?
BAUER Im Stall bei den Kühen. Melkt. Geht dann aufs Feld, den Knechten und Mäg¬den die Vesper bringen.
FRÄULEIN Ich such sie im Feld, Vater. Hab heut Lust, tausend Meilen weit zu laufen, zu rennen, zu fliegen.
BAUER Schmetterling!

3. Bild: Auf dem Feld

BÄUERIN Kaspar.
KASPAR Bäuerin.
BÄUERIN Legt den Spaten einmal beiseite.
KASPAR Es ist noch nicht Vesperzeit.
BÄUERIN Ich geb Euch Pardon. Tut’s immerhin.
KASPAR Ihr seid gut zu mir.
BAUERIN Kommt… hier zu mir… in den Schatten. Setzt Euch zu mir.
KASPAR Es ist eine arge Hitz‘.
BÄUERIN (zieht ihn an sich) Wollt Ihr mich nit lieben?
KASPAR Ich hab Euch immer lieb, Bäuerin.
BÄUERIN Es sieht’s niemand hier am Schober. Ich hebe die Kleider, und Ihr tut’s schnell. Hitzige Liebe ist am schönsten.
KASPAR Ich täts Euch gern zu Gefallen, Bäuerin, aber die Magd möcht mir’s übel nehmen. Ich bin ihr versprochen.
BÄUERIN Einmal ist keinmal. Und die Magd erfährt’s ja nit.
KASPAR Aber es ist noch jemand da, vor dessen Augen könnt ich nit treten, wann ich mit Euch gesündigt hätt. Und diese Augen sind wie die ewigen Sterne und ich stürb‘, wenn ich sie meinethalb erbleichen sah.
BÄUERIN Wer ist’s?
KASPAR Das Fräulein. – (Das Fräulein kommt)
FRÄULEIN Mutter, ich bin heut so lustig wie all die Wochen nit. Ich hab am Weg beim Bach Vergißmeinnicht gepflückt und einen Kranz geflochten und gesungen dabei. Ich setz ihn auf dein braunes Haar.
BÄUERIN Ich bin’s nit wert, gekrönt zu werden, setz dem Kaspar die Vergißmeinnicht¬krone auf.
FRÄULEIN Der Kaspar hat schon eine Krone aus Gold. So leuchten seine Haare in der Sonne. Guten Tag, Kaspar
KASPAR Guten Tag, Fräulein. Ich bin froh, daß Ihr so munter seid.
FRÄULEIN Ist doch Sommer und die Vögel singen und die Blumen blühen und die Men¬schen – lieben.
KASPAR Zeigt mir, wie Ihr’s macht, daß Ihr alle Kreatur liebt.
FRÄULEIN So mach ich’s (nimmt seinen Kopf und küßt ihn auf die Stirn).
KASPAR (erschrocken) Fräulein!
BÄUERIN Dirn, du bist nit recht gescheit. Verrückst dem Kaspar noch den Kopf.
KASPAR Ich bin hur ein Knecht und Diener des Fräuleins, Bäuerin.
FRÄULEIN Kaspar, wenn du mit der Arbeit zu Ende bist, mußt du an den Bach kommen und mir eine Weidenflöte schnitzen. Du mußt mich in den Schlaf singen. Musik und Schlaf: sind mir die liebsten Geschwister.

4. Bild: Am Bach.

KASPAR Ich hab Euch eine Kröte gefangen, Fräulein. Wollt Ihr mit ihr spielen?
FRÄULEIN Zeig her, Kaspar. – Sie sitzt mir furchtlos und ruhig im Schoß und sieht mich mit ihren Bernsteinaugen an wie – wie – wie du, Kaspar.
KASPAR Ich wünschte, ich war eine Kröte, Fräulein.
FRÄULEIN Ein Mensch sein ist auch nit schlecht. Das ist all gleich: ob du ein Mensch, eine Kröte, eine Wolke oder ein Baum bist.
KASPAR Ich bin ein Bach. Verrinne. Verfließe.
FRÄULEIN Ich bin eine Birke. Schwanke nur leicht.
KASPAR Ihr faßt Wurzeln: überall. Bin wurzellos.
FRÄULEIN In meinem Herzen hast du Wurzeln geschlagen, Kaspar.
KASPAR Fräulein.
FRÄULEIN Sing mir ein Lied, Kaspar.
KASPAR
Ich geh – wohin?
Ich kam – woher?
Bin außen und inn‘
Bin voll und leer.
Geboren – wo?
Erkoren – wann?
Ich schlief im Stroh
Bei Weib und Mann.
Ich liebe dich
Und liebst du mich?
Ich trübe dich
Betrübst du mich?
Ich steh und fall
Ich werde sein
Ich bin ein All
Und bin allein.
Ich war. Ich bin.
Viel leicht. Viel schwer.
Ich geh – wohin?
Ich kam – woher?
FRÄULEIN Die Weide streichelt meine Stirn. Der Himmel lächelt mir zu wie ein fröhli¬cher alter Herr. Ich möchte schlafen. Spiel auf der Weidenflöte, Kaspar, dann singen alle Weidensträucher mit.
(Kaspar spielt auf der Flöte dasselbe Lied, das er eben gesungen)
FRÄULEIN Ich geh – wohin? (entschläft) (Die Magd kommt geschlichen)
MAGD Kaspar -!
KASPAR Sei still – das Fräulein schläft.
MAGD Kaspar: du spielst ein böses Spiel. Du trügst mich.
KASPAR Liebes Mädchen, das ist nit wahr. Ich hab das Fräulein in den Schlaf gesun¬gen.
MAGD So tief schläft nur die Liebe, die erfüllet ward.
KASPAR Das Fräulein ist krank.
MAGD So krank nit, daß sie die Beine nit auseinandertun könnt.
KASPAR Du schimpfst das Fräulein. Sie ist heilig wie eine Heilige.
MAGD Heilig sind wir alle wenn wir lieben. Ich liebe dich.
KASPAR Du liebst meine Schwäche.
MAGD Ich liebe deine Stärke.
KASPAR Wenn ich dich stark in den Armen halte und die Nacht bei dir bin, das liebst. Das Fräulein liebt mich ohne Sinn, ohne Sinne, ohne Ziel, wie ich das Fräulein liebe. Wir sind da und also lieben wir.
MAGD Sei auf der Hut, Kaspar, daß nichts geschieht, was dich und mich gereuen könnt. Ich – hasse das Fräulein. Ich bin gesund. Sie ist krank. Ich bin hart. Sie ist zart. Sie ist gut, ich bin böse. Tag und Nacht vertragen sich nit.
KASPAR: Geh – geh – das Fräulein rührt sich. Stör ihr den Traum nit.

