Alfred Ernst Christian Alexander Hugenberg

Alfred Hugenberg 1933 Quelle: Wikipedia

… Wurde am 19. Juni 1865 in Hannover geboren und war der Sohn des Königlich Hannoverschen Schatzrats und Mitglieds des preußischen Landtages Carl Hugenberg (1836–1882) und dessen Ehefrau Erneste, geb. Adickes (1841–1917).

Seit 1900 ist er mit Gertrud Adickes (1878–1960, eine Cousine 2. Grades), der Tochter des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes verheiratet und das Paar hat einen Sohn und drei Töchter.

Franz Adickes nach einem Gemälde von Max Liebermann, 1910

Nach einem Jura-Studium in Göttingen, Heidelberg und Berlin und schloss er ein volkswirtschaftliches Studium 1888 in Straßburg mit einer Dissertation über das Thema „Innere Colonisation im Nordwesten“ Deutschlands ab. Er hatte ab 1894 in Posen eine leitende Funktion in der Ansiedlungskommission.

Aus Wikipedia:

„… Die Königlich Preußische Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen wurde 1886 als ein zentraler Bestandteil der Germanisierungspolitik der Ostprovinzen des Königreichs Preußen gegründet. Angestrebt wurde eine Neuansiedlung deutscher Zuwanderer in den Provinzen Posen und Westpreußen. Die Ansiedlungskommission bestand offiziell bis in die 1920er Jahre, ihre praktische Arbeit endete aber schon 1918.“

Ab dem 1. Januar 1908 wurde er Mitglied im Vorstand der Frankfurter Berg- und Metallbank von Richard Merton.

In der Seite der Freunde Historischer Wertpapiere lese ich:

„… Gründung 1906 mit 40 Mio. M Kapital (in 10 Serien á 4.000 Aktien) als Holding für Beteiligungen an der Metallgesellschaft und der Metallurgischen Ges. in Frankfurt a.M. sowie deren Auslandstöchtern in London und den USA. Gründer waren die Metallgesellschaft, die Degussa, die Disconto-Ges. in Berlin, die Bank für Handel und Industrie in Darmstadt, die Berliner Handels-Ges. sowie Grunelius & Co., Georg Hauck & Sohn, E. Ladenburg, Lazard Speyer-Elissen und Jacob S. H. Stern in Frankfurt.

Die Metallurgische Gesellschaft wurde 1910 und die Metallgesellschaft 1928 auf die Berg- und Metallbank AG als aufnehmende Gesellschaft verschmolzen, gleich darauf wurde der Traditionsname “Metallgesellschaft” wieder angenommen. Zunächst Handel mit Nichteisenmetallen, später auch Bergbau, Metallgewinnung und -verarbeitung, Chemiefabriken, Maschinen- und Anlagenbau (Lurgi), Handel, Gebäudetechnik und Bankbetrieb (Metallbank, später mit Gontard zusammengegangen, mit unrühmlichem Ende).

1972 Aufnahme der Sachtleben AG für Bergbau und chemische Industrie durch Verschmelzung. Ende der 90er Jahre in heftige Turbulenzen geraten und dann unter Führung der Deutschen Bank wieder saniert. Aktuell gab die als “mg technologies AG” firmierende Ges. den Großteil der Beteiligungen (vor allem Dynamit-Nobel) ab und konzentrierte sich auf das Hauptaktivum GEA.; 2005 in die “neue” GEA umfirmiert.“

Richard Albert Eugen Merton Quelle: https://www.lagis-hessen.de/pnd/119228378

Richard Merton, geboren am 1. Dezember 1881 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. Januar 1960 ebenda, war ein deutscher Industrieller und Politiker.

Ab dem 1. Oktober 1909 leitete Hugenberg bis 1918 als Vorsitzender des Direktoriums das Finanzwesen der Friedrich Krupp AG.

Ab 1912 bis zum Jahre 1925 war er Vorsitzender des Bergbauvereins.

Aus Wikipedia:

„… Der Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, kurz „Bergbau-Verein“, mit Sitz in Essen, konstituierte sich am 17. Dezember 1858 (nach einer vorbereitenden Sitzung vom 20. November 1858) als Unternehmerverband und Interessenvertretung im Oberbergamtsbezirk Dortmund.“

Gleichzeitig hatte er den Vorsitz des Zechenverbandes inne.

Aus Wikipedia:

„… Der Zechenverband war eine am 22. Januar 1908 gegründete Vereinigung von Arbeitgebern im Ruhrbergbau. Das Ziel des Verbandes war es, die gemeinsamen Interessen der Zechenunternehmen gegenüber den Arbeitern und Angestellten zu vertreten. Im Jahr 1933 wurde er aufgelöst.

 

Paul Randebrock, Generaldirektor, Bergrat, Vorstandsvorsitzender der Westfälischen Berggewerkschaftskasse Quelle: http://www.digiporta.net/index.php?id=519130734

Der Sitz des Vereins war Essen, weil dort seit 1858 auch der Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund angesiedelt war. Mitglied im neuen Verband konnten auch nur Zechen werden, die gleichzeitig im Verein für die bergbaulichen Interessen vertreten waren. Tatsächlich war der Verband fast eine Unterorganisation des Vereins, da in beiden Vorständen meist dieselben Personen saßen. So waren Bergrat Paul Randebrock von 1909 bis 1912 oder Alfred Hugenberg von 1912 bis 1925 jeweils Vorsitzende beider Organisationen. Geschäftsführer des Zechenverbandes war während der gesamten Zeit seines Bestehens Hans von und zu Loewenstein.“

Hans von Loewenstein zu Loewenstein um 1900 Quelle: http://seite119.com/Hans_Louis_Ferdinand_von_Loewenstein.html

Ab 1919 ist Hugenberg Mitglied im Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, über diesen schreibt Wikipedia:

„… Der Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) war der Spitzenverband der industriellen Unternehmerverbände in der Weimarer Republik.

