Bruno Frank

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Bruno Sebald Frank – geboren am 13. Juni 1887 in Stuttgart; gestorben am 20. Juni 1945 in Beverly Hills) war ein deutscher Schriftsteller. Er hat die literarische Szenerie der 1920er Jahre in Deutschland maßgeblich mitbestimmt und war ein namhafter Exilautor.

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Seine bedeutendsten Werke sind die Erzählungen „Tage des Königs“ und „Trenck“, die beide um Friedrich den Großen kreisen, die „Politische Novelle“, mit der er die deutsch-französische Aussöhnung thematisierte, die Komödie „Sturm im Wasserglas“ und die Exilromane „Cervantes“, „Die Tochter“ und „Der Reisepaß“. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten Franks Werke eine kurze Renaissance, gerieten jedoch seit den 1990er Jahren in Vergessenheit.

Friedrich der Große mit einem seiner Windspiele in der Bildergalerie von Sanssouci, Federzeichnung von Adolf Menzel, 1856. Quelle: Wikipedia

Der Sohn einer reichen jüdischen Bankiersfamilie studierte nach dem humanistischen Abitur an mehreren deutschen Universitäten Jura, promovierte jedoch über ein literarisches Thema. Seine kurze Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde durch eine Krankheit beendet. Er trat anfänglich als Lyriker hervor, dann auch als Novellist, Erzähler, Romancier und Dramatiker. Als anerkannter Schriftsteller gehörte er in der Weimarer Republik zu den einflussreichen Köpfen im Literaturbetrieb. Ab 1916 ließ er sich ein Jahrzehnt lang in Feldafing bei München nieder, heiratete 1924 Liesl Massary und zog 1926 nach München, wo er in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem älteren Freund Thomas Mann wohnte.

Liesl und Bruno Frank mit ihren drei schwarzen Pudeln, 1926–1929 Quelle: Wikipedia

Einen Tag nach dem Reichstagsbrand 1933 verließ er in klarer Voraussicht des kommenden NS-Terrorregimes seine Heimat. Er lebte zuerst am Luganer See in der Schweiz, dann abwechselnd in Salzburg und London, zeitweise auch in Paris und Südfrankreich. 1937 emigrierte er nach Kalifornien, wo er nach dem Ende des Kriegs 1945 starb, ohne seine Heimat wiedergesehen zu haben. In der Emigration kämpfte er literarisch und politisch gegen das Dritte Reich, zusammen mit vielen anderen namhaften Exilautoren, und unterstützte zusammen mit seiner Frau seine notleidenden Kollegen mit Rat, Tat und Geld.

Leben

Herkunft

Bruno (Sebald) Frank wurde am 13. Juni 1887 als erstes Kind von Sigismund Frank (1848–1930) und Lina Frank geb. Rothschild (1865–1960) geboren. Die Familie wohnte in einer Mietwohnung im ersten Stock eines vierstöckigen Hauses im Stuttgarter Westen in der Silberburgstraße 159. In den folgenden Jahren lebte die Familie weiterhin im Stuttgarter Westen, wechselte jedoch mehrfach die Wohnung. Ab 1892 wohnten die Franks in der Tübinger Straße 69, ab 1895 in der Johannesstraße 26 und ab 1902 in einem eigenen Haus in der Forststraße 68.

Geburtshaus, Silberburgstraße 159 in Stuttgart, Wohnsitz 1887–1892 Quelle: Von Gerd Leibrock – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36512998

Franks Vater wurde 1848 in Krefeld geboren. Über seine Herkunft und wie er nach Stuttgart kam, ist nichts bekannt. Seine Mutter war die Tochter des Frucht- und Kohlenhändlers Salomon Rothschild (1835–1870) und seiner Frau Jeannette Rothschild geb. Oppenheim in Hanau. Jeannette Rothschild zog 1870 nach dem frühen Tod ihres Mannes nach Frankfurt am Main. Lina Frank war fast volljährig, als sie und der 17 Jahre ältere Sigismund Frank 1886 in Frankfurt am Main heirateten.

Franks Eltern waren assimilierte Juden, das heißt, sie hatten sich in die bürgerliche Stuttgarter Gesellschaft integriert. Seit 1876 war Sigismund Frank zusammen mit Abraham Einstein Geschäftsführer und später Teilhaber des Bankhauses Gebr. Rosenfeld, das seinen Sitz in bester Innenstadtlage in der Kronprinzstraße 30 und später in der Königstraße 14 hatte. Die Familie gehörte auf Grund ihres Wohlstands und ihrer gesellschaftlichen Stellung zum sogenannten Großbürgertum. Die Stuttgarter Historikerin Maria Zelzer zählt die Franks zu den „neu aufstrebenden Reichen der Stuttgarter jüdischen Gemeinde“: im Jahr 1914, als es in Stuttgart 250 Millionäre gab, waren darunter 33 Juden, und Franks Vater verfügte über ein Vermögen von zwei Millionen Mark (dies entspricht fast 10 Millionen Euro).

Die Familie nahm auch an dem kulturellen Leben der Stadt teil. Franks Vater war Mitglied der Stuttgarter Museumsgesellschaft „zur Pflege gehobener Unterhaltung und zur Weiterbildung auf literarischem und künstlerischem Gebiet“, die auf der nahegelegenen Silberburg Tagungen und Feste veranstaltete. Über den steilen Silberbuckel am Ende der Silberburgstraße, wo Franks Geburtshaus stand, trieben die Fuhrknechte ihre Fuhrwerke in die Stadt oder zur benachbarten Brauerei, und der kleine Frank beobachtete, wie die Knechte ihre armen Pferde misshandelten, ein „Urerlebnis“, das sein Mitleid mit der Kreatur begründet hat“.

Schule

Bruno Franks „wundervoller Vater“ und seine Mutter, eine „pompöse, geistvolle Dame“, ermöglichten ihren Söhnen und der Tochter den Besuch des Gymnasiums und der Universität. Bruno Frank besuchte „nach Absolvierung zweier Vorschulklassen“ das humanistische Stuttgarter Karls-Gymnasium. 1902 wurde er „wegen Unbotmäßigkeit“ aus der Schule hinausgeworfen, ein Vorfall, woran er nach eigener Aussage gern zurückdachte.

Karls-Gymnasium Stuttgart Von © MSeses / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21347786

Seine Eltern schickten ihn daraufhin in das reformpädagogische Landerziehungsheim Haubinda in Thüringen. Die Schüler wurden an dieser Privatschule „nach dem Lehrplan der preußischen Oberrealschulen“ unterrichtet, das heißt unter Ausklammerung der humanistischen Fächer. Die Schulgebäude lagen mitten in der Natur und bildeten eine Art Gutshof. Die Schüler erhielten nicht nur den normalen Schulunterricht, sondern wurden auch zu landwirtschaftlichen und handwerklichen Arbeiten angehalten. Die asketischen Erziehungsgrundsätze des antisemitischen Schulleiters Hermann Lietz und deren praktische Umsetzung waren umstritten, und Bruno Frank war nicht bereit, sich diesen Grundsätzen zu beugen. In Haubinda lernte er die späteren Schriftsteller Erich von Mendelssohn und Wilhelm Speyer kennen.

Bruno Frank links und sein Freund Wilhelm Speyer, 1906 Quelle: Wikipedia

Beide verarbeiteten ihre Erlebnisse in Haubinda in autobiographisch gefärbten Romanen. Mendelssohn starb bereits im Alter von 25 Jahren, mit Wilhelm Speyer war Frank bis zu seinem Tod befreundet. Anfang 1904 musste der frühreife Frank als Sechzehnjähriger Haubinda verlassen, nachdem er mit Maria Lessing geb. Stach von Goltzheim durchgebrannt war, der ersten Frau seines Philosophielehrers Theodor Lessing, eine Frauenrechtlerin und Journalistin.

