Briefe an Fritz Heyder

Matthias Pierre Lubinsky schreibt: 

„… 1908 gründete Fritz Heyder (1882-1941) gemeinsam mit dem Schweizer Gerhard Merian in Berlin-Zehlendorf, in der Hallestraße 5, den Fritz-Heyder-Verlag. Ihr Anliegen war, aktuelle Kunst, hauptsächlich Zeichnungen, Holzschnitte und Lithographien, preiswert zu reproduzieren und damit breiten Schichten zugänglich zu machen. Schwerpunkt ihrer verlegerischen Tätigkeit war der Kalender „Kunst und Leben“. Getragen von der Idee, Kunstwerke aus den Ausstellungen in den Alltag der Bevölkerung zu bringen, schuf Heyder einen Wochenkalender, der an jedem Sonntag einen Originalholzschnitt zeigte. Auf dem Wochenblatt waren dazu ein Gedicht und ein Kalenderspruch abgedruckt.“

Heyder – ein entfernter Verwandter Klabunds – druckte neben anderen Künstlern auch von Alfred Henschke hauptsächlich Gedichte ab. Vom Briefwechsel Heyders und Klabund sind die folgenden Briefe erhalten geblieben.

2010 veröffentlichte die Akademie der Künste, Berlin, einen kommentierten Band mit Klabund-Briefen:

Archiv-Blätter 21
Klabund „Ich würde sterben, hätt ich nicht das Wort …“

 Zusammengestellt und erarbeitet von Martina Hanf und Helga Neumann
Akademie der Künste, Archiv, Berlin 2010
236 Seiten, 62 Farb-Abb.
ISBN 978-3-88331-165-4
Best.-Nr. 4027 – € 12.-

Große Teile des Klabund-Nachlasses sind verschollen, doch gelang es der Akademie der Künste, über Jahrzehnte eine der bedeutendsten Klabund-Sammlungen aufzubauen. Die aus den Handschriften dieser Sammlung edierte Auswahl von 273 Briefen des Dichters an seine erste Frau (1896–1918), an deren Eltern sowie an den Fritz-Heyder-Verlag Berlin-Zehlendorf, aus den Jahren 1911 bis 1928 erfolgte im Hinblick auf zeit-, lebens- und werkgeschichtlich relevante Inhalte. Private Fotografien, ein Aufriss der Klabund-Sammlung der Akademie der Künste, knappe biografische Notizen sowie Personen- und Werkregister runden den Band ab. Er ist im Buchhandel sowie über den Buchladen der Akademie der Künste erhältlich:

buchladen@adk.de

Berlin N 24, Auguststr. 3a – 22. Mai 1911

Sehr geehrter Herr Heyder,

da wir gestern vom Kalender und modernen Dichtern sprachen: hier ist einer. Dass viele (oder alle) ihn nicht kennen, ist kein Beweis, dass er schlecht, nur dass er jung ist. Vielleicht sehen Sie sich das Heft mal an, ob Sie einen brauchbaren Vers für Ihr Jahr­buch finden. Es muss ja nicht Ethik mit Keulenschlägen sein. Vorschläge von mir sind mit einem schwarzen Bleistiftkreuz am Titel bezeichnet. Veröffentlicht ist erst sehr weniges (beinah nichts). Übrigens verraten Sie bitte den Mann nicht Ihrer Familie. Ein „Dichter“ am Familienkaffeetisch wäre etwas Fürchterliches. – (Er hat übrigens auch allerlei anderes noch geschrieben.) – Wenn Sie nichts verwenden können, so interessiert es Sie vielleicht, „“um des Menschen willen“.

Mit herzlichen Grüßen – auch an Ihr Frl. Schwester, die mir noch unbekannt, Ihr sehr ergebener Alfred Henschke

Berlin, nach dem 22. Mai 1911

Sehr geehrter Herr Heyder,

es tut mir leid, dass Sie nichts für Ihren Kalender brauchen können. Aber wenn jede Redaktion mir das sagt: Sie machen zwar ganz nette Gedichte, aber Sie sind zu unbe­kannt, dann kann ich ja alt und grau werden, dann werde ich ja nie bekannt. Ich glaube, es hätte nicht gar so sehr viel Mut dazu gehört, ein anständiges Gedicht von mir in den Kalender zu bringen. Sie selbst werden mir sicher zugestehen, dass das, was die bekannten Namen Wille, Langheinrich, Sergel, Schmidtbonn, Ginzkey dem letzten Kalender beigesteuert haben, nichts als fröhliche Banalitäten sind. Es wäre immerhin was gewesen, hätte der Kalender einen Vers von mir gebracht. Der Name Alfred Henschke hätte eine Woche lang vielen vor den Augen gestanden, mancher wäre aufmerksam geworden, wer ist das? Alfred Henschke? Nun es geht Ihnen wohl contre cceur. Schwamm drüber. Unsere Freundschaft wird es nicht stören. Sie nehmen es bitte mir nicht übel, dass ich vor Ihnen hier meine Seele als wie ein Tuch ausbreite. Es geschieht selten genug (Motiv: meist: falsche Scham). Vor Ihnen brauch ich mich meiner „menschlichen Rührung“ hoffentlich nicht schämen.

Haben Sie schon in Peter Hille reingesehen? „Seele meines Weibes“ und „Unser Kind“ ein paar wundervolle Sprachkunstwerke, finden Sie nicht? Und die Aphorismen! Leider hat der gute Droop hier in seiner Auswahl nicht die beste Hand bewiesen.

Ich verlasse Sie mit einem schönen Spruch Goethes, der mir eben unter die Hände gerät:

Mauern seh ich gestürzt und Mauern seh ich errichtet Hier Gefangene, dort auch der Gefangenen viel Ist vielleicht nur die Welt ein großer Kerker? Und frei ist Wohl der Tolle, der sich Ketten zu Kränzen erkiest.

(Weissagungen des Bakis 13.)

Und die Drehorgel spielt:

Also auch der weise Bakis Sehnt sich nach der Nonnenpritsche Nach des Kindes keuschen Spielen Auf der elterlichen Klitsche. -Sprachs – es flocht der greise Bakis Eine weiße Anemone Sich in seine Dornenkrone „Tanzt“, greint er, „solang es Tag is.“

Zwischen Spieß sieht man und Nägeln Plump ihn sich im Tanze flegeln. Schlau birgt das Gesicht ein Schleier Denn es ist der Tanz der Eier.

Ich hab heut die Reimwut. Mit den besten Grüßen an Sie, Ihr verehrtes Frl. Schwester und Herrn Merian Ihr Alfred Henschke

Berlin N, 1. August 1911

Sehr geehrter Herr Heyder,

ich fahre heute und sage Ihnen hiermit Adieu. Ihren Unternehmungen wünsch ich weiter das beste Glück. Insonderheit d. Kalender „Kunst u. Leben“, an dem ich ja durch Ihre Freundlichkeit auch sozusagen still beteiligt bin. Sollte ich den Winter wiederkommen – ausgeschlossen ists ja nicht – so werde ich auch bei Ihnen wieder antanzen, würdig und gekräftigt besonders am Sitzfleisch. (Was durch das lange Festsitzen in Crossen nicht wundernehmen wird.) Denn daran allein trag ich Mangel. Seien Sie und das ganze Haus herzlich gegrüßt von Ihrem Alfred Henschke.

Wenn der Prospekt zum neuen Kalender heraus ist, so schicken Sie mir doch bitte einen!

(der obige)

Gardone Riviera, Hotel Germania, 7. April 1912

Sehr geehrter Herr Heyder,

nun sollen Sie auch von mir mal wieder was hören. Ich bin seit etwa 5 Wochen hier, meiner Gesundheit willen, in Gardone. Um vom Sommersemester wenigstens etwas zu profitieren, gedenke ich nach Lausanne zu gehen (was auch meiner Gesundheit, um die es nicht zum Besten bestellt ist, gut tun wird) und Französisch zu lernen. – Von literarischen Arbeiten hat mich in letzter Zeit hauptsächlich meine Lyrik beschäftigt (was auch physiologisch zu verstehen ist). So sehr sie auch von berufenen Leuten Anerkennung findet, geht es mit meiner literarischen Laufbahn immerhin langsam. Man hat auch nicht die nötige Unverfrorenheit. 4, 5 angesehene Zeitschriften bringen ja Arbeiten von mir, und wenn ich will, kann ich in München öffentlich vorlesen – unter den Auspizien des „Neuen Vereins“, eines literarischen Vereins, dem die angesehnsten Münchner Literaten wie u. a. Thomas Mann, Huch, Halbe, Wedekind, Henckell usw. angehören. Mit Karl Henckell bin ich übrigens näher bekannt geworden und öfter bei ihm draußen gewesen. – Aber was ist das alles? Steht man auch nur mit einem Bein auf festem Boden? Langen schickte mir meinen Roman zurück, weil »die maßge­benden Herren des Verlages sich nicht zur Annahme entschließen konnten«. Rowohlt interessierte sich für meine Verse sehr – der pekuniäre Misserfolg seiner Versbücher (er brachte eines der stärksten lyrischen Gedichtbücher heraus, die ich überhaupt kenne. Georg Heym, „Der ewige Tag“. Lesen Sie es bitte!) verbot ihm die Annahme. Also. –

Ihre Arbeiten sind inzwischen richtig fortgeschritten, ja? Von „Kunst und Leben“ hört man jetzt wahrhaftig überall. Sogar hier an der Table d’höte sprach ich mit einem katho­lischen Geistlichen darüber. Sie können (hoffentlich auch materiell) zufrieden sein. Und Herr Merian? Und Berlin überhaupt? Ich sehne mich oft grade zu nach Berlin, nach seiner Frechheit, seinem Dreck, seiner Lebendigkeit und liebenswürdigen Gemeinheit. Gardone liegt wundervoll. Und die Luft ist einzigartig mild – wie im Juli bei uns. Ich liege den ganzen Tag draußen, manchmal sogar noch nach dem Abendbrot. –

Ich würde mich freuen, von Ihnen mal zu hören. Bitte empfehlen Sie mich Ihrer Familie und grüßen Sie Herrn Merian. Ihr sehr ergebener Alfred Henschke

Übrigens kann man sich hier in Gardone auf die einfachste und anständigste Art seinen Lebensunterhalt verdienen: hier ist, wie in Monte Carlo, eine Spielbank. Ich habe 200 Frc. gewonnen. Das ist einträglicher als Verse schreiben.