Der Reichsverband entstand am 4. Februar 1919 aus dem Zusammenschluss des Bundes der Industriellen, des Centralverbandes deutscher Industrieller und des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. Offiziell wurde er am 12. April 1919 in Berlin gegründet.

In Zusammenarbeit mit dem Heereswaffenamt wurde 1926 die geheime Rüstungsorganisation Stega (Abk. für Statistische Gesellschaft) gegründet.

Franz von Papen 1945/46 Quelle: Wikipedia

In der Weltwirtschaftskrise war der Reichsverband stark zerstritten: Der rechte Flügel, wo sich viele Schwerindustrielle und kleinere Unternehmer fanden, optierten gegen jede weitere Regierungsbeteiligung der SPD und gegen jede weitere Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften. Sie wollten die Weimarer Republik zu einem Autoritäten Staat umgestalten, wie es Reichskanzler Franz von Papen mit seiner Idee eines „neuen Staats“ 1932 versuchte. Das schloss eine Zusammenarbeit mit der NSDAP nicht aus, erklärte Anhänger Adolf Hitlers wie der Schwerindustrielle Fritz Thyssen gab es in dieser Gruppe aber nur wenige. Im Oktober 1930 wurde auf Initiative des Bergbauvereins die „Wirtschaftspropagandistische Abteilung“ im RDI eingerichtet, welche unter anderem die Arbeitsgebiete „Wirtschaftsprogramm der politischen Parteien, insbesondere der nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ und „Das Wirtschaftssystem des Faschismus“ hatte. Dominierend im RDI war aber der eher gemäßigte Flügel, der für eine Fortsetzung der Kooperation mit der Linken und für eine Unterstützung der Regierung Brüning eintrat.

Heinrich Brüning, um 1930 Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1989-0630-504 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5347289

Hier fanden sich viele Unternehmer der Chemie-, der Elektro- und der Fertigwarenindustrie. Diesem Mehrheitsflügel des RDI gehörte auch Gustav Krupp von Bohlen und Halbach an, der von Oktober 1931 bis 1934 den Verband leitete. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten warf Thyssen Krupp und der Verbandsleitung vor, bislang „immer und zu jeder Zeit „Schleppenträger‘ des bisherigen Systems“ gewesen zu sein und der NSDAP stets ablehnend gegenübergestanden zu haben. Dies müsse sich nun ändern. Nachdem August Thyssen bereits am 23. März 1933 den Anschluss des RDI gefordert hatte, vereinigte sich der RDI schließlich mit dem Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände am 19. Juni 1933 zum Reichsstand der Deutschen Industrie.

August Thyssen Quelle: Wikipedia

Der RDI bildete die Dachorganisation für ca. 1.000 Fachverbände, die in 27 Fachgruppen organisiert wurden. Neben der Mitgliederversammlung waren der Hauptausschuss und das Präsidium die wesentlichen Gremien des Verbands.

Vorsitzende des Präsidiums waren: 1919–1925 Kurt Sorge – 1925–1931 Carl Duisberg – 1931–1933 Gustav Krupp von Bohlen und Halbach

Geschäftsführende Präsidialmitglieder waren: 1919–1920 Walter Simons – 1920–1925 Hermann Bücher – 1925–1933 Ludwig Kastl.

Die Zahl der Präsidiumsmitglieder betrug anfangs 16, ab 1923 36 Mitglieder. Weitere bekannte Präsidiumsmitglieder waren: Robert Bosch, Alfred Hugenberg, Paul Reusch, Paul Silverberg, Carl Friedrich von Siemens, Ernst Borsig, Hugo Stinnes, Julius Deutsch (AEG), Max Fischer (Carl Zeiss Jena), Hans Kraemer, Abraham Frowein, Rudolf Frank, Otto Moras und Philipp Rosenthal. Von der Gründung 1919 bis zur Auflösung 1933 war Jacob Herle einer der Geschäftsführer des RDI, in dem er den rechten Flügel anführte.“

Carl Friedrich von Siemens Quelle: vor 1916 auf einer Fotografie von Jacob Hilsdorf

Alfred Hugenberg also ein „ganz normaler“ Industrieller, ein bisschen nationalistisch, nicht gerade Anhänger und Verfechter der Weimarer Republik und nur ein bisschen antisemitistisch?

Seinem weiteren „Werdegang“ will ich an dieser Stelle vorgreifen und seinen Rechtsstreit um Entnazifizierung und Anspruch auf Entschädigungszahlungen schildern, in dem sich Hugenberg genauso darstellte, wie gerade geschildert.

Wikipedia schreibt:

„… Von 1946 bis 1951 befand sich Hugenberg in britischer Internierung. Es begann ein mehrjähriger Rechtsstreit um seine Entnazifizierung. Die entsprechenden Verfahren wurden vom ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Rechtsanwalt Joseph Borchmeyer betrieben. In mehreren Berufungsverfahren erfolgte 1948 die Einstufung in die Kategorie III (Minderbelastete), welche 1949 in die Kategorie IV (Mitläufer) und 1950 in die Kategorie V (Entlastete) geändert wurde. Das Gericht ging letztendlich mit Blick auf sein hohes Alter davon aus, dass von ihm keine weitere politische Betätigung mehr zu erwarten sei.“

Rechtsanwalt Joseph Borchmeyer Von unbekannt – Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch 1933, VIII. Wahlperiode, Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1933, PD-§-134, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4942149

(Wikipedia) Zur Beurteilung der Verantwortlichkeit und zur Heranziehung zu Sühnemaßnahmen wurden folgende Personengruppen gebildet:

I. Hauptschuldige (Kriegsverbrecher)
II. Belastete / Schuldige (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer)
III. Minderbelastete (Bewährungsgruppe)
IV. Mitläufer
V. Entlastete, die vom Gesetz nicht betroffen waren.

