Der Alldeutsche Verband

… hieß bis 1894 Allgemeiner Deutscher Verband und bestand von 1891 bis 1939. Während des Kaiserreiches zählte er zeitweise zu den größten und bekanntesten Agitationsverbänden und wenn Agitation so interpretiert wird:

„Die politische Agitation (lat. agitare ‚aufregen‘, ‚aufwiegeln‘) steht für: (abwertend) die meist aggressive Beeinflussung anderer in politischer Hinsicht. Der Begriff wird in der Umgangssprache, aber auch in journalistischen Kommentaren bisweilen abwertend benutzt. Der Agitator wird oft gleichgesetzt mit einem Aufwiegler, Anstifter, Hetzer und Unruhestifter, politische Aufklärungsarbeit oder Werbung für politische oder soziale Ziele, oder: Ein Agitator will insbesondere durch motivierende, anspornende oder aufrührerische Reden und Veröffentlichungen eine größere Anzahl an Menschen zu einer gemeinsamen Aktion oder Reaktion bewegen (meist im Hinblick auf einen politischen Gegner)“,

dann bedarf es keiner großen Phantasie, um zu erkennen, was sich hinter diesem Verband verbarg, oder offen zeigte und so schreibt auch wikipedia;

„… Er wurde als eine der lautstärksten und einflussreichsten Organisationen des völkischen Spektrums wahrgenommen. Sein Programm war expansionistisch, pangermanisch, militaristisch, nationalistisch sowie von rassistischen und antisemitischen Denkweisen bestimmt. Regional war der Alldeutsche Verband in Ortsgruppen organisiert, die auch im Ausland existierten.

Und wie sollte es anders sein, auch hier „tauchte“ Hugenberg federführend auf.

Der eigentliche Auslöser für die Gründung des Alldeutschen Verbandes war die Beratung des Helgoland-Sansibar-Vertrages, dieser regelte die „Beziehungen zwischen Gebiets- und Hoheitsansprüchen des Deutschen Reiches und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland im kolonialisierten Afrika. Vor allem ging es um Klärungen mit Bezug auf die afrikanischen Kolonien, allerdings übertrug das Vereinigte Königreich auch die Nordsee-Insel Helgoland an das Deutsche Reich. Dieses deutsch-britische Abkommen wird oft als Helgoland-Sansibar-Vertrag bezeichnet, wodurch fälschlicherweise der Eindruck entsteht, diese beiden Inseln seien getauscht worden. Tatsächlich war Sansibar keine deutsche Kolonie, sondern bis Vertragsschluss freies Sultanat“, schreibt Wikipedia.

Ebenfalls Wikipedia:

„… Am 24. Juni 1890 veröffentlichten vier in der Schweiz lebende Deutsche, die Mediziner Adolf Eugen Fick, Walther Felix und Otto Lubarsch sowie der Buchhändler Albert Müller, in mehreren deutschen Tageszeitungen einen Aufruf gegen den Vertrag unter dem Motto „Deutschland wach’ auf!“

Theodor Reismann-Grone, einer der Gründer des Verbandes, Journalist, Herausgeber sowie Besitzer der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung“ und der Berliner Zeitung „Die Post“, sowie von 1933 bis 1937 Oberbürgermeister der Stadt Essen und bereits in den 1920er-Jahren begeisterter Anhänger Hitlers, mit dem er im Briefkontakt stand, und Alfred Hugenberg setzten sich daraufhin mit den Initiatoren in Verbindung. Hugenberg verabredete die Gründung eines „Nationalvereins“ zur Förderung der deutschen Kolonialinteressen und erklärte sich bereit, dessen Organisation zu übernehmen. Am 28. September 1890 trafen sich Hugenberg und Reismann-Grone mit Adolf Fick, einem Physiologen (deutsch Naturkunde), Johannes Wislicenus, einem Chemiker, Theodor Eimer Zoologe und vergleichender Anatom und dem Nationalökonomen Carl J. Fuchs in Frankfurt am Main zu einer vorbereitenden Besprechung.