Lausanne-Mont Charmant, Av. de la Sallaz, 18. Juni 1912

Sehr geehrter Herr Merian,

besten Dank, suchen Sie sich bitte etwas aus, es ist natürlich nicht alles geeignet, aber vielleicht interessiert es Sie so. Am ehsten würden wohl die Jahreszeitengedichte sich eignen. – Gesundheitlich gehts mir augenblicklich ziemlich gut. Gearbeitet hab ich überhaupt nichts hier. Die durch die Krankheit, Veranlagung und Klima verursachte Faulheit hat sich zu sehr in die Glieder gefressen. Wenn ich erst wieder zu Hause bin, hoffe ich tüchtig ins Zeug zu gehen. Auf der Rückreise werde ich wahrscheinlich Berlin berühren. Hoffentlich seh ich Sie mal wieder. In drei Wochen verlass ich Lausanne. Schicken Sie die Manuskripte, falls es länger dauert, bitte an meine Crossner Adresse zurück.

Bitte mich der gesamten Heyder’schen Familie, einschließlich Onkel zu empfehlen. Bestens Ihr ergebner Alfred Henschke

Wismar, Schützenweg 5 (bei Schmidt), 14. September 1912

Sehr geehrter Herr Heyder,

ich bin in der nächsten Woche in Berlin, ich schreibe Ihnen noch, wann. Im Folgenden möcht ich aber zuerst einmal eine geschäftliche Anfrage an Sie richten. Ich kann das mit ruhigerem Gewissen tun, als ich es früher hätte tun können, früher, wo ich äußerlich und sichtbar so gar nichts vorweisen konnte. Und wer sich da nicht vor jedermann entblößen möchte: Sie wissen, wie unsicher er vor sich und dem Volke dasteht. Jetzt stehe ich einigermaßen auf den Füßen. Und kann einige (zaghafte) Worte wagen.

Ich habe nämlich die Absicht, eine Anthologie herauszugeben, eine Anthologie der neuen Lyrik, die mit Johann Christian Günther (1700 so und so) ihren gloriosen Anfang nimmt. Und habe dabei an Ihre „Bücher als Gefährten“ gedacht. Gewiss, es, gibt viel Anthologien und sie fressen den Lyrikern das Brot vom Maule weg – und sogar eine oder zwei gute. Das zu ändern liegt nicht in unserer Macht. Es scheint mir deshalb wohl angebracht (umso mehr, da Ihre »Bücher als Gefährten« sich so gut eingebürgert haben), auch geschäftlich die Konjunktur für Anthologien auszubeuten. Denn dass je eine Anthologie, und sei sie die übelste und unverdaulichste, Pleite gemacht hätte: davon ist mir nichts bekannt.

Ich aber denke natürlich an eine gute, an eine (sozusagen) Henschke’sche Anthologie. Denn eine Anthologie wird auch nur soweit interessieren, als ihr Herausgeber und Sammler interessiert. Sie muss also durch und durch subjektiv sein. Wobei: ca va sans dire subjektiv nicht willkürlich bedeutet, vielmehr: Wille zu unserem Guten;‘ zu unserer Schönheit. Also: Wille zum Stil.

Ich bitte Sie, den Plan zu überlegen, wenn Sie wollen, können Sie mir noch hierher schreiben, ich bin noch einige Tage hier.

Bitte empfehlen Sie mich Ihrer werten Familie und seien Sie bestens gegrüßt von Ihrem Alfred Henschke

Crossen/Oder, 14. Oktober 1912

Sehr geehrter Herr Heyder,

natürlich hab ich das Wichtigste wieder vergessen: ich bitte Sie folgendes vertraulich zu behandeln (Herr Merian kann es selbstverständlich wissen.) Nachdem man mir hier immer mehr zusetzt, mich endlich in einen sicheren Beruf zu schicken, dieser fromme Wunsch meiner Eltern mir auch insoweit entgegenkommt, als zum Ausgleich meiner sinnlichen Begabung mir eine praktische Tätigkeit mal ganz gut tut: hab ich mir über­legt, ob ichs nicht im Buchhandel versuchen sollte. Ich habe unzweifelhaft auch kauf­männisches Talent, das ich so doch in gesunde Bahnen lenken könnte. Bitte sagen Sie mir, wie ist der Gang? Wieviel Zeit als Lehrling? Da ich das Abiturium habe, wird mir doch wie in Berufen mit entsprechender Vorbildung ein Jahr erlassen? Ich möchte in München in eine kombinierte Buchhandlung (Sortiment und Kommission) eintreten, will aber, bevor ich den Schritt wage, erst den Fachmann, d. h. Sie um Rat fragen, denn zum Oberlehrer oder Bibliothekar oder gar Dozenten kriegt mich die Verwandten Meute doch nicht.

Es wäre mir lieb, wenn Sie mir umgehend schrieben, da es nicht so genau ist, ob ich über Berlin fahre. Vielen Dank zuvor! Ihr Alfred Henschke

München, Kaulbachstr. 56/o., 24. Dezember 1912

Sehr geehrter Herr Heyder,

dies gilt Ihnen als Verleger! Ich möchte von vornherein bemerken, dass ich Ihnen eine Ablehnung absolut nicht übelnehme, da ich nicht weiß (jedenfalls nicht genau weiß), ob das Angebot sich mit Ihren Verlagstendenzen deckt. Jedenfalls aber bitte ich um Ihren Rat. Es handelt sich um eine, für die Bühne geschriebene Szenenreihe von 3 Szenen: „Der Andere“. Ihre Aufführung in München ist, wie’s scheint, gesichert. Diese Szcenenreihe liegt nun im Druck – aber ohne Verlagsbezeichnung – vor. Einige Bekannte von mir gründeten einen Verlag hier und als erstes sollte „Der Andere“ erscheinen. Inzwischen haben sich Schwierigkeiten und Differenzen erhoben, und der Verlag „schwebt“ sehr in der Luft. Eine Einigung scheint kaum möglich. Ich möchte nun den Anderen nicht als Privatdruck umkommen lassen. Würden Sie ihn ev. nehmen? (Ich schicke ihn Ihnen mal zur Lektüre.) Oder was soll ich sonst mit ihm machen?

Die Sache hat bis nach Neujahr Zeit. Mit besten Grüßen und Dank für Ihre Mühe. Ihr Alfred Henschke

Crossen/Oder, 18. Mai 1913

Sehr geehrter Herr Merian,

schönen Dank! Sobald ich wieder in München bin, werde ich Ihnen sehr gern Verse schicken.

Es wird Sie vielleicht interessieren zu hören, dass ich seit 1. April in aktueller Satire (pseudonym) für die „Jugend“ wirke: als Jucundus Fröhlich. Das stellt mich materiell vorläufig auf eigene Füße, aber für wie lange? Man muss immer irgendwie fürchten, mit der „Jugend“ ob ihres teilweise greisenhaften Charakters mal in Konflikt zu kommen. Befriedigend oder unterhaltend ist die gewerbsmäßige Beschäftigung mit der menschlichen Dummheit auch nicht grade – nur eben (für mäßige Ansprüche) ganz einbringlich (z. Z. ungefähr 200 M. monatlich). –

Grüßen Sie Herrn Heyder bitte und sagen Sie ihm, er möchte bei einem etwaigen Besuche München’s für seine Kalenderzwecke doch einmal zu der Malerin Hedwig Dohm, Schwindstraße 29/iv Atelier gehen. Sie scheint mir schwarz-weiß Holzschnitt, Lithographie u. svw. sehr tüchtig. Sie hat auch in München schon ausgestellt und sehr anständige Kritiken erhalten. – Besuch verpflichtet ja zu nichts. Vielleicht hat er auch Zeit, bei mir mal heranzukommen. Ich wohne jetzt: Herzogstraße 42/111 links, ganz draußen in Schwabing. Beinah auf freiem Feld.

Bitte empfehlen Sie mich der ganzen Familie Heyder und seien Sie selbst bestens gegrüßt von Ihrem ergebenen Alfred Henschke

Bad Reichenhall, Bergweg 7, Villa Harslem, 2. Juni 1913

Sehr geehrter Herr Merian,

anbei schicke ich Ihnen einige Gedichte, die ich in Hinblick auf den Kalender ausgewählt habe. Sachen wie: „Frühling träumt in Augen blau …, Es dreht sich ja die Erde Eine Freundin, Wohnungsinschrift“ scheinen mir besonders geeignet. (Da Spruchweisheit bei mir ja immer sehr was ist.) – Ich kann Ihnen aber noch mit anderem (in anderem Rahmen) dienen.

Herr Hubert Wilm = München macht zuweilen Zeichnungen zu meinen Gedich­ten. Und da er, wie ich glaube, auch zu Kunst und Leben aufgefordert ist, wäre eventuell eine Kombination möglich: er und ich. Aber wie Sie wollen. Besprechen Sie es bitte mit Herrn Heyder. Mir ist eins so lieb wie das andre.

Mit den besten Grüßen, auch an Herrn Heyder, bin ich Ihr sehr ergebener Alfred Henschke.

Gestern rief der Kuckuck, als ich nach dem Thumsee spazieren ging, dreimal. Anlage: 9 Manuskripte

Arosa, Beau-Rivage, Graubünden, 20. September 1913

Sehr geehrter Herr Merian,

nun komme ich doch nicht nach Berlin, leider nicht. Bin schon wieder einmal vei moulu (körperlich). – Ich habe eine Bitte an Sie: Sie sprachen einmal von Dr. Milan kennen Sie ihn? Ich möchte ihm etwas schicken, weiß aber seine Adresse nicht. Wissen Sie sie? – Morgen ist in Berlin ein Sittlichkeitsprozess gegen mich. Sie werde ja in den Zeitungen lesen. Zugleich erscheint bei Erich Reiß heute das Gedichtbuch „Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!“ vonKlabund. Das bin ich nämlich! – Seien Sie so gut und schicken Sie mir den Kalender hierher. Ich bleibe vorläufig bis nächste Frühjahr hier.

