Alkestis

Diese Abschrift stammt aus dem Besitz von Ernst Heinrich aus Nienburg – Walter Heinrichs Sohn. Alkestis wurde 1909 geschrieben.

dramatis personae:

Apollon   – Eumulos   – Ein anderer Alter   – Der Tod   – Alkestis   – Junge Dienerin   – Herakles   – Chor   – Admet   – Ein Alter   – Alte Dienerin

Szene: vor den Palast den Admet.

Apollon: Verlassen muss ich dieses Haus, das gastlich mich lang umfing, den Gott Apollon. Zeus zwang mich einem Sterblichen zu dienen, weil die Kyklopen ich ihn hart erschlug – (- doch rächte ich mich nur, weil Zeus den Sohn mir mit seinem Blitz von dieser Erde brannte.) –

Treu diente ich als Hirt dem Herrn Admet, und trieb die Lämmer morgens auf die Weide, Die wolligen – es war ein schlimmes Werk, hätt nicht mein Flötenspiel das tönende mich sanft zu Wind und Adlern hoch getragen, fern von der Welt, die aus den Lämmern blökte, doch ich gewann Admet den König lieb, da menschlich ich ein Mensch den Menschen diente. Nie schwang er eine Geißel des Befehls, nie flog die Wut aus aufgerissenen Augen, nie klatschte seine Peitsche auf die Rücken der Sklaven – schrieb   auf weiße Tafel

Barbarenlettern rot und blau. –

Er war gerecht und milde, König ganz. – Ich liebte ihn, wie ihn die Seinen liebten, und sann, des Gottes Dank ihn zu erweisen. Nichts liebt der Mensch wie sein gewordnes Leben, der Ungewisse Tod ist ihn verhasst, weil grauer Schalten flügelschweres Seins an Moder   nur und tote Nacht sie kettet, des lieben Lichtes, ewig sie verbannt. –

Und zu den Parzen schritt ich, schicksalspinnenden, und bat um ewiges Leben für Admet. –

Gewähr war ihre Antwort – doch sie heischten, dass sich ein andrer selbstlos für ihn opfere,

Selbstwillig- und es bietet sich Alkestis die eigne Gattin bietet sich ihm da. –

Den König reut die flinke Frage – bebend vor Qual hing er an ihrem Leibe –

Umsonst – schon schlurft des Todes Leisetritt, Und Schleiereulen hocken im Gebälk. –

Ich    aber lasse dieses Haus, lebt wohl, des Todes Nahe schändet leicht den Gott.

(ab.)

Alkestis: Apollon ging – der in der goldnen Schale des Unheils schwarze Röte bergend brachte. –

Junge Dienerin: Herrin, was starrt Ihr in die Opferflamme, so tränentrübverhängten Blicks?

Alkestis: Sie lebt! Kore, sie lebt! Und täglich naht der Wächter und häuft die Scheite, dass sie nicht verlösche.

Reich   mir den Spiegel, den Admet mir schenkte, Meerglasgesponnen – der so seltsam tut, Als lebte er – und zerre den Beschauer In sich hinein, dass er ein andrer wird.

(die Dienerin reicht ihr den kleinen bernsteingefassten Spiegel)

Alkestis: Nur zitternd wäge ich den kleinen Spiegel In meiner Hand, der mir mein Glück einst war, da täglich neu er meine Schönheit lobte – Und alle Schönheit war mir doch nur wert um ihn – Kore, sahst du Admet ?

Dienerin: Ich sah ihn weinen.

Alkestis: Warum weint mein Herr? Unzählig wie der Sommerernte Früchte sind schöne Frauen – und die Äste biegen sich weit zu Boden, leicht dem Pflückenden erreichbar.

Dienerin: Wer einst der Hesperiden Apfel trug, den lockt man nicht auf Kirsch- und Pfirsenbäume.

Alkestis: Sieh dieses Haar, ich greife wild hinein, es wogte schwarz durch unsere Liebesnächte, auf seinen blauen Wogen schwamm die Lust, Ich traue diesen Strähnen nicht. Sind sie es noch? Fährt meine Hand durch Luft nicht oder Traum? Ist nicht mein Schädel kahl und Fleisches bar? Und kriechen nicht zwei graunhafte dunkle Würmer, die Augen aus den Höhlungen? Kore, Ich fürchte mich. – Ich reiße an den Brüsten, Sind sie nicht schlaff? Sie waren fest und weich, Als Eumulos an ihnen Leben saugte und noch Admet auf ihren Hügeln schlief.