5. Bild: Auf dem Felde

BAUER Wo ist das Mädchen?
BÄUERIN Am Bach. Der Kaspar ist bei ihr.
BAUER Kupplerin.
BÄUERIN Bock. Schleichst der Magd nach. Sah dich einmal, wie du ihre Brüste pack¬test und sie dir eins ins Gesicht fetzte.
BAUER Du alte Hure. Möchtest, daß der Kaspar dich von hinten bespringt wie ein Hund. Bist immer läufig.
BÄUERIN Das ist deine Schuld. Kannst ja nimmer ohne Nachhilf.
BAUER Warum hast du mir keinen Sohn geschenkt? Keinen Erben? Wozu der helle Hof? Die vielen Tagwerk? Kuh und Ochs im Stall, die Hühner auf der Stiege? Wer soll nach mir das Waid- und Fischereirecht ausüben? die Pflug¬schar führen? Aus deinem strotzenden Leibe warfst du ein krankes Kind, dem der Tod auf der Stirn steht.
BÄUERIN Wirst wohl wissen, was du dir geholt hast, als du bei den Soldaten warst in der großen Stadt. Sonntags von den Soldatenmetzen.
BAUER Lügnerisches Weib.
BÄUERIN Mensch!
BAUER Wirst mir auch mein Kleinod, mein Heiligtum noch beschmutzen: mein engelhaftes Mädchen.
BÄUERIN Eben noch war sie dir nit recht und hast ihr den Tod gewollt.
BAUER Ich wünscht, sie wäre nie gekommen, und dennoch lieb ich sie über die Maßen.
BÄUERIN Ich lieb sie nit weniger als du. Sie ist kein Mensch wie du und ich. Darum darf sie auch getrost beim Kaspar am Bach liegen. Hab gar kein Furcht oder Bedenken.
BAUER Sie – liegt – beim – Kaspar – am – Bach?
BÄUERIN Was tut’s? Ihre Unschuld kann ihr kein Mensch und kein Teufel rauben. Sie ist so wie ich sein möcht, wenn ich an das Fegefeuer denke.
BAUER Zuweilen mein ich, der Kaspar sei mein besser Selbst.
BÄUERIN: Gib sie, so lang sie zu leben hat, dem Kaspar zur Frau. Da hast gleich einen Erben für den Hof. Und vielleicht find’t sich ein Enkel ein.
BAUER Die Magd kriegt ein Kind vom Kaspar, daß du’s weißt. Er muß sie heiraten. Er ist schon das Aufgebot bestellen gegangen. Der Kaspar ist ein Stier und mein Kind ist ein Schmetterling. Ich muß seiner acht haben, daß keine vorwitzige Hand ihm den Puder von den Flügeln stäubt.
BÄUERIN Acht auf dich selbst, Bauer.
BAUER Spekulierst wohl auf mein und ihren Tod, daß du den Kaspar heiratest und du dein Pläsier hättest auf dein Alter?
BÄUERIN Wann du solchen Greuel denkst, war’s nit schad um dich, wenn du verrecken tatst.
BAUER Ungeheuer!
(Die Aveglocke beginnt zu bimmeln)
BÄUERIN Das Ave läutet.
BAUER (nimmt den Hut ab, beide falten die Hände und murmeln) O Gott, du Quelle des Lichtes, wegen deiner ewigen Liebe zu uns bitten wir dich, erleuchte unsre Seelen wie Altarkerzen, damit wir erkennen, wie wir uns deinen Wohltaten gegenüber am heutigen Tage verhalten haben. Rühre unsre Herzen, damit wir die bekannten Fehler innig bereuen und für die Zukunft gute Vorsätze fassen. O Gott, himmlischer Vater, suche unsre Wohnung heim. O Jesus, Heiland der Welt, sieh gnädig herab auf uns. O heiliger Geist erbarme dich. O Maria, ohne Makel empfangen, bitte für uns, heilige Maria, bitte für uns, geheimnisvolle Rose, elfenbeinerner Turm, Arche des Bundes, goldenes Haus, o Maria, bitt für uns.
(Das Fräulein schreitet am Horizont über den Acker)

