Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung (NZZ)

Klabund – Der Lyriker Andreas Gryphius Zum dreihundertsten Geburtstage

Am 2. Oktober sind es dreihundert Jahre her, daß der schlesische Dichter Andreas Gryphius geboren wurde. Die Grundfarbe seines Lebens, seines Dichtens und seiner Zeit war ein blutrot umrändertes Grau. Er war, wie keiner, be­fähigt, die allgemeine Not des dreißigjährigen entsetzli­chen Krieges individuell zu erleben und zu gestalten. Die Literaturgeschichte verzeichnet ihn hauptsächlich als Dra­matiker; mir aber will scheinen, als brächen die tiefsten Quellen seines Wesens aus seiner Lyrik, insonders aus den qualvoll gebändigten, melancholisch-sanften, melan­cholisch-milden Sonetten, deren beste zu den schönsten deutschen Gedichten gehören. Sie behaupten sich ernst und würdig neben den heilig spielerischen Sonetten des Grafen Platen, und manche von ihnen haben eine wun­derliche Ähnlichkeit mit den poetischen Gebilden der heu­tigen. Die sprachliche Anmut, in der sich seine Trauer bewegt, stellt ihn neben Rilke. Sein Hang zum Schauerli­chen neben Heym. Vergänglichkeit … Vergänglichkeit … ist das ewige, grandios monotone Leitmotiv seiner Verse.

Sie siehst, wohin Du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt morgen jener ein;
Wo jetzund Städte steh’n, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferkind wird spielen mit den Herden.

Er sah dem Krieg offen ins furchtbare Angesicht und wagte es (zu damaliger Zeit!), ein Pazifist zu sein. Die Mächti­gen fürchteten ihn, denn seine Zeitgedichte rissen erbar­mungslos den künstlich gesponnenen Schleier eines »rit­terlichen Kampfes« von der gigantischen Eisenstatue des Mars. Er wurde verfolgt, weil seine Dichtungen geeignet waren, das Volk gegen den Krieg aufzureizen.

Wir sind ja nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das von Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun
Hat allen Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehrt.

Die Türme steh’n in Glut, die Kirch ist umgekehrt,
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhauen.
Die Jungfern sind geschändet, und wo wir hin nur schaun,
Ist Trauer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret.

Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut,
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unsrer Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fortgedrungen;
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod.
Was grimmer als die Pest und Glut und Hungersnot:
Daß auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.

Die Sonette des Andreas Gryphius sind zeitgemäßer denn je. Ihm ist es gelungen, wahrhaft innerliche »Kriegslyrik« zu schreiben, indem er gegen das Fatum der Unmensch­lichkeit rebellierte. Auch wir stehen heute inmitten eines unabsehbaren Krieges, bei dem es dem einzelnen nur ge­geben ist, stumm zu sterben; dem Überlebenden: zu resi­gnieren oder sich am Himmel aufzuhängen. Denn die Macht des militärischen Staatsgedankens ist in allen Län­dern der Welt gleich stark: sie hält den Schwebenden dar­nieder und zertritt den tumben Träumer. Was können wir anders, als die Stimmen zu Gott erheben?

Herr, es ist genug geschlagen,
Angst und Ach genug getragen …
Sende einen Engel, daß er die Schwerter mit mächtiger Hand zerbreche,
indem der süße Fried ins Vaterland einkehrt,
Und man ein Danklied hört, statt rasender Trompeten.

(aus: Neue Zürcher Zeitung, 2. Oktober 1916)

Klabund – Das neue Deutschland

Welch‘ eine Wendung durch Gottes Fügung! – (Wilhelm I.)

Es sind anderthalb Jahre her, daß ich an dieser Stelle mei­nen vielbefeindeten offenen Brief an Kaiser Wilhelm II. veröffentlichen durfte. („NZZ“, 3. Juni 1917.) Ich möch­te meine damaligen Gegner bitten, ihn jetzt, unter Betrach­tung der augenblicklichen Weltlage, wieder einmal durch­zulesen und mir ehrlich Rechenschaft zu geben: wer da recht gehabt und behalten hat: sie oder ich. Und ob es gerechtfertigt war, daß sie mich einen Narren, einen Grö­ßenwahnsinnigen, einen Vaterlandsverräter, einen Entente-Agenten schalten.