Grüßen Sie Herrn Heyder und seine Familie (Berlin steht wie eine Fata Morgan vor meinen Blicken) und seien Sie selbst bestens gegrüßt von Ihrem ergebenen Alfred Henschke

Arosa, Beau-Rivage, Graubünden, 2. Oktober 1913

Sehr geehrter Herr Merian, ‚

schönen Dank! Aber was wollen Sie? Ich bin mit der Art Reklame durchaus einver­standen, wie sie Reiß betreibt. Solche Erscheinungen wie Klabund lassen sich gar nicht anders durchdrücken. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren: erst der Bluff hat mir die Pforten des „Pan“ zu der großen Aktion aufgeschlossen, die ich mit Klabund vorhatte und die mir bis jetzt unberufen geglückt ist. Ich brauchte nur den Finger aus­zustrecken und hatte plötzlich Verleger wie ich wollte, Verleger, die sich meinem bie­deren bürgerlichen „Namen“ Henschke nie ergeben hätten. Sowohl Wolff wie Reiß waren begeistert. (Übrigens in Parenthese: mit Recht. Klabund ist zwar eine Maske, aber eine ehrliche und – schmerzliche. Es sind meine besten Verse.) – Ich würde mich freuen, bei Gelegenheit zu hören, wie Ihnen und Herrn Heyder Klabund gefällt? – Der Prozess ist vertagt worden. Herzlichen Gruß ergebenst Henschke

Arosa, Beau-Rivage, Graubünden, 2. April 1914

Sehr geehrter Herr Merian,

ich schicke Ihnen beifolgend eine kleine Auswahl für „Kunst und Leben“. Es wäre mir aber lieb, wenn Sie meinen Beitrag mit Klabund signieren würden, denn unter diesem Namen gedenke ich in die sogenannte Unsterblichkeit einzugehen. In 14 Tagen erscheint (wieder bei Reiß) ein neues Buch von mir. Um dieselbe Zeit (18.-21. April) findet ein Klabundabend statt. Resi Langer rezitiert Klabund: Prosa, Verse, den letzten Akt von „Hannibals Brautfahrt“, die Reiß in seinen Bühnenvertrieb genommen hat,

Ich würde mich freuen, wenn Sie Zeit hätten, hinzugehen und mir kurz zu berichten, wie Resi Langer ihre Sache, und das Publikum seine gemacht hat. Die Kritik des Gedichtbuches war sehr gut (Bert. Tagebl., Münchner Neueste, Vossische usw. -besonders aber im Ausland: The Cambridge Magazine, Neue Zürcher Zeitung usw.).

Gesundheitlich gehts mir besser, aber leider noch nicht ganz gut. Ich hoffe Sie irr Mai oder Juni in Berlin zu sehen. Grüßen Sie Herrn Heyder, und empfehlen Sie mich der Familie Heyder. Ihr ergebenster Alfred Henschke

München, Herzogstr. 42, 21. November 1914

Sehr geehrter Herr Merian,

schönen Dank für den Kalender, auf den ich auch durch Rezension hinzuweisen hoffe. Meid, Greve-Lindau, Unold, Gulbransson, Liebermann gefallen mir besonders. Hoffentlich haben Sie auch geschäftlich trotz des Krieges Erfolg. Von mir sind inzwischen einige kleine Sachen erschienen: im Gelben Verlag „Klabunds Soldatenlieder“, denen ein zweites gleichartiges Heft folgen wird und im Goltzverlag München 12 Gedichte mit zwölf farbigen Holzschnitten. Wie geht es Ihnen und der Familie Heyder sonst? Beste Grüße, auch an Herrn Heyder der Ihre Alfred Henschke

Ein großes Buch mit Zeichnungen von Preetorius erscheint im Frühjahr.

B. Hätten Sie nicht Lust, in Ihren „Büchern als Gefährten“ eine Anthologie Vers und Prosa (von Pindar an) Krieg herauszugeben? Eine ganz auserlesene Sache. Ich plane so etwas. Haben Sie Lust, dann schreiben Sie sofort, ehe ich mit andern Verlegern verhandle.

 München, Herzogstr. 42, 24. Mai 1915

Sehr geehrter Herr Merian,

vielen Dank für Ihre Karte. Anbei 4 Gedichte. Vom Krieg. (Der ja wieder von vorne beginnt.) München soll sogar Hauptetappe werden. Für Italien. Wahrscheinlich werde ich eingezogen. – Wie gehts Ihnen und Herrn Heyder sonst? Ich habe viele Bücher fertig liegen: bei Reiß (einen Roman), bei der Insel (zwei kleine Gedichtbücher), bei Georg Müller (eine Anthologie), deren Herausgabe sich durch den Krieg auf das Ärgerlichste verzögert. Grüßen Sie bitte Herrn Heyder und seine Familie. Immer Ihr sehr ergebener Alfred Henschke.

Locarno-Monti, Villa Neugeboren, 28. Dezember 1918

Sehr geehrter Herr Merian,

anbei einige Verse zur Auswahl. – Wenn Sie übrigens gelegentlich ein Gedicht von mir für Ihre „Heimatlandbücher“ verwenden könnten, würde es mich freuen.

Politische Diagnose … möchte ich mir ersparen. Ich habe leider immer Recht behalten. Als ich am ersten Tage der Berliner Revolution meine Skepsis äußerte, hat man mich ausgelacht. – Revolutionen haben immer die Neigung, sich zu radikalisieren. Nur Schwachköpfe wie Scheidemann u. Co. wissen so etwas nicht.

Ich weiß nicht, ob Sie meine gelegentlichen politischen Aufsätze gelesen haben. Die vorige Zensur hatte sie fast alle unterdrückt. Und jetzt ist an Stelle der Zensur die „öffentliche Meinung“ getreten, die, was sie nicht hören will, einfach überhört.

Es wird weiter gelogen. Deutschland ist fertig, erledigt, aus. Was die materielle Seite anbetrifft. Und kann sich nur noch in die Idee herüberretten. Mit ergebenem Gruß Alfred Henschke

Locarno-Monti, 4. März 1919

Sehr geehrter Herr Merian,

ich möchte auf Ihren Brief gern einiges erwidern.

1) Die internationale Idee der Humanität, die Idee des Völkerbundes usw. kann gar nicht dadurch entweiht werden, dass sie von einer kapitalistisch-imperialistischen Sippe heuchlerisch interpretiert wird. Wie diese Idee Deutschland zerschlagen hat, so wird auch die Entente mit unfehlbarer Sicherheit daran krepieren.

2.)Es ist bedauerlich, dass das deutsche Bürgertum, nachdem es 4 Jahre lang belo­gen worden ist, noch immer weiter von seiner „sozialistischen“ Regierung und ihrer Presse belogen wird. Niemals ist eine bösartigere und verlogenere Kampagne geführt worden als z. B. gegen Eisner, diesen wahrhaft reinen und guten Menschen und Politi­ker. Nicht Eisner, sondern die Hetze gegen ihn hat dem deutschen Ansehn wieder einen schweren Stoß versetzt.

3.) Der Auslanddeutsche hat die Möglichkeit einer Regierung Scheidemann etc. nie begriffen. Dass sie Tatsache werden konnte, ohne dass das Volk dagegen in seiner Gesamtheit rebellierte, beweist, wie im Unklaren man in Deutschland ist, erstens über die Leute um Scheidemann, zweitens über die Stimmung der gesamten übrigen auch sozialistischen Welt.

´4.) Die Politik der Proteste wegen Vergewaltigung etc. ist vollkommen verfehlt. Das deutsche Volk weiß bis heute noch nicht, was für Ungeheuerlichkeiten das alte Regime im Namen Deutschlands auf sich geladen hat. (Zu dem Ungeheuerlichsten gehört die Mitschuld und das Mitwissen um die Armenier Metzeleien, die 2 Millionen Menschen eines alten Kulturvolkes hingeschlachtet haben.) Protestieren darf nur der, der bereit ist, die gleichen Forderungen an sich selber zu richten.

5) Je toller die Entente es treibt, umso schneller wird sie zusammenbrechen. Der Friede wird entweder ein sozialistischer Friede sein – oder er wird nicht sein.

Ich will Ihnen einige Namen nennen (Ich habe im November 18 versucht, in der deutschen Presse darauf hinzuweisen und den Vorschlag gemacht, aus ihnen die Friedensdelegation zu wählen. Die Presse hat meinen Vorschlag refüsiert, dumm wie immer.), die Deutschlands Ansehen in der Welt gefördert und gehalten haben: Lichnowsky, Foerster, Eisner, Muehlon, Harden, H. Mann, Bernstein, Schlieben. Ihr ergebener Klabund

Berlin, 7. November 1919

Lieber Herr Heyder,

haben Sie den Abend gut überstanden? Hoffentlich besser als ich. Ich bin direkt deprimiert nach Hause gekommen; ich bedauerte es schmerzlich, dass ich mich von Reiß dazu hatte überreden lassen, Resi Langer in das Programm aufzunehmen. Diese ollen Kamellen aus Morgenrot und Karussell mögen in ihrer Art ganz gut sein, sie passen nicht zu den Sachen, die ich heute als Angelegenheiten meines Herzens vertrete. Sie sind auch, so hart daneben gestellt, nur geeignet, meine heutigen Bestrebungen zu diskreditieret!. Man soll nie aus Höflichkeit schwach sein. Ich will es auch nicht wieder sein.