Am 9. April 1891 wurde in Berlin mit Unterstützung Carl Peters (Publizist, Kolonialist und Afrikareisender mit stark ausgeprägter rassistischer Einstellung. Er gilt als Begründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika) der „Allgemeine Deutsche Verband“ ins Leben gerufen. (…) Das alldeutsche Programm war in seinen Grundzügen in den 1890er Jahren fertig entwickelt: Expansion, Aufbau der Flotte, Förderung des Deutschtums und Kampf gegen Minderheiten im Deutschen Reich. (…)

Radikalisierung seit 1903

Eine Zäsur in der Geschichte des Alldeutschen Verbandes war der Verbandstag 1903. Hier hielt der spätere Vorsitzende Heinrich Claß eine Rede mit dem Titel „Bilanz des Neuen Kurses“. Mit dieser Rede (…), vollzog der Alldeutsche Verband den Übergang zur offenen Opposition. Der Führung des Deutschen Reiches wurde außenpolitisches Versagen vorgeworfen und ein energischeres Auftreten nach außen gefordert. Ausschlaggebend für die schärfere Richtung des Verbandes war jedoch, dass nun der Rassegedanke in die Satzungen des Alldeutschen Verbandes aufgenommen und somit als „Definitionsmerkmal des ‚deutschen Volkes‘ fest im Programm der Alldeutschen verankert“ wurde. Die immer schärfere Opposition des Verbandes gegen die Reichsleitung und Wilhelm II. führte den Verband jedoch an den Rand des Zusammenbruchs.

Deshalb sah sich der 1908 zum Vorsitzenden des Verbandes gewählte Claß genötigt, allmählich die scharfe Kritik an der Politik der Reichsleitung wesentlich zu mindern und – insbesondere in der Frage der Politik Deutschlands gegenüber Österreich-Ungarn – die Linie des Verbandes völlig zu revidieren. Stand bis 1908 letztlich der Anschluss der deutschen Gebiete Österreichs-Ungarns an Deutschland im Mittelpunkt, wurde nun ein enges Bündnis zwischen der Habsburger Doppelmonarchie und dem Deutschen Reich befürwortet. Das stieß allerdings auf erheblichen Widerstand innerhalb des Verbandes. Insbesondere Theodor Reismann-Grone (…) wandte sich ganz entschieden gegen den veränderten Kurs von Claß.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wagte Claß nicht, den Konflikt mit Reismann-Grone offen auszutragen, weil er dadurch letztlich eine Spaltung des Verbandes befürchten musste, was zu seiner politischen Bedeutungslosigkeit geführt hätte.“

Der Einfluss des Alldeutschen Verbandes erstreckte sich auch auf andere Vereine und Verbände, diese aufzuzählen, übersteigt diesen Artikel. Aber deren Einstellung ähnelte deren des Alldeutschen Verbandes. Genannt seien aber der Deutscher Flottenverein, der Deutscher Wehrverein, der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie, der Deutschen Vaterlandspartei und dem Deutschbund, eine der ersten Organisationen der völkischen Bewegung mit rassistischem und antisemitischem Hintergrund.

Zur Ideologie und den Interessen des Alldeutschen Verbandes schreibt Wikipedia:

„… wurde zur Förderung der deutschen Kolonialinteressen gegründet und stellte sich mit seiner Vorstellung von Kolonialpolitik gegen die Bismarcks. Das Streben nach einer aktiven und „thatkräftigen deutschen Interessenpolitik in Europa und über See“ findet sich seit Gründung des Verbandes in dessen Satzungen wieder. In diesen wird fortwährend die „Fortführung der deutschen Kolonial-Bewegung zu praktischen Ergebnissen“ gefordert. Dabei wurden besonders Teile Afrikas sowie des Orients bevorzugt, da laut Hasse ein Fortbestehen des deutschen Volkes nur möglich wäre, wenn sich Siedlungsland „in gemäßigten Klimazonen“ finden ließe. Der alldeutsche Imperialismus war jedoch weniger auf überseeische Gebiete aus, als auf den Erwerb neuer Territorien in Nähe zu den deutschen Grenzen. Die Idee dabei war es, ein ‚Großdeutschland‘ zu errichten. Getreu den Satzungen des Alldeutschen Verbandes war der ausschlaggebendste Punkt für dessen imperialistische Bestrebungen die „Pflege und Unterstützung deutsch-nationaler Bestrebungen in allen Ländern, wo Angehörige unseres Volkes um die Behauptung ihrer Eigenart zu kämpfen haben, und die Zusammenfassung aller deutschen Einheiten auf der Erde für diese Ziele.“ Das Bekenntnis der Alldeutschen zur völligen, nicht an die reichsdeutschen Grenzen gebundenen Gemeinschaft aller Deutschen, ihre völkische Einstellung, machte natürlich vor allem die Habsburgermonarchie zu ihrem hauptsächlichen propagandistischen Angriffsziel, da dort die größten deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen außerhalb des Deutschen Reiches lebten. Wirtschaftliche Interessen waren für die alldeutsche Kolonialpolitik somit nur von sekundärer Bedeutung. Erstrangig ging es darum, neuen Lebensraum für die Sicherung und Vergrößerung des deutschen Volkes zu finden und zu besiedeln. Heinrich Claß vertrat bereits in seinem Buch „Wenn ich der Kaiser wär“, das er unter dem Pseudonym Daniel Frymann veröffentlichte, die alldeutschen kolonialen Bestrebungen. Er sprach sich darin für eine „Ausdehnung in Europa“ aus. Dabei spielte er bereits auf das sog. alldeutsche Mitteleuropa-Programm an, das zur „Schaffung eines von Deutschland dominierten mitteleuropäischen Wirtschaftsgebietes“ debattiert wurde. Darüber hinaus stand jedoch weiterhin der Erwerb neuen Lebensraums im Osten im Mittelpunkt des Programms, weshalb auch vom ‚Ostimperialismus‘ gesprochen wird. In den Alldeutschen Blättern vom 7. Januar 1894 wurde programmatisch verkündet:

„Der alte Drang nach Osten soll wieder lebendig werden. Nach Osten und Südosten hin müssen wir Ellbogenraum gewinnen, um der germanischen Rasse diejenigen Lebensbedingungen zu sichern, deren sie zur vollen Entfaltung ihrer Kräfte bedarf, selbst wenn darüber solch minderwertige Völklein wie Tschechen, Slowenen und Slowaken, die das Nationalitätsprinzip anrufen, ihr für die Zivilisation nutzloses Dasein einbüßen sollten.“

Die Überzeugung der Alldeutschen war die „Lehre“ vom „Kampf ums Dasein, vom Recht des Stärkeren“. Dazu kam die Überzeugung, das schnell wachsende deutsche Volk brauche mehr Lebensraum, um zu überleben. Und begründet wurde diese Einstellung durch die Lehre vom so genannten Sozialdarwinismus und Lamarckismus.

Aus Wikipedia:

„… Sozialdarwinismus ist eine sozialwissenschaftliche Theorierichtung, die einen biologistischen Determinismus als Weltbild vertritt. Sie war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis zum Ersten Weltkrieg sehr populär. Sie interpretiert missbräuchlich Teilaspekte des Darwinismus in Bezug auf menschliche Gesellschaften um und fasst deren Entwicklung als Folge natürlicher Selektion beim „Kampf ums Dasein“ auf. Die unterschiedlichen Spielarten des Sozialdarwinismus stimmen nach Franz M. Wuketits in drei Kernaussagen überein:

Die Theorie der Auslese sei vollständig in sozialer, ökonomischer und auch moralischer Hinsicht anwendbar und maßgeblich für die menschliche Entwicklung.

Es gebe gutes und schlechtes Erbmaterial.

Gute Erbanlagen sollen gefördert, schlechte ausgelöscht werden.

Kritisiert wird am Sozialdarwinismus unter anderem die unkritische und fehlerhafte Übertragung von biologischen Gesetzmäßigkeiten auf menschliche Gesellschaften. Zudem sind mehrere seiner Grundannahmen nicht von Darwins Theorie gedeckt und werden von der modernen Wissenschaft als überholt angesehen. Diese unter anderem auf einem naturalistischen Fehlschluss beruhende Übertragung von Darwins Theorien lässt sich weder zwangsläufig aus Darwins Werk ableiten noch entspricht sie im Entferntesten Darwins Welt- und Menschenbild. (…)

Der Sozialdarwinismus wurde zur Rechtfertigung von Imperialismus und Rassismus herangezogen und führte in Deutschland zu Bestrebungen, psychisch Kranken, geistig Behinderten oder schwer Erbkranken zur Vermeidung der genetischen „Degeneration“ oder „Entartung“ das Lebensrecht abzusprechen. Dies führte in der Zeit des Nationalsozialismus schließlich zu systematischen Zwangssterilisationen, zum Genozid, der massenhaften „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ oder „minderwertiger Rassen“ wie der jüdischen Bevölkerung in weiten Teilen Europas. Dabei fanden sich nach Auffassung des Bielefelder Soziologen Peter Weingart im Sterilisationsgesetz von 1933 und den ‚Nürnberger Gesetzen‘ des Hitler-Regimes von 1935 alle wesentlichen Elemente sozialdarwinistischer Züchtungsutopien wieder. Die Begründung, soweit eine solche wahnhaft versucht wurde, ruhte auf der als natürlich angesehenen Vormachtstellung einer ethnischen Gruppe über eine andere, die nicht als Folge gesellschaftlicher Umstände, sondern als Folge einer grundsätzlicheren Überlegenheit der mächtigeren Gruppe gedeutet wurde.“

Übrigens, Der Determinismus (von lateinisch determinare ‚festlegen‘, ‚Grenzen setzen‘, ‚begrenzen‘) ist die Auffassung, dass alle – insbesondere auch zukünftige – Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind. Die Gegenthese (Indeterminismus) vertritt, dass es bestimmte Ereignisse gibt, die nicht eindeutig durch Vorbedingungen determiniert, sondern indeterminiert (= unbestimmt) sind, weiß Wikipedia.

Zurück zum „Alldeutschen Verband“ und wenn diesen Andersdenkende oder Opposition vorwerfen, sie würden Minderheiten genau jene Rechte absprechen die sie für ihre Stammesgenossen auch im Ausland fordern, so geben sie offen zu, nur deutsche Interessen zu vertreten, also ihren nationalen Egoismus zum ideologischen Programm erhoben zu haben.

Wikipedia:

„… Neben den kolonialpolitischen Interessen finden sich in den Satzungen des Verbandes dazu auch das Streben nach einer „Belebung des vaterländischen Bewußtseins in der Heimath und (die) Bekämpfung aller der nationalen Entwicklung entgegengesetzten Richtungen.“ Darin zeigt sich wieder die völkische Haltung und Weltanschauung des Verbandes, die besonders von rassistischen Merkmalen beeinflusst wurde. Die Grundpfeiler des völkischen Denkens der Alldeutschen waren von den drei großen Kategorien Sprache, Religion und Rasse geprägt. Sowohl Sprache als auch Religion sollten der deutschen ‚Rasse‘ entsprechen und in der Tradition der Germanen stehen. Religion und Rassenideologie stellten „die beiden Achsen des weltanschaulichen Koordinatensystems“ dar. Letztere kann als „Generalschlüssel zum Verständnis von völkischer Weltanschauung und Bewegung“ gesehen werden. Die Alldeutschen beharrten besonders auf einer „natürlichen Ungleichheit der Menschen“. Somit sahen sie sich selbst als die höchste aller Rassen und strebten nach einer ‚Rassenreinheit‘, die durch ein sog. Rassenerneuerungsprogramm verwirklicht werden sollte. Dadurch erhofften sie sich einen deutsch-völkischen Menschen „der hochgewachsen, langschädelig, blond und blauäugig zu sein hatte“. An diesem Punkt wird deutlich, dass die von den Nationalsozialisten und Adolf Hitler propagierten Pläne und Forderungen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Gesellschaft vorhanden waren, in den alldeutschen Kreisen diskutiert und besonders durch sie verbreitet wurden.“