Wer wurde in welche Gruppe eingeteilt? Auszug aus meiner Familienchronik:

„… Die erste Gruppe ist relativ schnell abgehandelt, gemeint sind z.B. die Angeklagten der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse und dort saßen viel zu wenige auf der Anklagebank und es wurden viel zu wenige verurteilt, oder die Strafen fielen viel zu mild aus.

Gruppe zwei: Belastete und hier wird es sehr schwer, denn wer war nur „belastet“? Ein Ortsgruppenleiter oder auch untergeordnete Ränge, Hauptamtliche in den Gauverwaltungen, Mitarbeiter in den Büros der NSDAP, oder der dieser angeschlossenen Organisationen, evangelische Geistliche, die den „Deutschen Christen angehörten, also z. B. die Euthanasie (offizieller Standpunkt) unterstützten, Militärs, die bis „zur letzten Gewehrkugel“ kämpften, oder auch der „einfache Mann auf der Straße“, der sich an Misshandlungen von KZ-Häftlingen, Zwangsarbeitern oder Kriegsgefangenen beteiligte?

Bei der dritten Gruppe – „Minderbelastete“ – war man sich in allen Zonen und auch später vor den deutschen Kammern relativ schnell einig, man packte alle rein, die auf den vorbereiteten Listen der Alliierten standen und nicht der Gruppen eins und zwei zugerechnet werden konnten, oder die aufgrund von Aussagen so genannter Nazigegner oder auch durch Denunziation erfasst wurden. Sehr unterschiedlich fielen die Urteile aus, sie gingen von Haftstrafen bis zu Geldbußen und auf deren Höhe konnte man nicht wetten. Unter anderem auch deshalb, weil in so mancher deutschen Spruchkammer deren Mitglieder sich daran beteiligten, mit den Beklagten ein persönliches Hühnchen zu rupfen.

Gruppe vier waren die Mitläufer und in diese Gruppe sollte eigentlich mein Opa eingestuft werden, glaubte wenigstens er und ich auch. Sie wurde folgendermaßen definiert:

„ … Der Begriff des Mitläufers bezieht sich sowohl auf die Motivation als auch die eingenommene Rolle. Ein Mitläufer schließt sich nicht aus innerer Überzeugung einer Gruppe oder Handlung an, sondern folgt einem Gruppenzwang oder sucht die soziale Umgebung. Er nimmt auch keine tragende oder treibende Rolle ein.

Im Gegensatz dazu bezeichnet man jemanden, der aus Überzeugung handelt, als einen Sympathisanten.

Bliebe noch die Gruppe fünf der „Entlasteten“. Viel schreiben brauche ich dazu nicht, es waren eben diejenigen, die mit dem III. Reich nichts am Hut hatten, meine beiden Großmütter z.B. zählten dazu und auch meine beiden jüngeren Tanten. Nicht aber mein „Vater“ und Großvater, die sich diesen „Titel“ erschwindelt hatten.“

Reichskabinett Adolf Hitler – Hugenberg oben rechts Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 102-15348 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5481348

Natürlich war Hugenberg kein „Entlasteter“ und als er seine „Entnazifizierung auf den Höhepunkt trieb und auch noch Ansprüche auf Entschädigung anmeldete, bestätigte ein Senat des Bundesverwaltungsgerichts (AZ: 3 C 20.04) am 17. März 2005 die Rolle Hugenbergs als Wegbereiter der nationalsozialistischen Herrschaft.

In einem Prozess um das 1945 von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) enteignete Rittergut in Uhsmannsdorf bei Rothenburg/O.L. in Sachsen urteilte der Senat, dass Hugenberg „dem nationalsozialistischen System erheblichen Vorschub geleistet hat“, und verweigerte deshalb seinen Nachkommen eine Entschädigung.

Wikipedia beschreibt Hugenberg als Montanindustriellen, also einen Industriellen, der sich mit der Aufbereitung und direkten Weiterverarbeitung von Bodenschätzen befasst – mit dem Bergbau (insbesondere des Kohlebergbaues) und die rohstoffverarbeitende Schwerindustrie, Eisen- und Stahlindustrie. Aber auch als Rüstungsindustriellen – und da fällt mir spontan die Zusammenarbeit mit der so genannten „Schwarzen Reichswehr“ ein, also Waffenproduktion, die laut „Versailler Vertrag“ unzulässig war.

Aber auch als Medienunternehmer und Politiker (DNVP) wird er beschrieben, der „während der ersten Monate nach Hitlers Machtergreifung Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung in dessen erstem Kabinett (war). Er gilt als bedeutendster bürgerlicher Wegbereiter des Nationalsozialismus“, so Wikipedia.

Der Hugenberg-Medienkonzern, der rund die Hälfte der deutschen Presse kontrollierte, trug mit nationalistischer und antisemitischer Propaganda maßgeblich zum Aufstieg der rechten bzw. rechtsextremistischen Parteien in der Weimarer Republik bei.