Dienerin: Herrin, die Angst in Euch spricht irr.    Ihr seid So schön wie je.

Alkestis: Ob ihn Erbarmen packt vor einer Jugend? – Nein, ich will Des dürren Henkers Mitleid nicht, er komme Er findet mich gerüstet und geschmückt den Pfad zu treten, der zum Hades führt, führt er doch auch zu jenen hellen Augen, wo sich Admet in ewiger Stärke tummelt. 0 dürft ich diesem Leben manchmal nahn wo siech Admet in ewiger Starke tummelt, als Falke, der ihm um die Schlafen blättert. Als Sternenauge, das ihn glücklich sieht. Still, ein Geräusch.

Dienerin: Ich höre nichts –

Alkestis: Kore, Warum nur gab sein alter klapprer Vater sich nicht für ihn? Er ist halb blind und blöd. Was, schleppt er hier sein Leben noch wie einen Sack voll dürren Reisigs, der nichts nütze ist.

Dienerin: Mit diesem Reisig heizt er seine Tage, und eh das letzte Stümpchen nicht verglüht, entweicht er nicht und kauert an der Asche Und wärmt die fröstelnd kalten Glieder.

Alkestis: So sind die Menschen – sollt ich anders sein? Admet, er lebt: Wozu die feige Klage! Ich ahne seine Schritte; (Eumulos geht mit ihm) Bist du es Admet?

(Admet, an der Hand den Knaben Eumulos Gefolge.)

Admet:     Alkestis, bleibe bei mir! Sieh das Kind, wie Blick und Arme ihm zur Mutter fliegen.

Nun wird er künftig in die Leere blicken, Der Ball von seiner spielerischen Hand geworfen fällt ungefangen in den Sand.

Alkestis : Kein Eumulos. wer wird die Mutter sein? Vielleicht ein Weib, an Putz und Tand verschrieben, das dich den Stiefsohn Bettler schilt.

Admet: Einem Alkestis dies Wort als Schwur: kein Weib berühr ich mehr.

Alkestis: Du Lieber, lass mich deinen Kopf noch einmal taste, dass sich seine Form auf ewig mir in Hand und Seele gräbt.

Admet:    Alkestis, meiner Frage fluch ich längst.

Alkestis: Und bei den Schatten, die ja Hypnos flieht, hab ich dein Bild und zeichne mit den Fingern die Züge immer neu, die mir so lieb. Und eine Locke hab ich von dem Kind In dieser Silberkapsel. Keine Geisterhand wird oft sie streicheln und zu haschen suchen.

Umsonst: dies Haar ist wirklicher als ich.

Eumulos: Du hat ja Tränen in den Augen, Mutter, wir wollen spielen gehn, das macht dich froh.

Alkestis: Wirf mir den Ball so – fang ihn nun – verfehlt du musst es besser lernen, Eumulos.

Eumulos: Jetzt, wer am Höchsten kann, du wirfst ihn, Mutter, bis durch die Wolken in den Himmel…

Alkestis: Still – an den Säulen bricht sich ein Geklirr (hält den Ball). Von ehrnen Schritten – näher tanz es, näher – plötzlich: Ein Geier schwirrt in meinen Blick – Admet. Es greift mich wer um meine Hüfte – eisern krallt sich sein Nagel dolchtief in mein Fleisch – Jetzt kriecht es vor mir, schielt nach meinem Ball, (wirft den Ball fort) Da – fang ihn, aber lass mich los –

Eumulos: Mutter, der Ball –

Alkestis: Es springt mir an den Hals – es will mich küssen, Admet hat mich geküsst – und sonst kein Mann. Hilf mir, Admet – welch fauler heißer Atem – er beißt sich fest – (sinkt um in  die Arme von Admet)

Admet:  Alkestis ..

Eumulos: Mutter bist du krank?

Ein Alter: Holt eine Bahre, der Schattenkönig ringt um sie. Wir dürfen nicht bei ihr sein, es könnte uns vergiften der Pesthauch, den sein geiler Mund verströmt. –
Am heiligen Weiher draußen vor der Stadt! Mag Hades um ihn   frein, die schönste Frau, Die je in seine dumpfe Kammer stieg.

(Zwei Jünglinge bringen eine Bahre. Alkestis wird aufgebahrt. Man reißt sie sanft von Admet los.)

Admet: Apollon – wie du mir erschienst – erlöst ich statt ewigen Lebens ewigen Seelentod.

Eumulos: Was tut ihr mit der Mutter? Wohin tragt ihr sie?

(der Trauerzug ordnet sich und zieht unter gedämpfter Flöten­musik nach links ab. Admet, den Eumulos an der Hand, folgt ihm, zuletzt ein Chor.)