Mein Brief gipfelte in der Feststellung, daß die innerpoli­tische Frage in Deutschland die wichtigste sei, um zu ei­nem nahen Frieden zu gelangen. Und daß der Weg zu ihm nur über die deutsche Verfassungsänderung (insonderheit des Art. 11 der Reichsverfassung), die preußische Wahl­reform, die parlamentarische Regierung, die Vereidigung des Heeres auf den Namen des Volkes und über die grund­sätzliche Umgestaltung des Ganzen, auf dem Untertanen­prinzip erbauten Systems führen werde. Die jetzige Katastrophe Deutschlands ist allein eine Folge der innerpolitischen Zustände, die es ermöglichten, daß Wilsons Friedensvermittlung 1917, angeregt durch die zivi­len »Gewalten« des Deutschen Reiches, durch die brutale und effektive Gewalt der deutschen Militärpartei zuschanden gemacht wurde. Die in der Verfassung begründete Recht- und Machtlosigkeit des Volkes hat verhindert, daß jene an die Leitung des Staates kamen, die kraft ihrer Einsicht, ihres moralischen Verantwortlichkeitsgefühls und ih­rer geistigen Talente dazu berufen waren. Die militärische Vabanquepolitik der Generäle war eine Folge des deut­schen Scheinkonstitutionalismus. Da aber die freiheitli­che Strömung innerhalb des deutschen Volkes der frühe­ren Regierung dennoch stark genug schien, um mit ihr rechnen zu müssen, so hat sie zu einer Politik der Heu­chelei und Hinterhältigkeit gegriffen, die recht eigentlich die Weltkoalition gegen Deutschland in Eisen fügte. Der Friede von Brest-Litowsk war die Krönung dieser Machi­nationen. Ein ehrlicher offener Gewaltfriede hätte gewiß sympathisch dagegen gewirkt. Daß der annexionistische Gewaltfriede von Brest sich in das Gewand der saniten Weltliebe hüllte: dies gerade schien der Welt ungeheuer­lich und nicht zu ertragen. Nicht zu begreifen, daß die Mehrheitsparteien des Reichstages es wagten, ihm zuzu­stimmen. Die Mehrheitsparteien tragen ihr vollgerüttelt Maß Schuld an dem Zusammenbruch, denn sie haben seit Anfang 1917, von welchem Termin an ihnen ihr Weg klar vorgezeichnet schien, opportunistisch hin- und herge­schwankt, haben sich von jedem Siege in ihrer Gesinnung und Richtung umbiegen lassen. Die sogenannte Friedens­resolution musste eine Farce bleiben, da die Mehrheit sich, »zwischendurch« gleichsam, nicht mehr daran gebunden hielt und munter annexionistische Politik trieb, um, wenn die Lage sich verschlechterte, wieder »zu ihr zu stehen«. Zu stehen: ja: wie ein Stehaufmännchen. Der deutsche Demokrat muss schmerzlich gestehen, daß die Welt ein Recht zu ihrem Mißtrauen gegen Deutschland hatte. Und wenngleich er der neuen deutschen Regierung, der ersten des neuen Deutschland, volles Vertrauen schenkt, so muss dieses Vertrauen von ihr nicht durch Worte, sondern durch Taten vor der ganzen Welt unmittelbar und unverrückbar befestigt werden.

Art. 11 der Reichsverfassung muss sofort fallen. Ein neuer Reichstag, der der jetzigen Lage Rechnung trägt, muss ge­wählt, der Belagerungszustand aufgehoben, eine Amnestie der politischen Häftlinge, der Verbannten und Verkann­ten sofort erlassen werden. Denn sie, die im Zuchthaus, Schutzhaft, Festung saßen, die im Ausland als Emigran­ten lebten: sie haben recht gehabt.

Die Reichstagsmehrheit muss ihr Teil Schuld erkennen und büßen. Es ist im letzten Grunde ungerecht, den All­deutschen alles Schuld aufzubürden. Die Seuche der Gewaltanbetung ging bis tief in die Knochen des deut­schen Volkes. Will es von ihr erlöst sein, so gilt es heute Radikalmittel anzuwenden, die eine Rückkehr der »gu­ten« alten Zeit in das neue Deutschland für immer un­möglich machen.