Hugenberg gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Alldeutschen Verbandes, der von 1891 bis 1939 bestand und in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs zeitweise zu den größten und bekanntesten Agitationsverbänden zählte.

Aus Wikipedia:

„… Er wurde als eine der lautstärksten und einflussreichsten Organisationen des völkischen Spektrums wahrgenommen. Sein Programm war expansionistisch, pangermanisch, militaristisch, nationalistisch sowie von rassistischen und antisemitischen Denkweisen bestimmt. Regional war der Alldeutsche Verband in Ortsgruppen organisiert, die auch im Ausland existierten.“

Im Jahre 1916 übernahm Hugenberg den bedeutenden Scherl-Verlag, welcher eine deutsch-nationale Ausrichtung hatte.

August Scherl Quelle: Wikipedia

Aus Wikipedia:

„… August Hugo Friedrich Scherl, geboren am 24. Juli 1849 in Düsseldorf, gestorben am 18. April 1921 in Berlin) war ein Berliner Großverleger.

August Hugo Friedrich Scherl gründete am 1. Oktober 1883 einen Presse- und Buchverlag, der seit 1900 den Namen „August Scherl Verlag“ trug. Seit dem 3. November 1883 gab er als ersten deutschen „Generalanzeiger“ den „Berliner Lokal-Anzeiger“ heraus, seit 1899 erschien in seinem Verlag das illustrierte Wochenblatt „Die Woche“.

Leopold Ullstein; Porträt von Oskar Begas, 1882

Er besaß zeitweise die auflagenstärksten Zeitungen in Deutschland und war Konkurrent von Leopold Ullstein und Rudolf Mosse. Den Schlüssel zum Erfolg seiner Zeitungen schaute er bei ausländischen Blättern ab: Statt umständlich-kenntnisreiche Kommentare abzudrucken, bauten diese vor allem auf kurze Nachrichten auf und sicherten sich damit Millionenauflagen. Scherl machte es ihnen nach.

Rudolf Mosse (1900) Quelle: Wikipedia

Scherl beschäftigte sich auch mit Theaterorganisation, mit Lotterie-Systemen und der Einschienenbahn.

1909 entwickelte er in seinem Buch „Ein neues Schnellbahnsystem“ ein Einschienenbahnsystem für Deutschland. Seine kostspieligen Zeitungsprojekte waren wirtschaftlich nicht erfolgreich, so dass er sein Presse-Unternehmen 1913 an den „Deutschen Verlagsverein“ verkaufte und 1914 ausschied. Sein überregionales Zeitungsimperium wurde im Jahr 1916 von Alfred Hugenberg und später von Max Amann (Franz-Eher-Verlag) übernommen.

Max Amann Quelle: https://reichsfoto.wordpress.com/2018/11/24/max-amann-24-11-1891-30-03-1957/

Scherl wohnte anfangs in der Naunynstraße (Elternhaus), später repräsentativ immer in zentraler Lage, in Berlin. Er soll eine millionenteure Villa in der Villenkolonie Berlin-Grunewald heimlich erbaut haben, um seine Frau zu überraschen. Als diese sich bei einer Vorbeifahrt abfällig über den Bau äußerte, ließ Scherl angeblich das Haus abreißen, ohne seine Frau zu informieren. Das „Geheimnis“ seines Erfolges war große Risikobereitschaft, ökonomische Vernunft, weit vorausschauende Innovationskraft und Misstrauen.

Sein Grab findet sich auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin neben dem seiner Gattin, der Schauspielerin Flora Rosner.

November 1918, Hugenberg wird Mitbegründer und einflussreiches Mitglied der nationalistischen DNVP, deren Ziele – die Beseitigung der Weimarer Republik und Wiedereinführung der Monarchie – sein Hugenberg-Konzern unterstützte.

Aus Wikipedia:

„… Der Hugenberg-Konzern war ein Medienunternehmen aus Verlagen, Pressediensten und -agenturen (Telegraphen-Union, Transocean), Werbeagenturen, Korrespondenzdiensten, Filmgesellschaften (wie z. B. UFA mit Wochenschauen) und Zeitungsbeteiligungen, welches er 1933 an die NSDAP verkaufte. Das Geld für sein Medienimperium erhielt er von der Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte.

Seit dem 20. Oktober 1928 war Hugenberg Vorsitzender der DNVP und führte die Partei, nach einer Phase der Kooperationsbereitschaft zwischen 1925 und 1928, in eine Richtung der Fundamentalopposition und einer – wenn auch keineswegs reibungslosen – Zusammenarbeit mit den aufstrebenden Nationalsozialisten. Auf Initiative von Alfred Hugenberg traf sich am 11. Oktober 1931 in Bad Harzburg die „Nationale Opposition“, namentlich Harzburger Front, zu einer Großveranstaltung, um ihre Geschlossenheit im Kampf gegen die Weimarer Republik zu demonstrieren. Zur Reichstagswahl am 5. März 1933 schloss sich die DNVP mit dem Frontsoldatenbund Stahlhelm zur Kampffront Schwarz-Weiß-Rot zusammen.

Bad Harzburg, Aufmarsch der nationalen Opposition Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 102-12403 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5480498

„Die Harzburger Front war ein Bündnis antidemokratischer Nationalisten und Rechtsextremisten gegen das zweite Kabinett Brüning. Das Bündnis zwischen NSDAP, DNVP, Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Reichslandbund und dem Alldeutschen Verband trat nur bei einer Tagung in Erscheinung, die am 11. Oktober 1931 in Bad Harzburg stattfand.

Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot war ein nach den alten Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot benanntes Wahlbündnis aus Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) und Stahlhelm. Die de facto von der DNVP dominierte Kampffront wurde am 11. Februar 1933 gegründet und trat nur zur Reichstagswahl am 5. März des Jahres an, bei der sie 8 % der Stimmen erreichte. Beim Geheimtreffen vom 20. Februar 1933 wurde der NSDAP zusammen mit der Kampffront ein Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark von Industriellen zur Verfügung gestellt, von dem die Kampffront 25 % erhielt“, schreibt Wikipedia.

Er verwaltete die Gelder der Ruhrlade, die an politische Parteien verteilt wurden. Wikipedia: „… Die Ruhrlade war eine Interessenvereinigung der zwölf einflussreichsten Ruhrindustriellen. Sie existierte von 1928 bis 1939.

Hugenberg war zudem Mitglied der Gäa. Wikipedia:

„… Gäa (historischer Verband)

Die Gäa war ein adlig-bürgerlicher deutscher Zusammenschluss und wurde 1922 in München gegründet; der Verein löste sich im März 1933 auf.

Die Vereinigung trat vor allem als Finanzier rechter Massenpropaganda auf; sie wurde zur wichtigsten Propagandaschaltstelle der Rechten in Süddeutschland. Die behandelten Themen waren anfangs vor allem die „Kriegsschuldlüge“, die Dolchstoßlegende und der Friedensvertrag von Versailles. In der Gäa versammelten sich Großgrundbesitzer, Ruhrindustrielle, höhere Offiziere und Rechtsintellektuelle.

Prinz Eugen zu Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein und seine Braut Prinzessin Maria zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1916) Quelle: Wikipedia

Der erste Vorsitzende war Eugen Fürst zu Oettingen-Wallerstein, der zugleich Vorsitzender des Großgrundbesitzerverbandes war; der zweite Vorsitzende war Karl Haniel. Geschäftsführer war Franz Eduard Freiherr von Gebsattel. Gebsattel und Paul Nikolaus Cossmann, Herausgeber der „Süddeutschen Monatshefte“, hielten über Paul Reusch engen Kontakt zu den schwerindustriellen Geldgebern.

Paul Reusch Quelle: Von MAN SE, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7543240

Paul Reusch war einer der mächtigsten deutschen Industriekapitäne. Über Beteiligungen der Familienaktionäre der Gutehoffnungshütte im Verlagswesen und die Präsenz in der Gäa hatte die Hütte deutlichen Einfluss in der süddeutschen Presse (v. a. „Münchner Neueste Nachrichten“, „Fränkischer Kurier“, Verlag Knorr & Hirth, „Süddeutsche Monatshefte“), was Reusch 1932 – erfolglos – zugunsten einer Einbindung der NSDAP in eine künftige rechtsgerichtete, wirtschaftsfreundliche Reichsregierung nützen wollte.

Albert Vögler (1933) Quelle: Von unbekannt – Büro des Reichstags (Hg.): Reichstags-Handbuch 1933, IX. Wahlperiode, Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1934, PD-§-134, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4919406

Vorstandsmitglieder der Gäa waren ferner Hr. Clairmont (Vorsitzender des Bayerischen Industriellenverbandes), Albert Vögler, Stahlmagnat, und Geheimrat Heim. Die Gäa stand lose in Kontakt mit dem Deutschen Herrenklub. Gebsattel hielt jedenfalls 1928 Kontakt zu Ernst Röhm.

Ein Auszug weiterer Mitglieder:

Ernst August Paul Borsig Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 102-12818 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5480709

Ernst Borsig – Hermann Dietrich (Vorsitzender des Generalverbandes der deutschen Raiffeisengenossenschaften) – Carl Freiherr von Gienanth (Vorsitzender des Verbandes Pfälzischer Industrieller) – Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg

Georg Enoch Freiherr von und zu Guttenberg als kaiserlicher Marineoffizier Quelle: Wikipedia

– Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg – Fürst zu Hohenlohe-Langenburg – Fürst zu Isenburg-Birstein (Reichsgrundbesitzerverband) – Gustav von Kahr – Kurt Sorge (Vorsitzender des Reichsverbandes der deutschen Industrie) – Franz Schenk von Stauffenberg,

Franz Schenk von Stauffenberg Quelle: Von unbekannt – E. Kienast (Hg.): Der Deutsche Reichstag 1936, III. Wahlperiode, R. v. Decker´s Verlag, G. Schenck, Berlin 1936, PD-§-134, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4907504

während der Weimarer Republik Mitglied des Reichstages von Mai 1924 bis Mai 1928 und von September 1930 bis März 1933 (DNVP; Wahlkreis 31 Württemberg). Ab November 1933 gehörte er dem Reichstag über die württembergische Wahlliste der NSDAP an. – Alfred von Tirpitz Großadmiral, von 1897 bis 1916 Staatssekretär des Reichsmarineamts und später Politiker der Deutschnationalen. – Josias zu Waldeck und Pyrmont, Politiker der NSDAP, Mitglied des Reichstags, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und Polizei. – Tilo von Wilmowsky, war Verwaltungsjurist, Rittergutsbesitzer und Industrieller.