Chor: Selten zu Dank kam ein Gott uns körperlich zur Erde. Mit unsern Frauen buhlte Zeus. -Apollon blendete des Königs Willen, dass er sich selbst vergaß und aus den Hürden brach. Gutes wollte der Gott. Doch Seines Heiles mächtig thront das Schicksal. Ihrer und unser aller riesige Herrin.

(ab. Die Bühne bleibt einige Augenblicke leer.)

(Nach einer Weile kommt Herakles)

Herakles: Heda, ist niemand da? Ein fremder Wandrer sucht Quartier und   Trunk. He, aufgemacht. Ist dies nicht der Palast des Königs Admet?

Alte Dienerin: Wer schreit in dieses Haus und lästert (kommt aus dem Palast) Die Stille, die den Toten heilig ist?

Herakles: Was brummst du, alte Vettel, ho? Ich bin Herakles, des Olympiers Sohn, und reise zum König Diomedes, heute Nacht Schlaf ich bei euch.

Alte Dienerin: Bei uns..

Herakles: (lachend) Nein, nicht bei dir, Das wär, beim Charon, mir ein festes Lager, Von Knochen nur und ausgegerbter Hat.

Alte Dienerin: Unheiliger.

Herakles: ruf mir den König selbst,

Alter Dienerin: Das kann ich nicht.

Herakles: Warum?

Alte Dienerin: Er  ist zu Feld.

Herakles: Zu Feld? Treibt er den Stiefpflug? Ist doch nicht Herbst?   – Die Beeren hängen graugrün ja am Spalier. – Wann kehrt er zurück?

Alte Dienerin: Weiß nicht

Herakles: Je nun, er bleibt nicht draußen. Die Nacht hat kühle Fieverluft. – Du bringe Indessen einen Trunk – und ungemischt. Der Durst macht mir die Kehle rauh und sandig und ein Junge soll ihn mir kredenzen mit breiten Hüften und mit reifem Mund der will ich Beeren von den Lippen pflücken, denn auf der Wanderung entbehrt man viel, Die wird mir um die Stirne einen Kranz voll frischer Blätter flechten wie dem Sieger Im Fünfkämpf – ich besing auch sie und sei sie spröde wie  pentalisch Marmor –

Alte Dienerin: Sprich nicht so laut, die Götter zürnen uns – Hier herrscht der Tod.

Herakles: Der Tod ? Ich fürcht mich nicht. Mir zuckt und sprüht das Leben in den Fasern. – Liegt eine Sklavin wohl am Kindsbett   krank? Ein neues Leben will zum neuen Lichte? Ein morscher Stamm verreckt, ein Greis stirbt, he?

Alte Dienerin: Entsetzlicher.

Herakles: Entsetzlich nicht wie du, Nun aber schaff ich selbst den Trunk, du mehrst als litten deine Krümpelfüße Gicht.

(stößt sie zur Seite.)

Lass mich hinein, (geht in den Palast, die Alte folgt ihm wimmernd. Man hört Herakles singen.)

( Nach einer Weile Admet und Gefolge.)

Ein Alter: Welch böser Geist tobt im Palast? Es siegt, als sei ein Freuden- oder Hochzeitsfest?

Ein Zweiter: Als feiere Silen ein trunken Fest.

Herakles: Den Göttern dies – und dieser Trunk dem König, ( tritt aus dem Palast den Becher in der Faust) Du bist Admet, ich kenne dich aus der Schar, Des Königs Antlitz trägt den Heilgenschein. Die losen Grazien bei der Geburt Jedwedem ins lebendige Gewand. Ja weben sie des Schicksals und des Sinns Bedeutung, Deiner Wiege lächelte Parthenios holdselige Gewährung. Die Schützerin von Weisheit. Recht und Kraft

Einer: (leise) Den Schmerz des Königs höhnt der Bube.

Anderer: Wer ists?

Admet: Wer bist du, Fremdling, der du meine Seele, Die aller Qualen trächtig, also störst?

Herakles: Herakles bin ich –

Alle : Herakles –

Herakles: Vom König Eurystheus nach des Diomedes rossen, Den menschenfressenden, gesandt. Mein Weg führt über deine Burg – so nimm mich auf.