(aus: Neue Zürcher Zeitung, 20. Oktober 1918)

Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung (NZZ)

Aus Wikipedia:

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ), im Zürcher Dialekt Zürizytig genannt, ist eine Schweizer Tageszeitung des Medienunternehmens NZZ-Mediengruppe mit Sitz in Zürich. Als traditionsreiche Zeitung ist sie überregional bekannt und wird zu den Leitmedien im deutschsprachigen Raum gezählt.

Geschichte

Salomon Gessner gab das Blatt erstmals am 12. Januar 1780 unter dem Namen Zürcher Zeitung heraus. Sie ist damit die älteste heute noch erscheinende Zeitung der Schweiz. Seit 1821 trägt sie den Namen „Neue Zürcher Zeitung“ . 1868 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, die die NZZ bis heute herausgibt. Keiner der 1400 Aktionäre besitzt mehr als 1 Prozent am Aktienkapital.

Die weltanschaulich kritischste Phase erlebte die Zeitung, als sie bei den Zürcher Gemeinderatswahlen 1933 eine Listenverbindung der Frontisten mit den bürgerlichen Parteien guthiess. Der Historiker Thomas Maissen spricht von einer „ambivalenten Haltung gegenüber der lokalen Frontenbewegung“, die die NZZ, ebenso wie der Zürcher Freisinn, einnahm. Mit der Wahl Willy Bretschers zum Chefredaktor im Herbst 1933 schlug die Zeitung jedoch einen klar antifaschistischen Kurs ein. Am 18. Juli 1934 wurde als Reaktion auf die Berichterstattung zum Röhm-Putsch der Vertrieb der Zeitung im Deutschen Reich verboten.

Unter Chefredaktor Markus Spillmann vollzog die Zeitung ab 2006 einen Relaunch und reorganisierte auch das Online-Angebot. Im Juni 2012 wurden Online- und Print-Redaktion vereinigt, und die Website unter „Neue Zürcher Zeitung“ (nicht länger als „NZZ Online“) neu lanciert. Nachrichten der Print-Redaktion werden unmittelbar online gestellt; nach Einführung einer Paywall gingen die Seitenaufrufe zurück.

Im Dezember 2014 gab Spillmann die publizistische Leitung wegen  Meinungsverschiedenheiten mit dem Verwaltungsrat ab. Er trat als erster NZZ-Chefredaktor der jüngeren Geschichte unfreiwillig von seinem Posten zurück. Sein Nachfolger wurde Eric Gujer, der seit 1986 für die NZZ tätig ist. Die ursprünglich geplante Berufung von Markus Somm als Chefredaktor wurde, unter anderem nach einer Protestnote durch die Redaktion, durch den Verwaltungsrat verworfen. Befürchtet wurde ein „Rechtsputsch“ durch den «der rechten SVP nahestehende[n]“ Journalisten Somm, der sich als „Statthalter Blochers“ sah. Zuvor hatten die Handelszeitung, der Tages-Anzeiger und die Schweiz am Wochenende darüber berichtet, dass „zurzeit Personen Aktien erwerben, die SVP-Volkstribun Christoph Blocher nahe stehen“, um eine „unfreundliche Übernahme herbeizuführen“. Blocher selbst bestritt diese Aussagen im Interview mit Persönlich.

Ende Juni 2015 stellte die Druckerei NZZ Print in Schlieren den Betrieb ein. Die NZZ wird seither im Druckzentrum Zürich von Tamedia aufs Papier gebracht.

Aufmachung und Erscheinungsweise

Die NZZ erscheint im üblichen Schweizer Zeitungsformat, das in Deutschland gelegentlich auch als «Format NZZ» bezeichnet wird. Die NZZ selbst hat diese Bezeichnung aufgenommen und bestreitet ein wöchentliches Fernseh-Magazin unter dem Titel NZZ Format. Der gedruckten NZZ ist jeweils in der ersten Montag-Ausgabe jedes Monats das Magazin NZZ Folio beigelegt, das sich zur Hauptsache einem Schwerpunkt-Thema widmet. Wie bei allen führenden Schweizer Tageszeitungen werden auch bei der NZZ die Beilagen von bedeutend mehr Personen gelesen als das Blatt selbst. So stehen den 274’000 Lesern der NZZ 375’000 Folio-Leser gegenüber (WEMF MACH Basic 2015-II).

