Friedrich Wilhelm Foerster

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„… geboren am 2. Juni 1869 in Berlin; gestorben am 9. Januar 1966 in Kilchberg bei Zürich, war ein deutscher Philosoph, Pädagoge und Pazifist.

Leben

Foerster war einer der Söhne des Astronomen Wilhelm Julius Foerster, des damaligen Direktors der Berliner Sternwarte und Professors an der Berliner Universität. Der eine seiner beiden jüngeren Brüder war der bedeutende Staudenzüchter Karl Foerster, der andere Bruder der Schiffskonstrukteur und Leiter der Schiffbauabteilung der Hamburg-Amerika Linie Ernst Foerster (1876–1955).

Friedrich Wilhelm Foerster studierte Philosophie, Nationalökonomie, Ethik und Sozialwissenschaften in Freiburg im Breisgau und Berlin. Seine 1893 verfasste Doktorarbeit trägt den Titel „Der Entwicklungsgang der Kantischen Ethik bis zur Kritik der reinen Vernunft.“ Sein Pazifismus war orientiert am Völkerrechtsgedanken (Woodrow Wilson) und am Föderalismus, in Anlehnung an die Gedanken von Constantin Frantz.

Im Jahre 1898 wurde er an der Universität Zürich mit der Schrift Willensfreiheit und sittliche Verantwortlichkeit. Eine sozialpsychologische Untersuchung habilitiert. In den Jahren 1898 bis 1912 war Foerster als Privatdozent für Philosophie und Moralpädagogik an der Universität Zürich und der ETH Zürich tätig. 1913 und 1914 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Wien. 1914 erhielt er eine ordentliche Professur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er Pädagogik und Philosophie lehrte.

Foerster setzte sich kritisch mit der deutschen Kriegspolitik während des Ersten Weltkrieges auseinander. Er kritisierte vor allem auch die militaristische Haltung der führenden Kreise Deutschlands. Mit dieser Haltung war er eine seltene Ausnahme im wilhelminischen Deutschland. Deswegen und wegen seiner sonstigen politischen und ethischen Anschauungen wurde er von nationalistischen Kreisen immer wieder massiv angegriffen. Als er es während des Krieges wagte, die Politik Bismarcks zu kritisieren, kam es zu einem Eklat an seiner Hochschule, der eine zweisemestrige Beurlaubung zur Folge hatte. Diese Zeit verbrachte Foerster in der Schweiz, wo er intensiv die Frage studierte, in welchen Bereichen die Verantwortung Deutschlands für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges lag. Foerster gewann die Überzeugung, dass die Deutschen einen Erfolg der Haager Friedenskonferenzen 1906 und 1907 blockiert hatten und sich dadurch international isoliert hatten. Damit hätten sie die Einkreisung Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg selbst hervorgerufen. Als Foerster 1917 aus der Schweiz zurückkam, war er von der Kriegsschuld der führenden Kreise Deutschlands und vor allen Dingen des Generalstabes überzeugt.[2] Aufgrund seiner publizistischen Tätigkeit suchte 1917 Kaiser Karl I. seinen Rat und später (1925 und 1937) Edvard Benesch. Im November 1918 wurde er Botschafter der Münchener Räterepublik unter Kurt Eisner in Bern.

