August Leyendecker

Geboren am 27. April 1873 in Cölln bei Rockenhausen, einer Ortsgemeinde im Donnersbergkreis in Rheinland-Pfalz.

Leyendecker war Jurist und wurde vor allem als zweiter Richter im Verfahren gegen Adolf Hitler und den übrigen Angeklagten vor dem Münchener Volksgericht im März und April 1924 bekannt.

Leben 

Aus Wikipedia:

„… Leyendecker war ein Sohn des Steinhauers Johannes Leyendecker und seiner Ehefrau Katharina, geb. Dautermann.

Nach dem Schulbesuch studierte Leyendecker Rechtswissenschaften. Bis in die 1920er Jahre gehörte er verschiedenen Staatsanwaltschaften an, bevor er im Jahr 1922 schließlich im Rang eines Landgerichtsrates zum Richter beim Volksgericht I in München ernannt wurde.

Am 1. Februar 1905 wurde Leyendecker zum 3. Staatsanwalt in Kaiserslautern ernannt. Am 1. Mai 1906 wechselte er in derselben Eigenschaft nach Zweibrücken. Zum 1. Mai 1905 wurde er Amtsrichter in Kirchheimbolanden, bevor er zum 1. April 1909 als Amtsrichter in Landau in der Pfalz eingesetzt wurde. Am 1. März 1916 wurde Leyendecker 2. Staatsanwalt beim Gericht München I. Am 1. April 1921 wurde Leyendecker zum Landgerichtsrat beim Landgericht München I ernannt.

Im Jahr 1923 führte Leyendecker den Vorsitz im Prozess gegen ein halbes Dutzend Nationalsozialisten, darunter Johann Wilhelm Ludowici und Edmund Heines wegen des „Sturms“ auf das Münchener Hotel Grünwald im Januar desselben Jahres. Bei diesem Vorfall war eine mehrhundertköpfige Menschenmenge vor dem genannten Hotel in der Münchener Hirtenstraße aufgezogen, wobei mehrere Dutzend Angehörige der nationalsozialistischen Kampforganisation SA in das Gebäude eingedrungen waren und den Speisesaal verwüstet und Teile des Inventars zerstört hatten. Grund für den Überfall war die Annahme des Volksmobs, dass in dem Hotel französische Militärangehörige, die zu einer alliierten Überwachungskommission, die in München über die Einhaltung der Abrüstungsbestimmungen, die dem Deutschen Reich im Vertrag von Versailles auferlegt worden waren, wachte, beherbergt würden. Der Glaube, dass das Hotel in unpatriotischer Weise französische Militärs als Gäste bewirten würde, hatte die Menge aufgrund der im Januar 1923 erfolgten Besetzung des Ruhrgebiets durch die französische Armee in starke Erregung versetzt. Nach einer Durchsuchung des Gebäudes nach Franzosen durch eine größere Zahl von SA-Leuten waren diese abgezogen, hatten aber Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Leyendecker verhängte bei dieser Gelegenheit sehr milde Urteile, wobei er den Rädelsführer Heines sogar aufgrund fragwürdiger Entschuldigungen freisprach.

Im März 1924 gehörte Leyendecker zu dem fünfköpfigen Senat des Volksgerichts München I, vor dem über die Hauptbeteiligten an dem gescheiterten Umsturzversuch der Nationalsozialisten vom 8. und 9. November 1923 („Hitler-Putsch“) wegen des Vorwurfes, dass sie sich durch ihren Angriff auf den bestehenden Staat des Hochverrats schuldig gemacht hätten, verhandelt wurde. Während der Landgerichtsdirektor Georg Neidhardt den Vorsitz führte, fungierte Leyendecker als beigeordneter Richter. Außerdem nahmen drei Schöffen an dem Verfahren teil. Im Urteil vom 1. April 1924 einigten Leyendecker und die übrigen Mitglieder des Senates sich darauf, die Angeklagten zu den Minimalstrafen wegen Hochverrates zu verurteilen und ihnen außerdem großzügige Bewährungsfristen aufzuerlegen. Eine Folge dieser milden Behandlung durch Leyendecker und seine Kollegen war, dass Adolf Hitler, dem eine Haftstrafe von fünf Jahren mit Aussicht auf frühzeitige Entlassung bei guter Führung auferlegt worden war, bereits im Dezember 1924 (dreizehn Monate nach seinem gewaltsamen Umsturzversuch) wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Am 16. August 1925 trat Leyendecker die Stelle des 1. Staatsanwalt in Weiden an. Zum 1. Oktober 1930 wechselt er als Oberlandesgerichtsrat nach Nürnberg.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Leyendecker zwar nicht Mitglied der NSDAP. Allerdings wurde er am 8. Dezember 1933 Mitglied des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund (Mitgliedsnummer 31.773) sowie am 1. Juni 1934 Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (Mitgliedsnummer 303.592).

August Leyendecker starb am 14. August 1937 in Ebermannstadt