Admet: Gastfreundschaft üben ist die erste Pflicht. Nie stieß ich den geringsten auch vom Pferde. – Und nun dich Herakles – befiehl – und alles was uns das Haus gewährt – ist dein. Und bin ich auch von Schmerzen wie von Schwärmen Heuschrecken grau umflügelt – sprich und Tänzerinnen schreiten zierlich. Den Reigen und die Flötenmädchen blasen. Doch eins verzeih – such einen andern Zechgenossen. Nicht mich – mir ist der Mund für Scherz und Trunk verklebt.

(ab in den Palast)

Herakles: Nur unbekümmert König, (sieht ihm nach) Herakles sauft auch ohne Kumpane.

(besinnt sich). Er ist so seltsam. Starb ihm sein Lieblingspferd?

Ein Alter: Ihm starb sein Leben, Herakles, weil er nun ewig lebt.

Herakles : Ein närrisch Wort: wie das?

Alter: Ihm starb sein Weib Alkestis.

Herakles: Starb – sein – Weib? – (fährt zusammen)

Alter: Noch lebt sie, doch der Tod ist ihr gewiss. Weil sie sich für Admet ihm hingeopfert, Der ewig lebt. Am Heiligen Weiher draußen ist: sie gebahrt.

Herakles: So hab ich diesen Raum geschändet mit meinem lüstern und verwegen Treiben

Mit meinem bacchischen Gebrüll, den König In seinem frommen Gram verletzt.

Alter: (sinnend) Wo führt der Weg zu ihr?

Alter: Du willst –

Herakles: Sag an

Alter: Geh jenen Pappeln nach, Du fehlst ihn nicht.

Herakles: Herakles liebt das Leben – und das Leben ihn. So will ich mit dem Tod um Beute ringen. (leise) Dem König führe ich sein Weib zurück, als Sühne, dass ich ihn so roh verkannte. Alkestis lebt: Herakles wird sie schützen … (ab)

Szene am heiligen Weiher. Alkestis liegt aufgebahrt. Herakles kommt.

Herakles: Ob sie noch lebt? – Sie liegt so sanft und weiß wie eine Nymphe, die ein Mond entschlummert. Ich leg ihr diese Feder auf den Mund – -Der Flaum bewegt sich. Es berührte sie erst leicht der Ted – und lauert hinterm Busche sie fortzutragen. – Welch ein heller Name

Alkestis! Wenn ich ihren Ohren Ihn singe, ob sie ihn begreift? Alkestis – Alkestis – hört sie mich? Alkestis! – Nein – (beugt sich über sie) – Wie   winzige Dolche stechen ihre Wimpern in meine Blicke, wehren die Betrachtung der holden Augen, die verschlossen ruhn, in unsichtbaren Tiefen schaudernd glühn. Folg ich des Leibes zart geschwungnen Rhythmen, tönt widerklingend meine Jugend mir. Und meine Rauheit schmilzt in ihres Leibes brennendem Licht. Nun alles Sehnsucht nur wie einst, da mich die Not noch nicht bezwang, Da graues Ziel die Träume nicht gestört, sie golden und verwegner funkeln ließ. – (beugt   ich wieder über sie) Wenn ich mir eine holde Schwester wünschte, sie müsste sein wie Du: so leicht gebettet

in dieses Leben, mit den Spitzen nur der Finger unsre schweren Tage streifend, von Ewigkeit zu Ewigkeit ersehn, den Gott in unser Angesicht zu zwingen, und singend unserm Kampf voranzugehen. wie sich meine Wünsche weiten, Geliebteste, die je mein Herz erspäht, Ich rette dich – rette ich dich für Admet? Darf ich dein neues Leben mir erstreiten?

Der Tod: (tritt aus den Büschen) Das neue Leben Herakles, bin ich. Ergötzt vernahm ich deine Liebeshymnen, Betörtest du die träumerische Seele, du wirktest nur für mich.

Herakles; Ich, lebe, Tod!

Tod: Ich lebe nur von Frauen wie Alkestis, von Männern, Herakles, wie Du: dass Leute wie der und die und die und der verrecken, mich widerts  fast, wenn mich ihr Aas umstinkt, und ihre Last mir schon die Schulter bürdet. Sie lebten niemals recht und sterben auch niemals recht und sind wie Nebelhauch, der blass den roten Glutenkern umbrandet. – Du brennst, Alkestis, du, Herakles, brennst In Flammen, die die Ewigkeit entzündet. An ihnen will ich meine Kraft erkünden: Alkestis sei, gewähr mir, dass ich – bin!

Herakles: Herakles ist, Gewähr dir, dass sie lebt!

Tod: Wenn diese Hand die Lider ihr bewegt, nahm Hades sie in seine Schemen auf. Und ihre (höhnisch) ewige Schönheit ist zerstiebt Zerronnen wie ein Wolkenbild im Meer.

