Ludwig Maximilian Erwin von Scheubner-Richter

ursprünglich Ludvigs Rihters, geboren am 21. Januar 1884 in Riga, Lettland, gestorben am 9. November 1923 in München, war Chemiker und Offizier und zählte zu den Führungsfiguren der frühen NSDAP. „Der erste Band von Hitlers Buch „Mein Kampf“ ist ihm und fünfzehn anderen Nationalsozialisten, die beim Hitlerputsch umkamen, gewidmet“, schreibt Wikipedia.

Leben und berufliche Entwicklung

Aus Wikipedia:

„… Max Erwin Richter wurde als Sohn eines deutschen Musikers und einer deutschbaltischen Mutter geboren. Den Namenszusatz von Scheubner erhielt er 1912 nach der Heirat mit der um 19 Jahre älteren Adligen Mathilde von Scheubner (* 16. April 1865; † nach 1951) und der Adoption durch einen ihrer Verwandten.

Frühe Jahre

Von 1904 bis 1906 studierte Max Richter am Polytechnikum Riga Chemie. Er trat in Riga dem Corps Rubonia (einer Burschenschaft) bei und machte die Bekanntschaft Otto von Kursells (27. November 1884 in Sankt Petersburg, 30. August 1967 in München). Der war ein deutsch-baltischer Maler und Grafiker. (…) Sein Talent stellte er nach dem Ersten Weltkrieg antisemitischen und antikommunistischen Bewegungen zur Verfügung. So veröffentlichte er zahlreiche politische Karikaturen, in denen er unter anderem Juden, Russen und Kommunisten an den Pranger stellte. Er führte Hetzreden und beteiligte sich aktiv an Postendiensten gegen Spartakisten, an Geländeübungen und Patrouillen. Über Alfred Rosenberg lernte er Dietrich Eckart kennen, der nicht nur seine Arbeiten veröffentlichte, sondern ihn für die Mitarbeit an der Zeitschrift „Auf gut deutsch“ gewann. 1924 veröffentlichte Kursell Bilder der Angeklagten im Hitler-Prozess. Als einer der hochdotierten nationalsozialistischen Künstler betrieb Kursell in seinem Werk und seinem Unterricht bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aktive nationalsozialistische Propaganda.“

Ludwig Maximilian Erwin von Scheubner-Richter siedelte nach der nach der Russischen Revolution 1905–1907 nach Deutschland über und lebte in München. Sein Studium schloss er als Doktor-Ingenieur ab, um sich am 10. August 1914 als Kriegsfreiwilliger beim 7. Bayrischen Chevauleger-Regiment Straubing zu melden.

Aus Wikipedia:

„… Aktivitäten im Ersten Weltkrieg

Mit dem 7. Bayrischen Regiment kam Max Scheubner-Richter an der Westfront zum Einsatz. Auf Grund seiner russischen Sprachkenntnisse vermittelte einer seiner Vorgesetzten die Kommandierung an die russischen Frontlinien. Hier war er bis November 1914 im Einsatz. In dieser Zeit hatten leitende Beamte des Auswärtigen Amtes in Berlin den Plan gefasst, die russischen Erdölfördergebiete im Bereich hinter den russisch-türkischen Linien durch eine Sabotageaktion zu sprengen um damit den Eisenbahntransport und die Rohölzufuhr im Land zum Erliegen zu bringen. Als geeigneter Kommandeur wurde dazu Paul Schwarz (1882–1951) ausgewählt, der als Erdölspezialist durch seinen Beruf Kenntnisse über die Beschaffenheit der Ölfelder um Baku hatte. Als Partner an seiner Seite wurde Scheubner-Richter (…) im November 1914 ausgewählt. (…) Die in Aussicht gestellte Sabotageaktion endete als Fehlschlag, da der Widerstand der russischen Truppen durch die türkischen Einheiten nicht gebrochen werden und die Gruppe um Schwarz die Erdölfelder gar nicht erst erreichen konnte. Inzwischen hatte sich Scheubner-Richter im Konsulat als „Kunsulatsverweser“ eingerichtet und gab sich gegenüber Besuchern sogar hin und wieder als Attaché aus. Während seiner Kommandierung hatte er sich die Hoffnung gemacht, daraus eine weitere Verwendung im konsularischen Dienst des Auswärtigen Amtes ableiten zu können. Doch seiner mehrfach vorgetragenen Bitte, ihn zum Vizekonsul zu ernennen, kam das Auswärtige Amt nicht nach, da diese kommissarische Tätigkeit in Erzurum nur für Zeit des Einsatzes und ausdrücklich nur für die Abdeckung der geplanten Sabotageakte vereinbart war.