Ich komme in den nächsten Tagen mal nach Anruf. Ich hätte Ihnen auch einen (kleinen) Verlagsvorschlag (keine eigenen Sachen, Sie brauchen keinen Schreck zu bekommen) zu unterbreiten. Mit besten Grüßen, auch an Ihre Gattin Ihr ergebener Henschke

Passau, Ludwigsplatz 1, Juni 1920

Lieber Freund Heyder:

hier die Korrektur sofort. Ich habe alle Kommata und große Anfangsbuchstaben innerhalb jedes Spruches weggelassen. Es wirkt rhythmisch besser. Ich hätte gern noch eine letzte Korrektur, die ich umgehend erledigte. – Seien Sie meiner herz­lichen Teilnahme beim Hinscheiden Ihres Vaters gewiss. Ich habe den alten Herrn sehr lieb gehabt: er stirbt den schönsten Tod: den organischen Tod. Die Erde wird ihm leichter sein als uns, die wir auf ihr noch herumstolpern müssen. Bitte grüßen Sie auch Tante Pauline herzlich. – Von Hesse las ich eben sein letztes Buch: Klingsor. Er ist ein ganz Neuer darin: in den beiden letzten Novellen. Feurig und sogar wild. Ich finde die mittelste: Klein und Wagner: das Beste, was er überhaupt geschrieben. – Von meiner Literaturgeschichte erscheint demnächst eine neue und überarbeitete Auflage: 10. bis 20. Tausend. – Herzlichen Händedruck und Empfehlung an Ihre verehrte Gattin Ihr Alfred Henschke

vor 10. August 1920

Lieber Herr Heyder,

anbei die Korrektur. Ich leide neuerdings mal wieder an allerlei Depressionszuständen, in denen mir jede Willenshandlung ein Greul ist. Nichthandeln, nicht wollen, nicht denken. Wie die Berge. – Sonderbar hat mich Ihre Annonce der Legenden Bröger’s berührt: ich selbst habe 33 Legenden geschrieben: noch im Juli, in Passau, die ebenfalls schon im Druck sind – und beinah, nach einer Legende – ebenfalls „Die vier­zehn Kothelfer“ geheißen hätten!!!

Meine Adresse bleibt Passau. Das ist am sichersten.

Haben Sie meine Karte bekommen aus Tirol! Herzliche Grüße und Empfehlungen Ihr Klabund

München, 1. September 1920

Lieber Herr Heyder,

„Laotse“ geht morgen ab. Honorar, auch sonst, einverstanden. Könnten Sie mir ein paar hundert Mark gleich schicken? Bin nämlich in Verlegenheit. – Anstelle der von Ihnen für „0 Deutschland“ vorgeschlagenen sähe gern ein paar Bessere. Sehe noch nach. Herzlich Ihr K

München, 14. September 1920

Lieber Herr Heyder,

ich bin wahrscheinlich in der Woche des 20. in Berlin, weil ich in der Gegend da oben lese. Ich hoffe dann, Sie zu sehn und zu sprechen. – Reiß scheint sich mit mir einigen zu wollen. Aber beschwören will ich’s noch nicht. Herzlichen Gruß, auch an Ihre Frau Gemahlin Ihr Klabund

München, Schwindstraße 29 – 3. Oktober 1920

Lieber Herr Heyder,

ich komme heute in einer absolut vertraulichen Angelegenheit, über die ich Sie mit niemand anderem ein Wort zu sprechen bitte.

Ich bin mit Reiß in Differenzen geraten. Aus finanziellen Gründen. Ich bin der Ansicht, dass er mir zwanzigtausend Mark schuldet, und er will mir monatlich nur 600 M. zahlen. Ich hoffe, dass er noch Vernunft annimmt und einlenkt, andernfalls wäre der Bruch mit ihm da.

Ich wäre in diesem Falle gezwungen, mir einen andern Verleger zu suchen. Und ich dachte da u. a. auch an Sie.

Von Reiß wären in diesem Falle zu übernehmen: Moreau, Mohammed, Karussell, Marketenderwagen, die sämtlich momentan vergriffen sind. Die beiden letzteren wurden von mir völlig umgearbeitet. Karussell würde der Sammelband meiner Grotesken, Marketenderwagen der Sammelband meiner kleinen Prosa. Ich würde also alles daran setzen, mein Werk repräsentabler zu gestalten. Die Sonette, die Neuauflage meiner Gedichte, ebenfalls erweitert, ein Sammelband Dramen: all dies wäre auch zu übernehmen. Natürlich stellte das alles zusammen ein großes Kapital dar. Meine Honorarvorschläge wären ganz präzise ausgedrückt:

15 % vom Ladenpreis: Dramen, Lyrik

20% : Novelle, Roman.

Vorausbezahlt: eine Auflage bei Lyrik, drei bei Novelle, fünf beim Roman.

Ich weiß natürlich nicht, wie Sie im Ganzen zu mir stehen, ob Sie mein Gesamtwerk, das ich damit zu ordnen begänne, vertreten könnten und wollten. Jedenfalls würde mich Ihre Meinung interessieren und ich wende mich an Sie, weil ich zu Ihnen das wichtigste empfinde, was ein Autor seinem Verleger gegenüber empfinden kann: Vertrauen.

Mit herzlichem Gruß Ihr Klabund.

vor 17. November 1920

Lieber Herr Heyder,

es ist so entsetzlich, dass in Berlin immer was dazwischen kommt. Hier in Eile noch ein paar Recensentennamen:

Dr. Hans Sochaczewer, Lietzenburgerstr. 12, Berlin W15
2. )   Dr. Erich Krafft, Stubbenstr. 12, Berlin W 30
3. )   Werner Meinhold, Zimmermannstr. 12, Berlin-Steglitz
4. )   Dr. Karl Wilczynski, Burgstr. 23, Berlin C 2
5. )   Hanns Johst, Oberallmannshausen, Post Leoni (Starnbergersee – Bayern)
6. )   Dr. Ahlborn, Johnallee 54, Hamburg
7. )   Dr. Franz Ulbrich, Landestheater Meiningen
8. )   Dr. Madsack, p. A. „Hannoverscher Anzeiger“, Hannover
9. )   Feuilleton-red. der „Tribüne – Mannheim“
10. ) Moritz Lederer, Augusta-Anlage 9, Mannheim
11. ) Dr. Julius Kühn, Sonntagsanger 9, Coburg
12. ) Kurt Martens, Ungererstr. 34/11., München
13. ) Waldemar Jollos, Schweizerland, Scheuchzerstr. 18, Zürich
14. ) Georg Gustav Wießner, Türkenstr. 18, München
15. ) O. E. Hesse, Schmargendorferstr. 18, Berlin-Friedenau.
Herzlichen Gruß! Ihr K.

Berlin, vor 1. Dezember 1920

Lieber Herr Heyder,

ich komme heute mit einer großen Frage. Beiliegend ein kleiner Band Gedichte (37), den ich für recht gut halte. Frauenlieder von – Irene Heberle. Ich weiß, wie schwer es ist, von einem unbekannten Autor Gedichte zu verlegen; ich würde Ihnen, falls die Gedichte Ihnen gefallen, diesen Vorschlag machen: einen kleinen Band zu machen, Umfang und Ausstattung wie Laotse (Kubin würde die Titelzeichnung liefern: denn er ist sehr befreundet mit Frau Heberle und mir): die Gedichte hintereinander gesetzt in einer zarten Fraktur: ich würde eine bestimmte Anzahl von vornherein garantieren: sagen wir 500 Ex. Oder auch eine bestimmte Summe zur Deckung bei Ihnen hinterlegen. Es wäre nur die Frage, ob Sie principiell einverstanden sind. In diesem Falle könnten Sie’s gleich in Druck geben: ich möchte Frau Heberle nämlich den Druck zu Weihnachten schenken. Im Fall Sie’s nicht machen, bitte schicken Sie [sie] sofort mir zurück, gell? weil ich mich dann mit einem andern Verleger in Verbindung setzen müsste. Herzlichen Gruß Ihr Klabund

Positano, Provincia di Salerno, Albergo Roma, 29. April 1921

Lieber Herr Heyder,

mit beiliegender Karte, die Sie interessieren wird, sende ich Ihnen einen herzlichen Gruß. Ich bin nun schon einige Wochen hier in Positano und fühle mich hier herrlich wohl: in all seiner Wildheit und Monotonie ist das eine Stadt, wie es davon wenige gibt: Landschaft und Architektur gehen ineinander über: Haus und Feld sind eins. (Die Mauren haben Positano gegründet.) Wenn Sie jemals nach Italien kommen und sich ausruhen wollen: gehen Sie hierher. Es ist auch bei weitem das billigste, was es in Italien gibt: ausgezeichnete Pension 18 Lire den Tag. (In Rom bezahlen Sie wenigstens ein drei bis vierfaches) Ich habe viel gearbeitet hier: einen neuen Roman. Zeitungen hab ich seit 6 Wochen nicht gelesen. Ich weiß nicht, was in Deutschland oder sonst wo vorgeht. Ich schwanke sehr, ob ich in Italien bleiben soll. Freilich: das leidige Geld. (Die Mark ist wieder sehr gefallen.) Ich war vorher in Bologna, Florenz, Rom, Capri. Neben Positano der stärkste Eindruck: Florenz von der Piazza Michel Angelo.

Viele Empfehlungen an Ihre Gattin, Ihre Familie, herzlichen Händedruck Ihr Klabund – An Tante Pauline einen besonderen Gruß!

