An ein sterbendes Kind

Johann Georg Jacobi wurde am 2. September 1740 auf Gut Pempelfort bei Düsseldorf geboren und starb am 4. Januar 1814 in Freiburg im Breisgau und war der Bruder von Friedrich Heinrich Jacobi .

Er war Dichter und Publizist und veröffentlichte 1790 in Karlsruhe „die Gesänge aus Charmides und Theome“ im Macklot Verlag in Karlsruhe, sowie 1774 das Gedicht „An ein sterbendes Kind“ – erschienen 1774 im Haude und Spener Verlag Düsseldorf und die Zeitschrift „Iris“, eine „Vierteljahresschrift für Frauenzimmer“

An ein sterbendes Kind

So wandle denn, von Thränen und von Küssen
Begleitet, deine Bahn;
Ein kleiner Engel geht voran,
Und leuchtet dir in deinen Finsternissen.

Des Engels Haupt ist sanftes Abendroth;
Aus seinen Händen nimmt der Tod
Den Becher, den er dir zum letzten Schlummer beut;
Und tief im Becher ist des Himmels Süßigkeit.
Schon warten dein mit rosenfarbnen Flügeln,

Auf ewig grünen Hügeln,
Die Kinder Seelen dort, im bessern Sonnenglanz,
Und zeigen sich einander deinen Kranz.
O wie so brüderlich, mit seligem Vertrauen,
Du neuer Engel! wirst du nun

An ihrer Brust, als ihr Gespiele, ruhn;
Mit ihnen Palmen-Hütten bauen;
Und, zwischen Lilien den Gott der Wonne schauen,
Den du, vom Winde leicht gekühlt,
Hienieden schon gefühlt,

Als wir in deinen Schooß die ersten Blumen warfen.
So wandle denn zum Klang der Silberharfen;
Und wenn dein Blick herab von hohen Sternen fällt;
O dann gedenk an diese Schatten-Welt,
An diesen Erden-Tag,

An diesen Labetrunk, in Liebevollen Armen,
Das einzige, was Irrdisches Erbarmen
Dem Sterbenden zu reichen noch vermag.
Gedenk’ an uns, in deinem Siege;
Wir aber segnen oft die kleinen holden Züge,

Worinnen uns das Paradies
Ein Bild von seiner Unschuld wies.

J. G. J.