 

Nach der Layout-Revision von 2009 gliederte sich die NZZ nur noch in drei Bünde. Am 21. August 2015 erschien die NZZ in einem wiederum in Zusammenarbeit mit Meiré und Meiré entwickelten neuen Layout. Die Zeitung gliedert sich seither wieder in vier Bünde mit einem fünften am Freitag. Der Inlandteil befindet sich damit neu am Beginn eines Bundes (des zweiten). Der Sport ist statt am Ende des zweiten Bundes (Wirtschaft) am Ende des vierten (Feuilleton) zu finden. Der zusätzliche fünfte Bund am Freitag (Wochenende) enthält einen Schwerpunkt als Auftakt, dazu die Spezialressorts „Forschung und Technik“, „Reisen“  und „Mobil/Digital“ sowie grosse Reportagen, Porträts und Gesellschaftsthemen.

Bis zum 6. Dezember 1869 erschien die NZZ einmal, danach zweimal, vom 3. Januar 1894 an dreimal täglich. Am 29. September 1969 kehrte man wieder zu zwei Ausgaben zurück. Seit dem 30. September 1974 erscheint nur noch eine Tagesausgabe. Als ergänzenden Beinamen erhielt die NZZ auch die Bezeichnung „Schweizerisches Handelsblatt“.

Die NZZ setzt die neue Rechtschreibung nicht vollständig um. So wird etwa Greuel anstelle von Gräuel und sich in acht nehmen anstelle von sich in Acht nehmen verwendet. Einen Leitfaden dazu bietet das von „NZZ Libro“ verlegte NZZ-Vademecum.

Im Jahre 2005 digitalisierte die NZZ den Mikrofilm der bisherigen Ausgaben seit 1780, insgesamt ca. zwei Millionen Seiten, was Dateien im Umfang von 70 Terabyte erzeugte. Seit 2022 sind die Ausgaben bis inklusive 1965 in einem neuen Scan von den Zeitungsseiten mit verbesserter Volltexterkennung auf der Plattform https://www.e-newspaperarchives.ch/ kostenfrei zugänglich.

Ab 1893 führte die Zeitung eine Partie- und Problemschach-Rubrik, die 2016, nach über 120 Jahren, eingestellt wurde.

Auflage

Die NZZ hat eine WEMF-beglaubigte Gesamtauflage von 90’555 verkauften bzw. 99’973 verbreiteten Exemplaren pro Tag; davon „Internationale Ausgabe“ 8’313 verbreitete Exemplare pro Tag und eine Reichweite von 253’000 (Vorjahr 239’000) Lesern. Ihre internationale Ausgabe „NZZ International“ ist ein zumeist etwa 40 Seiten umfassendes, werktäglich erscheinendes Zeitungsformat. Die Ausgabe ist speziell für Leser aus dem deutschsprachigen Ausland konzipiert, weshalb sie sich durch einen verminderten Anteil an Schweizer Meldungen auszeichnet und einen dementsprechend stärkeren Fokus auf internationale Politik.

Wie fast alle gedruckten Tageszeitungen hat die NZZ seit einigen Jahren an Auflage eingebüßt. Die verkaufte Auflage fiel in den letzten 10 Jahren um 42’115 von 132’670 auf 90’555 Exemplare. Das entspricht einem durchschnittlichen Rückgang von 3,75 % pro Jahr.

Ausrichtung

Gemäss ihrem Leitbild vertritt die NZZ eine „freisinnig-demokratische Ausrichtung“. Politisch stand sie der FDP Schweiz nahe. Durch den in vielen Belangen konservativen Stil wurde die Zeitung in Journalistenkreisen auch als „Alte Tante“ bezeichnet.

Der Verwaltungsrat kann einen Erwerber von Aktien als Aktionär ablehnen, wenn eine Person weder Mitglied der FDP ist noch sich zur freisinnig-demokratischen Grundhaltung bekennt oder falls sie Mitglied einer anderen Partei ist. So saß von 1988 bis 1999 mit Ulrich Bremi ein hochrangiger Politiker dieser Partei im Verwaltungsrat der Zeitung. Mit dem Ende des Kalten Kriegs lockerte sich die Bindung an die FDP und 1994 wurde erstmals ein Parteiloser Leiter der Redaktion für Innenpolitik. In den 2010er Jahren beschleunigte sich vor dem Hintergrund des schon lange bestehenden Niedergangs der FDP die politische Umorientierung der NZZ.

