Der „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“

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war ein Wehrverband zur Zeit der Weimarer Republik, der kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges am 25. Dezember 1918 von dem Reserveoffizier Franz Seldte in Magdeburg gegründet wurde. Seldte war zusammen mit Theodor Duesterberg Vorsitzender der Vereinigung. Sie galt als bewaffneter Arm der demokratiefeindlichen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). So stellte der Stahlhelm bei Parteiversammlungen vielfach den (bewaffneten) Saalschutz.

Name

Der Name geht zurück auf den 1916 im deutschen Heer eingeführten Stahlhelm. Für viele Frontsoldaten wurde er zum Sinnbild für Härte und Opferbereitschaft. So erwähnt Ernst Jünger in seinem Erstlingswerk „In Stahlgewittern“ im Kapitel über die Schlacht an der Somme, dass er am 23. August 1916 den ersten deutschen Soldaten mit Stahlhelm gesehen habe. Im Jahr 1934 ergänzte er: „Er war der erste deutsche Soldat, den ich im Stahlhelm sah, und er erschien mir sogleich als der Bewohner einer fremden und härteren Welt.“

1918 bis 1933

Der Stahlhelm verstand sich als Organisation, in der das Wirken aller Kriegsteilnehmer Anerkennung finden sollte, und stand in eindeutiger Opposition zum politischen System der Weimarer Republik. Im Stahlhelm herrschte eine Weltanschauung vor, die sich stark an der Kaiserzeit orientierte. Ehemaligen Frontsoldaten jüdischen Glaubens wurde die Mitgliedschaft verwehrt (siehe hierzu Reichsbund jüdischer Frontsoldaten). In eigenen Untergliederungen (Scharnhorstbund, Jungstahlhelm, Stahlhelm-Studentenring Langemarck, Landsturm) wurden ab 1924 interessierte Heranwachsende und ältere frontunerfahrene Männer militärisch ausgebildet, wobei die Reichswehr tatkräftige Unterstützung leistete. Die Mitglieder und ihre Führer verstanden sich als Personalreserve für die durch den Friedensvertrag von Versailles zahlenmäßig auf 100.000 Mann beschränkte Reichswehr. Die Mitgliederzahl vergrößerte sich bis 1930 auf über 500.000 Mitglieder. Der Stahlhelm war somit nach dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold der zweitstärkste paramilitärische Verband der Weimarer Republik.

Mindestens bis zur Gründung eines eigenen Stahlhelm-Frauenbundes im Jahr 1928 galt der Bund Königin Luise als inoffizielle Frauenorganisation des Verbandes.

Finanziert wurde der Stahlhelm von ehemaligen Militärs und den im Deutschen Herrenklub zusammengeschlossenen Unternehmern sowie von ostelbischen Großgrundbesitzern.

Obwohl sich der Stahlhelm offiziell als überparteilich darstellte, trat er seit 1928 offen als republik- und demokratiefeindlich und auch als antisemitisch und rassistisch in Erscheinung. Ziele waren die Errichtung einer Autokratie in Deutschland, die Vorbereitung eines Revanchekrieges und die Errichtung eines antiparlamentarischen Ständestaates. In der „Fürstenwalder Haßbotschaft“ vom September 1928 hieß es: „Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau, seine Form und seinen Inhalt“, weil er ein Hindernis dagegen darstelle, „unser geknechtetes Vaterland zu befreien, (…) den notwendigen Lebensraum im Osten zu gewinnen und das deutsche Volk wieder wehrhaft zu machen“. Deshalb bezeichneten die Stahlhelm-Mitglieder gegen Ende der Weimarer Republik sich selbst in Abgrenzung zur NSDAP auch als die „deutschen Faschisten“. Zu weiteren Grundforderungen gehörten die Schaffung eines „völkisch großdeutschen Reiches“, die Bekämpfung der Sozialdemokratie sowie des „Händlergeistes des Judentums“ und der demokratisch-liberalen Weltanschauung, die Vergabe führender Stellen im Staat an Frontsoldaten und eine Politik für Lebensraum im Osten.

Im Jahre 1922 stand ein Arierparagraph, der alle jüdischen Mitglieder entfernen sollte, auf der Tagesordnung des „Frontsoldatentags“. Die Entscheidung wurde verschoben und dann 1924 mit einem Beschluss zur „Ausschaltung fremdrassiger Einflüsse“ getroffen. Wie die anderen Organisationen auf der politischen Rechten war auch der Stahlhelm eine dezidiert antikommunistische Formation.

Am 9. Oktober 1929 sprach der preußische Innenminister Albert Grzesinski ein Verbot der Landesverbände Rheinland und Westfalen aus, welches in einem im September 1929 in Langenberg (Rheinland) illegal durchgeführten „Geländespiel“ begründet lag. Am 16. Juli 1930 wurde das Verbot wieder aufgehoben.