Herakles: 0 Nafr! 0 Tod ! Alkestis lebt – in mir! Stich ihr die Augen aus: ich trage längst als Sterne sie in meiner Brust. Zerhacke den trügerischen Gleichtakt ihres Seins. Er schwingt  in mir noch nach Äonen Jahren. Zerstampfe ihren Körper unters Moos„ Ich weiß von ihm! Genug, er lebt!

Tod: Dann hebe ich dein Herz dir aus der Brust. Du stirbst, so stirbt Alkestis auch in dir!

Herakles : 0 Tod! 0 Narr! Alkestis lebt und lebt! und lebt in jedem, der von ferne nur die sanfte Sonne ihrer Blicke ahnte, den ihre Hand wie vom Olympos grüßte!

Tod: So tät ich einen jeden! Töte ich die Menschheit, töte ich Alkestis.

Herakles: Tod! Du tötest einen nicht, dem Ewigkeit die Götter schworen, tötest nicht -Admet!

Ihm hat Alkestis (schmerzlich) angehört. Wie kann Alkestis denn in seiner Seele sterben?

Tod: Admet ist Mensch. Ein Mensch vergisst so leicht.

Herakles: Der Götter Segen schuf Alkestis uns! (einfach) In ihnen muss Alkestis ewig leben! (Pause.)

Tod: Mich hat kein Mensch, mich hat ein Wort besiegt, und Worte sind gefährlicher als Taten, Lebendige, der Götter Sinn vertraut! – Alkestis lebt! So lebt die Liebe ewig! Und Tod und Liebe sind sich stürmisch Feind. Ich gehe (Entschreitet)

Herakles: Gehe nur, (lachend) stirb wohl!

(Alkestis langsam. erwachend.)

Alkestis: Es ging wer, … der … mir … weh getan.

Herakles: Es bleibt wer, dem du weh tust, und du weißt es nicht. – Sollst es nicht wissen.

Alkestis: Spricht … der … Tod … mit … mir?

Herakles: Du lebst, Alkestis, heb die Augen auf!

Alkestis: Ein Mann …

Herakles: Du kennst ihn nicht!

Alkestis: Ob er auch zottig bebartet und befellt, er ist mir gut! – Wie seltsam, dass ich lebe! Warum naht Admet nicht, warum löst sich Eumulos von seinen Stielen nicht, da ihn die Mutter ruft! – (Man hört Trauermusik – Ein Zug kommt von der Ferne langsam näher. Herakles und Alkestis lauschen)

Alkestis: Wen führen sie im Trauerzuge?

Herakles: Mich … lass wieder mit dem Schleier dich bedecken, dass mir doch einmal dein Geschick gehört! – (tut es) – (Der Trauerzug ist heran. Admet, Eumulos usw.)

Admet: Entsetzlicher, was läßt du sie nicht ruhn?

Eumulos: Was will der fremde Mann? Trägt er die Schuld, dass man die Mutter mir genommen hat? Sag Mann, hast du die Mutter mir gestohlen? Gib sie zurück!

(Herakles öffnet den Schleier, reicht Alkestis die Hand und richtet sie auf)

Herakles: Alkestis lebt!

Alkestis: Admet!

Admet: Alkestis!

Eumulos: Mutter!

(Sie stehen tränenlos umschlungen.)

Herakles: Leb wohl Admet

Admet: Und meinen Dank, ich kann ihm Wort nicht noch Taten geben –

Herakles: ich danke ihr, weil sie so schön ist, (zu einem Flötenspieler🙂 Kind gib deine Flöte (der Spieler läßt sie ihm erschrocken) – Mir ist von Musik das Herz geschwellt …  Alkestis lebe wohl!

(Flötenspielend ab.)

Alkestis: Lass ihn nicht gehen, eh ich sein Auge sah und meinen Dank ihm in die Seele glühte.- So rufe ihn. Wer ists ,Admet ..?

Admet: Herakles!

Alkestis: Herakles? Herakles?! (ruft) Herakles ! (führt zusammen)

Eumulos: Herakles!

Admet:  Herakles!!! (bricht zusammen • In der Ferne verklingen die Flötentöne)

Chor: Selten zu Dank – kam ein Gott uns körperlich zur Erde. Mit unsern Frauen buhlte Zeus. -Apollon blendete des Königs Willen. Dass er sich selbst vergess und aus den Hürden brach. Gutes wollte der Gott.  – Doch seines Zieles .mächtig Thront das Schicksal. Ihrer und unser aller riesige Herrin.

(Vorhang.)