Crossen/Oder, Jahreswende 1921/1922

Lieber Herr Heyder,

vielen herzlichen Dank für den schönen Schnitt von Goldschmitt. Er bereitet mir großes Vergnügen. Alles alles Gute wünsche auch ich Ihnen zum neuen Jahr: Gesundheit für Frau und Kind, Glück braucht man ja da nicht wünschen – und gesegnetes Gedeihen dem Verlag. Ich denke, Sie kommen nach Neujahr bald herein, damit wir über alles sprechen. Haben Sie gelesen, dass Werner Jansen, ich glaube bei Westermann, die „Deutschen Volksbücher“ herausgibt: vollständig, irre ich nicht, kostet das Buch 70 Mark. Wollen Sie sich nicht mal erkundigen? Ich habe am 23. Premiere in München gehabt: „Nachtwandler“. Hoffentlich hats diesmal keinen Skandal gegeben wie in Hannover. Nochmals herzlichen Gruß, auch von meinen Eltern, immer Ihr Klabund

Crossen/Oder, Adlerapotheke, 3. Januar 1922

Lieber Herr Heyder,

das erneute Durchblättern von Goethes Sprüchen in Keimen bringt mich auf den Gedanken, eine Auswahl daraus sowie den Sprüchen, die in seiner Gedichtsammlung noch verstreut sind, müsste sehr hübsch sein. Als Ganzes sind die Sprüche in Reimen wegen ihrer Zeitbedingtheit heute ja schwerverständlich, im Einzelnen aber sehr tref­fend, tief, und witzig. Ich dachte da an ein Heft wie Laotse: 2 Bogen, kleine Type: so dass man etwa 100 Sprüche unterbringen könnte. Ich sende Ihnen anbei die Sprüche. Schönsten Gruß auch an Ihre verehrte Gattin und das Kind – immer Ihr Klabund

München, 1. August 1922, Elsenheimerstr. 16/IV.

Lieber Herr Heyder,

eine Bitte hätt ich heute: in Lankwitz soll eine Einküchensiedlung im Entstehen sein. Hersteller: Architekt Robert Adolph, Charlottenburg, Tegeler Weg 5, Amt Wilhelm 5767. Einfamilienhäuser 3 und 5 Zimmer. Die Anzahlung sehr gering. Bitte rufen Sie doch mal an. Erkundigen Sie sich nach den Bedingungen, und wenn Sie einmal Zeit haben sollten – es ist doch in der Nähe von Ihnen – sehen Sie sich die Siedlung doch mal an, ob solch 3 oder 5 Zimmerhaus für mich in Betracht käme. Ich habe wirklich manchmal Sehnsucht nach solch eigenem Heim. Vielen Dank, herzlichen Gruß Ihrer Familie und Ihnen Ihr Klabund

Mülheim/Ruhr, Prinzenhöhe 24, vor 1. Dezember 1922

Lieber Herr Heyder, ‚

kaum war ich in Berlin, trieb es mich schon wieder fort. Sehr zu meinem Segen. Ich habe hier in zehn Tagen einen neuen, kleinen heroischen Roman (im Mittelpunkt der Handlung steht Zar Peter l. von Russland) geschaffen, und ich glaube, dass es was geworden ist. – Ich bin am 1. Dezember wieder in Berlin und hoffe, dass wir uns bald tref­fen. Wollen Sie die Lyrikauswahlbände fortsetzen? Für diesen Fall anbei eine Heine Auswahl, Gedichte und Balladen in i Bändchen: 21 Gedichte, 13 Balladen. Vielleicht sehen Sie sich die Auswahl einmal an, ich glaube, Sie haben den gleichen Heine.

Herzlichen Gruß, auch an Ihre verehrte Gattin Ihr Klabund

Berlin, 23. Februar 1923

Lieber Herr Heyder,

, ich bin, weil ich mein Konto überzogen habe, ein wenig in der Klemme. Wäre es Ihnen möglich, mir a conto unsrer geschäftlichen Beziehungen eine kleine Summe zu über senden?

Vielen Dank Ihr Klabund

Enzklösterle, Schwarzwald, Hotel Waldhorn, 8. März 1923

Lieber Herr Heyder,

Sie erhalten dieser Tage das Goethemanuscript, mit dem ich mich hier täglich beschäf­tige, 2 Gedichte (extra bezeichnet) sind noch den Hymnen beizufügen. Die Bände sollen jetzt heißen: I. „Lieder und Gedichte“ II. „Hymnen“, III. „Balladen und Romanzen“ (- der schwächste Band; was aber nicht an mir liegt), IV. „Sprüche in Versen“. Ich sage: in Versen, um der Verwechslung mit einem Goetheband aus dem Wege zu gehen, und weil ich ja auch reimlose Sprüche, Distichen aufnehme. – Wie ists mit dem Nachwort? Zu jedem Band eines? Doch wohl. – Hier ists leider sehr kalt und winterlich. Ich bin mehr im Zimmer als draußen. Das Essen und die Ruhe tun aber auch schon gut. Herzlichen Händedruck Ihr Klabund – Bruno Frank hat einen Hymnus auf das „Heiße Herz“ gesungen.

Enzklösterle, b. Wildbad, Schwarzwald, Hotel Waldhorn, 14. März 1923

Lieber Herr Heyder,

hier das Manuscript zum „Goethe“. Der Umfang des Bandes „Lieder und Gedichte“ erschreckt Sie wohl: aber ich fürchte, sehr viel kleiner wird es sich nicht herstellen lassen. Bei den „Balladen“ setzen Sie, in der angegebenen Reihenfolge, vorläufig nur die rot x angekreuzten. Die Reihenfolge habe ich überall genau angegeben. Auch bei den Sprüchen, die ich in 9 Abteilungen teilte, die aber vielleicht nur durch Strich oder Absatz zu trennen sind. Und nur im Inhaltsverzeichnis Abschnitt-Überschriften. -Der Matisse ist verkauft. – (Ich bitte Sie, in der gleichen Ausstattung wie die andern beiden Stendhalbände mir auch die übrigen zu besorgen: mit Ausnahme der Bände „Renaissancenovellen“ und „Über die Liebe“, Propyläenverlag und mir auf mein Konto zu schreiben. Lassen Sie die Bände aber bitte dort!) – Ich bleibe noch etwa 10 Tage hier. Auch bei den Gedichten habe ich die allerallerersten Ranges mit einem x Kreuz versehen. Leider sind mir die 4 rot unterstrichenen verloren gegangen, ich muss Sie bitten, sie aus einer Ihrer Ausgaben zu ergänzen: es sind:

1. ) „Lied des Lynceus“ (Zum Sehen geboren)
2. ) „Wonne der Wehmut“ (Trocknet nicht, trocknet nicht -)
3. ) „Wechsel“ (1767, das 42. von den „Liedern“ in der Goetheschen Ausgabe)
4. ) „Nachtgedanken“ (Euch bedaur ich, unglückselige Sterne)
Schönsten Gruß Ihr Klabund

Nach dem 21. März 1923

Lieber Herr Heyder,

vielen Dank für das Geld. Es war lieb von Ihnen, es noch vor der großen neuen Teuerungswelle zu schicken, die zweifellos bevorsteht. – Zu Goethe: anbei die Korrekturen von „Sprüchen in Versen und Balladen“. Bei den Balladen ist die Legende neu zu setzen. Bei den Sprüchen sind nach dem Ende jeder Abteilung Absätze zu setzen, der Text ist mit dem Manuscript zu vergleichen, das mir leider nicht zur Hand war. Die am Rand mit X versehenen Stücke können fortbleiben, so dass etwa 1-2 Seiten erspart werden. – Die beiden Bände können umbrochen werden. Bei den Balladen geb ich noch mal die Reihenfolge an. – Was die Gedichte und Hymnen betrifft, so möchte ich doch bei ihnen streng das Prinzip der zeitlichen Reihenfolge durchführen. Soweit meine dürf­tigen Hilfsmittel es erlaubten, tat ich’s ja schon in Enzklösterle. Ich möchte Sie aber doch bitten, zu dem Behuf auf mein Konto den Band Goethes Gedichte in zeitlicher Reihenfolge (ediert von Graf, Inselverlag) baldigst zu besorgen. (Ich besitze ihn, kann ihn aber nicht finden.) Ich möcht’s auf ein Ungefähr doch nicht ankommen lassen. Schönsten Gruß, auch an Ihre Gattin, stets Ihr Klabund

Berlin, 20. Juni 1923

Lieber Herr Heyder,

ich habe es mir noch einmal reiflich überlegt: ich möchte aus den „Hymnen“ die „Ceder“ doch lieber fortlassen. (Benn) machte mich darauf aufmerksam, dass sie in der Tat sehr ungoethesch und fast von Herder ist. Also: sie falle!

Herzlichen Gruß Ihr Klabund

Bitte nachzusehen ob S. 77 „Suleika“ nicht auch von Marianne v. Willemer ist!! Hofft ich nicht, wir sehn uns wieder so abgeänderte Seite zu sehn ihn wieder.

Berlin S. W., Halleschestr. 21/1. r., 5. Juli 1923

Lieber Herr Heyder,

hätten Sie etwas dagegen, dass „Der letzte Kaiser“ noch vor der Buchausgabe in 2 Nummern „der Jugend“ erscheint? Ich denke nicht. Bitte schreiben Sie mir eine Zeile! Schönsten Gruß Ihr Klabund

Haben Sie mit Kurth wegen der eventuellen Vorbereitung zum kunstwissenschaftlichen Doktor gesprochen? Was sagt er Ihnen principiell?

Mannheim, Augusta-Anlage 9/1., Hofkonditorei G. Belbe, 29. Juli 1923

Lieber Herr Heyder,

anbei die Korrektur. Die letzte lesen wohl Sie bitte. Wann soll die Novelle erscheinen? Ich denke, vor Oktober nicht. – Gesundheitlich geht mir’s so so. D. h. ich fühle mich recht wohl, aber es scheint nun doch, dass ich eine Kehlkopftuberkulose attrapiert habe (bitte behalten Sie das aber für sich und erzählen Sie’s nicht Ihrer Mutter, die ich übrigens herzlich zu grüßen bitte, sonst sagt sie’s meinen Eltern weiter und ich weiß, wie meine Mutter sich ängsten würde). In normalen Zeiten ginge ich sofort nach Davos und ließ mich von Dr. Rüedi, dem Davoser Kehlkopfspezialisten, behandeln. Vielleicht gelingt mir wenigstens ein kurzfristiger Aufenthalt nächsten Herbst in Italien. Aber ich kann meine Rücklage auch nicht angreifen. Was dann? In diesem Taumel der Geldentwertung muss man versuchen, das bisschen, was man an fremden Noten hat, zu behalten. – Herzlichen Gruß, auch an Ihre Gattin,

Ihr Klabund

Mannheim, Augusta-Anlage 9/1., Sackzentrale GmbH., 2. August 1923

Lieber Herr Heyder,

glauben Sie, dass Liebermann für eine Luxusausgabe meiner Gedichte eine Zeichnung oder irgendetwas hergeben würde? Können Sie nicht mal antippen?