(…) Nach Berlin am 26. Januar 1917 zurückgekehrt verzichtete das Auswärtige Amt auf weitere, von Scheubner-Richter vorgeschlagene Dienste. Auch seine Abordnung wurde aufgehoben. Danach folgten wechselnde Einsätze u. a. in Straubing (München), im Regiment unter Adolf Friedrich von Mecklenburg, und in Stockholm. Schließlich ab dem Jahreswechsel 1917/18 war er im Oberkommando der 8. Armee in Riga als Leiter der Pressestelle der deutschen Militärverwaltung für das Baltikum eingesetzt. Die Pressestelle trug die Bezeichnung „Pressestelle Oberost VIII“. Hier arbeitete er zusammen mit seinen Corpsbrüdern Arno Schickedanz und Otto von Kursell sowie mit Max Hildebert Boehm für die deutschen Besatzer. Hier machte er den Vormarsch der deutschen Truppen im Frühjahr 1918 in Estland mit, wofür er das EK I erhielt.

In der Weimarer Republik

Im März 1920 beteiligte sich Scheubner-Richter am Kapp-Putsch. Er war von Wolfgang Kapp als Chef des Nachrichtendienstes der neuen, durch den Putsch ins Amt zu bringenden Regierung vorgesehen, wozu es dann aber nach dem Scheitern des Putsches nicht kam. Er selbst musste anschließend nach München fliehen, wo er unter anderem die „Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung“ als Bindeglied zwischen deutschen Rechten und russischen monarchistischen Emigranten gründete.

Beziehung zu Adolf Hitler

Max Scheubner-Richter traf im Oktober 1920 erstmals mit Adolf Hitler zusammen. In der Folge wurde er zu dessen außenpolitischem Berater und zu einem Finanzier der Partei, der es auch verstand, weitere Geldquellen zu ermitteln und nutzbar zu machen. Er gilt als ein, in der damaligen Zeit, entscheidender Förderer der frühen NSDAP, in die er selbst 1921 eintrat.

Finanzhilfe

Die finanziellen und politischen Verbindungen Scheubner-Richters umfaßten Industrielle, preußische Junker, Aristokraten, wie die Wittelsbacher, hohe kirchliche Stellen und vermögende Russland-Emigranten. Dabei sind besonders hervorzuheben seine weitverzweigten Kontakte zu konservativen und rechtsradikalen Kreisen in Deutschland, so zum Beispiel zu Erich Ludendorff und zu exilierten russischen Monarchisten, die sich durch eine Unterstützung der NSDAP eine Beeinflussung der deutschen Politik in die Richtung einer Beseitigung der Sowjetunion und eine Wiedererrichtung des Zarentums in Russland erhofften. Mit außerordentlichem Geschick gelang es ihm, beträchtliche finanzielle Mittel für die Nationalsozialistische Partei zu erschließen. So brachte er u. a. die Geldmittel für den Ankauf der Zeitung „Münchener Beobachter“ auf, die denn unter dem Namen „Völkischer Beobachter“ zum Parteiorgan der NSDAP wurde. Scheubner-Richter vermittelte Adolf Hitler auch den Kontakt zum „Stahlbaron“ Fritz Thyssen, der dann zum finanziellen Gönner der NSDAP wurde, als die übrige Großindustrie ihr noch weitgehend ablehnend gegenüberstand.