Josias zu Waldeck und Pyrmont im April 1947 Quelle: Wikipedia
Josias zu Waldeck und Pyrmont, hier im Rang SS-Obergruppenführer der Allgemeinen SS, Portraitkarte (von Januar 1936 bis April 1942) Quelle: Wikipedia

Aus Wikipedia:

„… Der Deutsche Herrenklub (DHK) war eine Vereinigung von Großgrundbesitzern, Großindustriellen, Bankiers, hohen Ministerialbeamten und anderen Personen des öffentlichen Lebens während der Weimarer Republik. In der Zeit des Nationalsozialismus benannte er sich in Deutscher Klub um.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre entstanden verschiedene regionale Ableger des Herrenklubs wie der Hamburger Nationalklub.“ (…)

Der Hamburger Nationalclub war ein 1919 gegründeter nationalistischer Herrenklub, dessen Mitglieder überwiegend dem Kreis der Hanseaten entstammten. (…)

Die Mitglieder des Nationalklubs lehnten die Revolution von 1918 entschieden ab und bekämpften die Weimarer Republik. Die wichtigste Aufgabe sah der Klub in der „Erneuerung des nationalen Bewußtseins“. So heißt es in der Satzung des Klubs:

„Der Zweck des Vereins ist die Stärkung des nationalen Empfindens und die Vertiefung des Verständnisses für staatspolitische, insbesondere wirtschaftliche Aufgaben des Deutschen Reiches.“

Bis hierher dürfte klar geworden sein, Hugenberg war natürlich kein „Entlasteter“ und die Einschätzung der Kammer entsprach zwar durchaus den damals üblichen Gepflogenheiten, aber sie war eine totale Fehleinschätzung, wie so viele Fehlurteile diese Periode der „Persilscheinurteile“.

Hugenberg mit ausländischem Journalisten Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 102-14161 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5415516

Im Juli 1929 näherte sich Hugenberg der NSDAP an, Wikipedia schreibt:

„… Im Juli 1929 nahm Hugenberg die – bis dahin noch unbedeutende – NSDAP in den „Reichsausschuß für das Volksbegehren gegen den Young-Plan“ auf und verschaffte ihr so im „nationalen Lager“ enorme Publizität und Reputation. Fortan druckten die Konzern-Blätter Hitlers Reden im vollen Wortlaut; DNVP und NSDAP führten gemeinsame Wahlkampfveranstaltungen durch.“

Und aus der gleichen Quelle:

„… Der Volksentscheid gegen den Young-Plan war ein Versuch zur Volksgesetzgebung in der Weimarer Republik. Er wurde durch das 1929 von rechten Parteien und Organisationen gestartete Volksbegehren „gegen die Versklavung des Deutschen Volkes (Freiheitsgesetz)“ ausgelöst, mit dem diese die Einigung der Regierung Müller mit den ehemaligen Gegnern des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg über die Höhe und Bedingungen der Reparationszahlungen im Young-Plan rückgängig machen wollten. Zur Entscheidung gestellt wurde das sogenannte Freiheitsgesetz, das auf eine Gesamtrevision des Versailler Vertrages hinauslief und den Mitgliedern der Reichsregierung Landesverrat unterstellte. „

Getrost kann man also schreiben, Alfred Hugenberg war die treibende Kraft für das Bündnis der Rechten gegen den Young-Plan und die Hugenbergischen Zeitungen hatten ab 1929 mit der einsetzenden Weltwirtschaftskrise einen sehr direkten Einfluss auf die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Und der Historiker Joachim Fest beschrieb Hugenberg als ehrgeizig, engstirnig und skrupellos.

Am 30. Januar 1933 tragen die „Bemühungen“ Hugenberg‘s Früchte. Der angeblich hinter der Verfassung stehende Reichspräsident Hindenburg beruft in das von Hitler geführte Kabinett Hugenberg als Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung.

Wikipedia:

„… Hugenberg trat jedoch schon am 29. Juni 1933 von allen Minister- und Parteiämtern zurück. Hintergrund seines Rücktritts war, dass die Nationalsozialisten ihn und seine Partei politisch ausschalten wollten. Um dies zu erreichen, wurde ihm gestattet, am 12. Juni 1933 auf der Weltwirtschaftskonferenz in London Forderungen vorzutragen, die die Rückgabe der deutschen Kolonien zum Inhalt hatten. Nachdem die Teilnehmer der Konferenz sein Anliegen vehement zurückgewiesen hatten, wurden seine Forderungen sogleich als seine private Meinung ausgegeben.

Hugenberg wollte die ihm zugetragene Rolle einer Galionsfigur der Konservativen nicht weiter mittragen und gab seine Ämter auf. (…)Hugenberg blieb jedoch bis 1945 Reichstagsmitglied „als Gast der NSDAP“. (…) Wie so viele der Förderer Hitlers spielte er im weiteren Verlauf der nationalsozialistischen Diktatur keine Rolle mehr, wohl aber die durch Hugenberg konzentrierte Presselandschaft. Der Großteil wurde von NS-Verlagen übernommen, so vom monopolistischen, NSDAP-nahen Franz-Eher-Verlag. Am 3. März 1943 erhielt Hugenberg den Adlerschild des Deutschen Reiches.“

Berlin, 25 Jahre UFA Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-J05504 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5364347

Der Adlerschild des Deutschen Reiches wurde vom Reichspräsidenten Friedrich Ebert am 15. November 1922 gestiftet und war eine „nichttragbare Auszeichnung“. Träger war unter anderen Max Liebermann.

Über die Rolle Hugenbergs als Medienunternehmer schreibt Wikipedia:

„… Bereits 1912 führte Hugenberg eine verdeckte Pressekontrollbehörde, in der er versuchte, Einfluss auf die Meinungsbildung zu gewinnen. 1913 kaufte er von dem Legationsrat von Schwerin vier kleinere Nachrichtenbüros, die er zur „Telegraphen Union GmbH (TU)“ zusammenschloss.

Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg Quelle: Wikipedia

Das langfristige Ziel lag im Angriff auf das Monopol des Wolffschen Telegraphen-Bureaus (WTB). August Scherl setzte 1913 Reichskanzler Bethmann-Hollweg davon in Kenntnis, dass er sich von Stammanteilen seines Konzerns im Wert von 8 Millionen Mark trennen werde. Er ließ verlauten, dass Rudolf Mosse ihm für diese 11,5 Millionen Mark biete; er würde die Anteile jedoch „Freunden der Regierung“ für 10 Millionen überlassen. Das Unternehmen, neben Ullstein und Mosse einer der drei großen Berliner Mediengiganten, wurde schließlich von Baron Simon Alfred von Oppenheim und dem Kölner Finanzier Louis Hagen mit einer Finanzierung von 8 Millionen Mark aufgefangen. Am 5. Februar 1914 legte Scherl die Geschäftsführung nieder.

Reichs-Bücherwoche – Kauft Scherl-Bücher

Die neue Holding „Deutscher Verlagsverbund“ machte jedoch bald Schulden in Millionenhöhe. Die Käufer wendeten sich an die Reichsregierung. Diese wiederum wurde mit Hugenberg handelseinig, der dem „Deutschen Verlagsverein“ die Tilgung der Schulden zusicherte, unter der Voraussetzung, dass ihm die Anteilsmehrheit am Scherl-Unternehmen übertragen würde. Am 25. März 1916 übernahm Hugenberg den Vorsitz in Scherls ehemaligem Unternehmen. Zu den Unterstützern der Übernahme gehörte das preußische Innenministerium, das Hugenberg im August 1914 sowie im Jahre 1916 je 2,5 Millionen Mark zur Verfügung stellte.

1914 gründete Hugenberg schließlich noch die „Auslands GmbH“, mit Sitz in Essen. Zweck der Gesellschaft unter Beteiligung der Schwerindustrie war die Förderung der Beziehungen der rheinischen Industrie zu ausländischen Kulturgebieten durch Verbesserung des Nachrichtenwesens. Mit Gründung vom 30. April 1914 komplettierte die „Auslands Anzeigen GmbH“ mit Sitz in Berlin das Unternehmen. Sie sollte Anzeigen deutscher Industrieller im Ausland lancieren, konnte sich nach Kriegsbeginn aber kaum entfalten.

Mit der Gründung der „Ala“, der „Allgemeinen Anzeigen GmbH“ am 9. März 1916 begann der Ausbau des Medienkonzerns zum vollendeten Konkurrenten der Unternehmungen Ullsteins und Mosses – der Angriff zielte auf die Vorherrschaft Mosses bei der Vermittlung von Zeitungs- und Zeitschriftenwerbung. Um das Netz an Zweigniederlassungen aufzubauen, das die Annoncenexpedition benötigte, erwarb Hugenberg 1917 die Anteilsmehrheiten der Firmen „Haasenstein und Vogler“ und „Daube und Co.“. Die „Ala, Vereinigte Anzeigengesellschaft Haasenstein und Vogler, Daube und Co.“ wurde zur größten Anzeigen-Expedition in Deutschland. In das Jahr 1917 fiel zudem die Gründung der „VERA“, der Verlagsanstalt GmbH mit Sitz in Berlin. Sie fungierte als Fachberatungsstelle für Großindustrielle, die Eigentümer von Zeitungen wurden. Der Kampf um die Provinzpresse begann mit den nun folgenden Übernahmen des sich ausbreitenden Konsortiums.

In den folgenden Jahren baute Hugenberg aus dem Scherl-Verlag und der Telegraphen-Union ein Medienkonglomerat aus Verlagen, Nachrichtendiensten, Werbeagenturen, Korrespondenzdiensten, Filmgesellschaften und zahlreichen Zeitungsbeteiligungen auf. Die Flaggschiffe aus Scherls Zeitungsimperium gaben dem Hugenberg-Konzern eine monarchistische und während der Weimarer Republik rechtsnationale bis schließlich offen nationalsozialistische Ausrichtung.

Am 1. Januar 1919 trat Hugenberg aus dem Krupp-Konzern aus. Bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 wurde er in die Nationalversammlung gewählt; bei der Reichstagswahl vom 6. Juni 1920 wurde er – als führender Mann der DNVP – in den Reichstag gewählt.

Am 23. Oktober 1922 gründete Hugenberg die „Mutuum Darlehen Aktiengesellschaft“, eine Zeitungsbank, die an Zeitungen Kredite vergab, sich an Zeitungen beteiligte und die darüber hinaus Zeitungen mit der VERA verband. Aktionäre konnten sich über das Instrument der Zeitungsbank Einfluss auf Organe sichern. Das Unternehmen gewann im selben Jahr seine praktische Seite mit der Gründung der „WiPro“, der „Wirtschaftsstelle der Provinzpresse“. Diese erlaubte es der Telegraphen-Union Hugenbergs, das Monopol aufzubrechen, das auf dem deutschen Nachrichtenmarkt bis dahin bei Wolffs Telegraphischem Bureau (W.T.B.) lag. So ließ sich der Verkauf der Nachrichten mit der „WiPro“ optimieren, die fertige Matern an Zeitungskleinverlage verkaufte. Das Unternehmen wurde 1923 in der Inflation durch einen gleichartigen Zuerwerb erweitert. Es bot Leitartikel, Nachrichten, Romane und Sportberichte an, druckfertig in Pappstreifen gepresst, die in den Provinzdruckereien nur noch mit Hilfe der gewöhnlichen Metallgießmaschinen zu den fertigen Druckplatten verarbeitet werden mussten. Die meisten Provinzblätter, die sich auf diesem Weg Redakteure sparten, bezogen wenig später ihre Kolumnen aus Hugenbergs Werkstätten.