Herzlichen Gruß, Empfehlung Ihr Klabund

Crossen/Oder, vor 9. Oktober 1923

Lieber Herr Heyder,

sobald meine Bände in der Wandersmannbücherei fertig sind, bitte ich Recensionsexemplare zu schicken an:

1. )  Lutz Weltmann, p. A. Berliner Tageblatt
2. )  Gerhart Pohl Neue Bücherschau, Berlin Friedenau, Offenbachstr. 4
3. )   Carl Werckshagen für Junge Menschen, Berlin Charl., Pestalozzistr. 88a
4. )  Gerhard Ausleger, Heikendorf, Kieler Föhrde, Haus Vogel
5. )   Bernhard Diebold, Frankfurter Zeitung, Frankfurt/Main
6. )  Anton Schnack, Neue Badische Landeszeitung, Mannheim
7. )  Dr. Hans Wesemann, Philippstr. 13 A, Portal 11, p. A. Poch, Berlin
8. )  Otto Ernst Hesse, Blücherstr. 12, Berlin, (Korrespondenz Damman)
9. )  Hardy Worm, p. A. Berliner Volkszeitung, Berlin
10. ) Hans Sochaczewer, p. A. Vorwärts, Lindenstr., Berlin
11. ) Dr. Karl Wilczynski, (für Börsenzeitung), Berlin C 2, Burgstr. 23 ‚
12. ) Harry Kahn, Alsbach, Hessen, Bergstraße
13. ) Monty Jacobs, Vossische Zeitung
I14) Otto Zarek, p. A. Münchner Kammerspiele, München
15. ) Hanns Braun, Geiselgasteig (bei München), (Post Großhesselohe),
Korsostr. 11
16. ) Ludwig Finckh, Gaienhofen/a. Bodensee
17. ) Alfred Graf, Sulzbacherstr. 81, Nürnberg
18. ) Franz Ose, Hintere Bleiche, Mainz
19. ) Ludwig Winder, p. A. Bohemia, Postfach 491, Prag
20. ) Stroh, Heinz, Franzstr. 11/1., Berlin S.O. 16
21. ) Feuilletonredaktion Hamburger Echo, Hamburg
22. ) Prof. Witkowski, Ehrensteinstr. 20, Leipzig
23. ) Prof. Artur Kutscher, Universität München
24. ) Prof. Philipp Witkop,  Universität Freiburg
25. ) Carlo Philips, Neue Schloßstr. 26, Heidelberg
26. ) Georg Hermann, Schlierbach b. Heidelberg.

Herzlichen Gruß Ihr Klabund – Achten Sie gut auf mein Ihnen übergebenes Wertpaket. Es ist mein ganzes Vermögen und infolge der Dollarsteigerung für meine Verhältnisse recht viel.

Berlin, 2. November 1923

Lieber Herr Heyder,

wie schade, dass Sie mich nicht trafen: ich stecke aber in fürchterlicher Arbeit: das Schauspielertheater hat ein Stück von mir im Entwurf acceptiert, und nun muss es bis 27. XI. geschrieben sein. Bitte kommen Sie Dienstag.

In der „Börsenzeitung“ soll eine glänzende Besprechung des Kaisers gestanden haben. Wollen Sie mir noch einen persönlichen Gefallen tun? Und an Frau Xenia Schwarzwald, Wien VIII, Josefstaedterstr. 68, in meinem Auftrag je 10 Letzter Kaiser, Eichendorff, Mörike, Heine senden? Die Dame hat sich meiner unsagbar großmütig und Iiebevoll angenommen. (Die Bücher möcht ich ihr für ihre zahlreichen Bibliotheken (Wohlfahrt) geben.) – Tausend Dank und Gruß Ihr Klabund – Bitte lassen Sie im Lauf nächster Woche von zuverlässigem Mann die große Mappe holen! Ich fahre Ende der Woche.

Davos, 20. November 1923

Lieber Herr Heyder,

vielen Dank für all Ihre Wünsche! Ihr Brief mit Scheck etc. kam an. Ich glaube, es ist besser, nichts eingeschrieben zu senden. In meinem Misstrauen gegen die deutsche Post glaube ich, dass uneingeschriebene Briefe ungefährdeter ihr Ziel erreichen. -Dies Sendung 4. Hat Ihre Frau Mutter den Brief mit circa 13/4 Billionen erhalten? Davon war 1 Billion für sie, 3/4 Billion für Sie bestimmt. Ich ließ für Tante Pauline auch 1 Billion (zum Dollar Ausgleich) bei Frau Hertz zurück. Ich erwähne das nur der Ordnung halber, um Bescheid zu wissen. –

Seit heut kann ich wieder etwas flüstern. Der Eingriff ist gut verlaufen, am 3. xii. steht mir derselbe Scherz nochmals bevor. Hoffen wir das beste.

Beifolgenden Brief bitte in ein Couvert zu tun und Hr. Prof. Steinthal zu übersen­den. – Senden Sie bitte an Hr. Wolfgang Hartmann, Oberhirzing bei Kitzbühel, Haus Guntermann, Tirol: Letzter Kaiser, Eichendorff, Mörike. – Wenn Sie mir einige Kaiser und Lyrik hierher senden wollten, wäre ich dankbar. Bitte aber alles anzukreiden. An Dr. Rüedi, Davos-Platz, der ein prachtvoller Arzt und Mensch ist, Kalender und Kaiser zu senden in meinem Auftrag, bat ich wohl schon.

Alles Gute. Vor einem Jahr werden wir uns kaum wiedersehn. Dann aber werde ich hoffentlich wieder schreien können wie ein Maulesel. (Sie wissen vielleicht, dass das der gewaltigste Schrei ist, den es gibt.) – Herzlichen Gruß an Ihre ganze Familie Ihr Klabund

Die Karte an Frau Hertz geben Sie wohl gelegentlich ab!

Das Mädchen am Zeitungskiosk Anhalter Bahnhof hat sich neulich zu ihrem Nach­teil mit Goldpfennigen schwer verrechnet. Bitte geben Sie ihr doch 200-300 Milliar­den zum Ausgleich, wenn Sie vorbeikommen.

Davos, vor dem 3. Dezember 1923

Lieber Herr Heyder,

tausend Dank für Ihre Mühen! Anbei Nr. 6. Die Karte an Pflaum braucht eine nähere Adresse. Finden Sie 20 Frcs. nicht reichlich teuer für Zeitungsausschnittabonnement? (50 Ausschnitte.) Früher kosteten 100 Ausschnitte 20 Mark. – Ich lag jetzt einige Tage zu Bett, akute Bronchitis, heut will ich wieder aufstehn. Hesse hat mich be­sucht. Wassermann ist auch hier. (Im selben Haus.) – Hat Tante Pauline wirklich alles erhalten? 1 Billion im Couvert lag bei Hertz, 13/4 Billionen sandte ich ihr aus der Schweiz. – Ist das Packet aus Wien noch nicht eingetroffen? Erbitte Antwort. –

Sagen Sie mir bitte, ob Sie irgendetwas im Haushalt brauchen: Kaffee, Thee, Kakao, Fett, Käse, Marmelade – es ist alles hier viel billiger und in hoher Qualität zu haben. Ich sende Ihnen gern ein Packet, wir können es ja gelegentlich verrechnen. Ich würde Ihnen vorschlagen 5 Kilo, etwa so:

Kaffee 1 Pfund
Kakao 1  Pfund
Fett 2  Pfund
Marmelade 2  Pfund
Käse 1  Pfund
Eßschokolade ein halbes Pfund
Pains ein halbes Pfund

Was meinen Sie?

Ich würde Sie auch als Dritten am Wiener Packet gern beteiligen: aber es scheint ja verloren!

Ich brauchte meine Bergstiefel (schwer genagelt), ein Paar gefütterte Stiefel, und Kamelhaarlatschen, alles drei im Waschtisch. Besteht Möglichkeit, das im Packet zu schicken? Herzlichen Gruß, auch an Ihre Gattin Ihr K.

Davos, vor 31. Dezember 1923

Lieber Herr Heyder,

alles Gute im neuen Jahr Ihnen und Ihrer Familie! Möge die Besserung in Deutschland anhalten! Von mir kann ich Gutes berichten: die 3. Operation hat so gut gewirkt, dass ich bereits wieder tiefe Töne reproduzieren kann und die Stimmbänder sich regenerieren. – Wie war das Weihnachtsgeschäft? – Ich bitte um Ihre Rechnung bis 31. XII.! Dürr und Weber haben mir eine horrende Abrechnung in Papiermark geschickt, die ich nicht akzeptiert habe. Statt etwa 250 Goldmark rechnen sie 70 (!) Goldpfennig heraus. – Senden Sie Dr. Wesemann, N.W. 6, Philippstr. 9, Letzter Kaiser, die Gedichtauswahl, auch Schiller, Hölderlin zur Besprechung in der sozialistischen Parteipresse. (Unter Berufung auf mich.) – Ich bin hier modelliert worden, sende Ihnen Bild. Wie ist Büttner’s Radierung? Haben Sie Probeabzug? – Reiß (der plötzlich Mut bekommen hat) will im nächsten Jahr meine gesammelten Schriften machen – was meinen Sie? Herzlichst Ihr Klabund