Zur Beschaffung von Geldmitteln gründete Max Scheubner-Richter zwei „gemeinnützige“ Organisationen, die es seinen Freunden ermöglichte, steuerbegünstigt der NSDAP Spenden zukommen zu lassen. Um den Zahlern das Spenden attraktiver zu machen, präsentierte er ihnen respektable Galionsfiguren ihrer jeweiligen Kreise, deren Ziele vorgeblich durch die Spenden befördert würden: den Konservativen Theodor von Cramer-Klett jun., die exilierte russische Großfürstin Viktoria Fedorowna, deren Gatte Ansprüche auf den vakanten Zarenthron geltend machte – und die ihre Juwelen zugunsten der Partei versetzte –, und den ehemaligen russischen General Wassili Biskupski. Biskupski seinerseits vermittelte Scheubner-Richter und somit der NSDAP Kontakt zu dem in Paris ansässigen russischen Kommerz-, Industrie- und Handelsverband, dessen Mitglieder ebenfalls eine Umgestaltung der russischen Verhältnisse zu ihren Gunsten erhoffen. In einem Brief aus dem Jahr 1939 taxierte der General die, der Partei auf Fürsprache Scheubner-Richters von Exil-Russen hin gewährte Finanzhilfe, auf eine halbe Million Goldmark.

Marsch auf die Feldherrnhalle

Für den Hitlerputsch – den gewaltsamen Staatsstreich zur Beseitigung der Weimarer Demokratie im November 1923 – hatte Scheubner-Richter die Hauptregie und zunächst zusammen mit Alfred Rosenberg einen Putschplan entworfen, der aber dann nicht weiter verfolgt wurde. Am Abend des 8. November 1923 holte er persönlich Erich Ludendorff (1856–1937) aus Ludwigshöhe mit dem Auto ab und brachte ihn zu den wartenden Aufständischen in den Münchener Bürgerbräukeller. Am nächsten Morgen marschierte er neben Hitler, Ludendorff und Hermann Göring am Kopf des Demonstrationsmarsches der Putschisten zur Münchener Feldherrnhalle. Nachdem der Zug der Aufständischen bereits eine polizeiliche Postenkette hatte durchbrechen können, traf er auf dem Odeonsplatz auf einen weiteren Cordon bewaffneter Landespolizisten. Aus bis heute nicht vollständig geklärten Gründen kam es zu einem Schusswechsel, in dessen Folge zwölf Putschisten (später zwei weitere vor dem bayerischen Kriegsministerium) und vier Polizisten starben. Scheubner-Richter war der erste, der tödlich getroffen zu Boden sank. Hitler hatte sich bei ihm untergehakt und wurde von dem Sterbenden mit zu Boden gerissen. Dabei renkte sich Adolf Hitler zwar den Arm aus, blieb aber während des nun folgenden Schusswechsels am Boden, so dass die Kugeln über seinen Kopf hinweggingen und er weitgehend unverletzt blieb.

„Blutzeuge der Bewegung“

Hitler widmete seinem Gefolgsmann nicht nur – wie den fünfzehn anderen toten Gefolgsleuten des gescheiterten Putsches auch – den ersten Teil seines Buches „Mein Kampf“, sondern meinte außerdem: „Alle sind ersetzbar, nur einer nicht: Scheubner-Richter!“

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde an der Feldherrnhalle in München eine Tafel mit den Namen dieser Personen angebracht, die von einer Ehrenwache der SS geehrt wurde. Jeder Passant musste diese Tafel mit dem Hitlergruß ehren. 1935 wurden auf dem Königsplatz zwei „Ehrentempel“ als gemeinsame Grabanlage für diese Personengruppe errichtet. Im selben Jahr wurde Scheubner-Richter exhumiert, zusammen mit den übrigen Toten dorthin überführt und in bronzenen Sarkophagen erneut beigesetzt. Bis 1945 wurden sie in den nationalsozialistischen Kult um die „Blutzeugen der Bewegung“ einbezogen. Nach Scheubner-Richter wurden auch Straßen benannt, so in Leslau (im Wartheland).