Die Moorsoldaten

Die Moorsoldaten – Lagerlied von Börgermoor

Wohin auch das Auge blicket,
Moor und Heide nur ringsum.
Vogelsang uns nicht erquicket,
Eichen stehen kahl und krumm.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Morgens ziehen die Kolonnen
in das Moor zur Arbeit hin.
Graben bei dem Brand der Sonne,
doch zur Heimat steht der Sinn.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Heimwärts, heimwärts jeder sehnet,
zu den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet,
weil wir hier gefangen sind.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Auf und nieder gehn die Posten,
keiner, keiner kann hindurch.
Flucht wird nur das Leben kosten,
Vierfach ist umzäunt die Burg.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.

Doch für uns gibt es kein Klagen,
ewig kann’s nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen:
Heimat, du bist wieder mein.
Dann ziehn die Moorsoldaten
nicht mehr mit dem Spaten
ins Moor!

Aus Wikipedia:

Die Moorsoldaten, auch als Moorsoldatenlied, Börgermoorlied oder kurz Moorlied bezeichnet, ist ein Lied, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland geschaffen worden ist. In diesem Lager wurden vorwiegend politische Gegner des NS-Regimes gefangen gehalten. Mit einfachen Werkzeugen wie dem Spaten mussten sie dort das Moor kultivieren.

Geschichte

Entstehung

Texter des Liedes waren der Bergmann Johann Esser und der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff, die Musik stammt von dem kaufmännischen Angestellten Rudi Goguel. Das Lied wurde am 27. August 1933 bei einer Veranstaltung namens Zirkus Konzentrazani von 16 Häftlingen, überwiegend ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitergesangvereins, aufgeführt.

Rudi Goguel erinnerte sich später:

„Die sechzehn Sänger, vorwiegend Mitglieder des Solinger Arbeitergesangsverein, marschierten in ihren grünen Polizeiuniformen (unsere damalige Häftlingskleidung) mit geschulterten Spaten in die Arena, ich selbst an der Spitze in blauem Trainingsanzug mit einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir sangen, und bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast 1000 Gefangenen den Refrain mitzusummen. (…)

Von Strophe zu Strophe steigerte sich der Refrain, und bei der letzten Strophe sangen auch die SS-Leute, die mit ihren Kommandanten erschienen waren, einträchtig mit uns mit, offenbar, weil sie sich selbst als ‚Moorsoldaten‘ angesprochen fühlten. (…)
Bei den Worten ‚… Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor‘ stießen die sechzehn Sänger die Spaten in den Sand und marschierten aus der Arena, die Spaten zurücklassend, die nun, in der Moorerde steckend, als Grabkreuze wirkten.“

Zwei Tage nach der ersten Aufführung wurde das Lied von der Lagerleitung verboten. Trotzdem war es das Wachpersonal des Lagers, das wiederholt verlangte, dass das Lied von den Häftlingen auf ihren Märschen zum Arbeitsplatz gesungen wurde.

Verbreitung

Durch entlassene oder in andere Lager verlegte Gefangene wurde das Lied über Börgermoor hinaus bekannt. 1935 lernte es der Komponist Hanns Eisler in London kennen. Er überarbeitete die Melodie für den Sänger Ernst Busch. Dieser schloss sich während des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) den Brigadas Internacionales, den Internationalen Brigaden, an, die die Spanische Republik gegen den Putschisten Franco verteidigten. Dadurch wurde das Lied verstärkt international bekannt. Doch der originale Anfang der Melodie von Rudi Goguel mit drei gleichen Tönen klingt nicht so zuversichtlich wie die Version von Eisler. Goguel hatte mit drei gleichen Tönen die hoffnungslose Stimmung, aus der heraus das Lied entstand, besser eingefangen, als die von Eisler abgeänderte Melodie.

Heute existieren weltweit mindestens 500 Versionen des Liedes in mehreren Sprachen; im Englischen ist es als The Peat Bog Soldiers bekannt, französisch als Chant des Marais, spanisch als Los soldados del pantano. Zu den bekanntesten Interpreten gehören Ernst Busch, Peter Rohland, Hein und Oss Kröher, Paul Robeson, Pete Seeger, Perry Friedman, The Dubliners und Hannes Wader. Neuere Bearbeitungen stammen von der Kölner Saxophon Mafia, Welle: Erdball, Liederjan, Die Toten Hosen, Die Schnitter, Michael von der Heide und Helium Vola.

 

Das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager in Papenburg hat 2002 eine Doppel-CD Das Lied der Moorsoldaten herausgegeben, auf der mehr als 30 verschiedene Versionen des Liedes und Wortbeiträge, u. a. von Rudi Goguel, enthalten sind. Aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Liedes wurde am 27. August 2008 eine zweite Auflage herausgegeben.

Im DIZ in Papenburg und seit dessen Umzug nach Esterwegen im Herbst 2011 in der Gedenkstätte Esterwegen ist auch die Geschichte der Moorsoldaten, wie sich die politischen Häftlinge der frühen Konzentrationslager Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum selbst bezeichneten, und die der anderen Häftlinge der Emslandlager 1933 bis 1945 u. a. in Ausstellungen dokumentiert.