Landerziehungsheim Haubinda in Thüringen Quelle: Von Presse03 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46837225

„Dank einem unvergleichlichen Lehrer“ konnte Frank in Stuttgart „die entstandenen Lücken in meiner humanistischen Ausbildung“ ausgleichen. Der Lehrer war Philipp Fischer von Weikersthal (1871–1940), Professor der Altphilologie am traditionsreichen Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart, das Frank ab Ostern 1904 besuchte, und das vor ihm schon Hegel und Mörike besucht hatten. Ein Jahr später, im Juni 1905, legte er an dieser Schule die Abiturprüfung ab.

In Stuttgart war Bruno Frank mit der zwei Jahre jüngeren Nora Kapp von Gültstein (1889–1953, verheiratet Gräfin Nora von Beroldingen) befreundet. Sie war die Tochter von Otto Kapp von Gültstein, einem württembergischen Ingenieur, der sich als Eisenbahnpionier einen Namen gemacht hatte, unter anderem als Erbauer eines Teilstücks der Bagdadbahn. Bruno Frank und Nora von Kapp waren beide literarisch interessiert. Frank trug ihr auf dem Schulweg seine ersten Gedichte vor, die 1905 kurz vor Franks Abiturprüfung unter dem Titel „Aus der goldnen Schale“ im Heidelberger Winter Verlag veröffentlicht wurden. Auf der Stuttgarter Uhlandshöhe lasen sie gemeinsam die Buddenbrooks von Thomas Mann, „die Urszene von Bruno Franks Thomas-Mann-Verehrung“. Als die Eltern von der Freundschaft Wind bekamen, wurde Nora von Kapp zu ihrer weiteren Ausbildung nach England „verbannt“

Studium

In seiner „Kleinen Autobiographie“ aus dem Jahr 1930, die er in der Er-Form verfasste, zieht Frank kurz und bündig die Summe seiner sechs Universitätsjahre: „Er studierte dann an mehreren Universitäten Jurisprudenz, seinem wundervollen Vater zuliebe mit heiligem Eifer, aber äußerst geringer Begabung.“ Ab dem Wintersemester 1905 bezog Frank nacheinander die Universitäten Tübingen, München, Straßburg, Heidelberg, Leipzig, Freiburg und im Sommersemester 1911 wieder Tübingen.

Seine Studienzeit verwendete Bruno Frank hauptsächlich auf die Beschäftigung mit seinen Lieblingsfächern, der Literatur und der Philosophie. Über sein erstes Semester in Tübingen berichtete er, akademisch gelernt habe er nicht viel dort, vielmehr delektierte er sich nächtelang mit seinem Freund Walter Reinöhl, einem der Herausgeber von Uhlands Werken, an den Versen von Hölderlin und Mörike und debattierte über die philosophischen Ideen von Hegel und Schelling.

Auch war er mit Eifer dabei, sich als Schriftsteller zu etablieren. Am Ende seiner Schulzeit und während seines Studiums veröffentlichte er zwischen 1905 und 1911 die zwei Gedichtbände „Aus der goldnen Schale“ (1905) und „Gedichte“ (1907), die Erzählung „Im dunkeln Zimmer“ (1906), ein fast ausschließlich reflektierender und introspektiver Text,  den Roman „Die Nachtwache“ (1909), in dem er das Schicksal eines gescheiterten Künstlers thematisiert, und „Flüchtlinge“ (1911), einen Band mit Novellen von noch unterschiedlichem künstlerischem Niveau. 1911 promovierte er zum Dr. phil. mit der Dissertation Gustav Pfizers Dichtungen über das lyrische Werk eines schwäbischen Dichters. Bis dahin waren 20 Zeitschriftenbeiträge des Studenten erschienen mit Gedichten, Novellen, Essays und Rezensionen, die dazu beitrugen, ihn in der literarischen Welt bekanntzumachen.

Bruno Frank, 1906 Quelle: Wikipedia

„Studieren“ bedeutete für Bruno Frank nicht den Besuch von Vorlesungen, sondern das Auskosten seiner Leidenschaften.“ Nach „mancher Affäre“ ging er im Frühjahr 1909 mit der Münchenerin Alice Oberfoell (1886–1911) eine feste Beziehung ein. Als diese nach über einem Jahr in die Brüche ging, verarbeitete er den Verlust in der Novelle „Pantomime“, mit der er 1910 einen Preis bei der „Novelletten-Preiskonkurrenz“ einer literarischen Zeitschrift gewann. Einer der Juroren war Thomas Mann, zu dem er als „enthusiastischer Jüngling“ Anfang 1910 den Kontakt gesucht hatte. Thomas Mann hatte ihn gut aufgenommen, und im Verlauf der Zeit entwickelte sich zwischen den ungleichen Kollegen eine lebenslange Freundschaft.

1911 verliebte sich Bruno Frank in die Amerikanerin Emma Ley (1887–1912), die sich mit ihrer Mutter auf einer Europareise befand. Die lungenkranke junge Frau starb nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im Waldsanatorium in Davos im April 1912. „Der Tod einer zweiten geliebten Frau innerhalb eines Jahres hatte ihm die Welt verdunkelt“, schreibt Franks Biograph Sascha Kirchner (auch Alice Oberfoell war 1911, ein Jahr nach der Trennung, gestorben). Er entäußerte sich seiner Trauer in dem Gedichtzyklus „Requiem“, von dem Auszüge im „Simplicissimus“ erschienen, für den er bereits seit 1908 arbeitete und bis 1917 Beiträge lieferte. Auch in das Schauspiel „Die Schwestern und der Fremde“ von 1917 floss noch einmal das Gedenken an die verstorbene Geliebte ein: Cordula, eine junge Frau, die ebenfalls schwindsüchtig ist, muss ihr letztes halbes Lebensjahr im Sanatorium verbringen, liebevoll begleitet von Rudolf, der sich aus tiefgefühltem Mitleid ihrer annimmt und sich mit ihr verlobt.

Einen großen Teil seiner Kraft verschlang neben seiner dichterischen Arbeit der Kampf ums Geld. Zur Aufrechterhaltung seines aufwendigen Lebensstils und zur Befriedigung seiner Spielsucht stürzte er sich immer wieder in Schulden, vor allem bei seinem Schulfreund Eberhard Ackerknecht, seinem Verleger Otto Winter und bei Thomas Mann. Mehrere Reisen nach Südfrankreich, wo er im Casino von Monte Carlo seiner Spielsucht frönte, und eine Reise nach Paris bestärkten ihn in seiner Liebe zu Frankreich, die auch vielfach literarischen Niederschlag in seinem Werk fand.

Schriftsteller

Vor dem Krieg

Bereits in seiner ersten Erzählung „Im dunkeln Zimmer“ von 1906 hatte der aus großbürgerlichen Verhältnissen stammende Bruno Frank einen Grundton seines Lebensentwurfs angeschlagen: „Erwerben! Das große und schreckliche Wort schließt alles für sie ein, wovon sich reden, woran sich denken läßt.“ In der Novelle „Bigram“ von 1921 bringt der Hauptakteur die Lebensauffassung der bürgerlichen Gesellschaft auf den Punkt: „Daß einem das Leben selbst, das bloße Dasein, wichtiger sein könnte als der Gewinn seiner Mittel, ist eine monströse Vorstellung.“ Bigram schafft es, ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen, so wie es dem Autor vorgeschwebt haben mag.

Frank jedenfalls hatte nicht die Absicht, nach seinem Studienabschluss einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen. Sein Vater stellte daraufhin Anfang 1912 die Zahlungen an ihn ein, so dass er ganz auf die Einkünfte aus seiner schriftstellerischen Arbeit angewiesen war. Einen Teil seines Lebensunterhalts bestritt er weiterhin durch Anleihen bei Bekannten sowie durch Vorschüsse seines Verlegers. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs verbrachte er jeweils mehrere Monate in Paris, auf Gut Neukastel bei Landau, in Berlin, dem literarischen Zentrum Deutschlands, in München, wo er Anschluss an die „Schwabinger Bohème“ fand, und in den Schweizer Bergen.

Gut Neukastel bei Landau Quelle: Wikipedia

Erster Weltkrieg

Trotz seiner pazifistischen und frankophilen Gesinnung ließ sich Frank bei Ausbruch des Krieges anfangs von der patriotischen Begeisterung mitreißen. Obwohl von der Militärpflicht befreit, trat er als Kriegsfreiwilliger in den Stab einer in Stuttgart ansässigen Einheit als Dolmetscher ein. Nach Einsätzen in Flandern und Polen wurde er nach vier Monaten im Dezember 1914 krankheitshalber entlassen. Wie die meisten seiner Kollegen der schreibenden Zunft glaubte er sich verpflichtet, die „Sache“ des Vaterlands „patriotisch“ unterstützen zu müssen. Von Dezember 1914 bis September 1916 veröffentlichte er über 30 Gedichte, die meisten im Simplicissimus und einige in „Strophen im Krieg“. Ein Flugblatt. Wenn auch nicht frei von nationalistischen Tönen, so sind Franks Gedichte doch weder hasserfüllt noch blutrünstig. Er verherrlicht nicht den Krieg, sondern lässt immer wieder seine humane Grundhaltung anklingen, besonders wenn er der Friedenssehnsucht eine Stimme gibt oder wenn er der Kriegstoten gedenkt, gleich welchen Lagers. Ab 1917 verstummt der Lyriker Bruno Frank. Erst 1919 werden weitere zwölf Gedichte veröffentlicht. Hinfort widmete er sich fast ausnahmslos der Prosa.

Franks zweiter Roman „Die Fürstin“, die Entwicklungsgeschichte eines jungen Manns, der sein Lebensglück in einer untergeordneten, dienenden Stellung findet. Seit diesem Jahr war er auch mit der aus München stammenden Stuttgarter Hofschauspielerin Emmy Remolt-Jessen befreundet, mit der ihn die Liebe zum Theater und zu München verband. Bei der Gedenkfeier zu Bismarcks 100. Geburtstag trug sie in Stuttgart einen 20-strophigen Hymnus Bruno Franks vor, der mit Bezug auf den Krieg das Erbe Bismarcks und Friedrichs des Großen beschwor.

Emmy Remolt-Jessen Quelle: Wikipedia

Anfang 1916 siedelte Bruno Frank in seine oberbayrische Wahlheimat über, wo er sich ein Jahrzehnt lang in Feldafing am Starnberger See niederließ, in unmittelbarer Nähe Münchens, wo auch sein Freund Thomas Mann wohnte. In späteren Jahren äußerte er: „Ich bin als sehr junger Student nach München gekommen und wußte nach der ersten Woche: hier ist die Heimat meines Lebens.“ In seiner Selbstdarstellung aus dem Jahr 1930 schrieb er (in der dritten Person) über seine Feldafinger „Eremitage“ (Sascha Kirchner): Er „verlebte acht Jahre ziemlich allein auf dem Lande in Oberbayern. Sein vertrautester Umgang in dieser Zeit waren seine drei kleinen schwarzen Pudel, auf deren Verstand und Charakter er große Stücke hält.“ Der Hundeliebhaber hielt zeitlebens mehrere Hunde, und auch in seinem Werk nahmen Hunde einen wichtigen Platz ein (Tage des Königs, Bigram, Frau Ethel Redgrave, Sturm im Wasserglas).

Haus Nummer 125 in Feldafing, wo Bruno Frank von 1916 bis 1926 wohnte Quelle: Wikipedia

1916 veröffentlichte Frank seine zweite Novellensammlung „Der Himmel der Enttäuschten“. Der Theaterliebhaber begann nun, für das Theater zu schreiben, hauptsächlich in der Hoffnung, seine prekäre finanzielle Situation mitten im Krieg aufzubessern. Sein erstes Stück, die Komödie „Die treue Magd“, war auf der Bühne erfolgreich, fiel aber durch bei der Kritik. Bis 1932 folgten zehn weitere Bühnenstücke, darunter die erfolgreichen Schauspiele „Zwölftausend“, „Sturm im Wasserglas“ und „Nina“ (1927–1931). Offenbar gelang es ihm im Lauf der Zeit, mit seinen eigenen Bühnenstücken, die teilweise auch übersetzt wurden, und mit der Übersetzung fremdsprachiger Stücke, „seine Schriftstellerexistenz auf eine solide ökonomische Basis zu stellen“.

Weimarer Republik

Im Allgemeinen beteiligte sich Bruno Frank nicht öffentlich an der politischen Diskussion, vielmehr bevorzugte er es, seinen Überzeugungen literarisch Ausdruck zu verleihen. Mit seinen Kriegsgedichten hatte er erstmals den literarischen Elfenbeinturm verlassen. Nach Kriegsende, einen Monat nach Ausrufung der Republik bekannte er sich in einer Rede vor Münchener Intellektuellen zur republikanischen Verfassung und rief die Versammlung zu tätiger Teilnahme in einem zukünftigen demokratischen Staat auf.

Die Jahre in der Weimarer Republik waren literarisch sehr fruchtbar für Bruno Frank. Außer mehreren Novellensammlungen und Schauspielen veröffentlichte er seine beiden zentralen Werke über Friedrich den Großen: „Tage des Königs“ und „Trenck“, die sehr erfolgreich waren und seinen Ruf festigten. 1928 erschien die „Politische Novelle“, ein leidenschaftliches und kontrovers diskutiertes Plädoyer für die deutsch-französische Aussöhnung.

Liesl Pallenberg Quelle: Wikipedia

1924 heiratete er die sechzehn Jahre jüngere Liesl Pallenberg, die Tochter der berühmten Operettendiva Fritzi Massary. Das Ehepaar zog 1926 mit seinen drei Hunden in das Villenviertel des Herzogparks in München-Bogenhausen, ganz in der Nähe von Thomas Manns Wohnsitz. Sie führten ein offenes, gastfreies Haus. Albrecht Joseph schreibt in seinen Erinnerungen: „Ihre Gesellschaft war äußerst begehrt … beide spielten Bridge, waren charmante Unterhalter und stellten in jedem Fall eine Bereicherung für Gesellschaften dar.“ Auch Erika Mann und ihr Bruder Klaus Mann erinnerten sich (wie viele andere) gern an die beiden: „Denn diese beiden Menschen haben die sehr seltene Kraft und Fähigkeit, eine Atmosphäre um sich zu schaffen. … Man fühlt sich immer gleich auf eine merkwürdige, kaum zu beschreibende Art zu Hause. … Auch andere, Fremdere, haben diese Erfahrung gemacht.“ Mit ihrem Nachbarn Thomas Mann und seiner Familie verband die Franks eine enge Freundschaft, darüber hinaus waren sie mit zahlreichen anderen Zeitgenossen des kulturellen Lebens befreundet oder gut bekannt und blieben als Prominente auch in der Presse nicht unbeachtet.

Wohnhaus, Mauerkircherstraße 43 in München, Wohnsitz 1926–1933 Quelle: Von AHert – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14531943

Bruno Frank war Augenzeuge des Hitlerputschs 1923 und beobachtete mit Schaudern das stetige Vorpreschen der braunen Horden in München. 1939 schrieb er rückblickend in seiner unveröffentlichten Streitschrift „Lüge als Staatsprinzip“:

„In der Stadt, in der wir lebten, waren wir ja in bevorzugter Lage, um ihren lebendigen Messias selbst zu studieren. Hier wandelte er im Fleisch. Durch Münchens schöne Straßen, die er seither verhunzt hat, kam er daher in seinem feschen Gurtmantel. Hier fiel er mit Vorliebe in Trance, zu Brüllkrämpfen hingerissen von seiner „Mission“, ein verzückter Seher, der im rechten Moment, wenn ihm glücklich der Schaum vor dem Mund stand, unten am Rednerpult auf den Schaltknopf drückte, um die Scheinwerfer auf sich zu dirigieren.“ Der „humane Gentleman“ Bruno Frank litt unter „der zunehmenden Radikalisierung, Verwirrung, Verrohung“ der Gesellschaft. Der Reichstagsbrand im Jahr 1933 war das letzte Warnsignal, das ihn zum sofortigen Verlassen des nunmehr nationalsozialistischen Deutschlands trieb.

Exil

Europa (1933–1937)

Am 27. Februar 1933 weckte Liesl Frank mitten in der Nacht ihren Mann: „Eben ist telefoniert worden – die Kommunisten haben den Reichstag in Brand gesteckt.“ Frank antwortete: „Die Kommunisten? Die Nazis selbst doch natürlich. Morgen verlassen wir Deutschland.“ Sie flohen zuerst in die Schweiz, wo sie sich am Luganer See niederließen. Im Jahr darauf lebten sie für einige Zeit in Südfrankreich in dem provenzalischen Ort Sanary-sur-Mer, der zu einem Zentrum der deutschen Emigranten geworden war (die abgebildete Gedenktafel liest sich wie ein Who’s Who der deutschsprachigen Geisteselite). Von 1935 bis 1937 wohnte das Ehepaar im Winter in London, im Sommer in Salzburg, das sie wegen seiner Festspiele anzog. Hier konnte sich der entwurzelte Dichter in seiner Sprache und Kultur heimisch fühlen. Im Frühjahr 1937 verbrachten die Franks noch einmal einige Monate in Südfrankreich in Menton, bevor sie in die USA emigrierten.

Noch im Jahr seiner Emigration 1933 wurde Frank aus dem Schutzverband deutscher Schriftsteller und dem Rotary Club München ausgeschlossen. 1934 trat er als Gründungsmitglied dem Deutschen P.E.N. im Exil bei. Der Name Bruno Franks befand sich nicht auf der sogenannten Schwarzen Liste „Schöne Literatur“, so dass seine Bücher bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 verschont blieben. Ein seltsames „Versehen“, da Frank nicht nur Jude war, sondern spätestens seit seiner „Politischen Novelle den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge sein musste. 1938 jedoch „korrigierte“ die Reichsschrifttumskammer dieses Versehen, indem sie seine „sämtlichen Schriften“ auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ setzte. Bruno Franks letzte Veröffentlichung in Deutschland war die Novelle „Die Monduhr“, die Mitte 1933 in der „Vossischen Zeitung“ abgedruckt wurde. Für seine zukünftigen Publikationen war er auf Exilverlage und Exilzeitschriften angewiesen.

Da der deutsche Markt für deutschsprachige Schriftsteller praktisch zusammengebrochen war, bemühte sich Frank in London um die Vermarktung seiner Werke. „Seine Theaterstücke eroberten ihm die Herzen des englischen Publikums“, erinnerte sich Klaus Mann, besonders seine Komödie „Sturm im Wasserglas“ (Storm in a Teacup).

Szenenfoto aus „Sturm im Wasserglas“ Quelle: Wikipedia

In England genossen die Franks Prominentenstatus: In einer Privatvorstellung für den englischen König Eduard VIII. wurde Franks „Storm in a Teacup“ in Anwesenheit von Bruno und Liesl Frank aufgeführt. Eine Einladung von Churchill nahm er nicht wahr, was ihm später leid tat, und eine Begegnung mit dem alten George Bernard Shaw enttäuschte ihn, weil der mit den Nationalsozialisten sympathisierte. 1934 erschien der Roman „Cervantes“, der „mit einigem Recht als das beste Werk Bruno Franks gelten“ kann, in dem Amsterdamer Exilverlag Querido. Die deutsche Ausgabe des Werks wurde von der Kritik gut aufgenommen, wegen der begrenzten Leserschaft jedoch schlecht verkauft. Anders in den USA: 1935 wurde der Titel zum „Buch des Monats“ gewählt, was eine hohe Auflage garantierte, und im selben Jahr als Taschenbuch herausgegeben.

Bruno Frank beschäftigte sich im Exil mit den Verbrechen und Gräueltaten der Nazis. Während er in seinem historischen Roman „Cervantes“, abgesehen von der Episode der „Blutsprüfung“, nur indirekt in der Schilderung des Terrorregimes in Algerien auf die Nazidiktatur anspielt, schildert er in seinem 1937 erschienenen zeitgenössischen Roman „Der Reisepaß“ drastisch die Schrecken des Hitlersystems, wobei er sich jedoch Mäßigung auferlegen musste, um zu verhindern, dass Fritz Helmut Landshoff, der Leiter des Querido-Verlags, „wegen Beleidigung eines befreundeten ‚Staatsoberhauptes’ in’s Cachot kommt“. Im selben Jahr wurde die englische Übersetzung des Romans in London („Closed Frontiers“) und in New York („Lost Heritage“) veröffentlicht. Gleichzeitig brachte Franks Amsterdamer Exilverlag einen Band mit ausgewählten Novellen und Gedichten heraus (Aus vielen Jahren).

Dem amerikanischen Publikum war Bruno Frank bereits durch Übersetzungen von einigen seiner erzählerischen Werke bekannt, und seine Bühnenstücke „Sturm im Wasserglas“ (Storm over Patsy) und „Das Weib auf dem Tiere“ (Young Madame Conti) wurden 1937 am Broadway wieder neu aufgeführt. Mit ihren panamaischen Pässen und einem Vertrag mit den MGM-Filmstudios glaubten sich die Franks gut gerüstet für den Sprung über den Großen Teich, den Franks Bruder Lothar Frank bereits 1936 gewagt hatte. Mitte Oktober 1937 brachen sie mit dem Schiff in Le Havre auf und kamen am 26. Oktober in New York an, wo ihnen Erika Mann und Klaus Mann bei der Ankunft einen herzlichen Empfang bereiteten.

Amerika (1937–1945)

Gedenktafel an Bruno Franks Geburtshaus Quelle: Von Gerd Leibrock – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36513000

In einem Gespräch mit dem zwanzigjährigen Klaus Mann beantwortete Frank die Frage nach dem stilistisch-künstlerischen Ideal, das er anstrebt, folgendermaßen: „Äußerste Klarheit, das scheint mir von allem das schönste. Ein Minimum an Wortaufwand – das Komplizierteste in schlichten Worten sagen. Eigentlich sollte man schreiben wie Tacitus.“ Frank sympathisierte mit dem Bemühen Klaus Manns um eine Sammlung der unterschiedlichsten Kräfte der im Exil lebenden Schriftsteller, wurde allerdings angesichts der zunehmenden Zerstrittenheit zwischen dem linken und dem konservativen Lager der Emigration skeptisch. Seine einzige politische Schrift blieb“ Lüge als Staatsprinzip“ (1939); in dieser geißelte er Hitlers Herrschaft.

Er lebte ab 1939 bis zu seinem Tod 1945 in den USA.

Lebensabend

Bruno Frank litt seit seinem 23. Lebensjahr unter chronischen und wiederkehrenden Krankheiten, die ihn bisweilen für mehrere Wochen außer Gefecht setzten oder seine Lebensqualität zeitweise erheblich herabsetzten. Besonders klagte er über rheumatische Gelenkentzündungen, Gichtanfälle, Neuritis und Lungenbeschwerden mit asthmatischen Erstickungsanfällen. Zu den körperlichen Beeinträchtigungen kamen im Exil die maßlose Enttäuschung und die tiefe Verzweiflung über die „Verschweinung“ seines Vaterlandes hinzu. Thomas Mann beschrieb die körperlichen und seelischen Leiden seines Freundes in seinem Nachruf für den Verstorbenen: „Sie starben an überanstrengtem Herzen, einer nach dem anderen, die Genossen der Emigration. Auch ihn brachte, 1944 schon, eine Coronar-Thrombose  an den Rand des Todes. Er überstand sie, verurteilt, fortan mehr oder weniger als Patient, mit unerfreulicher Vorsicht, zu leben. Eine quälende Krankheit seiner geliebten Gefährtin, lange unerklärlich, setzte dem beschädigten Herzen weiter zu. Es kam die Lungenentzündung, von der er noch einmal künstlich und scheinbar genas. Sie war schon die Todeskrankheit.“

Im November 1943 eröffnete Frank seinem Verleger Fritz H. Landshoff, dass er einen Roman über den französischen Schriftsteller Nicolas Chamfort plante, von dem er jedoch nur noch das erste Kapitel vollenden konnte. Es erschien zwei Wochen vor seinem eigenen Tod unter dem Titel „Chamfort erzählt seinen Tod“ zum Geburtstag von Thomas Mann in der „Neuen Rundschau“.

Bruno Frank starb am 20. Juni 1945 zuhause in seiner Wohnung in 513 North Camden Drive, Beverly Hills, eine Woche nach seinem 58. Geburtstag. Sechs Wochen zuvor hatte er noch das heißersehnte Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt, seine Heimat wiederzusehen war ihm nicht mehr vergönnt. Ludwig Marcuse berichtete: „Aus seinem besten Schlaf, den er in den Nachmittagsstunden hatte, ist er nicht mehr aufgewacht.“ Und Thomas Mann urteilte: „Der sanfteste, unbewußteste Tod, bequem, friedlich, mit Zeitschriften auf der Bettdecke.“ Ihm wurde ein Tod geschenkt, wie er ihn einer seiner literarischen Figuren zugedacht hatte: In der Novelle „Bigram“ stirbt Paul Bigrams Mutter „auf eine leichte, fast frohe Weise“. „Ihr schmales Gesicht ruhte seitwärts und schien noch ein wenig rosig zu sein; vor dem Fenster lag frischer Schnee, es war als lächelte sie hinaus.“

Bruno Frank wurde auf einem Friedhof nördlich von Los Angeles, dem Forest Lawn Memorial Park in der Stadt Glendale beerdigt. In der Exilzeitschrift „Aufbau“ erschienen kurz nach Franks Tod mehrere Nachrufe: „Ein Abschied“ von Ludwig Marcuse, „In memoriam Bruno Frank“ von Thomas Mann und „Bruno Frank, der Europäer“ von Wilhelm Dieterle. Am 13. August 1945 fand im Hause Thomas Manns in Pacific Palisades eine private Trauerfeier statt, am 29. September 1945 eine Gedenkfeier des Jewish Club of 1933 im Play House in Hollywood.

Familie

Eltern und Geschwister

Bruno Frank hatte vier Geschwister: den als Kleinkind verstorbenen Bruder Walter (1889–1891), die Brüder Helmuth und Lothar sowie die Schwester Ruth.

Helmuth Frank (1892–nach 1944) trat 1921 als Gesellschafter in das Stuttgarter Bankhaus Gebr. Rosenfeld ein, in dem sein Vater Geschäftsführer und Teilhaber war. Schon 1925 verließ er die Bank und ließ sich fortan in Genua nieder, wohin ihm die Mutter Lina Frank nach dem Tod ihres Mannes (1930) alsbald folgte. Sie starb 1960 in Turin.

Lothar Frank (1900–1985) promovierte 1924 in Tübingen als Volkswirt, arbeitete bis 1927 beim Statistischen Reichsamt und trat dann als Teilhaber in das Bankhaus Gebr. Rosenfeld ein, das in den 1930er Jahren durch die Nazis aufgelöst und enteignet wurde. Von 1930 bis 1936 war er Direktionsassistent bei der Dachgesellschaft der Prager Petschek-Unternehmen in Berlin. Im November 1936 wanderte er noch vor seinem Bruder Bruno nach Los Angeles aus, wo er bis zu seinem Ruhestand 1965 als Effektenmakler und Anlageberater arbeitete.

Lothar Frank war mit der Sozialwissenschaftlerin Dr. rer. pol. Elisabeth Frank geb. Roth (1900–1969) verheiratet, die ihm 1931 in Berlin den Sohn Anton Frank gebar. Anthony M. Frank wurde Leiter einer großen amerikanischen Spar- und Darlehenskasse und bekleidete von 1988 bis 1992 das Amt des United States Postmaster General.

Bruno Franks Schwester Ruth (Helene) Frank (1908–2004) studierte Medizin in München und in der Tschechoslowakei. Nach dem Münchner Abkommen wanderte auch sie nach den USA aus, wo sie in New York als Narkoseärztin arbeitete und sich verheiratete. 1980 lebte sie unter ihrem Ehenamen Welch-Hayman verwitwet in New York.

Am 9. März 1938 hatten die Nazis Bruno Frank und seiner Frau Liesl die Staatsbürgerschaft entzogen, am 30. Mai 1939 ereilte auch die Mutter Lina und die Geschwister Helmuth und Ruth das gleiche Schicksal. Sie waren den Nazischergen zwar durch Auswanderung entkommen, verloren jedoch ihre Heimat und ihr Vermögen. Das Ehepaar Frank musste bis Ende 1944 auf die Verleihung der amerikanischen Staatsbürgerschaft warten, weil Bruno Frank mit dem kommunistenaffinen Verlag El libro libre in Mexiko im Kontakt stand und deswegen seit 1942 vom FBI beobachtet wurde.

Bruno Frank rechts und Klabund am Walchensee, 1915 Quelle: Wikipedia

Ehe

Elisabeth Pallenberg (1903–1979), genannt Liesl, war die uneheliche Tochter der österreichischen Operettendiva Fritzi Massary (1882–1969) und von Karl-Kuno Graf von Coudenhove (1887–1940). Als Fritzi Massary 1916 den berühmten Schauspieler Max Pallenberg heiratete, nahm dieser Liesl an Kindes statt an und gab ihr seinen Namen. Bruno Frank, der damals in Feldafing wohnte, heiratete Liesl am 6. August 1924 in Pallenbergs Landhaus in Garmisch. Das Paar wohnte zunächst weiter in Feldafing und siedelte 1926 über in die Mauerkircherstraße 43 im Herzogpark in München-Bogenhausen, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Thomas Mann, mit dem Frank seit 1910 befreundet war.

Die Ehe von Bruno und Liesl Frank blieb kinderlos. Nach Franks Tod übersiedelte Liesl Frank nach New York und betätigte sich hinfort in Zusammenarbeit mit Joseph Bornstein (1899–1952) als Literaturagentin. 1948 heiratete sie den Regisseur Leo Mittler und nahm den Familiennamen Frank-Mittler an. Anfang der 1950er Jahre kehrte das Ehepaar nach Deutschland zurück. Nach dem Tod ihres zweiten Mannes 1958 heiratete Liesl Frank-Mittler 1965 den Drehbuchautor Jan Lustig. Sie wohnte mit ihm in München in der Mauerkircherstraße 84, in der gleichen Straße, in der auch das Ehepaar Frank gewohnt hatte. Liesl Frank-Mittler starb am 21. März 1979. Ihr literarischer Nachlass wird in der Monacensia verwahrt, dem Literaturarchiv der Münchner Stadtbibliothek. Er enthält unter anderem auch einen Teil der schriftlichen Hinterlassenschaften von Bruno Frank. Ein weiterer Teil des schriftlichen Nachlasses von Bruno Frank wird im Deutschen Literaturarchiv Marbach verwahrt.

Wohnhaus, Mauerkircherstraße 43 in München Quelle: Von AHert – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14543295

Randnotizen

Nora von Beroldingen

Bruno Franks Stuttgarter Jugendfreundin Nora von Beroldingen schrieb 1946 an den Schriftsteller Herbert Günther, der in den 1920er Jahren oft bei den Franks in München verkehrte: „Sehr gelacht habe ich, als Sie das Wort „urban“ nannten, das sagte er schon als Bub, und ich neckte ihn immer und meinte, er müsse in die Urbanstraße ziehen, die unweit unserer geliebten Uhlandhöhe lag.“

Pius XII.

Nach dem Ersten Weltkrieg soll Bruno Frank im Ernährungsamt in München ausgeholfen haben. Wenn man einem Bericht von Marta Feuchtwanger Glauben schenken darf, saß er eines Tages „im Wittelsbacher Palais an einem Schreibtisch, als (…) ein großartig aussehender Prälat hereintrat und ihn mit leiser Stimme fragte, ob er auch weiterhin seine Butterration bekommen könne. Frank sagte, er wolle sein Möglichstes tun. Der Prälat war Nuntius Pacelli, der spätere Papst Pius XII.“

Liesl und Bruno Frank in der Presse

Die Münchener Kunst- und Literaturzeitschrift „Jugend“ veröffentlichte nicht nur ein Gedicht und zwei Novellen von Bruno Frank, sondern 1928 auch als Titelbild das Gemälde „Die Gattin des Dichters Bruno Frank“ von Susanne Carvallo-Schülein und 1930 eine Karikatur Bruno Franks von Eva Herrmann. In einem Feuilletonartikel „Deutschlands Dichter beim Friseur“ plauderte Erich Kästner 1928 aus dem „Nähkästchen“ eines Berliner Prominentenfriseurs. Im Gästealbum der „Haarkünstlerei“ verewigte sich neben Theaterstars und anderen Dichtern auch Bruno Frank mit der Sentenz: „Der einzige Ort, wo man gerne Haare läßt. Der einzige Ort, wo man nicht gerne ungeschoren bleibt.“

Natasha Lytess

Bruno Frank soll eine Beziehung mit Natasha Lytess (1915–1963) gehabt haben. Lytess war Jüdin und Mitglied von Max Reinhardts Schauspieltruppe in Berlin und Wien gewesen. Nach der Machtergreifung durch die Nazis verließ sie Deutschland und ließ sich in Los Angeles nieder. Sie erhielt Nebenrollen in einigen Hollywood-Filmen und war auch als Schauspiellehrerin tätig, von 1948 bis 1955 als Privatlehrerin von Marilyn Monroe. Nach Franks Tod 1945 soll sich Lytess als seine Witwe ausgegeben haben. Außerdem soll Bruno Frank der Vater ihrer 1943 geborenen Tochter Barbara sein.

Werk

Übersicht

Bruno Frank machte zuerst als Lyriker mit der Herausgabe von Gedichtbänden auf sich aufmerksam (1905–1919). Ab 1911 veröffentlichte er eine Fülle von Novellen und Erzählungen, die von Kritik und Lesern überwiegend freundlich aufgenommen wurden. Später verfasste er mehrere politisch inspirierte Novellen, besonders die kontrovers diskutierte „Politische Novelle“. Mitte der 1920er Jahre erschienen zwei vielbeachtete Erzählwerke, die sich mit Friedrich dem Großen befassten: „Tage des Königs“ und „Trenck“. In den 1920er und 1930er Jahren schuf Frank ein rundes Dutzend Lustspiele und Schauspiele, darunter die sehr erfolgreiche Komödie „Sturm im Wasserglas“. Sein bedeutendster Roman „Cervantes“ erschien im Exil, ihm folgten zwei weitere Exilromane, die sich mit dem deutschen Faschismus und der Judenverfolgung befassten: „Der Reisepaß“ und „Die Tochter“. 1944 plante Fritz H. Landshoff, im Querido Verlag eine sechs- oder siebenbändige Gesamtausgabe von Bruno Franks Schriften herauszubringen. Der Plan wurde jedoch nicht ausgeführt.

„Sein früher Tod – nur einen Monat nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches – hinderte ihn daran, nach dem Kriege in einem wieder freien Deutschland aufzutreten und den Erfolg weiter zu erringen, wie es vielen seiner Schriftstellerfreunden gelang.“ Heute (2016) ist Bruno Frank fast vergessen. Das galt schon 1975, als Martin Gregor-Dellin, der Herausgeber einer Werkausgabe von Bruno Frank, über diesen Stand der Dinge Klage führte: „Dabei zählt er nicht nur zu den namhaften Autoren der Exil-Generation, sondern hat auch die literarische Szenerie der 1920er Jahre in Deutschland mitbestimmt.“ In den 1950er und 1960er Jahren brachten namhafte Verlage „zahlreiche Neuausgaben“ von Franks Prosabüchern heraus, „mit denen er in dem Jahrzehnt zwischen 1924 und 1934 einem größeren Publikum bekannt geworden war“. [95] Im Rowohlt-Verlag erschien 1957 eine einbändige Werkauswahl mit Prosawerken, Gedichten und Schauspielen. Von 1975 bis 1985 veranstaltete der Nymphenburger Verlag unter der Federführung von Martin Gregor-Dellin eine sechsbändige Werkausgabe mit fünf von Franks Romanen und einer Auswahl seiner Novellen und Erzählungen. Seither sind 30 Jahre vergangen, und keines der Werke von Bruno Frank ist mehr lieferbar. Wer sich für den Autor interessiert, ist auf Bibliotheken oder den Gebrauchtbuchhandel angewiesen. Auch Franks Bühnenstücke werden seit 30 Jahren nicht mehr aufgeführt (ein Schicksal, das sie allerdings mit den Werken berühmterer Dramatiker teilen).

2015 und 2017 jähren sich Franks Todes- und Geburtstag zum 70. bzw. 130. Mal, bei berühmteren Dichtern ein willkommener Anlass für Neuauflagen, zumal am 1. Januar 2016 auch die siebzigjährige Urheberschutzfrist abläuft. Eine Renaissance von Franks Werken ist jedoch nach den bisherigen Erfahrungen eher unwahrscheinlich. Bei dem heutigen Zustand des Regietheaters ist auch kaum anzunehmen, dass diese Gedenktage etwa zur Wiederaufnahme von Franks erfolgreichstem Bühnenwerk, seiner tiefsinnigen und geistreichen Komödie „Sturm im Wasserglas“ führen könnten. Auch dass sich bei dieser Gelegenheit Franks Vaterstadt Stuttgart seiner erinnert, ist kaum zu erwarten, und ein gleiches wird wohl für Feldafing und München gelten, seine geliebte Wahlheimat, wo er siebzehn Jahre seines Lebens verbrachte, bevor er 1933 aus seiner Heimat emigrieren musste.

Gedichte

Im Alter von achtzehn Jahren, kurz vor dem Abitur, trat Bruno Frank 1905 erstmals mit einem dichterischen Werk, dem Gedichtband „Aus der goldnen Schale“, ins Licht der Öffentlichkeit. Dem Erstling folgten zwei weitere Bände: „Gedichte. Zweite, stark vermehrte Auflage“ (1907) und „Die Schatten der Dinge“ (1912). 1913 veröffentlichte er den Gedichtzyklus „Requiem“ zum Gedenken an seine verstorbene Freundin und 1915 eine Sammlung von acht Kriegsgedichten, „Strophen im Krieg. Ein Flugblatt“. Das Bändchen „Requiem“ Gedichte von 1916 enthielt drei alte Gedichte, darunter „Requiem“, und 23 neue Gedichte. 1919 brachte er noch einmal einen Gedichtband heraus, „Die Kelter. Ausgewählte Gedichte“, eine Sammlung von 123 alten und acht neuen Gedichten, die er aus einem Fundus von etwa 300 Gedichten auswählte.

Franks Gedichte fanden Beachtung in der literarischen Welt und wurden in einschlägigen Zeitschriften besprochen, unter anderem von Hermann Hesse. Kennzeichen seiner Lyrik war nach seinem Biographen Sascha Kirchner die „geläuterte und gefilterte Empfindung“. Sein Selbstbekenntnis in der „Kleinen Autobiographie“ von 1930, sein ethischer und literarischer Geschmack sei ziemlich altmodisch, trifft auch auf seine meist kurzen und schlichten Gedichte zu, die klassischen Formprinzipien gehorchen und sich durch ihre „fehlende Zeitgebundenheit“ auszeichnen, während sich unter seinen Zeitgenossen der Expressionismus zur Blüte entwickelte. Auch dies mag ein Grund dafür sein, dass Franks Lyrik keinen dauerhaften Nachhall gefunden hat in der Literaturgeschichte. Ab etwa 1913 entstanden nur noch wenige Gedichte, und Bruno Frank widmete sich hinfort fast ausschließlich der Prosa und dem Schauspiel.

Novellen

Hinweis: Da die Unterscheidung zwischen Novellen und Erzählungen fließend ist, werden in diesem Abschnitt auch die kleineren Erzählungen behandelt.

Von 1911 bis 1933 veröffentlichte Bruno Frank eine Fülle von meist in Sammelbänden erscheinenden Novellen, deren dramaturgischer Aufbau anfangs nicht immer überzeugt, die aber durch hohe Sprachkultur und feine Beobachtungsgabe hervorstechen und in den Dialogen bereits den begabten Dramatiker ahnen lassen. Seine Kurzprosa ist großenteils ein Spiegelbild seines hohen Gerechtigkeitssinns, seiner tiefen Humanität und der Mitleidsethik seines „privaten Hausgottes“ Schopenhauer.

Der erste Novellenband „Flüchtlinge“ (1911) handelt von den „Fluchtversuchen der Protagonisten“, ihrer Flucht in das Leben, den Tod oder in die Kunst: ein angehender Philosoph rastet aus und wendet sich enttäuscht einem bürgerlichen Beruf zu (Der Papagei), ein Industriemanager sucht vergeblich, dem Getriebe des Alltags zu entkommen (Ein Abenteuer in Venedig), ein Mann verzweifelt an seiner Unfähigkeit, dem Bösen die Stirn zu bieten (Das Böse), ein junges Paar sucht den Tod und findet den Weg zurück ins Leben (Pantomime).

In dem Band „Der Himmel der Enttäuschten“ (1916) macht die Titelnovelle den Leser mit einem merkwürdigen „Trostinstitut“ bekannt, das den vom Leben Enttäuschten ihre geheimen Wünsche erfüllt, während andere Novellen die Schicksale von Menschen erzählen, die auf der Suche nach einem irdischen Himmel gescheitert sind: ein Industrieller, der seine Erfüllung im Gold zu finden glaubt (Das Goldbergwerk), ein Diplomat, dessen Begierde einer Haremsdame zum Verhängnis wird (Der Marschall), ein verträumter Romantiker, der sich in den kinematographischen Schatten einer Leinwanddarstellerin verliebt (Der Schatten), ein Abenteurer mit weichem Herzen, der den Tod auf dem Schlachtfeld sucht (La Buena Sombra).

Bis 1930 erschienen neun weitere Sammelbände mit Kurzprosa, die auch einige neue Novellen enthielten, darunter die einfühlsamen Frauenporträts „Frau Ethel Redgrave“, „Hochbahnfahrt“, „Die Unbekannte“ und „Das Haar“, die Novelle „Schwager Kronos“, eine launige Traumphantasie über die Begegnung eines Soldaten mit dem leibhaftigen Tod, und die Novelle „Koptisch muß sein“ über einen Wissenschaftler, der seine Forschungen durch den Betrieb einer Spielhölle finanziert. Neben diesen kleineren Kostbarkeiten entstanden in den 1920er Jahren einige von Bruno Franks bedeutendsten Novellen:

„Bigram“ (1921), das Porträt eines Mannes, der einen Lebensentwurf jenseits von Erwerbsstreben und gesellschaftlichem Ehrgeiz verwirklicht.

„Der Goldene“ (1921), die Geschichte einer Selbstüberwindung, in der ein goldener Käfer eine tragende Rolle spielt.

„Der Magier“ (1929), eine literarische Huldigung an Max Reinhardt, den damals ungekrönten König der Theaterregie.

„Die Monduhr“ (1933), die Schilderung einer magischen Obsession, die einen entwurzelten afrikanischen Eingeborenen in die Verzweiflung treibt.

Eine Ausnahme in Franks Novellistik ist die „Politische Novelle“ von 1928, die die deutsch-französische Aussöhnung zum Thema hat. Der französische Außenminister und sein designierter deutscher Amtskollege treffen sich in Südfrankreich und diskutieren hoffnungsvolle Perspektiven für die Zukunft ihrer Völker. Auf der Rückfahrt wird der Deutsche ermordet, fast eine düstere Vorahnung künftiger Entwicklungen.

In den 1940er Jahren schuf Frank in der kalifornischen Emigration noch einmal drei Novellen (von denen zwei nur in englischer Übersetzung allgemein zugänglich sind). Zwei dieser „Nachzügler“ seines novellistischen Schaffens sind eng verbunden mit seinem unermüdlichen Kampf gegen die Barbarei der Naziherrschaft. In „Sechzehntausend Francs“ (1940) entflieht ein hoher Beamter des Justizministeriums vor dem nazistischen Terror nach Frankreich, das sich ihm in der Freiheit des Vorkriegs noch als Hort der Zivilisation präsentiert. „Honour thy Father and thy Mother“ (1943) zeigt am Beispiel eines hohen Nazifunktionärs die Unmenschlichkeit des Systems, das vor keiner Gräueltat, auch nicht in der eigenen Familie zurückschreckt. In der ungewöhnlichen Liebesgeschichte „The suitcase“ (1943) zerstieben die Ausstiegspläne eines Mannes im Nichts, als seine Frau ihn scheinbar in flagranti betrifft, aber trotz erdrückender Indizien allein seinem Wort vertraut, – für den Beinahe-Aussteiger die wunderschönste Erfahrung seines Lebens.

Erzählungen

Franks erstes Prosawerk war das Büchlein „Im dunkeln Zimmer“ (1906), eine „selbstbiographisch gefärbte, grüblerische Liebesgeschichte, die aber so gut wie unbemerkt blieb“. Bis in die 1930er Jahre veröffentlichte Frank eine Vielzahl kleinerer Erzählungen und Novellen, die in dem Abschnitt Novellen behandelt werden. Zu Franks bedeutendsten und vielleicht populärsten Werken gehören die beiden Erzählwerke aus den 1920er Jahren, die um Friedrich den Großen kreisen, die „Tage des Königs“ (1924) und „Trenck“. „Roman eines Günstlings“ (1926).

„Tage des Königs“ ist ein Zyklus von drei Novellen, die Friedrich den Großen in seinen letzten Lebensjahren porträtieren, und zwar als Mensch mit seinen Widersprüchen, fernab von jeder hymnischen Verehrung. In „Der Großkanzler“ setzt sich der König in absolutistischer Machtvollkommenheit über das Urteil der Gerichte hinweg, entlässt unter einem Vorwand seinen Großkanzler und ersetzt ihn durch einen Mann, der für ihn den langgehegten Plan einer Strafrechtsreform auf den Weg bringt. In „Die Narbe“ enthüllt er einem alten Freund und Weggefährten, dass eine misslungene Operation an seinen Geschlechtsorganen ihm auch eine seelische Narbe geschlagen hat, die vielleicht ursächlich wurde für manche Verhärtung in seinem Wesen. „Alkmene“ schließlich zeigt einen verbitterten Mann in seiner Einsamkeit, dem das Schicksal mit seiner Lieblingshündin Alkmene auch eine der letzten Freuden seiner alten Tage raubt.

. Romane

Sein erster Roman, „Die Nachtwache“ (1909) porträtiert einen Schriftsteller, der an seiner erlahmenden Schaffenskraft verzweifelt. Die Kritik attestierte Frank „stoffliche Reife“ sowie an Thomas Mann erinnernde „diskrete Ironie“ und „sprachlichen Nuancenreichtum“. In seinem nächsten Roman, „Die Fürstin“ (1915), erzählt er die Entwicklungsgeschichte eines jungen Manns, der zur Unterwerfung neigt und schließlich sein Lebensziel findet als dienender, hingebungsvoller Aquarienwärter in einem Meeresforschungsinstitut. In „Trenck. Roman eines Günstlings“ (1926) schildert Frank die tragische (nicht verbürgte) Liebesgeschichte zwischen dem Fähnrich Friedrich von der Trenck und Prinzessin Amalie von Preußen, der Schwester Friedrichs des Großen. Als der König von der unstandesgemäßen Liebschaft erfährt, steckt er Trenck ohne Urteil in Festungshaft und verbannt seine Schwester als Äbtissin in ein Kloster. In beider Leben ergeben sich viele weitere Verwicklungen, die dem Autor jedoch nur als Folie zu dienen scheinen, um ein Porträt Friedrichs des Großen nachzuzeichnen.

Bereits in der Emigration erscheint Franks bedeutendster Roman „Cervantes“ (1934), der die Vorgeschichte zu Cervantes’ Meisterwerk Don Quijote schildert. Frank beschreibt in farbigen Bildern markante Episoden im Leben des Spaniers, der wie ein Odysseus auf seinen abenteuerlichen Fahrten ziellos durch die Welt irrt, bis er in seinen reiferen Jahren endlich doch seine Bestimmung findet und im Gefängnis mit der Niederschrift des Don Quijote beginnt. In seinem ersten Exilroman hatte Frank auch den spanischen Rassenwahn der Lächerlichkeit preisgegeben, gewiss nicht ohne Seitenblick auf die aktuelle Entwicklung in dem Unrechtsstaat des Dritten Reichs. Seine beiden letzten Exilromane thematisieren den Kampf gegen den deutschen Faschismus und den Leidensweg galizischer Ostjuden. In der „Der Reisepaß“ (1937) beteiligt sich der Prinz von Sachsen-Camburg an einem Putschversuch gegen die Nazis. Der Prinz entgeht der Festnahme, befreit den inhaftierten Führer der Putschisten und flieht mit ihm nach England. Der Roman „Die Tochter“ (1943) schildert das Schicksal von drei galizischen Jüdinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vor dem geschichtlichen Panorama wechselnder Herrschaftssysteme veranschaulicht er die stille Ausgrenzung, den offenen Antisemitismus und die Pogrome, unter denen die jüdische Bevölkerung in Galizien zu leiden hatte.

Schauspiel

Ab 1916 wohnte Bruno Frank ein Jahrzehnt lang in Feldafing am Starnberger See, in Reichweite der bayerischen Metropole. Geplagt von Geldnot, wandte er sich dem Drama zu und schrieb Bühnenstücke zum Zweck der Subsistenzsicherung. Sein erstes Schauspiel war die Komödie „Die treue Magd“ (1916), ein unterhaltsames und publikumswirksames Stück, mit dem er eine Probe seines ausgeprägten dramatischen Talents zum besten gab. Es folgten weitere Lustspiele und zwischendurch auch ernste Stücke, unter anderem die beiden erfolgreichen Schauspiele „Zwölftausend“ (1927), in dem er den Soldatenhandel anprangert, und „Der General und das Gold“ (1932), ein Stück über Aufstieg und Niedergang eines Auswanderers.

Gegen Ende der 1920er Jahre schrieb Frank noch einmal drei Lustspiele, die ihre Verwandtschaft zur Boulevardkomödie und auch dem Volkstheater nicht leugneten: die „Perlenkomödie“ (1929), Nina (1931) und das erfolgreichste seiner Bühnenstücke, die Komödie „Sturm im Wasserglas“ (1930), die nicht nur an deutschsprachigen Bühnen, sondern als „Storm in a teacup“ auch in England mit großem Erfolg aufgeführt und verfilmt wurde. Im Exil brachte Frank noch einmal ein Schauspiel heraus, „Die verbotene Stadt“ (1940), ein Stück, das in China zur Zeit des Boxeraufstandes spielte, mit dem er aber offenbar nicht den Nerv des amerikanischen Publikums traf.

Sonstiges

Ab 1908 lieferte Bruno Frank auch für Zeitschriften und Zeitungen Beiträge nichtliterarischer Art. Er begann mit der Rezension von Gedichten und wandte sich alsbald auch der Besprechung von Prosa- und Bühnenwerken zu. Einige Essays widmete er von ihm geschätzten Dichtern, etwa Hölderlin, Kipling und Klabund, und seinen „privaten Hausgöttern“ Thomas Mann und Iwan Turgenjew. Andere Essays befassten sich mit kulturellen Themen oder mit politischen Fragen. Zu diesen gehören gedruckte Reden wie „Von der Menschenliebe“ (1919) und „The Very Friends of the American People“ (1942) sowie der unveröffentlichte Essay „Lüge als Staatsprinzip“ (1939). Da Bruno Frank völlig uneitel war, gibt es nur wenige autobiographische Selbstzeugnisse von ihm. Manche Kenntnisse über seine Person verdanken wir den in den 1920er und 1930er Jahren grassierenden „Umfragen“ von Zeitschriften, die etwa Auskunft geben sollten über die besten Bücher des Jahres oder Antworten auf Fragen wie „Welches Ihrer Bücher wurde am ungerechtesten behandelt?“ oder „Warum werden Ihre Bücher viel gelesen?“.

In den 1920er und 1930er Jahren betätigte sich Bruno Frank auch als Übersetzer, vor allem von französischen und englischen Bühnenstücken. In den 1930er und 1940er Jahren, vor allem am Anfang seines kalifornischen Exils, war er auch als Drehbuchautor für Hollywood tätig.

Werkverzeichnis

Gesamtverzeichnis

Gedichte

Bruno Frank hat etwa 300 Gedichte verfasst, hauptsächlich zwischen 1904 und 1919. Nach 1919 entstanden nur noch vereinzelt neue Gedichte. Die Gedichte wurden meist in Sammlungen und/oder als Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht.

Hörspiele

Zum 400. Todestag von Miguel de Cervantes Saavedra am 22. April [2016], Bruno Frank: Cervantes, Hörspiel, Sprecher: Ulrich Noethen, Regie: Thomas Fritz, Produktion: MDR 2016, Erstsendung: 7. April – 4. Mai 2016, 20 Folgen.

Mitgliedschaften

1918, Politischer Rat geistiger Arbeiter, München.

1927–1933, Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS), zweiter Vorsitzender des Gau Bayern.

1929–1933, Rotary Club München, Gründungsmitglied, Ausschluss am 4. April 1933.

ab 1934, Deutscher P.E.N. im Exil, Gründungsmitglied.

ab 1934 Mitglied des Advisory Board der Zeitschrift „Aufbau“.

1938–1939, European Council der American Guild for German Cultural Freedom.

ab 1938, European Film Fund (RFF), Gründungsmitglied, Liesl Frank war Generalsekretärin.

ab 1939, German-American Writers Association. Vizepräsident für die Westküste, Auflösung Juli 1940.

ab 1939, German Jewish Club, New York, Mitglied des künstlerischen Beirats.

ab 1942, Jewish Club of 1933, Los Angeles, Ehrenmitglied.