Gefordert wurde also ein „völkischer Staat“ und darin „eingebettet“ eine Auslese wie etwa „Brauchbare“ oder „Minderwertige“, bei Wikipedia liest sich da so:

„… Die grundlegenden Elemente der Ideologie der Alldeutschen fanden sich auch in deren Idee des völkischen Staats wieder. Die beiden Alldeutschen Heinrich Claß und Leopold von Vietinghoff-Scheel entwarfen mehrere, komplexe Konzepte für dieses Hochziel des Verbandes. Im Wesentlichen basierten diese Pläne auf rassistischen und antisemitischen Ansichten und sahen deshalb eine Aussonderung nicht-deutscher Bürger vor. Danach könnte sich „das deutsche Volk … seelisch, geistig und körperlich von Stufe zu Stufe“ fortentwickeln. Dabei zeigt sich erneut das Ziel einer Rassenreinheit. Vietinghoff-Scheel forderte darüber hinaus eine Differenzierung der Bevölkerung in rassistischen Kategorien (wie etwa ‚Brauchbare‘ oder ‚Minderwertige‘).Von besonderer Bedeutung waren dabei die Themen Bildung und Jugend. Bereits bei der Schulbildung sollten alldeutsche, völkische Ansichten und Werte vermittelt werden, um die folgenden Generationen mit diesen Vorstellungen und Ideen zu prägen. Darüber hinaus sollte eine neue Reichs- und Wirtschaftsordnung geschaffen und eine verstärkte Politik in Bezug auf Bevölkerung und Raumplanung betrieben werden. Die Ablehnung von Parlamentarismus und Liberalismus führten zu der alldeutschen Forderung nach einer völkischen Diktatur. Besonders Heinrich Claß vertrat diese Bestrebung, da ihm bewusst war, dass das alldeutsche Programm nur mittels einer Diktatur hätte realisiert werden können.

Die Alldeutschen strebten somit nach einer Schaffung eines „antiegalitäre(n), antidemokratische(n), berufsständisch organisierte(n), sakral von einer arteigenen Religion überwölbte(n) Rassestaat(s) mit germanenideologischem Wertesystem“. Der Staat, den die Alldeutschen in ihren Schriften planten, hätte mit seinen rigiden Ordnungsvorschriften und der Förderung der „rassischen Reinheit“ seiner Bewohner die überzeichnete Weiterentwicklung des autoritär strukturierten preußischen Militärstaates mit seiner Obrigkeitsgläubigkeit und allgemeinen Vereinheitlichung, verbunden mit Diskriminierung von Randgruppen und Andersdenkenden, bedeutet. Die Überbetonung des Deutschtums mit gleichzeitiger Vertreibung oder Zwangsassimilierung der slawischen und jüdischen Bevölkerung der annektierten Gebiete setzten die Alldeutschen gleich mit der Stärkung der „alten deutschen Tugenden“ wie Fleiß, Pflichterfüllung und bodenständigem Konservativismus. Auch hier sollten Expansion und Stärkung nach außen innere Probleme, wie soziale Spannungen und wirtschaftliche oder rechtlich-politische Ungerechtigkeiten, verdrängen und damit scheinbar lösen.