6. Bild: Dorfkirche

GESANG
Du bist des Lebens Süßigkeit
Maria
Du bist des Lebens Innigkeit
Maria
Du Makellose
Lilienrose
Dir singen Lob die Cherubim
Dir singen Preis die Seraphim
Salve, salve, Regina …
(Die letzten Töne der Orgel verklingen. Die Kirchgänger verlassen die Kirche: unter ih¬nen der Bauer, die Bäuerin, die Magd, der Arzt. Als die Leute der Magd ansichtig werden: Getuschel und Fingerzeigen. Kaspar, den Kopf in die Hände vergraben, ist auf der Kirchenbank sitzen geblieben. Das Fräulein kommt als letzter Kirchenbesucher)
FRÄULEIN (zum Küster, auf der Empore) He, Küster, guter Freund –
KÜSTER Ihr noch hier? Wie darf ich Euch dienen?
FRÄULEIN Ihr müßt mir einen Gefallen erweisen, Küster, tu Euch auch wieder einen. Wolltet immer die Arien und Cantaten von Bach und Händel besitzen. Ich schenk sie Euch.
KÜSTER Wie soll ich’s Euch danken, Fräulein?
FRÄULEIN Spielt mir etwas –
KÜSTER Gern, Fräulein.
FRÄULEIN Nur für mich: eine himmlische, selige Musik – nur für mich.
KÜSTER Was soll es sein: vom Palestrina?
FRÄULEIN Da müßt ich singen dazu. Es strengt mich gar zu an.
KÜSTER O Haupt voll Blut und Wunden?
FRÄULEIN Kein strenges, kein herbes, kein schmerzliches Lied. Laßt die Orgel lachen, die Kadenzen hüpfen, ich will verzaubert sein. Spielt mir ein Menuett oder eine Gavotte.
KÜSTER (erschreckt) Bedenkt, Fräulein, dies ist ein Gotteshaus.
FRÄULEIN Und ich bin ein Menschenkind.
KÜSTER Wenn es Hochwürden, der Herr Pfarrer erführe –
FRÄULEIN Ich steh mit dem guten Gott nit schlechter als der Herr Pfarrer. Spielt: ich will tanzen: ihm zu Ehren.
KÜSTER Verzeiht mir, Fräulein, daß ich Euch zurechtweise: dies ist kein Dorfkrug, wo man zur Kirmes Baß und Geige streicht.
FRÄULEIN Ihr sollt nit Baß und Geige streichen: Ihr sollt mir Orgel spielen.
KÜSTER Die Wiese ist der rechte Tanzplan für Euch. Tanzt auf der Wiese.
FRÄULEIN Kennt Ihr die Geschichte vom Tänzer unsrer lieben Frau? So will ich sie Euch kurz berichten. Es war ein Gaukler in Frankreich, der ging in ein Kloster und wurde aufgenommen in die Gemeinschaft der heiligen Brüder. Da er aber das Kirchenlatein nicht verstand und nicht verstand zu singen und zu beten wie die heiligen Brüder: so ehrte er die Madonna, so gut er es vermochte: mit seiner Kunst. Er kniete nicht nieder vor ihrem Altarbildnis: sondern er tanzte und sprang vor ihr, ihr zu Ehr und Preis. Der göttlichen Frau gefiel dieser Gottesdienst über die Maßen, daß sie vom Sockel herniederstieg: ihm die elfenbeinerne Hand reichte und mit ihm die Figuren schritt.
KÜSTER (schüttelt den Kopf) Ich tu’s Euch zu Gefallen, weil ich Euch ehre und achte und weiß, daß kein schlechter Gedanke in Euch wohnt. Verratet mich nicht beim Hochwürden. Er möcht’s nit verstehn. (Er spielt eine heitere Gavotte. Das Fräulein dreht sich leicht im Tanz. Kaspar hat den Kopf erhoben und sieht ihr zu. Sie bricht atemlos ab, faßt sich an die Brust)
FRÄULEIN Ach, die Lust – schmerzt.
KASPAR Die Mutter Gottes in der Nische lächelte. Die Heiligen in den Kirchenfenstern sind niedergekniet vor Gottes Tochter. Ich hätte niederknien mögen wie sie. Aber ich bin zu gering selbst zum Kniefall.
FRÄULEIN Ich hab getanzt – auch für dich, Kaspar.
KASPAR Der Doktor hat Euch jede Erregung verboten. Ihr seid ihm nit gehorsam.
FRÄULEIN Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Wenn Gott spricht: Tanze – so muß ich tanzen.
KASPAR Ihr wütet gegen Euer schönes junges Leben, daran so viele Menschen Freude haben, wie gegen ein widerspenstiges Fohlen.
FRÄULEIN Ich werde jung sterben, Kaspar: und darum will ich gern sterben wie ich gern gelebt habe.
KASPAR Wißt Ihr, was heute für ein Tag ist?
FRÄULEIN Ein Sonnentag, Kaspar.
KASPAR Und eine Sonnennacht wird diese Nacht sein. Die Sonne geht heute Abend nit unter. Viele Sonnen werden die Nacht durch auf den Hügeln brennen. Es ist Johannisnacht. Die Knechte werden Feuer rings entzünden.
FRÄULEIN Auch Du, Kaspar?
KASPAR (schüttelt den Kopf) Ich möchte am liebsten alles Licht und alle Kerzen verlöschen, daß es dunkel sei wie in mir.
FRÄULEIN (streichelt seine Stirn) Ihr habt Tränen in den Wimpern hängen, Kaspar -warum?
KASPAR (senkt den Kopf) Ich sah, wie die Leute auf die Magd zeigten, weil sie schwanger sei von mir, und ich kann’s nit ändern.
FRÄULEIN Sieh, der heilige Sebastian dort im Kirchenfenster hebt an trotz all seiner Martern und der Pfeile und Schwerter im Leib hell zu strahlen, weil die Sonne aus den Wolken getreten ist. Es wird noch alles gut werden, Kaspar.

7. Bild: Johannisnacht

(Rings Feuer auf den Hügeln. Knechte und Mägde im Kreis)
EINE MAGD (singt) Ach Mutter, liebe Mutter
Ich möchte schlafen gehn.
Ich hör in meinen Ohren
Die Abendwinde wehn.
ANDRE MAGD Ach Tochter, liebe Tochter,
Geh auf die Gartenbank.
Da tönt in deinen Ohren
Der reifen Äpfel Klang.
EINE MAGD Ach Mutter, liebe Mutter,
Die Grille zirpt so sehr
Ich schlag die Augen aufwärts
Und kann nicht schlafen mehr.
ANDRE MAGD Ach Tochter, liebe Tochter,
Verlaß den feuchten Rain
Geh auf dein warmes Zimmer,
Die Lampe wartet dein.
EINE MAGD Ach Mutter, liebe Mutter,
Den Rat, den geb ich dir
Ich schlaf in meinem Bette –
Mein Liebster schläft bei mir.
(Gelächter und Juchzen. Knechte und Mägde bilden eine Kette. Links die Magd, rechts Kaspar abseits)
KNECHTE UND MÄGDE (singend)
Wir schlingen den Johannisreihn,
Was stehst du, Maidlein, so allein?
Die Feuer auf den Bergen stehn,
Es muß der Bursch zum Tanze gehn.
(Knechte und Mägde lachend ab)
MAGD Du hast kein Feuer mehr, Kaspar. Bist kalt wie Stein.
KASPAR Brennt Feuer genug auf den Hügeln.
MAGD Komm hinter das Gebüsch, ich brenne.
KASPAR Ich bin verbrannt. Nur Asche noch. Streu mich in den Wind.
MAGD Wann du mich heut nacht nit liebst, betrüg ich dich.
KASPAR Dein schwangrer Bauch find’t Liebhaber genug. Braucht keiner eine Furcht haben, daß er dir ein Kind macht.
MAGD Höhnst mich noch in meinem Unglück, weil ich auf dein Wort gebaut. Pfui Kaspar, bist kein ehrlicher Bursch.
(Man hört Harmonikaklänge)
KASPAR Ich geh, muß unter Menschen sein, ich find mich nit zurecht, (ab)
MAGD (bleibt, bricht dann in Schluchzen aus. Das Fräulein kommt)
FRÄULEIN Warum weinst du? Komm, leg deinen Kopf in meinen Schoß.
MAGD Ach, Fräulein, Ihr seid gut zu mir.
FRÄULEIN Nicht gut genug. Ich bin zu schwach, dir Gutes zu tun. Warum weinst du? Alle sind fröhlich in dieser Nacht.
MAGD Der Kaspar liebt mich nimmer. Er ist zu den tanzenden Mädchen gegangen.
FRÄULEIN Kaspar liebt dich. Er weiß es nur nit.
MAGD Nein Fräulein, Euch liebt er, Euch allein. Und nur Euch. Wer sollte Euch auch nicht lieben, (ab)
FRÄULEIN Komm, wir wollen zu den tanzenden Burschen und Mädchen gehn. Und wenn der Kaspar mit einem fremden Mädchen tanzt, so mußt du mit einem fremden Burschen tanzen. (Doktor kommt)
DOKTOR Fräulein –
FRÄULEIN Was soll’s?
DOKTOR Auf ein Wort –
FRÄULEIN Nun –
DOKTOR Auf drei Worte –
FRÄULEIN Die wären?
DOKTOR Fräulein – ich – liebe – Sie.
FRÄULEIN Gottes- und Menschengesetz gebietet, daß wir einander lieben: Gott den Menschen, Mensch den Gott, Mensch den Menschen, dazu jegliche Kreatur: Tier, Stein, Baum, Wind, Wolken.
DOKTOR Sie hören an meinen Worten vorbei.
FRÄULEIN Ich sehe durch sie hindurch.
DOKTOR Durch die Worte?
FRÄULEIN Auch durch Sie!
DOKTOR Bin ich gläsern?
FRÄULEIN Jeder Mensch ist durchsichtig. Jeder Mensch ist wie Glas: mehr oder weniger trübe.
DOKTOR Sie betrüben mich.
FRÄULEIN Wie wollte ich!
DOKTOR Ich habe mein gutes Auskommen.
FRÄULEIN Ich werde immer mit Ihnen gut auskommen.
DOKTOR Frau Doktor – ist das kein Titel?
FRÄULEIN Ein schöner zumal.
DOKTOR Vierzig Jahr bin ich: aber fassen Sie mich recht ins Auge: bin ich nicht jung genug noch zum Ehgemahl?
FRÄULEIN Jede Frau wird sich glücklich schätzen, die Ihre zu sein –
DOKTOR Ich könnte Sie pflegen, Sie hegen, –
FRÄULEIN Sie tun es immer.
DOKTOR Wollen Sie die Meine werden?
FRÄULEIN So weit ich die Ihre sein kann, bin ichs schon – mehr kann ich nicht werden. Lieber Doktor: zürnen Sie mir nicht – geben Sie mir Ihre Hand (ergreift sie, küßt sie schnell) Auf Wiedersehen –
DOKTOR (verbirgt sein Haupt in den Händen) Veneris voluntas, suprema lex. (ab) (Man hört Harmonikaklänge. Nach einer Weile Kaspar mit dem Fräulein zurück)
KASPAR Fräulein, länger ertrag‘ ich’s nit. Ihr habt mit mir getanzt, und der Kopf don-nert mir, als seien tausend Gewitter in ihm los gelassen. Laßt mich zerstampfen von einem rasenden Stier, werft mir eine Schlinge um den Hals und hängt mich an den nächsten Baum, zündet mich wie einen dürren Heuschober an und laßt mich lebendigen Leibes verbrennen, erwürgt mich mit Eueren zarten Händen, stoßt mir ein Messer in den Leib: ich weiß, ich bin eines von Euch verhängten Todes nit im geringsten wert: aber erlöst mich von der Qual mei¬nes unwissenden Seins, meines dumpfen Herzens, meiner jämmerlichen Wildheit, meiner Kraft, die mir zuwider ist. Macht mich schwach, macht mich schwach: macht mich sanft, still, zart, wie Ihr seid: denn nur der Schwache ist gut. Mein höllisches Herz schreit zu Euch, mein Himmel. Ich bin der Teufel, der Euch, Engel, liebt, weil Ihr all das seid, was er nicht ist: weil Ihr gut, schön, still, sanft, zart seid, weil Ihr den Frieden habt, den ewigen Frieden. Er aber treibt umher wie ein Staubkorn im Winde. Ich stinke wie der Fuchs. Tretet nicht zu nahe an mich heran, mein Atem verpestet Euch. Mein Blick besudelt Euch. Ich jaule wie ein Hund. Setzt mir den Fuß auf den Nacken und zertretet mich.
FRÄULEIN (kniet nieder vor Kaspar) Kaspar, ich bin deine Dienerin. Tue mit mir, was dir beliebt. Ich knie vor deiner namenlosen Qual in Demut und Andacht. Du bist verdammt und sollst erlöst werden – durch mich. Denn ich bin die ewige Seligkeit. Nenne mich Maria, und nimm mich hin …

8. Bild: Stube

DOKTOR Ich hab’s dem Fräulein immer gesagt, hab ihr immer wieder ins Gewissen geredet – schließlich hat jeder Mensch Pflichten gegen seine Mitmenschen, der Mensch hat nicht nur Rechte, wie die Jugend es uns zu exemplifizieren versucht: kurz und gut: immer wieder hab ich das Fräulein gewarnt: Keinerlei unnütze Aufregung. Ihre schwache Lunge verträgt das Tanzen nit. Man kommt auch ohne Tanzen und Springen durch’s Leben. Sehen Sie mich: ich habe in meinem ganzen Leben nicht einen Walzer- oder Polkaschritt getan. Und es ist auch gegangen. Mußte in der Johannisnacht getanzt werden? Konnte man diese Späße nicht den Knechten und Mägden überlassen? Sie sind wie Trakehner Pferde, denen schaden sieben Stunden Galopp nichts. Beim Fräulein ist nicht nur die Lunge angegriffen. Auch das Herz. Auch das Herz. Auch der Magen. Nur leichte Diät: ein wenig Hühnersuppe. Ein Glas Rotwein mit Ei zur Kräftigung.
BAUER Das Mädchen fühlte sich all die Tage so leicht, so heiter. Sie lächelte immer¬dar und schwebte schier körperlos durch den Raum. Sie sang wie eine Schwalbe.
DOKTOR Bedenklich, höchst bedenklich. Mich deucht, dies sei die der Wissenschaft nur allzu wohlbekannte Euphorie. Dieses Wohlgefühl scheint mir ein recht verdächtiges Anzeichen. Je wohler sich der Mensch fühlt, desto näher ist er dem Tod. Est modus in rebus, sunt certi denique fines. Media in vita morte.
BÄUERIN Gott, wieviel Liebe sind wir ihr noch schuldig. Wir haben die Zeit nicht ge¬nutzt. Sie ist verflossen wie ein Bach im Sand.
DOKTOR Carpe diem.
BAUER Sie litt – und leidet.
BÄUERIN An uns.
DOKTOR Nemo ante mortem beatus.
BAUER Wir gehen mit dreckigen, erdigen Händen und schmutzigem Herzen durch’s Leben.
BÄUERIN Sie ist die Unschuld und die Reinheit selbst.
DOKTOR Integer vitae scelerisque pura.
BAUER Sie ist Gottes Braut. Wir sind des Teufels Kreaturen.
DOKTOR Omnia praeclara rara.
BAUER Ich schwöre dir, Allgütiger, Allweiser, Allmächtiger in jedem Tag des Jahres dir eine Messe lesen zu lassen, an den großen Feiertagen aber deren drei: wenn du das Mädchen uns erhältst, das nach der heiligen Jungfrau ihren Na¬men trägt und unheiliger nit ist denn sie.
BÄUERIN Spiegel der Gerechtigkeit, Königin des hochheiligen Rosenkranzes, höre uns, erhöre uns … (schluchzt)
DOKTOR Est quaedem flere voluptas, gute Frau. Gehen wir zur Patientin, fühlen wir ihr den Puls. Sie hustet?
BÄUERIN Wenig.
DOKTOR Höchst verdächtig. Die geschlossene Tuberkulose ist ein hinterlistiger Feind. Gehen wir. (Arzt ab)
BAUER Laß uns Frieden schließen an ihrem Sterbebett.
BÄUERIN Herr, vergib uns unsre Schuld, wie wir vergeben unsren Schuldigern.
BAUER Denn dein ist das Reich
BÄUERIN Und die Kraft und die Herrlichkeit.
BAUER Und die Ewigkeit
BÄUERIN Amen.
BAUER Ich fühl’s unser Glück stirbt, unsre Seele.
BÄUERIN Unser Herz.
BAUER Uns bleibt das gemeinsame Alter.
BÄUERIN Der stille Abend, wenn die Vögel zur Ruh gegangen und nur die Grillen noch zirpen.
BAUER Aber die Sterne leuchten uns: in die Hoffnung.
BÄUERIN In den gemeinsamen Tod. (Kaspar kommt)
KASPAR Bäuerin – Bauer –
BÄUERIN Ihr seht ja totenbleich aus, Kaspar.
KASPAR Bauer, wie geht’s dem Fräulein?
BAUER Nit gut, Kaspar.
KASPAR Ich – bin – schuld – Bauer – an – ihrem – Leid.
BAUER Red nit Unsinn, Kaspar. Das Fräulein war immer krank.
KASPAR Ich – bin – schuld – Bauer – kanns – Euch – nit – sagen – ich bin – schuld -Bauer – ganz – allein – ich – allein – bin – schuld –
BAUER Wir sind alle schuld, weil wir schlecht waren.
BÄUERIN Weil ich dir nachgestellt, Kaspar –
BAUER Weil ich der Magd um die Schürze gestrichen – weil ich das Angesicht eines Engels vor mir blinken sah, und war doch geil wie ein Bock.
BÄUERIN Und ich war lüstern wie eine junge Henne –
KASPAR Ich – bin – allein – schuld – ich – bin – ein – Mörder – ich – bin – ein – Verbrecher – ich – habe – das – Fräulein – zum – Tanz – verfuhrt – da – brach -ihr – das – Blut – aus – dem – Mund – ich – habe – die – heilige – Jungfrau -geschändet – ich habe – die – geheimnisvolle – Rose – gebrochen – ich -habe – das Gefäß – der – Andacht – beschmutzt – indem – ich – meinen -Unrat – darein entleerte – ich – habe – die – Unbefleckte – befleckt – den -Turm – Davids – gestürzt – die – Pforte – des Himmels – zerbrochen – die Trösterin – der – Betrübten – auf – den – Tod – betrübt -(Der Doktor aus der Kammer)
DOKTOR Bäuerin, Bauer, wenn Ihr Euer Kind noch lebend sehen wollt – Ducunt vo-lentem fata, nolentem trahunt. Non est ad astra mollis e terris via. (Ferner Gesang wie von oben)
Du bist des Todes Süßigkeit
Maria
Du bist des Todes Innigkeit Maria
Du Makellose Du Lilienrose
Dir singen Lob die Cherubim
Dir singen Preis die Seraphim
Salve, salve, Regina …
(Bauer und Bäuerin während des Gesanges in die Kammer ab. Kaspar verharrt unbeweglich. Die Magd kommt)
MAGD Kaspar, vergib mir: ich tanzte mit dem Knecht vom Hafnerbauern, gestern in der Johannisnacht. Wir gingen in den Wald – und – er zwang mich –
(Sie fällt vor Kaspar nieder. Ein zarter Ruf des Fräuleins aus der Kammer: Kaspar! Kaspar stürzt, ohne die Magd beachtet zu haben, in die Kammer ab)

9. Bild: Totenkammer

(Es ist Nacht. Flackernde Kerzen. Das Fräulein liegt in einem gläsernen durchsichtigen Sarg aufgebahrt. Kaspar hält die Totenwache)
KASPAR
Ich stand auf hoher Zinne
Und sah hinab zum Markt,
Da wurde eine schöne Zauberin
Vom Gräber eingesargt.
Ach lieber Totengräber,
Ich bitt dich, bleibe stehn:
Laß mich noch einmal die Zauberin,
Die schöne Zauberin sehn.