Seit der Ernennung von Eric Gujer als Chefredakteur im März 2015 und von René Scheu 2016 als Feuilletonchef attestieren verschiedene Medien und Medienforscher der NZZ eine „rechtskonservative“ oder „rechte“ Meinung bis hin zu Positionen der rechtspopulistischen, in weiten Teilen rechtsextremen Alternative für Deutschland  (AfD).  Nach Caroline Schmidt (NDR) habe Gujer die Zeitung „um typisch rechtskonservative Themen und Meinungen erweitert“. Beklagt wird in diesem Zusammenhang auch eine Welle von Entlassungen und Umbesetzungen in der Redaktion.

Chefredakteur Gujer bestritt diese Einschätzung und ordnete die Zeitung als bürgerlich-liberal ein sowie beklagte einen „stark links-liberalen Hintergrund“ vieler damaliger Journalisten. Ebenfalls widersprachen dieser Auffassung Frank A. Meyer und Roger de Weck sowie die Basler Zeitung.

Die NZZ erfreut sich seitdem steigender Sympathie in der politischen Rechten in Deutschland. So beschrieb im Juli 2019 der ehemalige Präsident des deutschen Bundesamts für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen die Zeitung in einem Tweet als „Westfernsehen“ wovon sich die NZZ distanzierte. Ebenfalls distanzierte sie sich von einem Aufruf der AfD-Politikerin Beatrix von Storch, sich bei der NZZ auf ein Volontariat zu bewerben.

Seit Anfang 2021 ist der Journalist Jan-Eric Peters Geschäftsführer des Berliner Büros. Die NZZ werde nach Einschätzung eines Artikels von Anton Rainer im Spiegel unter ihm ihren Kurs ändern. Die Redaktion der NZZ-Deutschland habe Angst davor, nur das „Wutbürgertum“ zu bedienen, weshalb unter ihrem neuen Geschäftsführer in Berlin in Zukunft ein breiteres Spektrum der NZZ auf Social-Media-Kanälen bedient werden soll.

Zum 1. Juli 2021 wechselte Oliver Maksan, Diplom-Theologe und seit 2016 Chefredakteur der als erzkatholisch eingeschätzten Tagespost in die Berliner Redaktion der NZZ.

Rezeption

Die NZZ gilt als Qualitätszeitung. Dazu trägt neben dem Wirtschaftsteil vor allem die Auslandsberichterstattung bei, die auf ein dichtes Korrespondentennetz zurückgreift.

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt meinte einmal, dass er doch lieber gleich die NZZ lese als die Berichte seines Auslandsgeheimdienstes BND. Rainer Link stellte 2019 im Deutschlandfunk fest, dass die „Qualitätszeitung (…) zu einer intellektuellen Kulturlandschaft“ in der deutschen Presse zählt und laut Thomas Bernhard „ein Geistesmensch nicht an einem Ort existieren kann, in dem er die ‚Neue Zürcher Zeitung‘ nicht bekommt“.

Das Lexikon der DDR bezeichnete die NZZ 1957 als bedeutendste großbürgerliche Tageszeitung der Schweiz, die das Schweizer Monopolkapital vertrete.

Im Dezember 2016 verlieh die Reinhold-Maier-Stiftung der NZZ die renommierte Reinhold-Maier-Medaille, die Chefredaktor Eric Gujer stellvertretend entgegennahm. Die Stiftung ehrte die Zeitung damit für ihr unermüdliches Eintreten für den Liberalismus und die Autonomie des Einzelnen, für freiheitliche Bürgerrechte und den Meinungspluralismus.

Im Jahr 2020 wurde die Zeitung sowie der dahinterstehende Verlag dafür kritisiert, unter dem Eindruck des Wegbrechens von Anzeigenschaltungen als Folge der COVID-19-Pandemie in der Schweiz staatliche Hilfe in Anspruch genommen zu haben, während man eine hohe Dividende an die Aktionäre ausschüttete. Ebenso befremdlich wurde ein Beitrag von Eric Gujer aufgenommen, in dem er sich noch am Tag des Beschlusses zur Dividendenauszahlung der NZZ für Zurückhaltung bei Dividenden- und Bonizahlungen ausgesprochen hatte.