Und über die Zeit des I. Weltkrieges schreibt Wikipedia:

„… Der Erste Weltkrieg war für den Alldeutschen Verband eine Zeit der Hochblüte. Endlich standen seine Forderungen nach Expansion auf dem Kontinent nicht mehr isoliert da; seine Mitgliederzahl wuchs ebenso wie sein Einfluss auf die Rechtsparteien. Der Alldeutsche Verband entwickelte eine Bedeutung, die er in der deutschen Gesellschaft nie zuvor besessen hatte.

Für erfolgreiche Kriegszielpropaganda war der Verband durch seine jahrelange Hetze, die ihn in bürgerlichen Kreisen stark diskreditierte, allerdings nicht gut geeignet. Daher blieb er weitgehend koordinierend und vermittelnd im Hintergrund, seine Mitglieder engagierten sich in Gruppen wie dem „Unabhängigen Ausschuß für einen deutschen Frieden“. Dieser wurde mit Mitgliedern wie Stresemann, Westarp, Wangenheim, später Tirpitz und H. St. Chamberlain und seinem alldeutschen Vorsitzenden Dietrich Schäfer zum Zentrum der Kriegszieldiskussion. Der Alldeutsche Verband agierte eher als eine Art politisch-ideologische Werkstatt, die den anderen Agitationsvereinen die „geistigen Waffen“ lieferte. Später beteiligte sich der Ausschuss an der Gründung der Deutschen Vaterlandspartei als einer Art Syndikat aller nationalen Verbände (2. September 1917).

Im Weltkrieg vertraten die Alldeutschen radikale Kriegsziele. So sollte eine mitteleuropäische Zollunion unter deutscher Hegemonie entstehen. Weiterhin sollten die Niederlande und die Schweiz sowie Belgien – sogenannte „widerrechtlich abgetrennte Teile des Deutschen Reiches“ (1648–1806) – und die geschlossen deutschbesiedelten Teile Österreich-Ungarns sowie Liechtenstein (als 1866 verlorene Bundesteile) dem Deutschen Reich angegliedert und Teile Frankreichs unter deutsche Aufsicht gestellt werden. Ähnlich sahen die Pläne für die östlichen Grenzen aus: Russland sollte den Großteil seines westlichen Territoriums verlieren. Das britische Empire sollte zugunsten des deutschen Kolonialreichs zerschlagen werden.

Im September 1914 formulierte der Vorsitzende Heinrich Claß eine Denkschrift über die Kriegsziele, die als Westgrenze die Linie Boulogne-Belfort, als Ostgrenze den Peipussee und die Dneprmündung vorsah. Russland sei auf die Grenzen vor der Zeit Peters des Großen zurückzuwerfen und muss sogar Sibirien abtreten. Ein verkleinertes Polen, die „Restukraine“, sowie die Ostseestaaten seien in unterschiedliche Abhängigkeit von Deutschland zu bringen. Der Osten sollte durch ausgedehnte Umsiedlungsprojekte durch Deutschland kolonisiert werden, England sollte Irland und seine Kolonien verlieren. Mit „vulgärnationalistischen“ Parolen, wie „Recht der Eroberung“ begründete er seine Forderungen. Weniger in ihrer Tendenz als in ihren Ausmaßen missfiel die Claß’sche Denkschrift den Behörden, worauf sie Bethmann Hollweg beschlagnahmen ließ. Die Pläne der Denkschrift im Osten unterschieden sich nicht wesentlich von denen Rosenbergs, im Reichskommissariat Ostland, 27 Jahre später, selbst der Jargon, „Umsiedlung“, „Eindeutschung“, „Hegemonie“ und „Großdeutschland“ ist weitgehend der gleiche.