Davos, 16. März 1924

Lieber Herr Heyder,

, vielen Dank für Ihre Mühen, für Ihren Brief. Hoffentlich werden Sie bald endgültig von Ihren Furunkeln befreit. Ich glaube sicher, sie sind eine Folge der durchschnittlich so qualitätslosen Nahrung in Deutschland. – Von mir kann ich gesundheitlich Gutes berichten. Im Übrigen warte ich seit 4 Wochen auf 1000 M., die mir Reiß als Vorschuss meines Dramas versprochen. Sie kommen und kommen aber nicht. Ich bin schon ganz unruhig. Sehr freundlich und freundschaftlich hat sich übrigens Elisabeth Bergner benommen. Sie ist nicht an der ganzen Konfusion schuld. Ich habe ihr darin Unrecht getan oder gedacht. – Wenn Sie zu Frau Hertz kommen, grüßen Sie sie sehr. Den Burchards brauch ich vorläufig nicht. Senden Sie doch Hr. Schiffbauer, Berlin Grunewald, Cunostr. 48, einen Letzten Kaiser in meinem Auftrag. – Hier lebt ein sehr guter Holzschneider, Bauknecht, Davos Platz, Unter den Arkaden, der für den Kalender der was wär. (Er ist Reichsdeutscher.) Er hat einen glänzenden Porträtholzschnitt von Jakob Wassermann gemacht. Schreiben Sie ihm doch mal. Er ist ein armer Teufel, auch krank, aber sehr begabt. Lassen Sie sich was zur Ansicht schicken. –

Wäre es Ihnen möglich, Herrn Alfred Graf (dem Dichter) Nürnberg, Sulzbacherstr. 80, eine Abschrift des Sonetts auf Nürnberg (aus dem Heißen Herzen) zu senden? Sowie einen Letzten Kaiser, falls er ihn noch nicht hat. Herzlichen Gruß Ihnen allen Ihr Klabund

Lugano poste restante, 1. Mai 1924

Lieber Herr Heyder,

herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Brief. Dass Sie sich ein eigenes Haus bauen, finde ich sehr vernünftig. Wollt Gott, ich käme auch einmal so weit. In den Münchener Neuesten Nachrichten lese ich immer verlockende Inserate, wo nach man für etwa 3000 M. sich schon ein Häusel bauen lassen könnt. Das scheint mir etwas über‘ oder vielmehr untertrieben. Dagegen lese ich Angebote von älteren kleinen Landhäusern in kleinen bairischen Städten zu 6, 8, und möbliert 12 000 M. Das ist alles ja relativ recht billig, wenn ich Schweizer Preise nehme. Aber in Bayern kann man ja leider nicht mehr leben und in der Umgegend von Berlin werden die Preise gesalzen sein. Sie wissen ja, meine Sehnsucht bleibt auch so ein kleines Haus, damit man weiß, wo man hin‘ gehört. Und dann könnt man auch wieder an Frau und Kinder denken. –

Reiß setzt sein Betragen gegen mich fort. Ich habe die Abrechnung von Februar noch nicht – jetzt haben wir Mai. Er hat mir seit Monaten 400 M. versprochen, die ebenfalls noch nicht da sind. Ich weiß nicht, geht er Pleite oder was bedeutet das. Er war früher nicht so. – Ihr Angebot kommt mir ebenso überraschend wie erwünscht, und wir können uns ja einmal genau überlegen, ob und in welcher Weise Ihr Verlag für mich mit größeren Objekten in Betracht kommt. Es würde sich vor allem um die schon von Reiß geplante Auswahl in 3 Bänden handeln, die ich mir so gedacht hatte:

I. Moreau – Pjotr – Mohammed – Bracke
II. Franziskus – Flieder – Letzter Kaiser u. a. kleine Prosa, eventuell auch Spuk in.

Ausgewählte Gedichte und Nachdichtungen: dazu der Totengräber und das Sinngedicht.

Es wäre allerdings auch zu überlegen, ob man erst mal einen Auswahlband meiner Lyrik, an dem ich ja Jahre lang gearbeitet habe und der fertig vorliegt (ungefähr 150), herausbrächte. Hätten Sie die Propagandamöglichkeiten? Ich habe mit Kiepenheuer erst ganz oberflächlich verhandelt und ihm nur den Kreidekreis definitiv gegeben. Ebenso bei der Allgemeinen Verlagsanstalt Stuttgart nur erst angetippt. (Hier hab ich noch keine Antwort.) –

Ich lege ein Manuscript Kinderlieder bei (es sind nicht alle aus dem Elsässischen, manche ganz von mir oder größtenteils). Ich wollte ein Kinderbuch herausgeben für Kinder von 6-12 Jahren, natürlich illustriert. (Vielleicht alte Illustrationen von Riehter, Herz, Schwind?) Was halten Sie davon? Die beiliegenden Gedichte sollten etwa den 3. Teil machen. Dazu vielleicht noch einige Märchen. (Ein Märchen Der Himmelsbaum anbei: – obwohl meine Märchen vielleicht ein wenig zu schwer für Kinder sind trotz ihrer Einfachheit.) – Ich habe von den Kinderliedern keine Abschrift. Behalten Sie sie vorläufig da. – Mit Lemmer das werde ich mir überlegen. 1001 Nacht könnte man vielleicht doch machen, wenn man als Garantie einen größeren Vorschuss erhält. Was könnte man denn da verlangen? –

Ich bleibe vorläufig noch Lugano poste restante. Lenau will ich gern übernehmen. Schön wäre auch ein Deutsches Lesebuch, – aber wir werden nach den Wahlen ja barba­rischen Zeiten entgegengehen. Was da alles „deutsch“ heißen wird. In Thüringen sieht man ja, wohin eine deutschvölkische Regierung führt.

Wenn Sie mir, ohne selbst irgendwas entbehren zu müssen, die angebotenen 1000 M. schicken können, wäre ich Ihnen natürlich sehr dankbar. Selbstverständlich a conto Verlagswerke.

Denken Sie: ein lustiges Zusammentreffen: im Zuge Genua-Mailand treffe ich Jakob Kneip (ohne mich zu erkennen zu geben!). Ich habe ihm Mailand gezeigt und italienische Gaumengenüsse verschafft, von denen er keine Ahnung hatte. (Er kann kein Wort italienisch.) Am Comersee hab ich ihn dann verloren. – Herzlichen Gruß, auch Ihrer Gattin und Tante Pauline Ihr Klabund

Mit Hesse verlebte ich hier einen schönen Tag. Auch Emmy Hennings ist hier, Adr. Agnuzzo bei Lugano. Fordern Sie doch für den Kalender sie auf. Sie ist so arm. Ihre Gedichte so schön …

Die kleine Novelle „Ben Jonson und der Spitzbube“ bitte ich eingeschrieben an Herrn Efraim Frisch, „Neuer Merkur“ Theresienstr. 12, München, zu senden.

Lugano poste restante, 15. Mai 1924

Lieber Herr Heyder,

ich komme Ihnen heute mit einem positiven Vorschlag. Ich glaube, der folgende Plan ist relativ leicht zu verwirklichen, er braucht auch vor allem keine langwierigen Verhandlungen mit Reiß. Wie wäre es, unter dem simplen Titel Lesebuch das Wertvollste meiner kleineren Prosa zu sammeln? (Auch eine kleine Auswahl aus Karussell und Marketenderwagen, die mir von Reiß längst freigegeben sind, längst auch vergriffen sind.) Ich lege eine aufs Gradewohl verfertigte Skizze bei, die hauptsächlich Neueres enthält. Der letzte Kaiser, die Gleichnisse müssten auch aufgenommen werden. Es gäbe ein Buch von 2-300 Seiten. Ich wüsste eine prächtige Type: Die bei Jakob Hegner Hellerau gefundene Fleischmann Antiqjja. –

Was halten Sie davon? Bitte um baldigen Bescheid. Herzlichen Gruß Ihr Klabund

Ich bestätige den Empfang von 41 und 42 Mk.

Bei Zusammenstellung müssten Sie mir zur Hand gehen, da ich das meiste nicht hier habe.

Im New‘ Yorker Bookman, der größten amerikanischen literarischen Revue, stand eine begeisterte Lobpreisung von Pjotr, Moreau, Letztem Kaiser, die die Übersetzung ins Englische forderte.

Schade, dass Sie sich nicht hier erholen können. Ich könnte Ihnen für 4-5 Francs, alles inbegriffen, hübsche Unterkunft verschaffen.

München, Herzogstr. 42/111., Juli 1924

Lieber Herr Heyder,

ich machte nun schon x mal den (vergeblichen) Anlauf, nach Berlin zu kommen. Immer kam wieder was dazwischen. Jetzt weiß ich nicht, ob ich nicht erst Ende August komme. Ich habe gestern dem Postamt telegrafiert, es solle Geld, Briefe etc. vorläufig hier nach München, Herzogstr. 42/111. senden, weil ich nicht wusste, ob Sie nicht etwa in Erwartung meiner Ankunft den Nachsendungsantrag an Ihre Adresse rückgängig gemacht haben. Sollte das nicht der Fall sein, senden Sie mir bitte etwa eingelaufene Post nach. Ich erwarte vor allem 416 M. vom Verlag Eysler, die er mir schon vor 4 Wochen angekündigt hat, und auch vom 8′ Uhr‘ Blatt viel Geld. – Wie ist das nun mit dem Lesebuchmanuskript? Hat das Zeit bis Ende August, oder soll ich es schicken? Es schwebt so viel, dass ich noch nicht weiß, wie sich alles lösen wird. Die Deutsche Verlagsanstalt will einen Band „Ausgewählte Gedichte“ machen. Reiß wollte auch einmal wieder die „Gesammelten Schriften“ machen. Die 1001 Nacht Ausgabe beim Rembrandt‘ Verlag ist auch akut. In der Kürze der Zeit in der er sie braucht, ist eine Ausgabe, wie ich sie zuerst vorhatte (eine völlige Neubearbeitung) gar nicht zu machen. Schweren Herzens werde ich auf das sehr große Honorar (5000!) verzichten und ihm den Abdruck einer alten, von mir durchgesehenen Ausgabe vorschlagen. Ich habe aber so viel Arbeit schon damit gehabt (ich habe die ganze von Chauvin zusammengestellte Bibliographie 1001 Nacht durchgearbeitet und alle mir einigermaßen in Betracht kommenden deutschen Ausgaben durchgeackert), dass ich wenigstens 1000 M. verlangen werde. Was meinen Sie? – Herzlichen Gruß Ihnen und Ihrer ganzen Familie Ihr Klabund

Davos, 11. Dezember 1924

Lieber Herr Heyder,

ich bleibe bis Ende Dezember Davos‘ Stolzenfels, fahre dann nach Frankfurt zur Kreidekreispremiere (am 3. Januar ist die gleichzeitige Premiere in: Frankfurt, Wien, Prag, Hamburg, Hannover, Cöln, Lübeck, Meissen: ich hoffe, bei einem Erfolg, ein wenig zu Geld zu kommen. Hätten Sie Lust, sich eventuell die Hannoversche Premiere anzusehen?). Reiß schickt mir beifolgenden Brief. Er zieht wieder alles in die Länge. Schreiben Sie mir bitte, ob Sie glauben, die Ausgabe im nächsten Winter machen zu können. Für die Übernahme kämen vorerst: Moreau, Mohammed, Franziskus, Pjotr, Bracke in Betracht. Soviel ich weiß, betrug der Bestand vor 2 Monaten:

500 Moreau
600 Mohammed
800 Franziskus
500 Bracke
1000 Pjotr
3400 Exemplare.

Pro Exemplar wollte Reiß damals 1,50 Mk. Fast alles gebunden. Soll ich ihn nun definitiv bitten, mich freizugeben? Das Theater geht doch wirklich nicht so weiter.