Ach, lieber Totengräber
Dies Wort, das sag‘ ich dir:
Ich liebe die tote Zauberin
Und lasse nicht von ihr.

Und willst du sie begraben,
Leg mich zu ihr auf die Bahr.
Mich hat die tote Zauberin
Verzaubert ganz und gar.
(Er sinkt in sich zusammen)
(An das Kopfende des Sarges sind gleichzeitig eine dunkle links, und rechts eine lichte Gestalt getreten)
DIE LICHTE GESTALT Jungfrau aller Jungfrauen
DIE DUNKLE GESTALT Du Abgrund aller Hurerei
DIE LICHTE GESTALT Du leiser Duft der weißen Rose
DIE DUNKLE GESTALT Gestank du der Verwesung
DIE LICHTE GESTALT Du Gotteskind
DIE DUNKLE GESTALT Du Götzenkind
DIE LICHTE GESTALT Du Tau am Morgen: hell und klar
DIE DUNKLE GESTALT Du Pfützenwasser grün und gelb verschlammt
DIE LICHTE GESTALT Du knietest immer im Gebet
DIE DUNKLE GESTALT Du tanztest in der Kirche
DIE LICHTE GESTALT Geh ein ins ewige Morgenrot
DIE DUNKLE GESTALT Versinke in der ewigen Nacht
DIE LICHTE GESTALT Du weiseste Jungfrau
DIE DUNKLE GESTALT Du törichte Jungfrau
DIE LICHTE GESTALT Du gütige Jungfrau
DIE DUNKLE GESTALT Du schlechte Metze
DIE LICHTE GESTALT Du ehr- und preiswürdige, du getreue Jungfrau
DIE DUNKLE GESTALT Du unwürdige, unehrenhafte, ungetreue
DIE LICHTE GESTALT Du liebtest die Menschen, du liebtest die Menschheit mit der Schönheit dei¬ner Seele
DIE DUNKLE GESTALT Du reiztest die Menschen mit der Schönheit deines Leibes zur Begierde und Unzucht
DIE LICHTE GESTALT Du neigtest dich dem Geringsten, und wardst erhöht, indem du dich erniedrigtest
DIE DUNKLE GESTALT Du zogst den Tiefsten noch zu dir herab, und schlangst dich um ihn: Schlange, Natter, sei verflucht!
KASPAR Ich höre deine zischende Stimme, Satanas. Ich seh deine gräuliche Bocksgestalt mit den Widderhörnern. Deine Wolfsaugen schillern grünlich, und gifti¬ger Dunst träuft heiß wie siedendes Blei aus deinem Ochsenmaul. Das Zimmer ist voll Molchen und Feuersalamandern. Spinnen regnet es auf meine Stirn und an meinen Füßen kriechen Asseln und Tausendfüßler empor. Nun reckst du deine Klaue, die edelste, reinste, süßeste Seele zu rauben: daß du Gott überzeugest von der Bosheit auch des besten Menschen. Du lügst, Du lügst … (hebt ein Gerät, einen Hammer etwa, von der Wand) Steh mir zum Kampf, damit ich dich zerschmettere … (Er schwingt den Hammer gegen die schwarze Gestalt, die zusammenbricht) Dem Himmel Dank, Madonna, daß ich dich beschützen dürft, daß du zum Gottesstreiter mich begnadet und erkoren …
DIE LICHTE GESTALT (aufrecht zur Rechten des Kopfendes am Sarge, streicht der Toten über die Stirn) Königin der Engel – sei gesegnet.
(Der Hintergrund zergeht: man sieht in den Himmel, wo drei heilige Jungfrauen einen lee¬ren goldenen Stuhl hüten)
DIE LICHTE GESTALT Diesen Stuhl wird Maria einnehmen, um ihrer Keuschheit willen …
GESANG DER 3 ENGEL
Du bist des Himmels Süßigkeit Maria
Du bist des Himmels Innigkeit Maria
Du Makellose Du Lilienrose
Dir singen Lob die Cherubim
Dir singen Preis die Seraphim
Salve, salve, Regina …