Keinen direkten Einfluss hatten die Alldeutschen hingegen auf die Oberste Heeresleitung (OHL), obwohl Hindenburg und Ludendorff deren Gedankenwelt innerlich nahestanden. Alldeutsches Gedankengut konnte sich zwar nur beschränkt in der Armee ausbreiten, aber der Kreis um Ludendorff machte sich dieses Gedankengut zu eigen, sodass der Verband in der zweiten Hälfte des Krieges indirekt erhebliches Gewicht bekam; dabei diente der Ludendorff-Intimus und notorische Antisemit Oberstleutnant Bauer als Verbindungsmann zwischen OHL und Verband. OHL und Alldeutsche arbeiteten oft als Verbündete Hand in Hand wie bei der Veröffentlichung von Claß‘ Denkschrift im Frühjahr 1918. Heinrich Claß arbeitete seine Kriegszieldenkschrift vom September 1914 in eine Flugschrift um, die mit einer Auflage von 35.000 Stück, mit Zustimmung und Beteiligung Ludendorffs, verbreitet wurde.

Die Entwicklung von 1918 bis 1939 wird in der gleichen Quelle (Wikipedia) so beschrieben:

„… Am 19. Oktober 1918 verabschiedete die Führungsspitze des Alldeutschen Verbandes einen Aufruf, in dem sich der Verband erstmals öffentlich zum Antisemitismus bekannte. Nach dem Ersten Weltkrieg spielte der Alldeutsche Verband in der Öffentlichkeit allerdings keine große Rolle mehr.

In der deutschen Revolution 1918/1919 unterstützte der ADV die Freikorps, die den Spartakusaufstand 1919 in Berlin, die Münchner Räterepublik 1919 und den Märzaufstand im Ruhrgebiet 1920 niederschlugen. Allerdings distanzierte sich Claß vom Kapp-Putsch, den er für schlecht vorbereitet hielt, weil er juristische Konsequenzen für den Verband fürchtete. Er setzte kurzzeitig Hoffnungen in Georg Escherich und dessen Organisation, gründete dann aber selbst nach dem Vorbild des Bayerischen Ordnungsblocks, dem der AV angeschlossen war, den „Norddeutschen Ordnungsblock“ (NOB), um eigene paramilitärische Verbände aufzustellen. Der NOB wurde allerdings unmittelbar nach seiner Anmeldung im Oktober 1920 vom Berliner Polizeipräsident aufgelöst, so dass die Alldeutschen weit davon entfernt blieben, über eigene bewaffnete Kräfte zu verfügen.

Die „Bamberger Erklärung“ vom 16. Februar 1919 legte den ADV auf die Wiederherstellung der Vorkriegsverhältnisse, sowohl politisch als auch in territorialer Hinsicht, fest. Im August 1919 gab es eine Satzungsänderung, die die Bamberger Erklärung widerspiegelte: Wiederherstellung des Kaisertums, Aufbau einer starken Armee, Rückgewinnung der verlorenen Gebiete, „rassische Höherentwicklung“ des deutschen Volkes, Ausschluss von Juden aus dem Verband.

Am 18. Februar 1919 wurde bei der Zusammenkunft in Bamberg der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund als Neben- oder Tochterorganisation des Verbandes gegründet. Der Bund wurde in der frühen Weimarer Republik die größte völkisch-antisemitische Massenorganisation. Der Schutz- und Trutzbund agitierte gegen die Weimarer Republik, unterstützte Attentate auf deren Proponenten und hatte vor seinem Verbot, wegen der Ermordung von Walther Rathenau, 1922 rund 180.000 Mitglieder.

1926 gab es Gerüchte, nach denen Claß und andere Alldeutsche einen Putsch vorbereiten würden, um die Weimarer Verfassung gewaltsam zu beseitigen. Nach polizeilichen Hausdurchsuchungen wurde gegen Claß eine Voruntersuchung wegen Verdachts der Vorbereitung eines Hochverrats eröffnet, die im Oktober 1927 aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde.

Einen spürbaren Einfluss auf die deutsche Politik konnten die Alldeutschen bis 1939 nicht mehr gewinnen. Der Verband stand zwar der NSDAP ideologisch nahe, folgte ihr aber nicht bedingungslos. 1932 kam es zu kurzzeitigen Verstimmungen zwischen der NSDAP und dem Verband, als dem Verband vorgeworfen wurde, dass er die Kanzlerschaft Hitlers hintertrieben habe. Die Alldeutschen hingegen warfen den Nationalsozialisten vor, dass sie die „nationale Idee“ verraten hätten, und forderten ihre Anhänger auf, die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) zu unterstützen.

Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurden die Alldeutschen aufgrund ihrer ideologischen Nähe geduldet und schließlich am 13. März 1939 von Reinhard Heydrich aufgelöst, mit der Begründung, dass das Vereinsprogramm (nämlich die „Vereinigung aller Deutschen in einem Großdeutschland“) erfüllt sei.

In ihrer gesamten Konzeption, in der Forderung, der einzelne Deutsche müsse sich dem Volksganzen, repräsentiert durch Staat und Obrigkeit, bedingungslos unterordnen, waren die Projekte der Alldeutschen eindeutig Vorläufer und Wegbereiter des Nationalsozialismus. Expansion nach Osten, die Eroberung „neuen Lebensraumes“ war nicht die Erfindung Hitlers, des Kindes der „Alldeutschen“ (Fritz Fischer), oder Himmlers, sondern wurden von den Alldeutschen vorgezeichnet.

Mitgliederentwicklung

Aus Wikipedia:

„… Bereits ein Jahr nach seiner Gründung besaß der Alldeutsche Verband 21.000 Mitglieder. Diese Zahl hat er vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr überschritten. Bis 1894 ging die Mitgliederzahl aufgrund von internen Streitigkeiten auf knapp 4600 zurück. 1900 besaß der Verband wieder etwas über 20.000 Mitglieder, und bei Kriegsausbruch 1914 waren 18.000 Einzelmitglieder registriert. Bis 1918 stieg die Zahl auf 36.377, um danach wieder abzusinken. Seinen Höchststand an Einzelmitgliedern erreichte der Alldeutsche Verband 1922 mit rund 52.000. Danach verließen viele Mitglieder den Verband und 1932 zählte er schließlich nur noch 8000 Mitglieder. Bis zur Auflösung 1939 veränderten sich diese Zahlen nicht wesentlich.

Neben der Einzelmitgliedschaft gab es noch die Möglichkeit der korporativen Mitgliedschaft, denn es konnten ganze Vereine Mitglied im Alldeutschen Verband sein. 1905 gehörten 101 Vereine mit insgesamt 130.000 Personen dem Verband als korporative Mitglieder an. Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg liegen keine Zahlen über korporative Mitgliedschaften vor.

Margaret Lavinia Anderson verweist darauf, dass linke und liberale Zeitungen weit höhere Auflagen erzielten als rechte, und sieht darin einen Hinweis für eine schleichende Marginalisierung (Abschiebung ins Abseits) der Rechten. (…) Hatte der Alldeutsche Verband einst noch liberale Imperialisten von Rang in seinen Reihen, so verkam er „zu einer unpopulären Gruppe rassistischer Spinner“. Die Mitglieder seien meist Männer gewesen, „die nach dem Hören einer mitreißenden Rede beigetreten waren, deren Engagement aber häufig nicht weiter ging.“ (…) Nur die Unterstützung durch Industrielle habe den Alldeutschen Verband vor der Auflösung bewahrt. Für die nationalistische Meinung sei damals der Flottenverein typischer gewesen.

Der Alldeutsche Verband ist ein Beispiel dafür, wie die Verknüpfungen der damaligen „Rechten“ funktionierte. Und die gibt es auch heute wieder, sie werden aber zu wenig beachtet und beobachtet und das macht die „rechte Szene“ gefährlich. Für mich nicht verständlich ist daher das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, dass die NPD wegen ihres angeblichen geringen Einflusses nicht verbieten wollte.