Für Lesebuch anbei eine größere Novelle Störtebecker. Das Buch wird immer umfangreicher.

Ferner: Hat der J. M. Spaeth Verlag Ihnen 190 M. geschickt? Wie ich ihn ersuchte? Wenn nicht, telefonieren Sie ihn mal an. Die Summe war am I.XII. fällig (für Kreidekreis).

Von den 190 M. bitte zu schicken, ich habe ja leider viele Schulden: Herrn Curt Bry, Kolonnenstr. 7, Schöneberg: 40.- M

Frau Frida Then, Herzogstr. 42/ m, München: 26.50 Mk

Adolf Schustermann, Zeitungsausschnitte, Berlin 20.- Mk

Frau Mimi v. Zabotin, Bismarckstr. 37, Karlsruhe 25.- Mk

Firma Wachsmann, Schweidnitzerstr. 30, Breslau 80.- auf Conto Neher Sein Sie mir nicht böse, dass ich Sie um so vieles bitte, aber ich kann es von hier aus nicht erledigen.

Herzlichen Gruß, auch an Ihre Familie Ihr Klabund

Breslau, Heiligegeiststr. 20, Quisisana, 11. Februar 1925

Lieber Herr Heyder,

ich bin wieder mal in Breslau. Versuche, ein neues Drama fertig zu schreiben. Beim Verlag Spaeth erwähnte ich gelegentlich auch das „Lesebuch“. Er interessierte sich sehr dafür. Ich sagte ihm, dass Sie es gewiss nicht hergeben würden, aber er könne ja, wenn er wolle, sich unverbindlich mit Ihnen in Verbindung setzten. – Im 8 ‚Uhr-Abendblatt war eine Besprechung des letzten Kaisers. Ich hatte sie mir zurückgelegt, aber ich kann sie im Augenblick nicht finden. – Reiß ist so ungeklärt wie je. Kiepenheuer rechnet unregelmäßig und verspätet ab. – Bei Tante Pauline hab ich mein Manuscript (Tanz-Anthologie), das ich ein halbes Jahr vermisste, wiederum liegen lassen! Nehmen Sie’s doch gelegentlich mit!

Herzlichen Gruß Ihnen allen, Ihr Klabund

Breslau, vor dem 5. Mai 1925

Lieber Herr Heyder,

die neuen Wandersmannbücher sind reizend. Ich will sie gern anzeigen. Besonders hübsch Wellenstein, der ja sehr begabt zu sein scheint. Auch Kubin und Greve-Lindau prächtig. – Sie haben doch die ersten Abschnitte zum Umbruch erhalten? 1.) Der Alte vom Berge 2.) Gleichnisse in genauer Reihenfolge 3.) Der letzte Kaiser. – Sandte Ihnen Frau Resi Lebrecht meine Photographie‘, lesend, Profil, die ich sehr gut finde? Ich werd heute Sanatorium Friederici transportiert, meine neue Adresse: Parkstr. 2, Breslau.

Ich bin schon wieder ganz arbeitslustig und will in den nächsten Tagen die Lesebuch Reihenfolge definitiv zusammenstellen. –

Im nächsten Winter hab ich 3 große Premieren: im Deutschen Theater Kreidekreis (Reinhardts Regie! Der Vertrag ist perfekt.), im Lessingtheater meine Nachdichtung des Aiglon, in Hamburg mein Volksstück Christoph Wagner. – Herzlichen Gruß, bald mehr Ihr K

Breslau, Heiligegeiststr. 20, Quisisana, 10. Mai 1925

Lieber Herr Heyder,

, können Sie mir den Zauberberg von Thomas Mann (bei Fischer) zum Buchhändlerpreis besorgen? Dann schicken Sie ihn mir bitte per Nachnahme: oder besser: schicken Sie ihn an Frau Carola Neher, Sanatorium Friederici, Parkstraße, Breslau. Und mir die Nachnahme.

Schönsten Gruß und Dank Ihr Klabund

Breslau, nach dem 10. Mai 1925

Lieber Herr Heyder,

hier endlich die genaue Reihenfolge. Die Komposition, die nicht einfach war, wird Ihnen einleuchten. Einige Sachen aus „Marketenderwagen“ hätt ich noch gern gesetzt: sind angegeben. Ebenso aus „Kunterbuntergang“ eine Skizze Das „Schreibmaschinenbüro“. Ferner: sollen die 2 kleinen Dramen in Versen (Wüstling und Totengräber) nicht noch mit hinein? Sie sind an ihren Stellen eingefügt. Neuere noch zu sehen. Aber sagen Sie mir Ihre Meinung. – Alles nicht Dichterische (Tagebuch im Gefängnis) ist weggelassen. Bild, Profil, am Anfang. Eine Umbruchkorrektur, die sofort erledigt wird, erbeten. Einige kleine Manuskripte noch anbei, IV. 49. hatte ich letzthin gesandt, nicht wahr?

Striche – bezeichnen eventuelle Absätze! – Schönsten Gruß Ihr Klabund

Breslau, Höfchenstr. 87/111., nach dem 31. August 1925

Lieber Herr Heyder,

ich fürchte, es wird zu spät, wenn wir das Buch erst dann fertig stellen, wenn ich komme. Der Premierentermin des Deutschen Theaters ist mir doch als Termin zu unsicher. Wir wollen uns jetzt doch sehr beeilen. Anbei meine Revision. (Es fehlen vorne Seiten, Gleichnisse, die von mir heraus gerissen waren. Sie bleiben aber im Druck.) Vielleicht senden Sie noch eine Schlußrevision baldigst.

Haben Sie nun eine Photographie (die im Profil, wo ich lese?) Schönsten Gruß Ihr Klabund

Ich würd gern noch streichen S. 114 „Totentanz“, S. 230-32 „Herrenwahl“, „Damencoupe“! wenn es geht.

Bitte senden Sie mir umgehend 1 Dutzend Letzter Kaiser. Können Sie meine Weltliteratur in 1 Stunde, Zellenbücher beifügen? Ich brauchte sie sofort.

Breslau, 15. Oktober 1925

Lieber Herr Heyder,

der Börsencourier hat groß auf das Lesebuch hingewiesen. Einige Gleichnisse abgedruckt. Ich gebe jetzt noch einigen Berliner Zeitungen Vorabdrucksermächtigung. Beschleunigen Sie nur den Druck so sehr als möglich, damit das Buch gleich nach der Premiere (20. Okt. Dienstag) erscheinen kann. Ich versuche, für Sie (2), Tante Pauline (1), Hertzens (2) Karten zur Premiere zu erwirken und bitte um Ihren Anruf Sonnabend Adlon.

Herzlichen Gruß Ihnen allen Ihr Klabund

Frankfurt/Main, Wiesenau 2, vor 15. April 1926

Lieber Herr Heyder,

am 21. ist hier in Frankfurt Main am Schauspielhaus die Uraufführung der „Brennenden Erde“, eines neuen Schauspiels von mir. Vielleicht weisen Sie die Buchhändler darauf hin, das Lesebuch auszulegen. Wie geht es denn?

Spaeth entpuppt sich allmählich auch. Ich hatte als selbstverständlich angenommen, dass er das neue Drama druckt. Denn schließlich hat er ja mit dem Kreidekreis 25 Auflagen erzielt. Jetzt wagt er nicht einmal das geringe Risiko und macht mir, wie einem Anfänger, den Vorschlag, den Erfolg der Uraufführung abzuwarten, im Börsenblatt zu inserieren, die einlaufenden Bestellungen abzuwarten – sinds genug, zu drucken, sinds nicht genug, wird nicht gedruckt!!! Schließlich kann ich ja auch künf­tig meine Bücher selbst, drucken, das wäre immer noch würdiger und vernünftiger. Man macht immer neue Erfahrungen.

Herzlichen Gruß, auch Ihrer Familie Ihr Klabund

München, Herzogstr. 42/111., 16. August 1927

Lieber Herr Heyder,

herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich freute mich, wieder einmal von Ihnen und den Ihren zu hören. Ich war 2 Monate auf der Insel Brioni, im adriatischen Meer. Es war einer der schönsten Sommeraufenthalte, die ich gehabt habe. 2 Monate Sonne, Meer, Wald, Ruhe. Der einzige Nachteil war, dass es dieses Jahr für Deutsche wegen des hohen Standes der Lira sehr teuer war. – Gearbeitet hab ich allerlei. Ich habe ein Lustspiel für meine Frau geschrieben, XYZ betitelt. Zum ersten Mal auch ein Filmdrama: Der Mann Gottes, das von einer amerikanischen Filmfirma, der Metro-goldwyn, akzeptiert wurde. Für den Winter steht ein zweites Drama in Aussicht. – Alles Gute und Liebe Ihnen und den Ihren Ihr Klabund!

Grüßen Sie Liebermann herzlichst!