Seine Auffassungen und die daraus resultierenden Veröffentlichungen waren für die Regierung und die mit ihr verbündeten Kreise sehr unangenehm. Daher sahen nationalistische Verbände und die neu entstehende nationalsozialistische Bewegung Foerster als einen Hauptfeind an. 1920 veröffentlichte Foerster sein Buch Mein Kampf gegen das militaristische und nationalistische Deutschland. Daraufhin wurde er von der radikalen Rechten mit dem Tode bedroht. Als 1921 Matthias Erzberger und später Walther Rathenau ermordet wurden, legte Foerster nach Warnungen 1922 sein Lehramt nieder und flüchtete in die Schweiz. 1926 siedelte er nach Frankreich über. Da Foerster auch aus der Ferne Deutschlands nationalistische Kreise und später das Erstarken des Nationalsozialismus kritisierte, wurde er ein intellektueller Hauptfeind der Nationalsozialisten. Im Jahr 1937 warnte Foerster die Nachbarn Deutschlands vor den kriegerischen Absichten Deutschlands durch sein in Luzern auf Deutsch und zum Teil später in andere Sprachen übersetztes Buch Europa und die Deutsche Frage. Am 11. August 1938, nur wenige Wochen vor dem Münchener Abkommen, forderte er in einem offenen Brief an den SdP-Parteivorsitzenden Konrad Henlein die sudetendeutschen Politiker auf, Hitler die Gefolgschaft aufzukündigen, um die 800-jährige Geschichte der Sudetendeutschen nicht aufs Spiel zu setzen und auch, um vom deutschen Volke eine tödliche Gefahr abzuwenden.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahre 1933 wurden auch Foersters Werke öffentlich verbrannt. Im dritten Feuerspruch der nationalsozialistischen Studenten bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in Berlin hieß es über die Werke von Foerster „Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat“. In seiner Schrift Die tödliche Krankheit des deutschen Volkes, die in der Schweiz und in Frankreich erschienen war, hatte er eindringlich vor dem Naziregime gewarnt. Foerster stand auf der ersten NS-Ausbürgerungsliste, unterzeichnet am 23. August 1933 vom Reichsminister des Innern.

In Frankreich war Foerster wohlgelitten und man ernannte ihn zum französischen Staatsbürger. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Jahre 1940 fahndete die Gestapo sofort nach Foerster, der aus Vorsicht zu der Zeit an der Grenze zur Schweiz wohnte und in die Schweiz flüchtete. Doch die Schweizer Behörden wiesen Foerster zurück, obwohl er jahrelang in der Schweiz in Staatsdiensten gearbeitet hatte. Sie bezweifelten sogar die Gültigkeit seiner französischen Staatsbürgerschaft und erklärten, dass er nach wie vor Deutscher sei. Foerster gelangte mit viel Glück nach Portugal und emigrierte in die USA. Er lebte bis 1963 in New York und kehrte schließlich in die Schweiz, nach Kilchberg nahe Zürich zurück, wo er seine letzten Lebensjahre in einem Sanatorium verbrachte.

In seinem Werk setzte sich Foerster mit ethischen, politischen, sozialen, religiösen und sexuellen Themen auseinander und forderte eine Reform der Erziehung auf christlicher und ethischer Grundlage an: Die spezielle Aufklärung hatte in seinem Konzept einen untergeordneten Stellenwert, sowohl in der politischen Pädagogik als auch in der Sexualerziehung. Die Charakter- und Willensbildung und die Schulung des Gewissens sah er als oberstes Ziel der Erziehung.

1946 hatte er in einem damals viel beachteten Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung vor einer „Verpreußung der ganzen Welt“ gewarnt, die eintreten würde, wenn es den Deutschen nicht gelänge im „Bewusstsein furchtbarer Schuld“ diese Schuld zu sühnen und für eine „neue Heiligung aller noblen Werte der Menschheit“ einen konstruktiven Beitrag zu leisten.

1953 erschienen seine Memoiren unter dem Titel Erlebte Weltgeschichte. 1869 -1953. In diesem Werk setzte er seine Hoffnung nach zwei katastrophalen Kriegen in eine geistige, christliche Erneuerung der Völker Europas und ihrer politischen Eliten. Die Besinnung auf das gemeinsame christliche Erbe Europas und die Idee der Bruderschaft der Völker sollte nach seiner Vorstellung den Nationalismus überwinden und zu einer freiwilligen politischen Einigung führen.

Förster war auch interessiert in der Bewegung für eine internationale Hilfssprache. Er war ein Mitglied der Delegation für die Annahme der internationalen Sprache, aber als diese sich für Ido entschied, trat er zurück und befürwortete öffentlich Esperanto.