Gemeinsam mit der DNVP unter Alfred Hugenberg und der NSDAP unter Adolf Hitler organisierte der Stahlhelm einen Volksentscheid gegen den Young-Plan. Der Stahlhelm gehörte 1931 zu den Gründungsorganisationen der gegen die Weimarer Republik gerichteten Harzburger Front, die allerdings zu keiner dauerhaften Zusammenarbeit der Rechten führte. Bereits wenige Tage nach der gemeinsamen Veranstaltung in Bad Harzburg scheiterte am 17. Oktober 1931 ein Treffen führender Nationalsozialisten mit der Stahlhelmführung, bei dem die Friktionen zwischen beiden Organisationen hatten beigelegt werden sollen. Im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 1932 stellte der Stahlhelm mit Theodor Duesterberg einen eigenen Kandidaten auf und unterstützte den nationalsozialistischen Kandidaten Adolf Hitler nicht.

1933 bis 1935

Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde der Stahlhelm als einzig noch gegenüber den NSDAP-Organisationen bestehender Verband gesehen: „Hunderttausende ehemalige Angehörige des aufgelösten ‚Reichsbanners‘ wie des gleichfalls aufgelösten ‚Roten Frontkämpferbundes‘ waren in den Stahlhelm eingetreten, um dort Schutz zu finden, einige auch, um politisch zu wühlen.“ (Duesterberg)

Entwaffnungs-Aktion gegen den Braunschweiger Stahlhelm

Die Entwaffnungs-Aktion gegen den Stahlhelm in Braunschweig, der von der NSDAP so genannte Stahlhelm-Putsch am Montag, dem 27. März 1933, ist ein Beispiel des Drucks auf den Stahlhelm. Durch die Aufnahme ehemaliger Reichsbanner-Mitglieder in seine Reihen war dort lokal versucht worden, die Bedeutung des Verbands zu stärken. Dagegen richtete sich eine massive Aktion der SA und SS, zum Teil in Zusammenarbeit mit der lokalen Polizei, die die zeitweise Inhaftierung der 1500 Stahlhelm-Mitglieder und -Führer und ein vorübergehendes Organisations-Verbot einschloss. 1000 der Verhafteten waren Mitglieder der SPD und KPD. Viele der Bewerber um die Neuaufnahme wurden misshandelt.

Arbeitsminister Seldte

Stahlhelm-Gründer Franz Seldte wurde im Kabinett Hitler Reichsarbeitsminister und trat im April 1933 der NSDAP bei. Als solcher trieb er 1933 ein „Gesetz gegen die jüdischen Ärzte“ und damit die antisemitischen Berufsverbote voran. Im August 1933 wurde er SA-Obergruppenführer und später Reichskommissar für den Reichsarbeitsdienst. Er blieb Reichsarbeitsminister bis 1945.

Gleichschaltung und Auflösung

Nachdem Seldte am 27. April 1933 erklärt hatte, dass er sich und den Stahlhelm als „geschlossene soldatische Einheit dem Führer“ unterstelle, erfolgte in den Jahren 1933/34 die Gleichschaltung des Stahlhelms, seiner Nebenorganisationen und aller übrigen militaristischen Organisationen durch Unterstellung unter die SA. Die unter 35-jährigen Mitglieder, rund 314.000, übernahm ab Juli die SA direkt als „Wehrstahlhelm“. Unter der Bezeichnung „SA-Reserve I“ wurden die 36- bis 45-jährigen Mitglieder des Stahlhelms bis September 1933 organisatorisch der SA-Führung unterstellt, die über 45-jährigen als „SA-Reserve II“. Im Januar 1934 „verschmolzen“ diese Verbände mit der SA. Der Rest erhielt im März 1934 den Namen „Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund (Stahlhelm)“. Am 7. November 1935 löste Hitler auch diese Organisation auf.

Nach 1945

Im Jahre 1951 wurde der Der Stahlhelm e.V. in Köln als eingetragener Verein neu gegründet, woran sich auch der ehemalige Generalfeldmarschall Albert Kesselring beteiligte. Alt- und Neonazis sowie Teile der rechtsextremen Szene knüpfen bis heute auch an die Ideologie des „Stahlhelm“ an, der sich später in „Der Stahlhelm e. V. – Bund der Frontsoldaten – Kampfbund für Europa“ umbenannte und eine Zeit lang seinen Hauptsitz im niedersächsischen Jork hatte. Manche der Landesverbände des Vereins haben sich inzwischen (2011) selbst aufgelöst.

Publikationen

Das Zentralorgan Der Stahlhelm erschien zuerst als Halbmonatsschrift, ab 1924 als Wochenzeitung. Die Auflage überschritt Mitte der 1920er Jahre deutlich 100.000, fiel danach aber auf unter 100.000 zurück. Neben kleineren Organen für Studenten und Monatsbriefen für Stahlhelmführer erschien in den Jahren 1925/26 Die Standarte mit dem Untertitel Beiträge zur geistigen Vertiefung des Frontgedankens. Nichtamtliche Führerbeilage zum Stahlhelm. Sie wurde in den Jahren 1926–1929 mit dem neuen Zusatz Wochenschrift des neuen Nationalismus von Ernst Jünger, Franz Schauwecker und anderen herausgegeben.