10. Bild: Gericht

RICHTER Der Zeuge im Raubmordprozeß F. … – Wo steckt er?
ZEUGE Hier, Euer Gestrengen.
RICHTER Sprechen Sie die Eidesformel. Ich spreche sie Ihnen vor: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen, nichts hinzusetzen werde, so wahr mir Gott helfe. -Heben Sie die Hand zum Schwur. Schwören Sie.
ZEUGE Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen, nichts hinzusetzen werde, so wahr mir Gott helfe.
RICHTER Was haben Sie ad hoc zu bemerken?
ZEUGE (Man hört nur eintönig murmeln)
RICHTER Das genügt. Der Ring des Beweises ist geschlossen. Zeuge ab. (Zeuge ab)
RICHTER Angeklagter –
ANGEKLAGTER Hier, Euer Gestrengen. (Der Angeklagte ist in Handfesseln)
RICHTER Sieben Jahre Zuchthaus. Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebensdauer. (Der Angeklagte stöhnt) Der nächste. (Der Verurteilte ab)
RICHTER Angeklagter haben Sie noch etwas zu bemerken?
2. ANGEKLAGTER Ich tat es aus bittrer Not – meine Frau lag im Wochenbett. Die Kinder schrien nach Brot.
RICHTER Sie sind geständig?
2. ANGEKLAGTER (nickt schwer mit dem Kopf)
RICHTER Zehn Monate Gefängnis, haben drei auf die Untersuchungshaft angerechnet. Der nächste.
RICHTER Angeklagter –
3. ANGEKLAGTER Hier, Euer Gestrengen – (Der Angeklagte schwer gefesselt)
RICHTER Ah – ich sehe an der Art der Fesselung, ein Mörder?
3. ANGEKLAGTER (schreiend) Ich mordete, aber der Ermordete ist schuld …
RICHTER Im Namen des Gesetzes. Das Gericht erkennt zu Recht und Gerechtigkeit, wie folgt: Wer tötet, der soll getötet werden. Der Angeklagte wird verurteilt zum Tode durch den Strang.
3. ANGEKLAGTER (schreit auf)
RICHTER Der nächste. (Angeklagter ab) – (Kaspar tritt auf)
KASPAR Richtet mich, Euer Gestrengen. Richtet mich, Richter. Ich habe schwer gefehlt.
RICHTER Wo kommt Ihr her? Vorwitziger?
KASPAR Aus dem Leben. Und will in den Tod. Ich war zu – feige, ihn freiwillig auf mich zu nehmen, wie es sich wohl geziemt hätt für mich.
RICHTER Was habt Ihr begangen? Diebstahl? Raubmord? Notzucht? Unterschlagung? Urkundenfälschung? Schema A, B, C? Es gibt nur eine engbegrenzte Anzahl von Motiven, aus denen heraus man handelt. Also?
KASPAR Ich tat nichts dergleichen.
RICHTER So stehlt Ihr mir wenigstens meine kostbare Zeit. – Schert Euch weiter. Beschreitet den Instanzenweg, den vorgeschriebenen. Fallt der Justiz nicht in den erhobenen Henkerarm. (sieht auf die Taschenuhr) In den zehn Minuten, die Ihr mich hier belästigt, hätte ich mit Leichtigkeit fünf Menschen zum Tode verurteilen können. – Ihr seid unschuldig. Der nächste.
KASPAR Verurteilt mich zum Tode. Ich bin schuldig – schuldig wie nur je ein Mensch.
RICHTER Ich habe noch nie einen Menschen sich zum Urteil drängen sehn. Weswegen und wozu soll ich Euch verurteilen?
KASPAR Ich habe einen Menschen mit meiner Liebe getötet.
RICHTER Papperlapapp. Man tötet: mit einem Messer. Mit Gift. Etcetera. Aber nicht mit Liebe. Die Liebe ist keine Waffe.
KASPAR Ich habe mit der heiligen Jungfrau Maria getanzt –
RICHTER Ihr seid wahnsinnig. Ich beantrage Untersuchung Eures Geisteszustandes. KASPAR Ich bin kein Mensch. Ich bin ein Tier. Ich habe einen Engel mit meiner Umarmung geschändet.
RICHTER Vermutlich Defloration? Verschont mich gefälligst mit Eueren privaten rebus sexualibus.
KASPAR Ich bin tausendmal schuldiger als der arme Dieb, der aus Hunger stahl, als der arme Mörder, der aus Verzweiflung mordete. Ich mordete aus dem ein¬geborenen Haß des Bösen gegen das Gute, des Häßlichen gegen das Schöne, des Dumpfen gegen das Klare, des Unreinen gegen Reinheit und Lauterkeit selbst.
RICHTER Papperlapapp. Die einen Menschen sind gut, weil die andern Menschen schlecht sind. Die einen Menschen sind schlecht, weil die andern Menschen gut sind. Das Gesetz der Wage, welche Themis in der Hand wägt, erhält die Welt in der Schwebe. Die Guten sind am Bösen schuldig. Und umgekehrt.
KASPAR Ich martere mir den Kopf. Ich verstehe Euch nicht.
RICHTER Der Schöpfer ist der Mörder, der Mörder ist der Schöpfer geworden. Ein Henker war der Welt Richter. Auf daß das Blutbeil nicht roste, schlachtet er Menschen.
KASPAR Ich habe das Fräulein getötet. Die Tochter des Großbauern.
RICHTER Ihr bezichtigt Euch selbst?
KASPAR Ja.
RICHTER Beweise.
KASPAR Mein Wort.
RICHTER Zeugen?
KASPAR Die Sterne.
RICHTER (schellt mit einer Glocke; ein Wärter erscheint) Abzuführen in Untersuchungshaft bis zur Klärung der Sachlage. – Der nächste.
(Kaspar mit Wärter ab)

11. Bild: Gefängniszelle

(Mondnacht. Kaspar schläft auf der Pritsche. Ganz ferne leise Musik. Durch die Tür weht wie ein Schleier die Vision des Fräuleins in ihrem Totenhemd)
FRÄULEIN (ganz zart)
Willst du erfahren, wer ich bin?
Ich bin die Himmelskönigin.
Mein weißer Blick ist Diamant,
In Feuer steht das ganze Land.
Ich heb die Hand und sie entzünd’t
Die Stern und löst den Tod und Sünd.
In Feuer steht das Firmament
Und jedes Menschen Herz entbrennt.
Die Flamme brennt, die Flamme steigt,
Bis sie vor Gottes Thron sich neigt.
Die Liebe bringt die Hoffart um.
Die Liebe macht die Schwätzer stumm.
Die Liebe brennt wie Sonn‘ so sehr
Die Liebe rauscht wie Sturm im Meer.
Die Liebe bringt den Tod zu Fall –
Und Liebe Liebe überall.
(Morgengrauen. Kaspar erwachend)
KASPAR Mir träumte. Was träumte mir doch gleich? Erde fiel über mich, als läge ich in einem Sarg, und man würfe mir die letzten drei Handvoll Krume in die Unterwelt. Aber dann wurde mir plötzlich leicht. So leicht, daß ich wie ein Vogel aufschoß und auf einer Wolke niederfiel. Da lebte ich wohl tausend Jahre: ich hatte Hunger – und ich ward gespeist. Ich hatte Durst – und ich ward getränket. Wenn ich müde wurde, strich eine sanfte Hand mir über die Wangen. Immer schien die Sonne. Auch war ich immer heiter und guter Dinge. Ein Jahr nun wohne ich schon in diesem sonderbaren Haus. Ich leid es gern. Nein: ich leide garnit. Ich büße. Es ist süß, gerecht zu büßen. Ob’s wieder Sommer ist? Ich mein, ich spür durch das Gitterfenster droben einen Ruch vom Kastanienbaum im Hof.
WÄRTER (an die Tür pochend) Aufstehen, Kaspar, aufstehen. Sieben Uhr. (Er sperrt die Zelle auf und erscheint in der Tür, die Tür offenlassend) Dalli, dalli, fix fix. Eimer leeren. Zelle fegen.
KASPAR (hat sich, vom Lager erhoben. Der Wärter klappt das Bett auf. Dann ab. Kaspar geht mit dem Eimer auf den Gang. Kehrt zurück. Beginnt das Zimmer zu fegen)
(Eine Dirne erscheint in der Türöffnung)
DIRNE (singt)
Im Gefängnis ist gut leben,
Da ist mein Quartier.
Da gibt’s eine warme Suppe
Und ein kaltes Klistier.