Der Kundenstamm wuchs in den zwanziger Jahren auf 1600 deutsche Zeitungen von deutschnationalen Blättern bis liberal-konservativen. Hugenbergs Konzern beschäftigte im Verlauf einen Stab von 2000 Mitarbeitern, darunter über 500 Festangestellte und 90 Redakteure mit der Aufgabe, Nachrichten auszuwählen, zu formulieren und zu kommentieren.“

Und wie auch heute wieder üblich, zum Pressekonzern kam auch die Filmwirtschaft dazu, Wikipedia schreibt:

„… Zum Pressesektor kam die noch junge Filmbranche. Bereits 1916 gründete Hugenberg mit dem Publizisten Ludwig Klitzsch (dem Generaldirektor der UFA ab 1927) die Deutsche Lichtbild-Gesellschaft, aus der 1920 die Deuligfilm A.-G. hervorging. Als glänzende Akquisition erwies sich 1927 die UFA – Universum Film AG, die er mit Hilfe der Deutschen Bank sanierte.

Letztendlich werfen auch die von Hugenberg veröffentlichte Schriften ein Bild seiner Einstellung in die Öffentlichkeit, dass dem eines „Mitläufers“ nicht entspricht:

Die Besiedelung der norddeutschen Moore. Hannover 1888. (Dissertation)
Innere Colonisation im Nordwesten Deutschlands. 1891.
Bank- und Kreditwirtschaft des deutschen Mittelstandes. München 1906.
Hugenberg gegen Erzberger. 1919.
Streiflichter aus Vergangenheit und Gegenwart. Berlin 1927.
Die Deutschnationalen und die Kriegstribute. 1928.
Klare Front zum Freiheitskampf: Rede gehalten auf dem 9. Reichsparteitag der Deutschnationalen Volkspartei in Kassel am 22. November 1929. 1929.
Hugenbergs weltwirtschaftliches Programm. Berlin 1931.
Hugenbergs innenpolitisches Programm. Berlin 1931.
Der Wille der Deutschnationalen. 1932.
Die soziale Frage in Deutschland. 1932. Ausführungen des Herrn Reichswirtschaftsministers und Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Hugenberg, Mitglied der Deutschen Delegation für die Wirtschaftliche Kommission der Weltwirtschaftskonferenz. 1933.
Die neue Stadt. Gesichtspunkte, Organisationsformen und Gesetzesvorschläge für die Umgestaltung deutscher Großstädte. Berlin 1935.

Die Journalistin Heidrun Holzbach / DPA bezeichnet Hugenberg in einem Artikel – erschienen im Stern am 26. November 2003 – als Hitlers „Steigbügelhalter“:

„…Der „Herr über Presse und Film“, wie Alfred Hugenberg im demokratischen Blätterwald der Weimarer Republik genannt wurde, war der erste Medienmogul Deutschlands. Sein Presseimperium machte die Nazis populär.

Reichskabinett Adolf Hitler Quelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5434087

Ohne ihn wären die Nazis nicht an die Macht gekommen. (…) Der „Silberfuchs“ und „Herr über Presse und Film“ (…) war der erste Medienmogul Deutschlands. Sein Presseimperium machte die Nazis populär. Mehr noch: Hugenberg reichte als Vorsitzender der erzreaktionären Deutschnationalen Volkspartei Hitler am 30. Januar 1933 die Hand zur Koalition, denn allein hätte es der NSDAP nach dem Wahlergebnis nicht zur Regierungsübernahme gereicht.

Seinen Zeitgenossen galt Hugenberg lange Zeit als „der Mann im Dunkeln“, wie die liberale „Vossische Zeitung“ 1926 schrieb. (…) Fest überzeugt davon, dass sich Deutschland außenpolitisch einen „Platz an der Sonne“ erkämpfen und innenpolitisch vor dem „Schwatzbuden-Parlamentarismus“ bewahrt werden müsse, sammelte er schon während des Kaiserreichs bei der Industrie Gelder in Millionenhöhe. Diese Spenden und Darlehen nutzte er, um nach und nach einen gigantischen Medientrust aufzubauen. Er sollte die öffentliche Meinung im Sinne der Hugenbergschen Weltanschauung beeinflussen, die er mit der Führungsriege der Schwerindustrie teilte. (…)

Zum Biedermann Hugenberg gesellte sich 1929 der Brandstifter Adolf Hitler. (…) Im Zuge der Medienkampagne des Hugenberg-Konzerns war die NSDAP bis in den letzten Winkel Deutschlands bekannt geworden. (…)

Kann man die Medienmacht heutiger Konzerne von Bertelsmann und Springer mit dem Einfluss Hugenbergs vergleichen? „Berlin ist nicht Weimar“, sagt der Dortmunder Zeitungswissenschaftler und Historiker Professor Hans Bohrmann. Besorgniserregend sei allerdings die „Entpolitisierung der Öffentlichkeit“ durch das Privatfernsehen. Dort würden wie bei Hugenberg „Träume und Unterhaltung“ verkauft. Es fehle aber die klare weltanschauliche Ausrichtung.

Alfred Hugenberg stirbt am 12. März 1951 auf dem Gutshof der Familie. in Kükenbruch, einer kleinen Ortschaft in Ostwestfalen-Lippe und ist Ortsteil der Gemeinde Extertal im Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen.