Carola Neher – gefeiert auf der Bühne – gestorben im Gulag

Kontexte eines Jahrhundertschicksals

Bettina Nir-Vered, Reinhard Müller, Olga Reznikova, Irina Scherbakowa /Hg.)

Erschienen im Lukas Verlag Erstausgabe 1- Auflage 2016

– ISBN 978-3-86732-243.0 –

Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte
Kollwitzstraße 57

D-10405 Berlin

www.lukasverlag.com

Buchbeschreibung

Dem außergewöhnlichen Leben und Schicksal der Schauspielerin Carola Neher (1900-1942) nähern sich die Autoren in dem von MEMORIAL Deutschland ini­tiierten Sammelband aus unterschiedlichen Perspektiven. Obwohl sich Carola Neher stets ausschließlich als Künstlerin verstand und der kommunistischen Partei nie angehörte, verkörpert ihr Schicksal wie kaum ein anderes die Ambivalenz der kommunistischen Bewegung im Europa des 20. Jahrhunderts, die zum Motor kultureller Innovation, als parteistaatlicher Apparat jedoch zum Vollstrecker von Massenterror wurde. Die gefeierte Schauspielerin der 1920er und 1930er Jahre wurde nach ihrer Emigration aus NS-Deutschland in die UdSSR 1936 in Moskau verhaftet und verstarb am 26.6.1942 im sowjetischen Lager Sol-Iletzk.

Durch die Einordnung der Stationen ihrer Biographie in den kultur- und theatergeschichtlichen wie auch den politischen und zeitgeschichtlichen Kontext er­schließt sich die Dimension ihres Wirkens und ihre Rolle als Verfolgter zweier Diktaturen als Jahrhundertschicksal, als Kristallisationsmoment der deutsch­sowjetischen Geschichte.

Carola Neher in „gefallene Engel“, Gemälde von Julie Wolfthorn 1929

Der erste Teil des Bands würdigt die Schauspielerin, die sich an die Spitze des Weimarer Theaterlebens kämpfte und sich als Ikone eines modernen Frauen­typs inszenierte. Als Interpretin großer Rollen in legendären Inszenierungen der Dramen Klabunds, Brechts und Horväths schrieb sie Bühnen- und Filmgeschichte.

Im zweiten Teil des Werks stehen die Jahre der Emigration, der Verhaftung und Lagerzeit im Mittelpunkt. Neben bislang unveröffentlichtem Aktenmaterial ihres Verfahrens werden die Erinnerungen der letzten Mitgefangenen an Carola Neher veröffentlicht. Darüber hinaus erschließen deutsche und russische Forscher die monströse Dimension des staatlichen Terrors in den 1930er und 1940er Jahren, dem Millionen Menschen zum Opfer fielen.