Sapperment, werd ich froh sein,
Bin ich erst wieder drauß.
Ich möcht ein Floh sein,
So hüpft‘ ich hinaus.

Ich ging auf die Straße,
Ja das gab ein Gefrett,
Da käme der Herr Staatsanwalt
Und nahm‘ mich ins Bett,
(ab) (Ein Gefangener erscheint in der Türöffnung)
GEFANGENER (spricht)
Ich bin ein armer Kauz,
Und hab nicht Haus noch Stall
Der Wald, der ist mein Haus,
Die Luft ist mein Gemahl.

Ein altes Hemd mein Fell,
Der Wind pfeift durch das Bein.
Hilf, daß ich in der Höll
Nicht auch muß Schnapphans sein,
(ab) (Junge Gefangene erscheint in der Türöffnung)
GEFANGENE
Ich armes Mädchen
Bin so alleine
Ich weine, ach keine
Mutter weint mit mir.

Sie liegt begraben
Wohl unter der Erde.
Wohl nur zwei Schuhbreit,
Wohl tausend Klafter …
(ab)
(Wärter erscheint)
WÄRTER Nummer 711 Es ist Besuch für Euch gemeldet.
KASPAR Besuch? Von wem? Ich habe seit einem Jahr von der Welt draußen nichts vernommen und habe sie nit vermißt. Ich bin mir selbst genug, und mag nichts, keinen Menschen und kein Ding, von da draußen hören und sehen.
WÄRTER (läßt die Magd mit Kind auf dem Arm eintreten)
MAGD Guten Tag, Kaspar. Freust dich gar nit? Ich hab Erlaubnis erhalten vom Herrn Gefängnisinspektor, dich zu besuchen. Willst deinem Kind nit guten Tag sagen?
KASPAR Guten Tag, Frau. Guten Tag, Kind.
KASPAR(küßt sie schweigend)
MAGD Ich habe gute Botschaft. Brauchst nimmer mehr im Gefängnis bleiben. Sind arge Lügen und Verleumdungen von bösen Menschen gewesen, daß du das Fräulein sollst getötet haben. Es haben der Bauer, die Bäuerin und alle guten Menschen für dich gezeugt, daß du ein braver Mensch bist und nit fähig zu solcher Untat.
KASPAR Es – ist nit so, wie du sagst. Der Richter irrt. Ihr alle irrt. Ich bin schuldig. Fühl ich’s nit selbst im tiefsten Herzen –
MAGD Kaspar: einer ist am andern schuldig. Wer weiß, wieviel. Wer weiß, wozu. Keiner lebt schuldlos unter der Sonne. Hör auf den Schlag deines Herzens: bist du erst wieder frei, wird es der Schlag der Nachtigall sein. Du sollst leben und im Leben wirken. Der Acker wartet der Bestellung. Die Scholle dampft. Die Ochsen scharren schon unruhig am Pflugschar, die Ziegen meckern im Stall und der Hund bellt hinter den Lämmern her. Erde und Sonne warten auf dich, und ihrer beider Geschöpf, hier, das Kind, dein Kind! (Hält ihm ekstatisch das Kind entgegen)
KASPAR (nimmt das Kind von ihren Armen) Ich fühle, wie der Blutstrom aus diesem Wesen in mich, aus mir in dieses Wesen hinüberfließt. Ja: wir sind einig.
MAGD Eins und zwei und drei. – Komm, hörst du die Gefängnisglocke läuten? Ich hab den Pfarrer gleich in die Gefängniskirche bestellt, er soll uns trauen; zwi¬schen Tür und Angel, zwischen Kerker und Freiheit, zwischen Nacht und Tag: Dich und mich. Und er soll uns das Kindlein taufen auf deinen Namen und auf den Namen des Fräuleins. Der Bube soll Kaspar Maria heißen. Denn er ist auch ihr Kind.
KASPAR Der wird einmal ein starker Knecht.
MAGD Er soll ein Herr werden.
KASPAR Wie Simson soll er die Philister schlagen, zu Tausenden mit eines Esels Kinnbacken.

Letztes Bild: Vor dem Bauernhaus

(Links vorne die Magd, jetzt Kaspars Frau, mit dem Kind spielend. Im Hintergrund Kaspar, noch bei irgendeiner Arbeit. Sommerarbeit)

KASPAR (im Hintergrund)
Wer will in einen tiefen Brunnen sehn,
Der soll in meine Augen sehn.
Wer will mit einem Sturme wehn,
Der soll mit meinen Schritten gehn.

Wer will ein lebend Engel sehn,
Der muß zu meinem Weibe gehn,
Wer will im Paradiese sein,
Der ist zu mir geladen ein.
KASPARS FRAU (das Kind auf dem Arm)
Rosmarin und Nägelein
Wer will mein Geliebter sein?
Sonnenblum und Tulipan
Mein Kind will einen Vater han.
Weißer Klee und roter Mohn -(jubelnd) Es hat ihn schon –
KASPAR (ist herzugetreten, lächelnd) Ich war dumpf. Nun bin ich klar. Ich war dunkel. Nun bin ich hell.
FRAU Ich bin glücklich. Seitdem ich glücklich bin, bin ich gut.
KASPAR Wem danken wir unser Glück?
(Ein Regenbogen wölbt sich über den Horizont)
KASPAR Seht – sie ist alle Tage und Abend bei uns. Die Brücke wölbt sich von uns zu ihr, von ihr zu uns.
(Die Aveglocke beginnt zu läuten)
Wölbe dich, bunter Bogen. Blühe, geheimnisvolle Rose. Abendfalter, der um unsre Stirnen weht: segne, segne uns.

(Vorhang)